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Aktive eigene Stellengesuche Teil I – Bewerbung Tipps und Tricks

Nachdem nun dargestellt wurde, welche unterschiedlichen Bewerbungsgründe es geben kann und wie sich die Situation beim Bewerber darstellt, ist auf einen ganz wichtigen Punkt einzugehen: die Entfaltung von Eigenaktivitäten. Bei Bewerbern in ungekündigter Position trifft man dies z. B. durch gezielte Anschreiben an bestimmte Firmen recht häufig an, aber auch bei arbeitslosen Bewerbern – wenn auch nicht in gleichem Umfang. Der Grund mag eine gewisse Resignation sein, die umso verständlicher ist, je länger jemand arbeitslos ist. Trotzdem muss aus den Erfahrungen der Praxis gesagt werden, dass Bewerber bei weitem nicht alle – mitunter recht einfachen und naheliegenden – Möglichkeiten ausschöpfen, die die Eigeninitiative bietet und die oft zum Erfolg führen. Das Nächstliegende ist die Stellenanzeigen zu durchforsten und darauf zu antworten. Man kann selbst in einer Tages- oder Fachzeitung ein Stellengesuch aufgeben; es bieten sich der große Bereich der so genannten blinden Bewerbungen und die Ausnutzung persönlicher Kontakte für die Stellensuche. Auch das Internet bietet mittlerweile zahlreiche Jobbörsen und die Möglichkeit einer gezielten Ansprache von Firmen.

Außerdem kann man auch selbst aktiv werden, um das vermittelnde Arbeitsamt zu unterstützen, anstatt auf Hilfe von dort zu warten.

Und schließlich gibt es in letzter Zeit auch Zusammenschlüsse ganzer Abgangsklassen von Instituten oder Ausbildungseinrichtungen in Form von manchmal recht originell aufgemachten Sammelbewerbungen. Allen eigenen Aktivitäten ist eines gemeinsam (oder sollte es unbedingt sein!!): dass man genau weiß, was man will. Fis wird wenig helfen, wenn Sie z. B. ganz allgemein bei einer Firma anfragen, ob jemand gesucht wird. Besser ist es, gezielt zu fragen und die eigene Situation kurz zu umreißen, aber auch auf eigene Kenntnisse, Fähigkeiten und Stärken angemessen hinzuweisen. Mit geschickten eigenen Bewerbungsaktivitäten werden Sie zudem auch persönliche Pluspunkte beim neuen Arbeitgeber sammeln können, da sich dieser z. B. anhand Ihrer Vorgehensweise rasch ein Bild machen kann. Aktive eigene Suche trägt auch ganz erheblich dazu bei, Frustrationen vorzubeugen und das Selbstwertgefühl zu steigern, besonders dann, wenn Sie Ihren Arbeitsplatz verloren haben. Im Folgenden sollen deshalb einige Hilfen für die eigenen Bewerbungsaktivitäten dargestellt werden. Die Zuschriften auf Stellenanzeigen der Arbeitgeber werden in einem besonderen Bewerbung-Artikel behandelt.

Stellengesuche – Aufbau und Inhalt
Anzeigen in Tageszeitungen sind manchmal sehr teuer, doch das soll Bewerber nicht abschrecken, selbst Initiative zu entfalten und ein Inserat aufzugeben. Erkundigen Sie sich am besten vorher genau nach den Anzeigenpreisen für Stellengesuche. Während man in großen Tageszeitungen (Wochenendausgabe) manchmal für eine relativ kleine, einspaltige Anzeige bis zu € 250,- hin blättern muss, kann man für denselben Preis in Fachpublikationen schon eine wesentlich größere Anzeige schalten. Es kommt deshalb bei einem Eigeninserat in erster Linie darauf an herauszufinden, wo man am sinnvollsten und am günstigsten inseriert. Wenn Sie sich z. B. für eine überregionale Zeitung entscheiden, dokumentieren Sie damit Mobilität (sofern keine regionalen Einschränkungen gemacht werden), zu der Sie bei einer Antwort dann auch stehen müssen.
Beispiel: Sie sind Organisationsprogrammierer, wohnen in Hannover, inserieren ohne Ortseinschränkung in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und bekommen ein Angebot aus Berlin.

Dann sollten Sie auch bereit sein auf dieses Angebot einzugehen. Wenn Sie hingegen an Ihrem jetzigen Wohn- oder Arbeitsort bleiben wollen oder zumindest in der Region, empfiehlt sich eine Anzeige in lokalen Blättern. Wollen Sie sich branchenspezifisch verändern, wird für eine Eigenanzeige am besten eine entsprechende Publikation geeignet sein, z. B. für Berufe im Buchhandel oder in Verlagen das „Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel“, für EDV-Berufe die „Computerwoche“ oder für steuerberatende Berufe die Zeitschriften „Der Betrieb“ oder „Betriebsberater“. Bei qualifizierteren oder akademischen Berufen ist ferner an die Wochenzeitung „DIE ZEIT“ oder an die Karriereseite des „Handelsblattes“ oder der „Wirtschaftswoche“ zu denken, um nur Beispiele zu nennen. Sie sollten sich deshalb genau überlegen, wen Sie wo am besten mit Ihrem Anliegen erreichen. Der Inhalt der Anzeigen bzw. deren Aufbau bereitet vielen Bewerbern immer wieder Schwierigkeiten, sodass man manchmal nicht nur haarsträubende, sondern auch recht amüsante Anzeigen finden kann, die für teures Geld aufgesetzt wurden, aber im Ergebnis absolut wirkungslos sind. Dazu ein Beispiel:

Veteran (55 Jahre)
mit langjähriger Erfahrung in den Bereichen Pädagogik Marketing, Militär, sucht herausfordernde Position in Wirtschaftsunternehmen oder Verband. Zuschriften unter Chiffre…

Diese Anzeige, aufgegeben in einer überregionalen Zeitung, ist absolut nichts sagend. Die Erfahrungen in den genannten Bereichen sind schön und gut, aber es fehlt die Aussage, wofür der Bewerber sich eigentlich konkret interessiert. Kaum ein Arbeitgeber wird sich beim Lesen dieser Anzeige Gedanken darüber machen, ob er für den Inserenten eventuell eine Position hätte. Das Ganze sieht eher so aus, dass der Bewerber in den genannten Bereichen zwar tätig war, aber irgendwo gescheitert sein muss und nun – nicht zuletzt aufgrund seines Alters – einen Neuanfang machen will. Zudem fehlen wichtige Angaben über Kenntnisse und Fertigkeiten, auch branchenspezifische Prioritäten und regionale Angaben vermisst man in der Anzeige.

Genaue Tätigkeitsbeschreibung
Zum Beispiel Maschinenbauingenieur, Speditionskaufmann, Verlagskaufmann, Anzeigendisponent oder Ähnliches. Je genauer Sie Ihre Tätigkeit mit einer Berufsbezeichnung beschreiben oder bezeichnen können, umso höher die Chance, in diesem Beruf einen Interessenten zu finden. Inserieren Sie stets mit der Bezeichnung, die Sie auch weiterhin beim neuen Arbeitgeber führen bzw. mit der Beschreibung der Tätigkeit, die Sie auch (weiterhin) ausführen wollen. Vermeiden Sie allgemeine Hinweise oder mehr lächerlich klingende Bezeichnungen auf frühere, gar nicht mehr aktuelle, Positionen (z. B.: Ehemalige Stewardess sucht neuen Wirkungskreis). Ihre genaue Tätigkeitsbeschreibung sollte als Blickfang in der Überschrift stehen (Eye-catcher). Ihr kommt
nämlich ein sehr hoher Aufmerksamkeitswert zu, und schon deshalb müssen Sie sich große Mühe geben hier keine falschen Akzente zu setzen.

Kenntnisse, Fertigkeiten und Berufserfahrungen
In knapper und prägnanter Form sollte dargestellt werden, was Sie bisher gemacht haben, wo Ihre Stärken liegen und auf welchen Gebieten Sie Spezialist sind. Das erleichtert dem Leser (= neuen Arbeitgeber) die Orientierung. Schreiben Sie z. B. nicht: „Generalist auf den Gebieten Marketing und Vertrieb“, weil das zu allgemein ist. Besser wäre z.B.: „Umfassende Erfahrungen in der Auftragsbearbeitung ausländischer Kunden“ oder „… in der Abonnementverwaltung von Zeitschriftenkunden“. Vermeiden Sie auch eine Aufzählung aller Ihrer Fähigkeiten und Kenntnisse und konzentrieren Sie sich nur auf das Wesentlichste.

Gesuchter Aufgabenbereich
Der exakt gesuchte Aufgabenbereich fehlt leider in den meisten Eigeninseraten, wohl aus Furcht, sich einzugrenzen, und in dem Bestreben, sich alle denkbaren Möglichkeiten offenzuhalten. Doch das ist falsch, denn kaum ein Arbeitgeber wird sich die Mühe machen zu überlegen, ob der Inserent „irgendwo“ bei ihm unterzubringen ist; vielmehr will er gezielt angesprochen werden. Deshalb sollte man seine Vorstellungen klar zum Ausdruck bringen. Je deutlicher diese Aussage, desto höher die Aussicht auf Zuschrift eines neuen Arbeitgebers. Wer z.B. schreibt «… sucht adäquate Tätigkeit in Industrie, Handel oder Medienbereich“, hat wenig Chancen. Wenn dagegen in der Anzeige steht „… sucht Tätigkeit im Zeitschriftenverlag, Sendeunternehmen oder Medienagentur“, ist der Adressatenkreis schon gezielter umrissen.

Gesuchter Beschäftigungsort
Auch die Angabe zum gesuchten Beschäftigungsort fehlt sehr oft. Wenn Sie regional inserieren, geht man davon aus, dass Sie in dieser Region bleiben wollen und allenfalls bereit sind, im angrenzenden Umland tätig zu werden. Leider erlebt man hier in der Praxis immer wieder böse Überraschungen, die in der mangelnden Flexibilität der Bewerber begründet sind. So inserierte ein arbeitsloser (!) Ingenieur in der Stuttgarter Zeitung und bekam ein sehr attraktives Angebot aus dem nur 50 km entfernt liegenden Heilbronn, was er mit der Begründung ablehnte, es sei ihm leider nicht zumutbar, seinen Feierabend auf der stets verstopften A 81 zu verbringen. Wenn Sie in überregionalen Zeitungen, wie der FAZ, der Süddeutschen Zeitung oder der WELT inserieren, sollten Sie immer regional eingrenzen oder aber zu einem Ortswechsel bereit sein, wobei Sie auch Ihre persönliche und familiäre Situation bedenken sollten.

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