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Anlagestrategien in der Praxis beim Aktienkauf

Als Leser möchten Sie nun sicher wissen, wie man konkret solche Anlagestrategien umsetzen kann. Als erstes sollten Sie beachten, dass es keinen Sinn macht, solche Aktien selbst zusammenzustellen. Das wäre viel zu umständlich und zeitaufwändig. Viel bequemer und einfacher ist es, ein Zertifikat zu kaufen. Ein Zertifikat ist eigentlich eine Schuldverschreibung oder Anleihe einer Bank, die an die Wertentwicklung eines bestimmten Aktienkorbs gekoppelt. Die Experten der Bank führen für Sie gleichsam die Anlagestrategie durch, und die Wertentwicklung spiegelt sich im Kurs des Zertifikats wider. Das hat für Sie den enormen Vorteil, dass Sie nicht selbst die Aktien analysieren und zusammenstellen müssen. Außerdem entfällt die jährliche Umschichtung, die mit hohen Transaktionskosten verbunden ist. Sie müssen die Zertifikate nur einmal kaufen und können sie dann jahrelang im Depot halten.

Natürlich hat dieser Service auch einen Preis. Bei solchen Strategiezertifikaten gibt es neben einem Spread, das ist die Differenz zwischen dem Kauf- und Verkaufspreis des Papiers, gelegentlich eine jährliche Managementgebühr. Trotz dieser Kosten ist ein Zertifikat in den meisten Fällen aber günstiger, als wenn Sie selbst eine Strategie umsetzen und das Depot jährlich umschichten müssen – ganz zu schweigen von dem hohen zeitlichen Aufwand. Der einzige Kritikpunkt ist, dass Zertifikate als Schuldverschreibungen natürlich ein gewisses Risiko bergen, falls die Bank, die das Wertpapier herausgegeben hat (der Emittent), insolvent wird. In einem solchen Fall wären Ihre Zertifikate völlig wertlos. Bei Investmentfonds ist dies bei einer Insolvenz der Bank nicht der Fall, da Fondsanteile als Sondervermögen besonders geschützt sind. Kritiker sind daher der Auffassung, dass sich Zertifikate für die Altersvorsorge nicht eignen und dass Fonds besser sind.

Dieses Argument mag eine gewisse Berechtigung haben, ist aber auch nicht besonders plausibel. Investmentfonds erreichen größtenteils noch nicht einmal die Wertentwicklung des Index; sie sind daher eine kostspielige und vergleichsweise wenig rentable Anlageform. Nur bei Spitzenfonds können Sie erwarten, dass sie einen Renditevorsprung (Outperformance) gegenüber dem Index erreichen.
Das Risiko bei Zertifikaten können Sie mindern, indem Sie nur Zertifikate kaufen, die von Banken mit einer hohen Bonität herausgegeben wurden. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass eine Großbank Insolvenz anmelden muss. Nehmen Sie im Zweifelsfall nur ein Zertifikat einer Bank, die durchweg ein AAA-Rating aufweisen kann – das ist die höchste Bonitätsstufe, die es gibt. Sie können sich zusätzlich absichern, indem Sie Ihr Depot auf viele Werte streuen. Denken Sie daran, dass Diversifikation (Streuung) eines der wichtigsten Prinzipien der Geldanlage ist.
Es gibt nicht zu allen Anlagestrategien, die wissenschaftlich erforscht wurden, ein Zertifikat. Aber die wichtigsten werden durch Strategiezertifikate abgebildet.

Die Dividendenstrategie in der Praxis
Die Dividendenstrategie ist eine der ältesten Strategien; als Anleger lohnt es sich nicht, sie selbst umzusetzen, da es eine ganze Reihe von Zertifikaten und sogar Investmentfonds gibt, die diese Anlagestrategie anwenden. Sie haben dabei auch die Wahl, ob Sie die Dividendenstrategie nur auf die USA, Deutschland oder die gesamte Welt anwenden wollen.
Zusätzlich besteht noch die Möglichkeit, ein spezielles Zertifikat auf den Index zu kaufen. Neben dem eigentlichen DAX wurde vor einiger Zeit ein neuer Index geschaffen, der speziell die dividendenstärksten Aktien des DAX umfasst. Dieser Index heißt DivDAX; auf ihn gibt es Zertifikate, die die Wertentwicklung nachvollziehen.

Name Bank Laufzeit ISIN
DAX Top 10 Deutsche Bank Open end DE0004734850
Dividend Stars Germany Société Générale Open end DE000SG0EDK6
Dividend Stars Europe Société Générale Open end DE000SG0EDJ8
Dividend Stars USA Société Générale Open end DE000SG0EDH2
Dividend Stars World Société Générale Open end DE000SG0EDL4
Welt Dividend Plus UBS 08.10.2009 CH0019514105
Dividend Stars Eastern Europe Société Générale Open end DE000SG9F1Y7
DivDAX Performance Commerzbank Open end DE000CB52598

Die saisonale Strategie
Es wird Sie verblüffen, aber die saisonale Strategie ist mit Abstand eine der erfolgreichsten überhaupt. Sie beruht auf dem alten Börsensprichwort „Seil in May and go away“. Seit 1988 hätten Sie als Anleger in DAX-Werten damit ohne Probleme eine Durchschnittsrendite von 20,3 Prozent pro Jahr erreicht. Allerdings sollten Sie stets beachten, dass Sie eine solche Strategie mindestens fünf oder besser noch zehn Jahre durchhalten müssen. Denn es gibt immer wieder schlechte und gute Börsenjahre. Eine solche Anlagestrategie ist nur dann ratsam, wenn Sie genügend Ausdauer haben; denn wenn Sie zu einem ungünstigen Zeitpunkt einsteigen, können deutliche Verluste entstehen. Keine Tugend zahlt sich an der Börse so sehr aus wie die Geduld.

Die hohe Rendite ergibt sich daraus, dass man die schlechten Börsenmonate August und September grundsätzlich meidet. Untersuchungen zeigten, dass im September der Verlust im Durchschnitt bei 4,4 Prozent liegt. Natürlich müssen Sie nun nicht selbst die Aktien im Mai verkaufen und auf den Aufschwung im Januar warten. Vielmehr hat die niederländische ABN Amro Bank ein Zertifikat herausgebracht, das genau diese Anlagestrategie simuliert und den Indexstand des Julis einfriert; dadurch überspringen Sie die schlechten Börsenmonate.

Name Bank Laufzeit ISIN
DAXPLUS Seasonal Strategy ABN Amro Open end NL0000196301
DAX Best Seasons ABN Amro Open end DE0005592828

In den Jahren von 1989 bis Ende 2004 erwirtschaftete ein DAX- Investment eine jährliche Rendite von 7,5 Prozent. Die saisonale Strategie erbrachte im selben Zeitraum eine Wertsteigerung von jährlich 17,7 Prozent. Das Risiko ist sogar geringer als bei einem passiven DAX-Investment.

Die Squeeze-out-Strategie
Bei der Squeeze-out-Strategie geht es darum, auf Abfindungen bei Übernahmen zu spekulieren. Das Risiko ist wesentlich größer, denn der Mehrheitsaktionär kann die restlichen Aktionäre auch zu ungünstigen Konditionen abfertigen, ln manchen Fällen kann die Strategie, die sich nicht für die Altersvorsorge eignet, aber lukrativ sein. 2004 machte der SAP Konzern den Aktionären der SAP-SI-Aktien ein Abfindungsangebot von 20,40 Euro. Etliche Anteilseigner schlugen aber das Angebot aus und warteten auf eine höhere Offerte. Das Pokerspiel ging gut aus, denn später fand SAP die restlichen Aktionäre mit 38,83 Euro für jede SAP-Sl-Aktie ab. Dies bedeutet eine satte Wertsteigerung von 90,3 Prozent innerhalb weniger Wochen.
Als potenzielle Übernahmekandidaten gelten beispielsweise Allianz Leben, Audi, der AXA Konzern, DBV-Winterthur und die Versicherungsgruppe Ergo. Bei Audi ist Volkswagen der Hauptaktionär und bei Ergo die Münchener Rück.

Diese Strategie gilt als sehr viel risikoreicher und ist allenfalls als Depotbeimischung geeignet. Um das Risiko zu reduzieren, sollten Sie auf keinen Fall einzelne Aktien kaufen, sondern ebenfalls auf ein Zertifikat setzen, sofern Sie überhaupt die Squeeze-out- Strategie einsetzen wollen. Sie eignet sich nur für spekulativ eingestellte Anleger.

Name Bank Laufzeit ISIN
Squeeze-Out-Strategie Sal. Oppenheim 31.03.09 DE000SAL2QZ2

Die Growth-Strategie
Bei der Growth-Strategie setzen Sie ausschließlich auf Wachstumswerte. Während in früheren Jahrzehnten die Substanzwerte die höchste Performance aufwiesen, konnten Ende der 1990er Jahre die Wachstumswerte eine bessere Wertsteigerung erzielen.

Die Vorgehensweise ist folgendermaßen: Sie wählen von den 30 DAX-Werten jene fünf Aktien aus, die das größte Umsatzwachstum haben. Diese Aktien entwickeln sich besonders dynamisch und erfolgreich.
Von 1989 bis 2004 erzielte man mit dieser Strategie eine Rendite von 14 Prozent pro Jahr, während der DAX im selben Zeitraum nur um 7,5 Prozent jährlich zulegte. Das Risiko der Growth- Strategie ist jedoch etwas höher als bei einem Indexinvestment.

Die Insider-Strategie
Die Insider-Strategie beruht darauf, dass Aktienkäufe und -Verkäufe des Vorstands oder Aufsichtsrats ab einer gewissen Größenordnung meldepflichtig sind. Anhand der veröffentlichten Informationen lässt sich eine Anlagestrategie entwickeln; denn wenn der Vorstand oder Aufsichtsrat Aktien des eigenen Unternehmen kauft, deutet dies häufig auf eine positive wirtschaftliche Entwicklung hin. Die Insider-Strategie lässt sich durch ein Zertifikat nicht abbilden, da ein starr vorgegebener Aktienkorb nicht der Vielzahl der Unternehmen gerecht werden kann. In diesem Fall gibt es einen Investmentfonds, der sich dieser Strategie bedient und sich auf die USA spezialisiert hat.

Name Investmentgesell. ISINI
VCH Insight USA VCH LUO132800532

Die Small-Cap-Strategie
Bei der Small-Cap-Strategie setzen Sie auf Aktien mit einer geringen Börsenkapitalisierung. Diese haben den Vorteil, dass sie flexibler und dynamischer auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen reagieren. In der Vergangenheit konnten Small Caps stets die großen Standardwerte in der Performance übertreffen. Bei der Small-Cap-Strategie haben Sie die Wahl zwischen einigen Zertifikaten und vielen Investmentfonds, die sich darauf spezialisiert haben. Zertifikate haben den Vorteil, dass sie kostengünstiger sind und die Wertentwicklung besser nachvollziehen. Da es aber viele Small Caps gibt und die Unternehmenssituation fortlaufend beurteilt werden sollte, sind deshalb die aktiv gemanagten Investmentfonds trotz höherer Kosten oft besser. Besonders kleine Aktiengesellschaften sind nämlich in keinem Index enthalten, so dass sie einzeln auswählt werden müssen. Ansonsten können Sie auch ein Indexzertifikat erwerben, dass sich auf einen Aktienindex bezieht, der kleine oder mittelgroße Aktiengesellschaften zusammenfasst wie der SDAX und der MDAX.

Name Bank Laufzeit ISIN
MDAX Landesbank Berlin Open end DE000BGBDWR6
SDAX HSBC Trinkaus Open end DE000TB1CQD9

 

Bei den Investmentfonds gibt es eine reichhaltige Auswahl, und der Anleger kann sich sogar einzelne Regionen, Länder oder Spezialgebiete aussuchen.

Region, Land Name des Investmentfonds Währung ISIN
Welt Invesco Global Small Cap Equity USD IE0003594896
Templeton Global Smaller Comp. USD LU0029874061
Europa Henderson Pan Europ. Sm. Comp. Euro LU0046217351
Oyster European Small Cap Euro LUO178554332
Vontobel European Mid& Small Cap Euro LUO120694483
Deutschland Lupus alpha Sm. Germ. Champ. Euro LUO129233093
cominvest Adiselekt Euro DE0009769562
UBS (D) EF-Small Caps Germany Euro DE0009751651