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Auf Nummer sicher gehen mit Garantiezertifikaten – Kapitalschutz und Spekulation

Unter den in Deutschland verkauften Zertifikaten sind die Garantieprodukte der absolute Renner. Sie bieten eine gewisse Beteiligung an der Kursentwicklung von Aktienmärkten, garantieren aber den Werterhalt. Dabei ist aber zu beachten, dass die Garantie immer nur zum Laufzeitende gilt. Garantiezertifikate kann man keineswegs immer zu mindestens dem Kaufpreis beziehungsweise Nennwert zurückgeben. Die Garantie gilt nur am Ende. Bei langen Laufzeiten ist dies problematisch zu sehen, mitunter ergibt sich dann ein Effekt wie bei einer Lebensversicherung.

Zudem ist die Garantie insofern nicht vollständig, als sie sich nur auf den Nennwert bezieht. Rechnet man die Inflationsrate mit, dann geht auf jeden Fall Geld verloren.
Die Konstruktion der Garantiezertifikate wurde schon bei den Anleihen kurz angedeutet. Zugrunde liegt in der Regel ein Zerobond (Nullkuponanleihe), der mit Optionen kombiniert wird. Der Nennwert des Zerobonds ist das Garantieniveau (in der Regel auch der Ausgabepreis des Zertifikats). Wenn dieser Wert bei 100 Euro liegt, dann kostet der Zerobond je nach Laufzeit und Zinsniveaus vielleicht nur 80 Euro, wird aber zu 100 Euro zurückgezahlt. Von der Differenz von 20 Euro können nun zum Beispiel Calls auf einen Index (oder eine Aktie) gekauft werden, und zwar mit dem Basiskurs, der bei Ausgabe des Zertifikats dem Indexstand (Aktienkurs) entspricht.

Nun profitiert der Anleger von der Kursentwicklung seiner Option: Steht der Index am Laufzeitende über dem Basiskurs, dann ist auch der Kurswert der Option gestiegen. Diesen Gewinn erhält der Anleger zusätzlich zum Garantiebetrag. Er wird aber immer nur einen Teil des Indexgewinns ausmachen. Wie hoch dieser Anteil ist, ergibt sich aus der Partizipationsrate. Sie gibt zum Beispiel an, ob man zu 20, 30, 40 Prozent am Indexgewinn beteiligt ist. Liegt der Indexwert am Laufzeitende unter dem Basiskurs, dann ist die Option wertlos. Zurückgezahlt wird nur der garantierte Betrag.

Während diese Konstruktion noch gut verständlich und ebenso leicht auch selbst zu stricken ist, sind viele andere so kompliziert gebaut, dass man kaum weiß, worum es geht. Meist enthalten sie Elemente, die Anlegern wichtig erscheinen, verstecken aber die Risiken in sehr komplexen Regeln, wann wofür wie viel gezahlt wird.
Die Nikolaus-Anleihe der Deutschen Bank erlangte traurige Berühmtheit für ihre schwer durchschaubaren Bedingungen bei gleichzeitig geringem Renditeversprechen, das sich aber ganz toll anhört. In der Weihnachtszeit eine Anleihe mit 15 Prozent Garantiezins zu verkaufen, ist eine leichte Sache. Das Weihnachtsgeld wurde ausgezahlt, man ist in besinnlicher Stimmung und bekommt 15 Prozent!

Ob das viel oder wenig ist, weiß man nicht, denn in den ersten beiden Jahren bekommt man 5 Prozent und dann bis zum siebten Jahr mindestens 1 Prozent, allerdings maximal so lange, bis 15 Prozent erreicht wurden. Ab dem dritten Jahr ist der Zins nämlich von der Entwicklung der schlechtesten aus 25 Aktien eines Aktienkorbs abhängig. Um die Gewinnchancen einschätzen zu können, braucht man eine Idee davon, wie sich Aktien von Halliburton, Renault, France Telekom, Verizon usw. in drei bis sieben Jahren entwickeln, wenn man denn überhaupt weiß, was diese Firmen eigentlich machen. Vor allem sind nicht die klassischen Value-Unternehmen darunter, sondern auch solche, bei denen immer wieder mit einem kräftigen Kurssturz zu rechnen ist.

Die Wahrscheinlichkeit, dass alle Aktien dauerhaft Kurszuwächse erzielen, ist wohl eher als gering einzuschätzen. Aber selbst in einem sehr positiven Fall würde die Anleihe nach drei Jahren mit 15 Prozent Gewinn zurückgezahlt. Abzüglich 1,5 Prozent Ausgabeaufschlag/Kosten bleiben 13,5 Prozent, also weniger als 4,5 Prozent jährlich bei Wiederanlage der Zinsen. Im schlechtesten Fall ist das Geld sieben Jahre gebunden und bringt weniger als 2 Prozent pro Jahr, also vermutlich kaum einen Werterhalt. Dass das jeder Anleger durchschaut, ist wohl nicht so sicher wie das Amen im Adventsgottesdienst. Vor allem nicht, dass der Kurs während der Laufzeit unter dem Nennwert liegen kann, so dass man sein Geld nicht spontan brauchen sollte.

Es geht auch nicht nur um die Nikolaus-Anleihe, sondern um viele andere Zertifikate, die nach Verkaufsargumenten gestrickt wurden und nur den Verkäufern helfen, nicht jedoch den Anlegern. Kaufen Sie daher immer nur Zertifikate, die Sie durchschauen. Lesen Sie auch die Verkaufs Prospekte zu den Zertifikaten! Falls Sie bei einer Filialbank kaufen, lassen Sie sich den Verkaufsprospekt vorher aushändigen, lassen Sie sich nicht auf das Internet verweisen. Den Druck zahlen Sie schließlich mit! Mit Verkaufsprospekten umzugehen mag nicht immer einfach sein, denn die Deutsche Bank breitet diesen für ihr Optima Emer- ging Markets Fund Limited Class B Shares Hedgefonds Zertifikat auf 101 Seiten aus. Das mag in Anbetracht des komplizierten Namens angemessen sein.

Sollten Sie gerne lesen, käme auch der Verkaufsprospekt für das Dresdner Al Global Hedge Zertifikat II in Frage. Bei 323 Seiten sollten Sie auf die Laufzeit des Zertifikats achten – nicht, dass die Laufzeit endet, bevor Sie mit dem Lesen fertig sind. Wenn Sie auf das letzte Quäntchen Sicherheit verzichten können, um Rendite oder Flexibilität zu steigern, dann können Sie sich ein Fast-Garantie-Produkt selbst stricken, indem Sie Ihr Geld auf eine Anleihe und einen Aktienfonds verteilen.

Angenommen, Sie wollen 100 000 Euro anlegen, dann kaufen Sie für 80 000 Euro eine sichere Staatsanleihe, zum Beispiel zu 4 Prozent Zinsen und für 20 000 Euro einen Aktienfonds. Sollte dieser im Laufe des Jahres bis 16 Prozent verlieren, wären diese durch die Zinsen der Anleihe gedeckt. Solch ein Puffer muss nicht ausreichend sein, so dass vielleicht noch die Zinsen des nächsten Jahres benötigt werden. Auch dann kann die Katastrophe durchaus weiter gehen, doch ist die Wahrscheinlichkeit gering.

Noch sicherer ist es, 100 000 Euro in die Anleihe zu investieren und von den jährlich 4 000 Euro Zinsen Aktienfonds zu kaufen. Dann bleiben die 100 000 Euro auf jeden Fall erhalten und Sie können jeweils neu entscheiden, welche Anlageform am meisten Ertrag verspricht. Alternativ können Sie mit höheren Chancen und Risiken auch Optionsscheine kaufen. Geht Ihre Wette auf, verdienen Sie sehr gut, ist das nicht der Fall, bleiben Ihnen aber die 100 000 Euro erhalten. Denken Sie daran: Ein Totalverlust im Aktienbereich ist nicht ausgeschlossen, aber bei ausreichender Streuung sehr unwahrscheinlich. Langfristig sind Kursgewinne sehr wahrscheinlich. Bei Einsatz von Optionsscheinen ist der Totalverlust aber auf jeden Fall einzukalkulieren.