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Bankgebühren und Gewinne für die Kleinanleger in Deutschland – hilfreiche Information

Vor allem Kleinanleger, die nur 2.500 bis 5.000 Euro mitbringen, werden über den Tisch gezogen, abgehäutet, durchgekocht und ausgelutscht, schimpfte ein Münchner Kleinaktionär. Schon der Kauf oder Verkauf der Papiere hat seinen Preis: Die Dresdner Bank nimmt sich 25 Euro für jeden Aktienkauf – egal, ob es um ein Papier geht oder um 20. Deutsche Bank und Commerzbank verlangen 15 Euro pro Order.

Die bankinterne Profitvermehrung treibt gerade bei der Geldanlage seltsame Blüten: Da gibt es Provisionen, sonstige An- und Verkaufsspesen, Depotkosten, Courtage, und natürlich auch die bekannten Positionen Kontoführung sowie Verwaltung/Sonstiges.

Die Banken bezeichnen ihre Dienstleistung im Wertpapiergeschäft als Gebühren, als würde eine staatliche Gebührenordnung zu Grunde gelegt. Es handelt sich aber um Preise für die Abwicklung von Wertpapiergeschäften, kritisierte Herbert Hansen von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (Sdk) bereits Mitte der 90er Jahre gegenüber der Zeitung Die Woche. Diese Preise sind für den Privatanleger deutlich überhöht. Während institutionelle Anleger durchweg den halben Gebührensatz zahlen, würden Privatanleger mit dem vollen Satz und hohen Mindestgebühren zur Kasse gebeten.

Mehr Gebühren als Gewinne
Die Fantasie der sonst eher nüchternen Bankiers kennt wahrlich keine Grenzen: Beim Handel mit Auslandsaktien und -anleihen, die an einem ausländischen Börsenplatz ausgeführt werden, werden zusätzlich 19,99 Euro für die Abwicklung des Transfers einbehalten – einfach so: pauschal. Hinzu kommen – laut Preisliste des Online-Investmenthauses maxblue, einer jüngst gegründeten Tochter der Deutschen Bank – noch fremde Spesen (Brokerprovisionen und Liefergebühren, in New York beispielsweise 18 Dollar). Der Kunde kann froh sein, wenn er nicht mehr Gebühren zahlen muss, als er anlegen will. Und wenn bei Aktienverkäufen von seinem Kursgewinn noch etwas übrig bleibt.

Die Abzockerei hat Methode: Längst gibt es Depotgebühren auch für Investmentfonds, obwohl gerade diese Zertifikate einst mit dem Hinweis der Gebührenfreiheit angeboten wurden. Jetzt werden auch für diese Geldanlagen ebenso Gebühren berechnet wie für Aktien und festverzinsliche Anlagen: pro Stück 0,03 Prozent vom Kurswert und mindestens 12,78 Euro pro Depot und Jahr.

Manche Gebührenschneiderei – wie die Erhebung einer Gebühr von 20 € für die Bearbeitung von Freistellungsanträgen – stoppte der BGH: Im Juli 1997 entschieden die Richter des XI. Senats, dass Bankkunden diese Gebühren nicht entrichten müssen. Die Banken würden durch das Zinsabschlagsgesetz zur Einziehung der Kapitalertragsteuer herangezogen. Damit sei auch die Bearbeitung der Freistellungsaufträge eine unentgeltlich zu erfüllende staatliche Aufgabe.

Direktanlagebanken ziehen nach
Ärgerlich für Kleinanleger ist, dass selbst die Direktanlagebanken und Onlinebrokerhäuser, die in der Mitte der 90er Jahre angetreten waren, das Gebührenkartell der Großbanken im Wertpapiergeschäft zu knacken, schon längst ihre Preise denen der konventionellen Filialbanken angepasst haben. So lockte die Direkt Anlage Bank (DAB) mit Discountpreisen einst Hunderttausende Anleger. Doch seit Sommer 2001, als Aktien, Investmentfonds und Zinsen auf immer neue Jahrestiefst- stände abrutschten, ist es mit den Billigangeboten vorbei, die Gebühren steigen wieder. Die Münchner DAB verlangt seit dem 15. Oktober 2001 von Anlegern, die nur bis zu sechs Aufträge im Quartal erteilen, bei Telefonaufträgen eine Mindestprovision von knapp 45 €. Das ist eine Erhöhung von bis zu 60 Prozent.

Gleichzeitig wurde die Liste der Fonds, die im Rahmen von Sparplänen erworben werden können, drastisch zusammengestrichen. Auch die Ausgabeaufschläge wurden für viele Fonds erhöht, obwohl es sich um lang laufende Sparverträge handelt. So werden für den Erwerb des DWS Deutscher Vermögensbildungsfonds statt 3,75 nun fünf Prozent Ausgabeaufschlag verlangt. Beim früher kostenfreien Pictet Biotech-Fonds wird eine Gebühr von fünf Prozent berechnet. Konkurrent Consors geht zwar bisher deutlich vorsichtiger vor als die HypoVereinsbank-Tochter DAB. Seit Anfang Oktober 2001 fällen beim Kauf von Aktien über das Internet mindestens 9,90 Euro statt 9,71 Euro an, bei telefonischer Ordererteilung sind es mindestens 13,90 Euro. Außerdem müssen die Kunden wie auch bei DAB und comdirect für den Versand von Kontoauszügen per Post zahlen.

Investmentgesellschaften kassieren ab
Deutschlands größte Investmentfondsgesellschaft DWS langt seit Januar 2002 auch bei den Depotgebühren kräftig zu, betroffen sind vor allem Kleinanleger: Die Mindestgebühr stieg von 5,04 Euro auf acht Euro. Dazu kommen Ausgabeaufschläge – bei Aktienfonds im Schnitt drei bis sieben Prozent, bei Rentenfonds ein bis drei Prozent des Kaufpreises. Der Ausgabeaufschlag fällt jedoch nur einmal beim Kauf an. Deshalb erheben die Gesellschaften noch andere Abgaben, die dem Fondsvermögen direkt entnommen werden. Der größte Posten sind Verwaltungs- oder Managementgebühren. Bei Aktienfonds betragen sie meist ein bis zwei Prozent des Depotwerts, bei Rentenfonds sind es in der Regel zwischen 0,5 und 0,8 Prozent.

Bei der DWS kommt der Kunde auf eine Gebühr von durchschnittlich neun Euro pro Fonds, die neben der allgemeinen Verwahrung und Verwaltung der Fondsanteile die Erstellung der Einzelabrechnungen sowie die Jahresabrechnung nebst Ertragsaufstellung und die kostenlose Wiederanlage der Ausschüttung (Thesaurierung) einschließt.

Billiger wird es nur für Kunden, die ihre Aufträge online, per Computer, erteilen. Ihnen wird Ende des Jahres lediglich die Mindestgebühr in Rechnung gestellt. Wenn auch die Abrechnung elektronisch versandt wird, erhält der Kunde überdies zehn Prozent Rabatt auf den Betrag. Andere Fondsgesellschaften sind hierbei nicht so vorsichtig. So hat die britische Fondsgesellschaft Invesco bereits im Frühjahr 2001 für ein halbes Dutzend ihrer Aktienfonds die alljährlich anfallenden Managementgebühren um 20 bis 100 Prozent erhöht.

Die großen deutschen Fondsgesellschaften, DIT (Dresdner Bank), Deka (Sparkassen) oder Activest (HypoVereinsbank), haben ebenfalls kräftig an der Gebührenschraube gedreht. Vor allem bei neuen Fonds wurde kräftig aufgeschlagen, zu diesem Ergebnis kam eine Untersuchung des Instituts für Marktbeobachtung (IMA) in Kelkheim bei Frankfurt am Main. Bei Neuauflagen fallen die kräftigen Gebührensteigerungen nicht so auf. Für die Fondsgesellschaften ist das besonders lukrativ, die Verwaltungsgebühren werden jedes Jahr kassiert und sorgen so für einen kontinuierlichen Geldfluss.

Obendrein sind diese Gebühren für den Kunden nicht ohne weiteres erkennbar, denn sie werden nicht extra in Rechnung gestellt, sondern direkt vom Fondsvermögen abgezogen. Früher betrugen diese Kosten bei Aktienfonds zwischen 0,7 und ein Prozent, nach den jüngsten Erhöhungen werden häufiger schon 1,25 Prozent, manchmal sogar mehr als 1,5 Prozent pro Jahr verlangt. Eine Anhebung der Managementgebühren um einen halben Prozentpunkt kann bei der Anlage von 5.000 Euro über 20 Jahre und länger schon einige Tausend Euro weniger Ertrag bedeuten.

Doppelt absahnen für die Performance
Doch die Managementgebühren sind nicht alles, was der Anleger zu zahlen hat: Bei vielen Fonds werden dem Kunden nun auch noch so genannte Performancegebühren abgeknöpft. Von 900 Fonds, die im Jahr 2000 auf den Markt kamen, sahen nach einer Untersuchung von IMA bereits 70 eine derartige Vergütung vor.

Diese Gebühren fallen an, wenn dem Fondsmanager das gelingt, was dem Anleger beim Verkauf ohnehin versprochen wurde: Wenn sich sein Fonds besser entwickelt als ein relevanter Vergleichsindex. Ein Fonds mit deutschen Standardaktien müsste danach besser abschneiden als der Deutsche Aktienindex DAX. Wenn das Selbstverständliche also eintritt, zweigt das Management einen Teil der zusätzlichen Rendite als Belohnung für sich ab. In einigen Fonds beträgt das Erfolgshonorar bis zu 20 Prozent der Wertsteigerung. Dass sie damit gut verdienen, zeigt eine Statistik des britischen Fondsanalyse-Unternehmens Fitzrovia. Danach griffen Investmentfonds im Jahr 2000 weltweit rund 3,6 Milliarden Dollar an erfolgsabhängigen Gebühren ab – zusätzlich zu der Summe aus den ohnehin fälligen Verwaltungsvergütungen. Fachleute betrachten diese Entwicklung eher kritisch.

Eigentlich ist die gute Leistung eines Fondsmanagers schon mit der Verwaltungsgebühr, die mit der Wertsteigerung des Fonds ja auch zunimmt, genug entlohnt, sagt Ulrich Harmssen, Geschäftsführer von Fonds Select Worpswede. Gleichzeitig bestehe die Gefahr, dass die erfolgsabhängige Vergütung den Fondsmanager zu riskanten Manövern verleitet, für die allein der Anleger die Zeche zahlt. An den Verlusten, die durch Fehleinschätzungen entstehen, beteiligt sich das Fondsmanagement natürlich nicht.

Teurer Depotwechsel
Mit dem Ausgabeaufschlag, der Verwaltungs- und der Performance-Gebühr sind jedoch noch längst nicht alle Kosten gedeckt. Weitere Zusatzkosten können die tatsächliche jährliche Belastung nach Untersuchungen von Fitzrovia auf mehr als 20 Prozent des Depotwerts ansteigen lassen. Von diesen Entgelten sieht der Kunde aber meistens nichts. Sie werden häufig direkt vom Fondsvermögen abgezogen und oft gar nicht ausgewiesen. Der Gebührendschungel ist mittlerweile so dicht, dass nicht einmal Experten durchblicken können. Wer mit seinem Depot zu einer anderen Bank umziehen will, bekommt den Gebührenhammer erst recht zu spüren.

Abtrünnige Kunden, die mit ihren Wertpapierdepots zu einer Direktbank wechseln wollen, werden mit überzogenen Gebühren bestraft. Wenn bei einer Depotübertragung das Geldinstitut das Dreifache von dem verlangt, was sonst für die Depotführung für ein gesamtes Jahr berechnet worden wäre, dann ist das eine horrende Strafzahlung für den Kunden, so der Finanzjurist Hartmut Strube von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Die Gebühren seien sittenwidrig überteuert. Seit die Aktienkurse an der Börse auf immer neue Tiefststände taumeln, haben wechselwillige Anleger allerdings eine Chance, die Bußgelder zurück zu bekommen. Na gut – wir erstatten Ihnen 200 €, wenn Sie zu uns kommen, das versprach eine Beraterin des Nürnberger Direktbrokers Entrium im Frühjahr 2001 schon beim ersten Anruf dem potentiellen Neukunden. Die Kulanz war weniger überraschend, als es auf den ersten Blick aussah: Die frühere Quelle-Tochter versuchte, den Markt mit Kampfpreisen aufzumischen.

Da konnten die Branchenführer nicht tatenlos Zusehen. Bei der Direkt Anlage Bank waren für Wechsel willige immerhin 150 € (76,70 Euro) Kostenausgleich drin. Und auch bei Consors gab man sich nicht kleinlich: Wir erstatten Ihnen alles, wenn Sie zu uns kommen, hieß es am Telefon. Lediglich die comdirect zeigte sich gänzlich ungerührt: Wir wollen die Gebührenpolitik der anderen doch nicht subventionieren, wir überzeugen lieber mit unseren Preisen21, so die Aussage des Kundenberaters.

Begehrte Online-Anleger
Die deutschen Online-Anleger sind derzeit umworben wie noch nie. Ob mit teurem Marketing oder Billigpreisen – neue Kunden müssen her. Denn die anhaltende Börsenflaute verdirbt zunehmend das Geschäft der Direktbroker, und neue Kundschaft wächst nur enttäuschend langsam nach. Gleichzeitig nimmt der Verdrängungswettbewerb zu. Allein im Jahr 2000 sind sieben neue Online-Discounter auf den deutschen Markt gekommen – und alle wollen einen Teil vom großen Kuchen.

Doch die Lieblingskunden der Online-Broker, die gut über 2,5 Millionen aktiven Trader, halten sich zurück. Für einen neuen Kunden müssen die Direktbroker zwischen 200 und 300 Euro ausgeben. Der Berliner Billiganbieter Systracom, der im Flerbst 2000 mit seiner Fiatfee von 9,95 Euro je Order begann, hatte im Frühjahr 2001 gerade mal 8.000 Depots. Um die Gewinnschwelle zu erreichen, braucht er aber 50.000 Depots. Ende 2001 hatte Systracom bereits Konkurs angemeldet.

Kostspieliges Private Banking:
Auch die Reichen werden zur Kasse gebeten Keine Frage: Kleinkunden sind die Milchkühe in der Gebührenkalkulation der Banken. Aber auch ganz oben, bei den Reichen und Superreichen, lassen sich immer wieder ein paar Tausend Euros absahnen. Wer zu schnellem Geld gekommen ist – wie die Eisprinzessin Katarina Witt oder der Chip-Broker Cornelius Boersch von der Firma ACG – leistet sich einen speziellen Service der Deutschen Bank: Sie haben einen persönlichen Bankberater, der sich speziell um ihr Vermögen kümmert. Dies darf die Bank sogar per Anzeige verkünden und für ihren Luxusservice werben, private Banking heißt diese Betreuung, die zu den Wachstumsbranchen im Bankgewerbe zählt. Denn das Segment der Reichen, Neureichen oder Superreichen nimmt stetig zu, unabhängig von Börsenkrisen und Wachstumsflauten. Das zeigt eine Vermögensstudie der US-Bank Merrill Lynch und der Consultants von Cap Gemini Ernst Et Young: Von 1996 bis 1999 ist die Zahl der Euro-Millionäre in Deutschland jedes Jahr um mehr als fünf Prozent gewachsen. Rund 350.000 Deutsche verfügten Ende 2000 über ein privates Vermögen in Form von Geld, Aktien und Fonds von mindestens einer Million Euro. Das Immobilienvermögen wurde dabei nicht berücksichtigt.

Im Schnitt wäre damit etwa jeder 230. Deutsche ein Euro-Millionär. Wirklich exklusiv ist dagegen die Gruppe der Ultrareichen: Ein Geldvermögen von mehr als 30 Millionen Euro besitzen in Deutschland nur etwa 3.500 Personen. Auf der ganzen Welt gab es am Ende des Jahrtausends rund sieben Millionen Dollar-Millionäre und über 55.000 Ultrareiche mit mehr als 30 Millionen Dollar (32 Millionen Euro) Finanzvermögen.

Das Geschäft mit den Reichen ist einträglich, denn die Banken lassen sich ihre persönliche Betreung gut honorieren. Mit mindestens 17.895 Euro Gebühren jährlich, so der interne Richtpreis, muss beispielsweise der Kunde bei der Dresdner Bank rechnen, wenn er die individuellen Dienste des Instituts in Anspruch nehmen möchte. Auch bei anderen Banken gibt es ähnliche Kalkulationen. Für den Kunden lohne sich das Geschäft erst, wenn er eine halbe bis eine Million Euro Vermögen von den Private Bankern verwalten lässt, geben Bankvertreter zu. Auf die deutschen Banken kommt dank umfangreicher anstehender Erbschaften eine Welle von Reichtum zu. In der ersten Dekade des neuen Jahrtausends werden etwa 2,25 Billionen Euro weitergereicht, davon fast die Hälfte als Geldvermögen, berechnete die Deutsche Vermögensberatung AG. Und diese Erbschafts- Hut wird in den nächsten Jahrzehnten Tausende von jungen Deutschen zu Millionären machen. Für die Strategen des Private Banking sind das tolle Perspektiven. Anfang des Jahres 2000 besaßen die deutschen Euro-Millionäre zwei Billionen Euro Finanzvermögen. Ein Riesenpotenzial für die deutschen Banken.

Sie bereiten sich deshalb schon heute darauf vor, es auszuschöpfen. Weil die Reichen durchaus knauserig – im Bankenjargon konditionensensibel – sind, könnten auch in diesem Geschäft die Margen ins Rutschen kommen. Dann wird sich heraussteilen, ob Kati Witt, wie sie liebevoll bei der Deutschen Bank genannt wird, ihrem privaten Vermögensberater die Treue hält.