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Bewerbungsgrund Mobbing richtig verstehen – Bewerbung Tipps und Tricks

Viele Bewerbungsanschreiben enthalten heute, anders als früher, als Grund klar und unverhohlen die Angabe, dass im derzeitigen Betrieb ein schlechtes Betriebsklima herrsche und/oder dass man mit Vorgesetzten oder Kollegen nicht so gut zurechtkomme. Selbst wenn dieser Bewerbungsgrund im Anschreiben nicht auftaucht, wird man spätestens beim Bewerbungsgespräch Farbe bekennen müssen, und viele Bewerber tun das recht freimütig und offen. So lobenswert solche Ehrlichkeit auch ist, sie birgt natürlich auch das Risiko in sich, dass sich ein umsichtiger Personalleiter fragen wird, ob nicht der Grund für die Schwierigkeiten des Bewerbers auch in seiner eigenen Persönlichkeit zu suchen ist. Persönliche Unzufriedenheit mit dem Arbeitsplatz, den Kollegen oder den Vorgesetzten war immer schon ein Bewerbungsgrund. Erst in neuerer Zeit kam der Modebegriff „Mobbing“ auf, weil Untersuchungen ergeben haben, dass viele Arbeitnehmer an ihrem Arbeitsplatz vor allem psychisch belastet sind.

Sie sind einem mehr oder weniger gewollten Druck ausgesetzt, dem sie jedoch nicht standhalten können. Unter Mobbing versteht man im engeren Sinne ein Verhalten von Vorgesetzten oder Kolleginnen und Kollegen, das geeignet ist, einen Mitarbeiter körperlich, psychisch oder geistig zu belasten (oder alles zusammen), sozusagen ein „Fertigmachen“. Dabei gibt es natürlich immer ein Hauptziel: Man möchte den Mitarbeiter so weit bringen, dass er das Unternehmen verlässt. Das ist zwar eine unschöne und oft sehr grobe Art, die so neu zwar nicht ist, aber offensichtlich in der Praxis zunimmt, wenn man den vielzähligen Publikationen zum Thema Mobbing Glauben schenken darf und sich auch die zahlreichen Seminarangebote hierzu für Betriebsräte ansieht. Zunächst ein einfaches Beispiel dazu:

Eine Mitarbeiterin, 54 Jahre alt, arbeitete seit fast 20 Jahren in einem großen Produktionsbetrieb in der Registratur. Aufgrund manteltarifvertraglicher Vorschriften genoss sie, bedingt durch ihr Alter und die lange Firmenzugehörigkeit, absoluten Kündigungsschutz, sie konnte nur aus wichtigem Grund, also fristlos, gekündigt werden. Ihre Leistungen ließen im Laufe der Zeit gesundheitsbedingt nach, es gab mehrere Gespräche mit ihrem Abteilungsleiter, die jedoch ohne Ergebnis verliefen. Die Mitarbeiterin selbst sah keinen Anlass, von sich aus zu kündigen, weil sie auf den Verdienst angewiesen war. Fortan wurde sie von ihrem Abteilungsleiter nicht mehr mit den nötigen Informationen versorgt, er verlangte plötzlich Mehrarbeit zu Zeiten, von denen er wusste, dass die Mitarbeiterin Arzttermine hatte, er suchte nach Fehlern, die er zunehmend auch fand und der Frau prompt unwirsch vorhielt usw. Die Mitarbeiterin hielt diesem Druck irgendwann nicht mehr stand, wurde häufiger krank und kündigte schließlich selbst, weil sie sich nicht kaputtmachen lassen wollte. Der Abteilungsleiter hatte sein Ziel erreicht. Bei nachfolgenden Bewerbungen hatte die Frau stets Probleme zu erklären, warum sie denn in ihrem Alter aus einer gesicherten Position weggegangen sei. Auch ohne dass sie das eigentliche Problem explizit angesprochen hätte, stieß sie häufig bei neuen Arbeitgebern auf Vorbehalte, die Folge war eine länger andauernde Arbeitslosigkeit.

Man sollte nun nicht denken, dass, wie im Beispielsfall, nur ältere Arbeitnehmer vom Mobbing betroffen wären; es kann ebenso gut auch jüngere treffen. Manchmal soll ein vermeintlich lästiger oder unbequemer Kollege aus betrieblichen Gründen „verschwinden“, manchmal fürchtet sich jemand persönlich vor interner Konkurrenz und versucht den anderen oder die andere auszustechen und nicht selten gibt es auch Teams, denen manche „Nase“ einfach nicht passt. Es ist durchaus nicht so, dass immer nur der betroffene Mitarbeiter den Grund fürs Mobbing liefert, es kann auch die Unfähigkeit anderer sein, mit Menschen adäquat umzugehen. Nicht jeder Vorgesetzte hat Führungsqualitäten, und nicht jedes Team ist kompromissbereit. Mobbing im engeren Sinne ist die Ausübung eines psychologischen Drucks (mehr oder weniger offenkundig) mit dem Ziel, jemanden von seinem Arbeitsplatz oder aus der Firma „wegzugraulen“. Die Methoden können dabei sehr gemein und subtil sein, wie der nächste Fall zeigt:

Ein Marketingassistent, 30 Jahre alt und recht erfolgreich nach dreijähriger Tätigkeit in einem Medienunternehmen, sah einer sehr positiven persönlichen Entwicklung in der Firma entgegen. Dies störte einen anderen Assistenten, der wesentlich länger im Betrieb war, auch das Vertrauen der Geschäftsführung genoss und so etwas wie eine Hausmacht hatte, jedoch bei weitem nicht so kreativ war wie sein jüngerer Kollege. Als absehbar war, dass die Position des Marketingleiters vakant werden würde und man den kreativen Mitarbeiter in die engere Wahl zu nehmen gedachte, sah der Konkurrent seine Felle davonschwimmen und entwickelte eine erstaunliche Energie mit dem Ziel, die Beförderung seines Kollegen zu verhindern. Zunächst begnügte er sich damit, seinen Kollegen natürlich, um sich selbst zu schützen, in dezenter Form – bei anderen Mitarbeitern verächtlich zu machen. Als dieser ihn für eine kurze Zeit vertreten sollte, gab er nur spärliche Informationen über wichtige Dinge. Die Folge war, dass unser „Opfer“ Fehler machte, die aber so gestaltet waren, dass sich der Verursacher elegant aus der Schlinge ziehen konnte. Ais sich der Erfolg immer noch nicht einstellte, nutzte der Konkurrent ein vertrauliches Gespräch bei seinen Vorgesetzten und behauptete, der Kollege hätte ein Verhältnis mit der Sekretärin des Geschäftsführers eines Konkurrenzunternehmens, und es sei ja nicht ausgeschlossen, dass da so manche Dinge publik werden würden. Tatsache war, dass der Kollege diese Frau nur über seine Freundin kannte und ansonsten keinerlei Kontakte zu ihr pflegte. Doch ein gewisses Misstrauen blieb, mit dem Ergebnis, dass er die Position nicht bekam.

Gegen solche diffamierenden Aktivitäten kann man sich kaum wehren, die Folge ist nicht selten ein Arbeitgeberwechsel. Viele Mitarbeiter werden versuchen, entweder bei ihren Vorgesetzten oder auch beim Betriebsrat – sofern einer besteht – Hilfe zu finden. Bei Bewerbungen hingegen empfiehlt es sich, trotz der oftmals berechtigten Erbitterung über die Geschehnisse in der alten Firma, hiervon nicht allzu viel zu erzählen oder zu schreiben. Allzu leicht wecken Sie das Misstrauen Ihres Gesprächspartners und Ihre Offenheit schlägt zu Ihren Ungunsten aus. Bewerben Sie sich also nicht explizit als Mobbingopfer, sondern nur mit Interesse an der neuen Position, und stellen Sie Ihre Leistungen und Stärken und Ihr Unternehmensinteresse deutlich heraus. Probleme in der alten Firma interessieren den neuen Arbeitgeber in der Regel wenig; Sie können sich nur schaden, je mehr Sie sich durch erzählte oder beschriebene Probleme in einen neuerlichen Erklärungszwang bringen.

Wichtig:
Geben Sie Ihre Bewerbungsgründe aufrichtig an.
Üben Sie Selbstkritik in Bezug auf Ihren beruflichen Werdegang:
Haben Sie nicht den einen oder anderen Misserfolg selbst verschuldet?
Versuchen Sie Ihre Kenntnisse und Fähigkeiten objektiv einzuschätzen.
Verscherzen Sie sich nicht Bewerbungschancen, indem Sie unangemessene oder unrealistische Forderungen stellen.