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Das Ende des Kirch-Imperiums – detailliertere Information

Wenn sich mittelständische Unternehmer über die knauserige Kreditvergabe der Sparkassen beschweren, lässt Siegfried Naser, Präsident des Sparkassenverbands Bayern, sie gerne abblitzen: Es wäre aber strafbar, an Firmen Geld zu geben, die erkennbar nicht in der Lage sind, Kredite zurückzuzahlen.

Zu den Unternehmern, die lange vom Kreditgewerbe und vor allem von der Bayerischen Landesbank gehätschelt und verwöhnt wurden, zählt der Münchner Filmhändler Leo Kirch. So mancher Kleinunternehmer, dessen Existenz gefährdet ist, weil ihm ein Überbrückungskredit von 50.000 oder 100.000 Euro verweigert wird, kann sich über die Großzügigkeit, mit der deutsche Banken die ehrgeizigen Geschäfte des Leo Kirch finanziert haben, nur wundern. Als die Kirch-Gruppe im April 2002 kollabierte, war der Schuldenberg, den der Medienmogul nur mit Hilfe der Banken angehäuft hatte, auf mehr als sieben Milliarden Euro angewachsen.

Damit hatte Kirch sie alle getoppt, die Spitzenpleitiers der deutschen Wirtschaft. Mit seinen riskanten Engagements in der Medienbranche – dem Abofernsehen Premiere, dem Einstieg in den Formel-1 -Rennzirkus, den Handel mit Film- und Sportrechten sowie dem Aufbau eines der größten Filmarchive – hatte Kirch mehr Geld verzockt als die bisherigen Rekordhalter, der Frankfurter Immobilienjongleur Jürgen Schneider und die Managerriege des einstmals größten deutschen Baukonzems Philipp Holzmann.

Vor allem in den vergangenen zwei Jahren hätte Kirch den Schuldenstand seiner Gesellschaften von rund zwei Milliarden Euro auf über sechs Milliarden Euro hochgetrieben, um die Verluste von zwei Milliarden Euro, die der Abonnementsender Premiere jährlich einspielte, zu finanzieren. Dazu kam noch die milliardenschwere Übernahme der Formel-1-Rechte von EM.TV und dem Formel-1-Gründer Bernie Ecclestone.

Bankübliche Geschäfte
Der mit Abstand größte Kreditgeber ist die halbstaatliche Bayerische Landesbank, bei der Kirch vor allem für das Formel-1-Engagement allein und zwei Milliarden Euro aufgenommen hatte. Die Landesbanker waren Anfang 2001 in letzter Minute als Geldgeber eingesprungen – und das erst nach einem deutlichen Hinweis aus der bayerischen Staatskanzlei, wie Insider immer wieder versichern. Siegfried Naser, Präsident des Sparkassenverbands Bayern, verteidigte das ungewöhnlich hohe Engagement in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 13. April: Dazu kann ich nur sagen: Auch das war für uns ein bankübliches Geschäft mit besten Sicherheiten und einem klaren unternehmerischen Hintergrund.

Ohne den Einsatz der Landesbank wäre der Formel-1 -Deal vermutlich gescheitert, denn die deutschen Großbanken hatten dem Medienmogul bereits Absagen erteilt. Bei der Deutschen Bank steht Kirch mit 650 Millionen Euro in der Kreide, bei der Dresdner mit 450 Millionen Euro und bei der Commerzbank mit 350 Millionen Euro.

Der Weg in die Pleite
Den ersten Stein, der das Kirch-Imperium schließlich zum Einsturz brachte, warf im Januar 2002 Mathias Döpfner, Chef des Springer-Konzerns. Das Verlagshaus bestand darauf, eine Option einzulösen und ein Aktienpaket der Pro-Sieben-Sat.l-Media AG zurückzugeben und zwar zum im Jahr 2000 fixierten Preis von 767 Millionen Euro. Das war ein geschickter Schachzug des Springer- Chefs, mit dem er einerseits Geld in die Kassen des angeschlagenen Verlagskonzerns bekommen und andererseits möglicherweise auch einen ungeliebten Partner loswerden konnte. Kirch besaß zu dem Zeitpunkt noch 40 Prozent der Anteile am Springer-Konzern.

Kirch versuchte diesen für ihn höchst unvorteilhaften Deal, denn zum damaligen Börsenkurs war das Paket nicht einmal 100 Millionen Euro wert, mit juristischen Winkelzügen zu verhindern. So erklärte der Passauer Jura-Professor Holger Altmeppen den Vertrag für nichtig, weil einige kleinere Nebenvereinbarungen nicht geklärt werden konnten.

Bevor dieser Streit beigelegt werden konnte, warnte Deutsche- Bank-Chef Rolf-E. Breuer am 4. Februar in einem Interview mit dem US-TV-Sender Bloomberg die Banken, Kirch weitere Kredite zu gewähren. Damit hatte der Bankchef, dessen Institut auch als Hausbank von Springer fungiert, indirekt bestätigt, was bisher in der Branche und in den Medien nur spekuliert wurde: Kirch hat sich übernommen und ist finanziell am Ende. Von da an ging es Schlag auf Schlag, immer neue Enthüllungen über weitere Schulden und Zahlungsverpflichtungen verdichteten sich zu einem düsteren Bild und ließen ein sich anbahnendes Desaster erahnen. Der Kollaps des Kirch-Imperiums war nicht mehr aufzuhalten.

Die Kreise, die der Kirch-Zusammenbruch zog, wurden immer größer. Die Deutsche Bank stellte einen 650-Millionen-Euro- Kredit fällig, Rupert Murdoch drohte den 20-Prozent-Anteil an Premiere zurückzugeben und dafür die vereinbarte Summe von 1,7 Milliarden Euro zu kassieren. Kirch hatte seinem Rivalen beim Einstieg in das defizitäre Pay-TV-Geschäftzusichern müssen, dass der amerikanische Medienmogul bei schlechtem Geschäftsverlauf im Oktober 2002 sein Investment zum Einstandspreis zurückerhält. Die Dresdner Bank wollte ihren 450-Millionen-Euro-Kredit bereits im Dezember 2001 zurückgezahlt haben und gewährte nur gegen die Übertragung einer Beteiliguilg, die Kirch am spanischen TV-Sender Telecinco hielt, einen Aufschub bis April 2002. Außerdem erwartete der Deutsche Fußball-Bund im Frühjahr die Zahlung der vereinbarten Rate von 100 Millionen Euro für die Übertragungsrechte an der Bundesliga. Auch der internationale Fußballverband FIFA bekam noch Geld von Kirch für die WM- Rechte. Obendrein stand Kirch bei allen namhaften Banken und Investmentbanken in der Kreide.

Unter dieser enormen Belastung brach Kirchs Kartenhaus schließlich zusammen. Als erste Gesellschaft in dem äußerst verschachtelten Medienkonzern traf es die Rechteverwertungsfirma Kirch Media am 8. April 2002: Für sie wurde der Insolvenzantrag gestellt. Die Juristen Wolfgang van Betteray und Hans-Joachim Ziems wurden vom zuständigen Insolvenzverwalter als neue Geschäftsführer bei Kirch Media eingesetzt. Zunächst als Sanierer zur Kirch-Gruppe geholt, leiten sie die Geschäfte des Kernunternehmens mit den Film- und Sportrechten sowie der Senderfamilie von Pro Sieben und Sat l. Die hochdefizitäre Pay-TV-Tochter mit dem Bezahlfernsehsender Premiere erklärte rund vier Wochen später die Zahlungsunfähigkeit, danach folgte auch die Dachgesellschaft Taurus Holding.

Verschachteltes Imperium
Insolvenzverwalter und Banken stehen vor einem unüberschaubaren Trümmerfeld. Schon die Ermittlung des Gesamtumsatzes und die Zuordnung zu den einzelnen Geschäftsfeldern und Tochtergesellschaften bereitet den neuen Geschäftsführern offenbar erhebliche Mühe. Im Juni 2002 bezifferte die Süddeutsche Zeitung in einem Bericht, der sich auf ein geheimes Gutachten der Schweizer Bank UBS stützt, den Gesamtumsatz mit 3,398 Milliarden Euro, was einem Plus von 2,1 Prozent entsprechen soll. Davon entfallen 645 Millionen Euro auf den Sportrechtehandel, der sich durch die Veräußerung der Übertragungsrechte an der Fußballweltmeisterschaft im vergangenen Jahr ausgehend von 372 Millionen Euro fast verdoppelt hatte.12 Lind da hört die Bilanzklarheit auch schon auf. Im Dunkeln bleiben die internen Umsätze der Kirch-Gruppe: Wie viel beispielsweise die Kirch-Media-Tochtergesellschaft der Pro-Sieben-Sat. 1 – Media AG abkaufte. Keine Angaben werden auch zu dem Umsatzanteil der insolventen Kirch Pay-TV gemacht, zu der Premiere gehört. Nach Schätzungen der WestLB-Investment-Banking-Tochter Panmure soll es sich hier um rund 600 Millionen Euro handeln.

Firmengründer Leo Kirch und sein Vertrauter Dieter Hahn, der die operativen Geschäfte der Kirch Media, der größten Gesellschaft der Gruppe steuerte, weigern sich, Insolvenzverwalter und neuer Geschäftsführung bei der Puzzlearbeit zu unterstützen. Ein Beratervertrag mit den einzigen beiden wirklichen Insidern des Imperiums, das sich in mehr als 100 Tochtergesellschaften und Beteiligungen mit unterschiedlichen Partner aufteilt, kam nicht zustande, weil die Insolvenzverwalter und Gläubigerbanken verlangten, dass Kirch und Hahn eine Konkurrenzausschlussklausel unterschreiben sollten. Dies lehnten die beiden Pleitiers ab – trotz eines fürstlichen Honorars von fünf Millionen Euro allein für Kirch.

Die Verweigerung ist eine weitere schwere Schlappe für die Banken. Nicht nur weil ihnen jetzt der einzige fachkundige Rat fehlt, der ihnen helfen könnte, in verhältnismäßig kurzer Zeit Kirchs Firmendschungel zu durchdringen. Es entstand ihnen auch neue Konkurrenz.

Kirch schlägt zurück
Schon Ende 2001 hatte der alte Fuchs etliche Vorratsgesellschaften gegründet und sie unter Namen wie Blitz 01 – 826 GmbH, Blitz 01 – 857 GmbH und Blitz 01 – 893 sowie Blitz 02 – 104 GmbH und Blitz 02 – 105 GmbH ins Handelsregister eintragen lassen. Als Geschäftszweck wurde Veräußerung eigenen Vermögens sowie Halten und Verwalten von Beteiligungen von in- und ausländischen Gesellschaften sowie Übernahme der persönlichen Haftung und Geschäftsführung in Handelsgesellschaften, die insbesondere im Bereich Medien im weitesten Sinne tätig sind, angegeben. Drei Blitzfirmen wurden noch im November 2001 umfirmiert in Taurus Vermögens- und Beteiligungs GmbH und Taurus Retro GmbH, sowie in Albert Asmussen GmbH, bei der der Kirch-Anwalt Ronald Frohne als Geschäftsführer auftritt. Insgesamt sollen laut Medienberichten bis Mai 2002 acht solcher Blitzunternehmen gegründet worden sein.

Damit war lange vor dem Zusammenbruch eingetreten, was die Banken durch ein Wettbewerbsverbot für Kirch und Hahn verhindern wollten: Dass der Unternehmer und sein Topmanager als Konkurrenten mit eigenen Firmen die möglichst gewinnbringende Verwertung der einzelnen Vermögenspositionen stören würden.

Ungedeckte Kredite
Schon die erste oberflächliche Durchsicht der Ruinen des Kirch- Imperiums erweckte den Verdacht, dass es mit den Sicherheiten der Banken nicht allzu weit her sein könnte. Herbert Klofiber, Chef der Tele-5-Gruppe, warnte die Kreditinstitute sogar vor zu hohen Erwartungen. Vor allem die Kredite, die mit Filmrechten aus dem Kirch-Archiv besichert waren, dürften kaum gedeckt sein: Die Banken haben das Inventar vielleicht zu hoch beliehen. Früher, als ständig neue Sender gegründet wurden, gab es einen großen Bedarf an dieser Ware. Das ist vorbei. Jetzt sind wir in einer Talsohle.

Eine Geheimstudie der Schweizer Bank UBS, mit der Investoren angelockt werden sollten, analysierte das Filmlager von Leo Kirch, das von seinen Fans stets für eine gigantische Schatzkammer, von seinen Kritikern aber für eine Schrotthalde von bestenfalls mittelmäßigen Filmchen gehalten wurde. Letztere scheinen der Wahrheit näher gewesen zu sein. Nach einer internen Aufstellung vom Januar 2001 ist jeder dritte der 9.801 Filme schwer verkäuflich. 17 Prozent sind C-Filme, die nur zu schlechten Sendezeiten abgespult werden können, 19 Prozent fallen in die Kategorie Z-Filme, für die kaum jemand Lizenzgebühren zahlen würde; 35 Prozent des Bestands gelten als B-Filme. Der Topkategorie Mega 1 , zu der beispielsweise der US-Kinohit Der Patriot gehört, werden nur 122 Filme zugeordnet, weitere 213 Filme gelten noch als Mega 2 – darunter auch Filme wie die Comedian Harmonists. Außerdem hortet Kirch Media noch über 40.000 Stunden TV-Serien. Von den 1.447 TV-Movies sind 22 Prozent als nicht sendefähiger Schrott anzusehen.

Keine gute Nachricht für betroffene Banken wie die Commerzbank, die rund 350 Millionen Euro gegen ein Paket von Filmrechten verliehen hat. Um den Zelluloidberg überhaupt loswerden zu können, sollen jetzt Pakete geschnürt werden, denen die Ladenhüter beigemischt werden.

Ungeklärte Vermögensverhältnisse
Auch die anderen Vermögensteile der Kirch-Gruppe lassen sich nicht ohne Weiteres versilbern. Um den 25-Prozent-Anteil am spanischen Fernsehsender Telecinco streiten sich die Dresdner Bank, die HypoVereinsbank und die Bayerische Landesbank sowie weitere Kreditgeber. Die Dresdner Bank will die Anteile, die gesellschaftsrechtlich zur insolventen Kirch Media gehören, als Sicherheit für einen Großkredit von 500 Millionen Euro erhalten haben, der der Kirch Dachgesellschaft Taurus Holding gewährt wurde. Dieser Kredit war bereits im Dezember fällig und wurde nur nach Verpfändung des Telecinco-Pakets bis April 2002 verlängert. Von der Taurus Holding will auch Rupert Murdoch seine 1,7 Milliarden Euro zurückhaben, die Kirch für ein Aktienpaket an dem Abosender Premiere erhalten hatte. Wenn diese Forderung tatsächlich fällig wird, ist wohl auch die Taurus Holding zahlungsunfähig.

Poker um die Springer-Anteile
Auch der 40-Prozent-Anteil, den Kirch am Axel Springer Verlag hält, wurde offenbar als Sicherheit für mehrere Kredite bei unterschiedlichen Instituten verpfändet. Die Deutsche Bank, die mit diesem Aktienpaket einen Kredit von 650 Millionen Euro gesichert hat, muss sich bei der Verwertung des Springer-Anteils nicht nur mit der Hauptäktionärin des Verlagskonzerns Friede Springer einigen, sondern auch mit den drei nachrangigen Pfandgläubigem Bayerische Landesbank, JPMorgan und Lehman Brothers. Erschwert wird der Verkauf durch die spezielle Form der Aktien. Es handelt sich bei den Springer-Papieren nicht um Inhaberaktien, die an jeden Interessenten weiterverkauft werden können, sondern um so genannte vinkulierte Namensaktien, bei denen der Vorstand der Gesellschaft bestimmen darf, wer in die Firma einsteigt. Springer hatte diese Sonderform gewählt, um zu verhindern, dass andere Medienkonzerne Einfluss auf das Verlagshaus ausüben könnten.

Käufer gesucht
An der Vinkulierung waren bereits zwei Versuche gescheitert, das Paket gewinnbringend zu veräußern. Der Vorstoß der Hypo- Vereinsbank, zusammen mit der Dresdner Bank die Springer- Anteile für 1,1 Milliarden Euro zu übernehmen und dann an die IVAZ-Gruppe zu verkaufen, war ebenso fehlgeschlagen wie der Plan eines Bankenkonsortiums unter Führung der Commerzbank. Die wollte im Auftrag von Kirch vorher schon den Anteil verkaufen und einen besseren Preis erzielen, als den, den er von der Deutschen Bank zu bekommen erwartete. Die Commerzbank hatte alle Vorbereitungen für den Aktienverkauf getroffen – mit der Dresdner Bank und der Bayerischen Landesbank sowie den Investmentbanken JPMorgan und Lehman Brothers, die alle Anspruch auf das Paket erhoben, soll sogar eine Übereinkunft über die Verwendung des Erlöses erreicht worden sein. Von den angestrebten 870 Millionen Euro sollten 150 Millionen an die Bayerische Landesbank und die beiden Investmentfirmen gehen, der Rest an Kirch, die Commerzbank und die Dresdner Bank. Vermutlich hätte Kirch seinen Anteil an die Deutsche Bank weiterreichen müssen, um den fälligen Kredit abzulösen. Wegen der Vinkulierung war eine breite Platzierung der Springer-Aktien an der Börse aber nicht möglich. Kirch versuchte bei Springer vergeblich durchzusetzen, dass die Vinkulierung nach einer Haltefrist von höchstens 36 Monaten aufgehoben wird. Für das Verlagshaus kam dieses Ansinnen nicht in Frage: Von vornherein habe Klarheit darüber bestanden, dass die Vinkulierung unter keinen Umständen aufgehoben werde, hieß es in einer Pressemitteilung von Springer.

Als es sich abzeichnete, dass nun die Deutsche Bank den Zuschlag für die Verwertung der Springer-Anteile erhalten würde, versuchte Kirch per einstweiliger Verfügung beim Landgericht München den Zugriff zu verhindern. Doch vergebens: Er konnte nur einen Aufschub bis August 2002 erwirken, dann kann die Deutsche Bank den Springer-Anteil versilbern – allerdings nur mit Zustimmung von Seiten des Springer-Vorstands. Der wird sich bei der Deutschen Bank vermutlich weniger sperrig zeigen – schließlich ist sie Hausbank bei Springer und das Verlagshaus kämpft gerade mit Verlusten.

Gerichtliches Nachspiel
Im Dezember 2003 konnte der Ex-Filmmogul Leo Kirch dennoch eine kleine Genugtuung erfahren. Der Filmhändler versuchte den damaligen Deutsche-Bank-Chef Rolf-Ernst Breuer wegen seiner öffentlich geäußerten Zweifel an der Kreditwürdigkeit der Kirch- Gruppe zur Rechenschaft zu ziehen und stellte im Mai 2002 in Frankfurt Strafanzeige, die allerdings im Oktober des Jahres abgewiesen wurde. Das Münchner Landgericht hingegen nahm die Klage Kirchs auf Schadenersatz gegen die Deutsche Bank und ihren Chef Breuer an. Im Februar 2003 urteilte das Gericht, dass Breuer und die Bank Kirch sämtliche Schäden ersetzen müssten, die dem ehemaligen Medienmogul durch die Äußerdungen Breuers entstanden waren. Der Streitwert lag bei 100 Millionen Euro, die Höhe der Schadenersatzforderungen wurde allerdings offen gelassen. Die Bank und Breuer legten Berufung gegen das Urteil ein. Im Mai 2003 wurde auch in Frankfurt wieder gegen Breuer ermittelt. Im August 2003 begann der Berufungsprozess vor dem Oberlandesgericht München. Im November musste Breuer als Zeuge aussagen. Er wies alle Vorwürfe zurück, die Frage des Journalisten von Bloomberg TV hätte er als Privatperson beantwortet.

Am 10. Dezember 2003 kam das Gericht zu dem Urteil, dass die Deutsche Bank Kirch Schadenersatz leisten müsse. Die Summe solle in einem weiteren Gerichtsverfahren bestimmt werden. Bank-Chef Breuer wurde jedoch nicht persönlich für den Schaden verantwortlich gemacht, weil er nach Ansicht des Gerichtes von Amts wegen gehandelt hatte.

Kirch soll Medienberichten zufolge als Entschädigung sechs Milliarden Euro gefordert haben. Obwohl das Münchner Oberlandesgericht die Entscheidung als letztinstanzlich erklärt hatte, versuchten die Bank und ihr Aufsichtsratschef wegen Verkürzung des Rechtsweges beim Bundesgerichtshof Beschwerde einzulegen. Im Februar gab es dazu noch keine Entscheidung.
Kirch hat auch in den USA gegen Breuer und die Bank Klage eingereicht.