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Das Wertpapierangebot von Aktien bis Zertifikate

Die Investitionsmöglichkeiten sind in den letzten Jahren dank neuer Finanzprodukte für den Anleger immer vielfältiger geworden. Trotzdem gehören die Deutschen insgesamt immer noch zu den eher konservativen Anlegern, die sich gern an sogenannte sichere Produkte halten, also Sparbriefe, Renten etc. Der Börsencrash und der Zusammenbruch des Neuen Marktes Anfang des neuen Jahrtausends haben dazu entscheidend beigetragen. Der Hype um den Neuen Markt hatte viele Börsenneulinge zu Spekulationen und zur Investition in junge überbewertete Unternehmen verleitet. In der Folge verloren viele davon einen großen Teil ihres Kapitals und zogen sich enttäuscht vom Aktienmarkt insgesamt zurück. Doch Aktien sind langfristig betrachtet nach wie vor eine der renditestärksten Geldanlagen. Wie sehr der Aktionär von einem Börsencrash betroffen ist, hängt zunächst einmal von seiner Anlagestrategie und im Weiteren von seinen Nerven ab.

Exkurs: Börse und Psychologie
Mit Aktien erwirbt man Anteile an einem Unternehmen. Das heißt, der Wert einer Aktie hängt eigentlich von der Stärke oder Schwäche des Unternehmens ab, das dahintersteht. Aber so einfach ist es nicht. Setzt sich an den Börsen erst einmal Hysterie durch (positive wie negative), bilden die Kurse oft nicht mehr den tatsächlichen Wert eines Unternehmens ab. Ein gutes Beispiel war im März 2000 die Aktie der Siemenstochter Infineon. Sie war beim Börsengang 33- fach überzeichnet. Jeder wollte sie haben. Ein Kursanstieg am ersten Handelstag bis auf 100 Euro wurde prognostiziert. Tatsächlich lag der Kurs dann bei 70,20 Euro. Immer noch viel zu viel, wenn man sich die tatsächliche Performance des Unternehmens anschaute. Siemens hatte in den Jahren zuvor mit Infineon ziemlich viel Geld verloren. 1998 hatte das Unternehmen noch rote Zahlen geschrieben. Als Infineon an di* Börse ging, waren die Hightech-Aktien bereits auf dem absteigenden Ast. Doch die Anleger wollten die Warnungen der Börsenexperten nicht hören.
Außerdem wird die Börse von vielen anderen Faktoren beeinflusst – von Dingen, die mit den Unternehmen eigentlich gar nichts zu tun haben; von tatsächlichen Ereignissen wie der Hypothekenkrise der US-Banken in den Jahren 2007/2008, die etliche deutsche Banken mit in ihren Strudel riss; von Ereignissen, die möglicherweise in der Zukunft eintreten könnten und vor denen die Marktteilnehmer Angst haben – wie beispielsweise eine Rezession in den USA oder hohe Tarifabschlüsse in Deutschland.
Börse funktioniert nicht logisch und rational, sondern hat viel mit Psychologie, mit Hysterie, Angst und Euphorie zu tun. Gerade Privatanleger verhalten sich zudem oft wie die Lemminge und rennen denen hinterher, die auch nicht mehr wissen.

Aktien sind eine langfristige Anlage
Das ist der Satz, den Sie sich unbedingt merken sollten, wenn Sie in Aktien investieren möchten. Den DAX gibt es seit 1988. Wenn man eine Investition in die DAX-Werte von damals bis heute betrachtet, ergibt sich eine jährliche durchschnittliche Rendite von 9,96 Prozent, was eine beachtliche Zahl ist. Geht man bis 1950 zurück und nimmt die Unternehmen, die es 1988 in den DAX schafften, sind es sogar 11,27 Prozent.

Investieren Sie antizyklisch
Das ist der zweite Glaubenssatz und gilt für alles, was Sie an der Börse kaufen können. Konkret: Kaufen Sie, wenn die Kurse niedrig sind, verkaufen Sie, wenn die Kurse hoch stehen. Und halten Sie Ihre Gier im Zaum. Manchmal ist es besser, nicht zum Höchstkurs zu verkaufen, aber dafür nicht Gefahr zu laufen, dass die Kurse plötzlich nachgeben und man weniger hat oder gar nichts.

Aktie ist nicht gleich Aktie
Aktien sind so unterschiedlich wie die Unternehmen, die dahinterstehen. Deshalb gibt es bei Aktien solche, die volatiler (also schwankungsfreudiger) sind als andere. Und hochspekulative Papiere sind natürlich ebenfalls im Angebot. Aber: Es gibt keine Aktie, die man als absolut sicher bezeichnen könnte. Eine Garantie dafür, dass sich der Wert einer Aktie positiv entwickelt, gibt es niemals, ebenso wenig wie die Garantie für eine gleichbleibende oder gar eine hohe Dividende. Selbst wenn sich eine Aktie jahrelang im Aufwind befindet, wie Beispiel die Aktie der Porsche AG, kann sich der Trend aufgrund neuer Entwicklungen ändern. Sem beispielsweise die EU ambitionierte Ziele im Klimaschutz und bittet dafür die Autobauer, zur Kasse kann es durchaus sein, dass die Gewinne – und damit aller Wahrscheinlichkeit nach der Wert der Aktie – schrumpfen Es ist dann von der Innovationsfähigkeit der Autobauer abhängig, ob sie dem etwas entgegenzusetzen haben, sei es durch technische Innovationen oder indem sie ihre Kunden davon Überzeugen, einen höheren Preis zu bezahlen – oder beides. Das heißt: Egal, wie g„, Sie die Aussichten eines Unternehmens bzw. seiner Aktie vor dem Kauf durchleuchten, so können doch immer Entwicklungen ein beten, die diese Berechnungen und Überlegungen zu Schall und Rauch wer- den lassen.
Sollte sich eine Aktie wirklich entgegen allen Erwartungen sehr schlecht entwickeln, haben Sie zwei Möglichkeiten: halten oder verkaufen. Bei dieser Entscheidung können Ihnen die Bewertungen der Analysten nur bedingt helfen, denn die letzte Entscheidung liegt bei ihnen ganz allem. Ist das Unternehmen gesund und gilt es als entwicklungsfähig, sollten Sie die Aktie halten, denn wie wir wissen: Aktien sind eine langfristige Anlage, Andererseits hat es keinen Sinn eine Aktie, die ins Trudeln gerät, ewig zu halten. Irgendwann ist de, Zeitpunkt verpasst, an dem Sie mit einem „blauen Auge“, also verschmerzbaren Verlusten, herauskommen. In diesem Fall erweisen sich die sogenannten „Stopps“ als probat, die übrigens auch gegen zu viel Gier helfen. Das heißt, Sie sollten sich einen Kurs setzen, bis zu dem Sie die Aktie halten. Wen» der Kurs unter die Marke X sink, verkaufen Sie. Das können Sie auch für den Verkauf von Aktien mi, stark steigendem Kurs machen. Sobald der Kurs, den Sie festgesetzt haben, erreicht ist, verkaufen Sie. Damit fahren Sie möglicherweise etwas weniger als den optimalen Gewinn ein, aber immerhin noch ausreichend. Keine leichte Übung, die nur gelingen kann, wenn Sie das Börsengeschehen und Ihre speziellen Werte genau und permanent beobachten.

Blue Chips, ein relativ sicheres Geschäft
Als Blue Chips bezeichnet man die Aktien der großen, global orientierten börsennotierten Unternehmen, wie sie zum Beispiel im DAX zu finden sind, also Firmen wie Daimler, Allianz, Deutsche Bank, BMW, Henkel, Lufthansa etc. Sie zeichnen sich aus durch hohe Umsätze, hohes Grundkapital, einen hohen Aktienanteil im Streubesitz und sind von überregionaler bzw. internationaler Bedeutung.
Man geht davon aus, dass die Entwicklung dieser Werte recht stabil ist. Die Kursschwankungen sind nicht so stark wie zum Beispiel bei Wachstumswerten. Das zeigt sich daran, dass der DAX im Schnitt pro Tag weniger als 2 Prozent nach oben oder unten schwankt. Blue Chips werden mitunter verächtlich als träge bezeichnet. Das stimmt insofern, als man normalerweise keine großen Kurssprünge erwarten kann. Für Spekulanten sind sie also ziemlich uninteressant. Sie sind ideal, um sie über Jahrzehnte im Portfolio zu halten. Hinter Blue Chips stehen reale Werte und Gewinne. Man kann sie ins Depot legen und abwarten – ganz im Sinne von André Kostolany. Allerdings sollte der Anleger auch bei der Auswahl von Blue Chips darauf achten, nur Aktien von Unternehmen zu kaufen, die zukunftsfähig sind, deren Produkte und Märkte das Potenzial zur Weiterentwicklung haben und auch in zehn Jahren noch benötigt werden. Schauen Sie sich an, ob das Unternehmen dazu in der Lage ist. Ist es innovativ und flexibel, in seiner Branche führend, welche zukunftsweisenden Maßnahmen wurden in den letzten Jahren getroffen und waren sie erfolgreich?
In allen Ländern gibt es solche Blue Chips und die entsprechenden Indizes. In den USA ist es der Dow Jones, in Großbritannien der FTSE 100, in Frankreich der CAC 40, in Japan der Nikkei. Der Euro Stoxx 50 umfasst Aktien aus den Staaten der Eurozone wie zum Beispiel Axa, BNP Parisbas, Fortis, Nokio, Repsol, Telecom Italia etc., für Aktien weltweit steht der MSCI (Morgan Stanley Capital Index).

Praxistipp:
Nach den Blue Chips kommen die Mid Caps (Middle Capitalized Companies), in Deutschland zusammengefasst im M-DAX mit 100 Unternehmen, die sozusagen den DAX-Werten nachfolgen. Diese Aktiengesellschaften können ebenso solide sein wie die DAX-Werte, sind aber in der Regel kleiner und haben eine geringere Kapitalisierung. Der Handel ist nicht ganz so schwungvoll und die Werte unterliegen deshalb etwas höheren Kursschwankungen. Zum M-DAX gehören zum Beispiel Arcandor, Bilfinger Berger, Boss, EADS, Fraport, Gildemeister, Hochtief, Praktiker, Salzgitter etc. Vorteil: Viele dieser Unternehmen sind durchaus innovativ. Darüber hinaus ist ihre Struktur wesentlich besser zu durchschauen als die großer Konzerne. Das macht die Bewertung einfacher, auch für die Analysten.

Nebenwerte – das Salz in der Suppe
Als Nebenwerte werden kleinere Unternehmen mit einem geringen Aktienumsatz bezeichnet. Dividenden zahlen sie nur selten, da sie sich meist noch im Wachstum befinden und Gewinne in die Weiterentwicklung ihrer Geschäftsfelder stecken müssen. Manche Leute bezeichnen sie als „Hoffnungswerte . Damit soll ausgedrückt werden, dass hinter diesen Unternehmen noch kein tatsächlicher Wert steht – mitunter schreiben sie nicht einmal schwarze Zahlen -, sondern eher die Hoffnung, dass einmal etwas richtig Gutes aus ihnen wird. Sie sind wegen ihrer stark schwankenden Kurse für Spekulanten interessant. Typische Beispiele waren früher die im NEMAX gelisteten Werte des ehemaligen Neuen Marktes – vielfach Internetfirmen, die extrem hoch bewertet wurden, aber außer roten Zahlen und der Hoffnung auf den großen Durchbruch nicht viel vorzuweisen hatten. Viele verschwanden sang- und klanglos von der Bildfläche und der Börse.
Man kann durchaus auch als Nicht-Zocker in Nebenwerte investieren, dann ist es aber umso wichtiger, sich die Firmen und ihr Geschäftsfeld genau anzuschauen. Verlässliche Informationen, Markt- und Branchenkenntnisse sind unerlässlich. Selbst wenn ein Unternehmen im Tec-DAX oder im S-DAX gelistet ist, bedeutet das noch lange nicht, dass man investieren sollte. Gerade im Tec-DAX, der eigentlich als Nachfolger des NEMAX gilt, ist eine genaue Analyse der Unternehmen enorm wichtig, denn in diesem Segment sind 30 der 35 größten Technologiewerte gelistet, und zwar in Bezug auf Marktkapitalisierung und Orderbuchumsatz. Unter ihnen ADVA, BB Biotech, Carl Zeiss Meditec, freenet, Pfeiffer Vacuum, Qiagen, Solon, Versatel.
Der Name SDAX leitet sich ab von „Small Caps“. In ihm sind 100 börsennotierte Unternehmen gelistet, allerdings im Gegensatz zum Tec-DAX eher aus traditionellen Branchen. Das macht die Beurteilung vielleicht etwas einfacher. Zum SDAX gehören unter anderen Air Berlin, Comdirect Bank, Duerr, Fielmann, Gerry Weber, Sixt und Wacker.
Die Zusammensetzung beider Indizes wird regelmäßig überprüft.