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Direktbanken sind älter als das Internet

Viele Leser werden sich noch gut erinnern: Das Jahr 1969 war für die US-Technologie ein voller Erfolg. Im Sommer landeten mit dem Raumschiff Apollo 11 zum ersten Mal Menschen auf dem Mond und wenige Wochen später kam es an amerikanischen Universitäten zu einem auf den ersten Blick sonderbaren Experiment: Vier Großrechner wurden miteinander verbunden und konnten fortan Daten austauschen. Das war der Startschuss für das Internet, auch wenn die kommerzielle Nutzung dieser revolutionären Informationstechnologie erst Anfang der 1990er-Jahre so richtig begann. Wie tiefgreifend das Internet gerade den Bankenmarkt umkrempeln würde, ahnten damals nur wenige.

Vielfach herrscht die Meinung vor, Direktbanken seien die letzten Relikte aus der New-Economy-Ära Ende der 1990er-Jahre, als fast täglich eine neue „Dot*com“-Firma ihr Börsendebüt feierte und in dieser gefährlichen Euphorie die Kurse am sogenannten „Neuen Markt“ für Wachstumswerte förmlich explodierten, selbst wenn der vermeintliche Charme dieser neuen Aktiengesellschaften mit ihren Teenager-Managern oft nur in tiefroten Zahlen bestand. Wie die maßlose Börsenparty seinerzeit endete, ist Ihnen sicher in guter, wenngleich unangenehmer Erinnerung: mit einem beispiellosen Aktiencrash. Das Börsenfieber wurde damals ohne Frage begünstigt durch den Erfolg der Direktbroker. Der Anleger konnte seine Papiere schnell und für wenig Geld per Mausklick kaufen und verkaufen. Für die Finanzbranche schien sich eine Goldader zu öffnen: Immer mehr Direkt- oder Onlinebroker kamen an den Markt (manche verschwanden ebenso schnell wieder) und einige dieser Institute gingen selbst mit spektakulärem Erfolg an die Börse. Das Papier der Comdirect-‚Bank zum Beispiel war beim Börsengang im Sommer 2000 mehrfach überzeichnet, sodass sogar viele Kunden leer ausgingen. Ein gutes Investment war dies mittelfristig betrachtet nicht, denn in den folgenden Monaten und Jahren ging die Aktie dieses Onlinebrokers parallel mit dem Kollaps an den Finanzmärkten kräftig in die Knie. Mit dem Geschäftsmodell der Direktbroker beschäftigen wir uns gleich etwas ausführlicher.
Direktbanken indessen – also Geldinstitute ohne Filialen – gab es bereits vor dem Internet und erst recht lange vor den Direktbrokern. Hätten Sie gewusst, dass die Wurzeln des heutigen Marktführers im Direktbanking bis ins Jahr 1965 zurückreichen? Dass damals das erste filiallose Institut aus der Taufe gehoben wurde, ist eigentlich einer Notlösung zu verdanken. Werfen wir einen kurzen Blick zurück.