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Dispokredit Angebote – bequem und flexibel, aber oft zu teuer

Fast jeder, der bei seiner Bank ein Girokonto unterhält, auf dem laufende Einnahmen eingehen (Lohn, Gehalt, Rente), verfügt über einen mehr oder minder großen Dispositionsspielraum. Das heißt, er kann sein Konto überziehen, ohne zuvor mit der Bank sprechen zu müssen. Waren solche Kontokorrentkredite einst nur im Firmenkundengeschäft der Banken üblich, so wurde diese Form der kurzfristigen Finanzierung ab 1968 in Deutschland auch für Privatpersonen eingeführt. Die Höhe des Dispositionsspielraums hängt dabei von den laufenden Einnahmen des Kunden ab.

Praxistipp:
Wenn Sie Ihre Bank wechseln, können Sie für Ihr neues Girokonto gleich einen Dispositionskredit beantragen. In der Regel reicht hierfür die Vorlage der letzten drei Lohn- oder Gehaltsabrechnungen aus. Ruheständler legen ihren letzten Rentenbescheid vor.
Die Vorteile eines Dispositionskredits liegen auf der Hand: Sie schaffen sich finanzielle Spielräume zur Überbrückung von vorübergehenden Liquiditätsengpässen oder zur kurzfristigen Finanzierung unvorhergesehener Ausgaben. Fast jeder kennt das: Eine aufwendige Autoreparatur reißt ein großes Loch ins Budget. Das Ersparte ist aber auf einem Festgeldkonto angelegt und erst in ein paar Monaten verfügbar. Ihre Aktien wollen Sie nicht verkaufen, weil Sie aktuell Verluste einfahren würden. Und Ihre Freunde und Verwandten möchten Sie erst recht nicht um Geld bitten. In Situationen wie dieser erweist sich der Dispositionskredit als ideal. Sie nehmen kurzfristig fremdes Geld in Anspruch und gleichen Ihr Konto zum Beispiel in den nächsten drei Monaten wieder aus. Und wenn es am Ende sechs oder neun Monate dauern sollte, wird Ihre Bank auch nicht ungeduldig. Im Gegenteil, schließlich zahlen Sie für die Inanspruchnahme des Dispositionskredits regelmäßig Zinsen. Und das nicht zu knapp. Nach einer Untersuchung des Internet-Finanzportals „biallo*de“ lag der Zinssatz für einen Dispositionskredit im Frühsommer 2008 zwischen 8 und 14,5 Prozent. Am teuersten waren dabei die großen Privatbanken, also Deutsche Bank, Dresdner Bank, Commerzbank und HypoVereinsbank. Relativ günstig stellten sich die Konditionen bei den Direktbanken dar.
Sobald eine Gutschrift auf Ihrem Konto eingeht, wird der Dispositionskredit um den entsprechenden Betrag reduziert und der Zinsaufwand sinkt. Sie zahlen mithin nur für den Zeitraum Zinsen, in dem Sie den Kredit in Anspruch nehmen, und jeweils nur für jene Summe, über die Sie tatsächlich verfügen. Die Tatsache indessen, dass Ihr Geldinstitut Ihnen bei der Rückführung des Kredits weitgehend freie Hand lässt und keine Ratenzahlungen geleistet werden müssen, wirkt auf manchen Bankkunden verführerisch. Der eine oder andere vergisst bisweilen, dass es sich bei einem Dispositionskredit eben auch um fremdes Geld handelt, das man im Rahmen seiner Möglichkeiten so schnell wie möglich zurückführen sollte. Verbraucherschützer raten, den Dispositionsrahmen immer nur so weit auszuschöpfen, dass die Kreditsumme in zwei bis drei Monaten getilgt werden kann. Wer dauerhaft über dieses Geld verfügt, befindet sich oft auf geradem Weg in die Schuldenfalle.

Praxistipp:
Benötigen Sie nur sehr kurzfristig Liquidität (zwischen zwei und vier Wochen), um geplante Anschaffungen zu finanzieren, so ist es in der Regel günstiger, die entsprechenden Rechnungen mit Kreditkarte zu begleichen. In diesem Fall zahlen Sie keine Zinsen.
Dispositionskredite werden oft als Überziehungskredite bezeichnet. Doch diese Gleichsetzung ist nicht ganz korrekt. Natürlich überzieht der Kunde sein Konto, wenn seine Verfügungen das aktuelle Guthaben überschreiten. Geschieht dies innerhalb des Dispositionsspielraums (häufig Kreditlinie genannt), dann handelt es sich um eine laufende und vorab genehmigte Überziehung. Das heißt, der Kunde muss seine Bank nicht informieren und ist ihr gegenüber auch keine Rechenschaft schuldig, für welche Zwecke er den Geldbetrag braucht. Wird der Dispositionsspielraum überschritten, muss der Kunde in den meisten Fällen zumindest vorerst ebenfalls mit keinen Nachfragen seitens der Bank rechnen. Allerdings hat das Schweigen der Banker seinen Preis. Bei geduldeten Überziehungen liegt der Zinssatz zwischen 14 und knapp 20 Prozent (l). Daher sollten Bankkunden die Überschreitung ihrer Kreditlinie unter allen Umständen vermeiden und bei Liquiditätsengpässen mit der Bank über eine eventuelle Erhöhung des Dispositionsspielraums sprechen.
Grundsätzlich erfordert ein Dispositionskredit absolute Haushaltsdisziplin. Er sollte lediglich als finanzielle Notreserve gelten und bei Inanspruchnahme so schnell wie möglich zurückgezahlt werden. Ist eine schnelle Tilgung nicht möglich, sollte man bei teuren Dispositionskrediten über eine Umschuldung nachdenken – zum Beispiel durch einen sogenannten Abrufkredit. Wir werden auf dieses Thema gleich zurückkommen.