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Ein Global Player schlägt zu – der Fall HypoVereinsbank

Das öffentliche Interesse an der Brautschau bereitete den Weg für einen anderen Freier, der mit den Münchnern kurzen Prozess machte. Die italienische Bank Unicredito Italiano S.p.A. schnappte sich die HypoVereinsbank. Von einem Merger of Equals war nicht einmal die Rede, die HypoVereinsbank hatte von vornherein die undankbare Rolle eines Juniorpartners, der die Bedingungen des Seniors zu schlucken hatte.
Es entstand ein neuer Koloss, die neuntgrößte Bank in Europa mit einer Bilanzsumme von 733 Milliarden Euro, die in 19 Ländern vertreten sein wird. Weit über 120 000 Mitarbeiter betreuen mehr als 28 Millionen Kunden. 15 Milliarden Euro wollte Unicredito dafür ausgeben. Insgesamt wurden es dann doch mehr als 19 Milliarden Euro, denn Unicredito-Chef Alessandro Profumo wollte auch die Perle des HVB-Verbunds haben, die Bank Austria, die Rampl bereits wieder an die Börse gebracht hatte. Das Barangebot an deren Aktionäre war fast doppelt so hoch wie die Offerte an die HVB-Anteilseigner. Das war auch kein Wunder, denn die Bank Austria verdiente Geld und wurde nicht durch milliardenschwere Altlasten in den Abgrund gezogen.

Wie immer bei solchen Megafusionen ließen die beiden Verhandlungspartner Rampl und Profumo keine Gelegenheit aus, um über die fabelhaften Synergien zu reden, die die Fusion freisetzen würde. Für die Belegschaft dürften diese Worte ziemlich hohl geklungen haben.

Denn die Italiener ließen keinerlei Zweifel daran, dass es erst einmal um den Abbau von Arbeitsplätzen gehen würde. 9000 Jobs sollten ersatzlos gestrichen werden. Der größte Teil zwar in Osteuropa, wo die beiden Niederlassungen, die der HypoVereinsbank und der Unicredito, zusammengelegt werden würden. Rund 6000 Jobs würden so von der Gehaltsliste der neuen Großbank gestrichen.
Aber auch in Deutschland wurde der Rotstift angesetzt. Weitere 1800 Stellen standen zur Disposition. Und zwar zusätzlich zu den 2400, deren Abbau Rampl bereits zu Beginn des Jahres 2005 verkündet hatte. Gewerkschaften und Betriebsräte konnten gegen den Willen der Italiener nichts ausrichten. Unicredito räumte den Arbeitnehmervertretern nicht einmal einen Europäischen Betriebsrat ein, und auch die Mitbestimmung, die Arbeitnehmern in deutschen Konzernen Rechte auf Information, Anhörung und Mitsprache garantiert, wurde in Italien nie eingeführt. Auch im Aufsichtsrat gab es keinen Arbeitnehmervertreter.
Genau genommen gab es auch keinen Aufsichtsrat nach deutschem Recht, sondern ein nach US-Recht konstituiertes Board, eine Art Zwitter aus Vorstand und Aufsichtsrat, dessen Mitglieder je zur Hälfte aus der Unicredito-Führung und von außen rekrutiert wurden. Vier bis fünf Mitglieder sollte die HVB dorthin entsenden dürfen. Allerdings reicht für wichtige Beschlüsse – wie beispielsweise die Strategie für das Deutschland-Geschäft, Personalabbau und weitere Sparaktionen – eine Mehrheit von 19:24 – die deutschen Vertreter aus der HypoVereinsbank hätten im Ernstfall keine Chancen, ihre Interessen durchzusetzen.

Die Bank Austria, die allein 11000 Personen beschäftigt, wehrte sich monatelang gegen eine zu enge Einbindung. Erst als dem Management im März 2006 vertraglich eine große Autonomie eingeräumt und ihre Kontrolle über den lukrativen Osteuropa- Markt zumindest teilweise bestätigt wurde, stimmten sie der Fusion schließlich zu.
Noch schwieriger gestalteten sich die Verhandlungen in Polen : zur Bereinigung der Doppelzuständigkeiten. Die polnische Regierung hatte sich monatelang vehement gegen die Fusion der HVB-Tochter BPH und der UniCredit-Bank Pekao gewehrt. Erst im April 2006 wurde auf Druck der EU-Kommission ein Kompromiss gefunden.