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Gewinn Ist nicht gleich Gewinn – Warren Buffett

Woran lag es nun genau, dass Heavy bei der Wertschöpfung so katastrophal versagt hat? Zum einen ist dem Unternehmen das Geld ausgegangen. Es konnte nicht mehr genug Mittel bereitstellen, und das trotz des geringen Wachstums. Ein durchschnittliches Unternehmen ist nicht in so desolatem Zustand wie Heavy, doch bei den beneidenswerten betriebswirtschaftlichen Erfolgen von Light kann es auf Dauer auch nicht mithalten. Tatsache ist, dass viele Unternehmen auch geringfügige Wachstumsraten nur erzielen können, wenn ein Großteil der Gewinne einbehalten wird. Wie unsere beiden Beispiele zeigen, ist die Frage gar nicht, ob Gewinne einbehalten werden, denn das ist bei fast allen expandierenden Unternehmen der Fall, sondern wie gut sie reinvestiert werden. Heavy musste jeden Pfennig Gewinn und noch mehr reinvestieren und hat dabei noch an Wert verloren. Light dagegen musste einen Teil seiner Gewinne reinvestieren, konnte jedoch sowohl durch die Investition Wert schöpfen als auch liquide Mittel generieren.

Fast alle Kapitalbeteiligungen Buffetts kann man wie folgt beschreiben: Es sind expandierende Unternehmen, denen es gelingt, Kapital zu äußerst attraktiven Renditen zu reinvestieren.

Woran ist zu erkennen, ob ein bestimmtes Unternehmen das kann oder nicht?
Nun, für jedes Unternehmen gibt es statistische Daten zu Reinvestition und Rendite. Diese werden normalerweise in einer Kennzahl zusammengefasst, nämlich der Eigenkapitalrentabilität (EKR).
Die EKR ist definiert als Gewinn nach Steuern oder Kapitalgewinn, geteilt durch das durchschnittlich während des Jahres eingesetzte Eigenkapital. Diese Definition und ihre Bedeutung soll in den folgenden Finanzportal noch näher erläutert werden. Generell gilt jedoch, dass das gesamte Eigenkapital, auch als Nettovermögen, Buchwert oder Buchwert zu Eigenkapital bezeichnet, die Gesamtsumme aller Anteile der Aktionäre am Geschäft darstellt, sowohl den ursprünglichen Kapitaleinsatz als auch die nachfolgend einbehaltenen Gewinne. Mit Kapitalgewinn ist der Ertrag gemeint, den die Aktionäre aus ihrer Investition beziehen.

Anhand der EKR kann man problemlos feststellen, ob ein Unternehmen zum Typ Light oder zum Typ Heavy gehört. Um Bilanzgewinn bzw. -verlust bereinigt erreichen die wenigsten Unternehmen langfristig eine EKR von mehr als 10 bis 12 Prozent. Der Grund dafür ist offensichtlich. Hat ein Unternehmen eine EKR von, sagen wir, 15 Prozent, werden Konkurrenten auf den Plan gelockt, die ebenfalls eine solche Rendite anstreben – eine Rendite, die höher ist als die von Bareinlagen oder Investitionen in durchschnittliche Unternehmen. Nur Unternehmen, die Buffetts Kriterien erfüllen, können die Konkurrenz in Schach halten und eine hohe EKR beibehalten. Vergessen Sie dabei aber nicht, dass eine hohe EKR nur insofern interessant ist als sie für eine dauerhaft hohe Kapitalrentabilität spricht.

Ein Fazit dieser Analyse ist, dass Gewinn nicht gleich Gewinn ist. Ein Unternehmen wie Heavy muss seinen gesamten Gewinn reinvestieren, um Wachstum zu ermöglichen. Auch ein durchschnittliches Unternehmen mit einer Eigenkapitalrendite von 10 Prozent ist gezwungen, den Löwenanteil der generierten Mittel zu reinvestieren – ob es will oder nicht. Eine Erkenntnis Buffetts besagt, dass ein Geschäft zwei Seiten hat – Gewinnerzielung einerseits, Gewinnverwendung andererseits. Unternehmen vom Typ Heavy müssen einfach reinvestieren. Durchschnittliche Unternehmen können reinvestieren – bei durchschnittlicher Rentabilität -, oder müssen auf Wachstum verzichten. Unternehmen wie Light müssen auch reinvestieren, doch bei außergewöhnlicher Rentabilität und unter Generierung überschüssiger Liquidität.