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Insolvenz sollen Sie leider auch beachten – erfolgreiche Unternehmendteuerung

Auch wenn das Thema Insolvenz unangenehm ist, Sie sollen das Grundlegende darüber erfahren. Von rund 160.000 Insolvenzen in Deutschland gingen im Jahr 2007 etwa 56.000 auf das Konto von Unternehmen und ehemaligen Selbständigen. Alle anderen sind Privatinsolvenzen. Sie fragen sich, wann es für ein Unternehmen vorbei ist? Dann, wenn ernsthafte Zahlungsschwierigkeiten bestehen. Sobald absehbar ist, dass Sie Ihren finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen, also zum Beispiel die Raten für das Darlehen nicht mehr zahlen können, wird es sehr eng für Sie.

Erleichterung nach schlaflosen Nächten
Paolo H. hatte einen kleinen Weinladen In Köln. Vor etwas mehr als drei Jahren wuchsen ihm die Schulden bei der Bank und bei den Lieferanten über den Kopf, es folgte die Insolvenz. Paolo berichtet über die Tage vor der Insolvenzanmeldung: „Die Lieferanten waren nicht bereit, die Ware zurückzunehmen. Die Bank kündigte das Darlehen sofort, nachdem die Zahlungsunfähigkeit dort bekannt wurde. Damit war der gesamte Darlehensbetrag auf einen Schlag fällig – unmöglich, das zu diesem Zeitpunkt finanziell zu bewältigen. Meine Familie und ich hatten viele schlaflose Nächte voller Sorgen und Fragen, bis die Entscheidung über das endgültige Aus gefallen war. Der Schlussstrich in Form einer Insolvenzanmeldung war dann eine Erleichterung; die Ungewissheit und die Frage, wie es bloß weitergehen soll, kann man auf Dauer einfach nicht aushalten.“

Paolo hat alle Kooperationspartner, Lieferanten und die Bank per Fax informiert und dann innerhalb weniger Tage den Laden geschlossen und das Gewerbe abgemeldet. Das Insolvenzverfahren selbst ging einigermaßen schnell über die Bühne. Und Paolo hatte Glück im Unglück. Zum damaligen Zeitpunkt wurden noch Beratungsgutscheine an insolvente Selbständige für Anwaltsleistungen vergeben. „Wie soll das ein Selbständiger in dieser Situation denn nur machen, wenn es die Beratungsgutscheine inzwischen nicht mehr gibt?“, fragt Paolo in unserem Gespräch – genau diese Ratlosigkeit erleben viele Unternehmen, denen die Pleite ins Haus steht. Trotz vieler Anfragen bei unterschiedlichen Organisationen bleibt festzuhalten: Die Hilfestellungen für insolvente Unternehmer sind dünn gesät, und nur vereinzelt findet sich echte Unterstützung.

Paolo berichtet dazu: „Der Insolvenzanwalt hat sich nicht weiter um mich gekümmert; der wird ja auf Basis der Konkursmasse bezahlt. Ich hatte eher den Eindruck, dass er daran interessiert war, für sein Honorar möglichst wenig zu arbeiten. Zu guter Letzt hat er mir noch angeboten, für etwa 1.500 Euro die Einlagerung der Akten zu übernehmen. Darüber habe ich mich so richtig geärgert, und die Kosten für den Anwalt muss ich ja schließlich im Rahmen der Insolvenz selbst tragen.“ Auch solche Erfahrungen müssen viele insolvente Unternehmer machen – die Insolvenz ist nun einmal ein lukratives Geschäft für Anwälte.

Eine Frage drängt sich aber geradezu auf: Warum hat sich Paolo nicht schon in einer früheren Phase helfen lassen? „Bei meiner Gründung war ich in einer Beratung, bei der die Mitarbeiter nicht einmal mit Excel umgehen konnten. Vielleicht hätte mir die Suche nach einem anständigen Berater geholfen, aber ich war davon so abgeschreckt. Außerdem habe ich immer gedacht, dass ich es schon alleine schaffen werde. Es lief ja auch weiter – nur am Ende ging es plötzlich ganz schnell.“ Die rasante Abwärtsentwicklung in der letzten Krisenphase ist typisch. Die meisten Betroffenen denken vorher, dass sie es noch schaffen können und dass ihnen „so etwas“ nicht passieren kann. Doch das stellt sich meist als fataler Fehler heraus.
Paolo jedenfalls kann nach vorne schauen, auch wenn es gar nicht einfach ist. „Meinem jetzigen Arbeitgeber geht es im Augenblick wirtschaftlich nicht gut, und deshalb verliere ich wieder den Arbeitsplatz – mitten in der Krise, und das ausgerechnet in einer Situation, in der ich jeden Monat gute 700 Euro zahlen muss. Aber in rund drei Jahren ist das alles vorbei, dann ist die Regelinsolvenzzeit endlich vorüber und ich bin frei von Schulden. Ich würde gerne wieder selbständig arbeiten, aber mir fehlen die Handlungs- und Entscheidungsfreiheiten. Allerdings: Ein Geschäftsmodell mit geringerem Risiko und besseren Einkünften müsste es dann schon sein. So etwas will ich nicht noch einmal erleben.“ Auch wenn es schwerfällt: Nach einem Insolvenzverfahren kann man einen neuen Anfang wagen.

Übrigens: Selbständige, die bei ihrem ersten Versuch gescheitert sind, gründen danach deutlich erfolgreicher als andere. Die Erfahrung kann sogar hilfreich beim späteren Neuaufbau einer Selbständigkeit sein – aus Fehlern wird man bekanntlich klug. Wer aus der Vergangenheit mit Insolvenz nichts gelernt hat, sollte ohnehin keine neue Selbständigkeit in Betracht ziehen.

Rechtsschutzversicherung hilft im Insolvenzfall nicht
Übernimmt vielleicht die betriebliche Rechtsschutzversicherung die Kosten für die anwaltliche Beratung im Insolvenzfall? Leider nein: Unsere Anfragen bei mehreren Rechtsschutzversicherungen haben ergeben, dass dieses Risiko generell bei Rechtsschutzversicherungen ausgeschlossen ist.

Wie eine Bank mit Liquiditätsproblemen umgeht, hängt ganz vom Ansprechpartner ab. Eine Ausnahmeregelung, beispielsweise die Aussetzung von Zahlungen oder eine Umschuldung, bedeutet für ihn viel Arbeit wegen der bankinternen Genehmigungsprozesse. Daher fällt die Bereitschaft, sich für einen Kunden einzusetzen, bei den Bankmitarbeitern unterschiedlich aus.

Geht es um Schulden bei einer Behörde, ist unter Umständen der außergerichtliche Einigungsversuch einfacher – aber nicht immer erfolgreich. Wer davon überzeugt ist, dass er sein Unternehmen noch retten kann, nimmt am besten direkt Verhandlungen mit seinen Gläubigern auf. Allerdings sollte er etwas anbieten, das mehr verspricht als ein Insolvenzverfahren. Nur so besteht überhaupt ein Anreiz für einen Gläubiger, sich mit einem Angebot zu beschäftigen, denn sein Ziel ist die Begrenzung des wirtschaftlichen Schadens.

Tipp – Verschaffen Sie sich Spielräume
Ein offensiver Umgang mit finanziellen Schwierigkeiten ist wichtig. Wer sich in einer solchen Lage befindet, sollte das Gespräch mit Gläubigern suchen, um sich nach Möglichkeit Spielräume zu verschaffen. Den Kopf in den Sand zu stecken ist die schlechteste Wahl – das führt nur zu noch größeren Problemen.