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Kreditversicherung – Bedeutung und Nutzen für Unternehmen

Zu einer professionellen Unternehmensführung — im kleinen oder mittelständischen Betrieb wie im Konzern — gehört vorbeugendes Risiko-Management. Nicht erst, seit sich die Unternehmen im Zusammenhang mit „Basel II“ verstärkt mit diesen Fragen konfrontiert sehen, wenn sie Kreditgespräche mit der Hausbank führen und die potenziellen Geldgeber einen Rating-Prozess in Gang setzen, bei dem auch das Risiko-Management eine wichtige Variable ist. Auch ohne Rating-Erfordernis müssen Unternehmen ein vitales Interesse daran haben, ihre Risiken zu kontrollieren. Denn jedes Unternehmen hat Risiken, und jedes Unternehmen ist deshalb Risiko. Bewertet werden Unternehmen längst nicht nur von ihrer Bank. Auch Lieferanten, Kunden, gegebenenfalls Investoren oder Aktionäre schauen sich — mehr oder weniger intensiv und professionell — die Performance von Unternehmen an. Auch im Verhältnis zu den verschiedenen Versicherern spielt die Einschätzung des Versicherungsnehmers eine große, ja entscheidende Rolle. Zum einen als Kunde, zum anderen als Risiko.

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Risiken kalkulieren Das Risiko des Unternehmens ist das Risiko des Kreditgebers. Je größer das Risiko, desto geringer die Bereitschaft, sich finanziell zu engagieren. Möglichkeiten, sich im Risiko-Management professioneller Hilfe zu bedienen, sind vorhanden. Außer den Rating- Agenturen, die Unternehmen mit Bewertungen versehen, die zum Beispiel für eine Bank hilfreich sein können — aber nicht müssen, weil diese meist stärker auf das eigene Urteil, also interne Rating- Methoden, setzen —, gibt es Lösungen, die direkt an den verschiedenen Risiken ansetzen. Diese konkreten Lösungen können eingekauft werden – umgekehrt betrachtet, wird also das Risiko teilweise oder ganz ausgelagert. Im komplexen Gefüge der Unternehmensrisiken stehen die Finanzrisiken an exponierter Stelle. Und bei der Frage, wie ein Unternehmen mit seinen Finanzrisiken umgeht, sind die Forderungen eine wichtige Größe, in zweifacher Hinsicht – bilanziell und existenziell. Unternehmer, Finanz- und Risiko-Manager sollten darüber nachdenken, wie das generelle Ausfallrisiko minimiert, die konkrete Forderung schneller realisiert und die Bilanz entlastet werden kann. Bilanziell gelten Forderungen als Vermögen und stehen unter Aktiva. Dabei spielt es zunächst keine Rolle, ob die Forderungen tatsächlich realisiert werden. Außenstände „blockieren“ somit die Bilanz, sind — zumindest ohne Absicherung oder darauf aufbauende Finanzierungsstrategie — ein Negativkriterium beim Rating und machen eine Fremdkapitalaufnahme nötig, weil Eigenkapital gebunden ist. In existenzieller Hinsicht bedeuten Forderungen zudem ein hohes Risiko. Was ist, wenn der Kunde nicht bezahlt? Forderungsverluste sind häufig Auslöser von Insolvenzen. In solchen Finanzierungs- und Risikofragen bietet sich die Kooperation mit einem Kreditversicherer und/oder Factoring-Unternehmen an.

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Wertschöpfung durch Debitoren-Management Die Kreditversicherung sichert das Forderungsausfallrisiko ab, ein Factor verschafft zusätzlich Liquidität. Beide Aspekte sind wichtige Bausteine im Rating-Prozess. Wie geht ein Unternehmen mit seinem Debitorenrisiko um? Nach dem Prinzip Hoffnung oder professionell? Die Banken verlangen Professionalität, erkennen die Kreditversicherer als wichtige Partner an und arbeiten nicht von ungefähr auch auf der Vertriebsseite mit ihnen zusammen.

Die großen Kreditversicherer Der deutsche Markt ist von drei Gruppen geprägt: Euler Hermes, Allgemeine Kredit Coface, Atradius; der Weltmarkt ebenfalls: Euler Hermes, Coface-Gruppe, Atradius. Alle Unternehmen haben darüber hinaus auch alternative Finanzierungsmöglichkeiten im Portfolio. Die Allgemeine Kredit Coface zum Beispiel bietet neben der klassischen Kreditversicherung für das Inlands- (Warenkreditversicherung, WKV) und Auslandsgeschäft (Ausfuhrkreditversicherung, AKV) auch Factoring an. Darüber hinaus ergänzen Länderradngs, Bonitätsbewertungen von Unternehmen (@rating), die Kautionsversicherung (KTV) und Inkasso die Wertschöpfungskette im Debitoren-Management, die Unternehmen nutzen können. Seit 2004 bietet die AKC auch Asset Backed Securities für größere mittelständische Unternehmen (MABS) an. Auch ABS bietet, wie Factoring, die Möglichkeit, Forderungen zu verkaufen. Beim ABS werden sie dann am Kapitalmarkt verbrieft. Die AKC hat sich damit in wenigen Jahren vom klassischen Kreditversicherer mit Schwerpunkt im Inlandsgeschäft zu einem internationalen Kreditversicherer und Anbieter von Leistungen im Debitoren-Manage- rnent entwickelt.

Das Problem: der Lieferantenkredit
Unternehmen gehen ein großes Risiko ein, indem sie ihren Abnehmern den Lieferantenkredit gewähren, also auf Zahlungsziel liefern oder eine Leistung erbringen. Zahlungsziele müssen in der Regel schon aus Wettbewerbsgründen eingeräumt werden. Zahlen Kunden nur schleppend, verspätet oder gar nicht, gerät die eigene Bonität aber schnell in Gefahr. Aus dem Erfolg versprechenden Geschäft mit Waren oder Dienstleistungen kann schnell ein Teufelskreis abwärts in die Insolvenz werden. Die Lösung: Kreditversicherung oder Factoring? Das Forderungsausfallrisiko muss also minimiert und in die Finanzkalkulation einbezogen werden. Die Kreditversicherung zielt genau darauf ab: Sie trägt dazu bei, die Liquidität der Unternehmen zu erhalten. Sie deckt nicht nur Forderungsverluste ab, wenn der Schaden eingetreten ist. Sie setzt vielmehr bei der Prophylaxe an. Für einzelne, insbesondere kleinere Unternehmen ist es nahezu unmöglich oder zu aufwändig, verlässliche und immer aktuelle Informationen über bestehende und potenzielle Kunden zu bekommen. Sie professionell auszuwerten und so zu einer realistischen Einschätzung der Bonität der Abnehmer zu kommen, erfordert zudem hohe Kompetenz. Die Risikoanalyse und das Debitoren-Management komplett in eigener Regie zu betreiben, überfordert daher viele Unternehmen, und zwar im investiven wie im personellen Bereich. Aber nur wer den permanenten Zahlungseingang sichern kann, hat eine Chance, sich auf seinem Markt zu behaupten oder neue Märkte zu erschließen. Die Kreditversicherung überprüft die Kunden der Lieferanten vor dem Erstgeschäft, überwacht später ständig deren Bonität und Zahlungsverhalten und minimiert so das Risiko des Lieferanten, seine Forderung abschreiben zu müssen.

Prophylaxe hat Priorität
Einige Zahlen unterstreichen, dass die Kreditversicherung — im Unterschied zu anderen Versicherungssparten — sehr arbeits- und kommunikationsintensiv ist. So werden in der Kreditprüfung der AKC monatlich etwa 30.000 Kreditanträge bearbeitet — entweder „manuell“ von den Prüfern oder automatisch von einem hochentwickelten IT-System. Aus den positiven Kreditentscheidungen resultierte im Jahr 2003 ein Deckungsvolumen in Höhe von über 65 Milliarden €. Fast die Hälfte dieser Risiko-Übernahmen entfiel auf die Ausfuhrkreditversicherung. In der Coface-Gruppe insgesamt werden pro Jahr rund 3 Millionen Kreditanfragen bearbeitet, das Deckungsvolumen betrug über 200 Milliarden €. Grundlage der Zusammenarbeit zwischen Kreditversicherer und Versicherungsnehmer ist ein Versicherungsvertrag. Er sieht immer eine Selbstbeteiligung des Versicherungsnehmers vor. Der Versicherungskunde wird somit nicht gänzlich aus dem Risiko und der Verantwortung für seine Kundenstruktur entlassen. Auch die Forderung selbst bleibt in seinen Büchern. Er kann aber fest mit einer vereinbarten Versicherungsleistung rechnen. Entschädigt wird bei bestimmten Voraussetzungen, hauptsächlich bei Insolvenz des Abnehmers. Um den Zahlungseingang zu beschleunigen, kann auch von der Insolvenz als Schadenfall abgesehen und ein reiner Zeitablauf vereinbart werden (Protracted Default). Ziel des Kreditversicherers ist es indes in jedem Fall, Schäden zu vermeiden. Deshalb betreibt er ein aufwändiges und intensives Kreditprüfungsverfahren. Vor allem im internationalen Bereich sind dafür umfangreiches Know-how, eine adäquate Infrastruktur und leistungsfähige EDV-Systeme notwendig. Dies sind Gründe, weshalb der Markt nur von wenigen hoch spezialisierten und finanzstarken Anbietern bedient werden kann. Die Coface-Gruppe und die Allgemeine Kredit Coface haben bei den Rating-Agenturen Moody’s Investors Service ein Rating von ’Aa3’ und bei Fitch Ratings ein

‚AA‘ Factoring als Alternative
Auch Factoring ist eine Möglichkeit für Unternehmen, dem Ausfallrisiko zu begegnen und Liquidität zu sichern. Der Factor kauft die Forderungen des Unternehmens auf und übernimmt mit dem Kauf auch das Risiko, dass die Abnehmer des Factoring- Kunden zahlungsunfähig werden (Delkredererisiko). Zusätzlich kümmert sich der Factor — falls vom Kunden gewünscht — um die Debitorenverwaltung und das Mahnwesen. Factoring kostet wegen der zusätzlichen direkten Liquiditätsfunktion mehr als Kreditversicherung und lohnt sich nicht für alle Unternehmen. So ist Factoring für Branchen, die häufig mit Mängeleinreden zu tun haben, kaum darstellbar. Von daher ist die kompetente Beratung durch Spezialisten angeraten. Vertragsrechtliche Grundlage beim Factoring ist ein Kaufvertrag, es ist also keine Versicherung. Der Factor kauft die Forderungen regresslos und zu 100 Prozent, wobei in der Regel 10 Prozent zunächst als Sicherheitseinbehalt verbleiben. Factoring wirkt damit auch Bilanz endastend, denn die Forderungen stehen nicht mehr in den Büchern des Unternehmens. Während bei der Kreditversicherung als Kosten für den Kunden Prämie und Kreditprüfungsgebühren entstehen, trägt der Forderungsverkäufer die Factoringgebühr und die für die Finanzierung notwendigen Zinskosten. Die Allgemeine Kredit Coface Finanz GmbH, die Factoringgesellschaft der AKC-Gruppe, kauft übrigens nur Forderungen, die? kreditversichert sind. Hier nutzt der Factor die Kreditversicherung als zusätzliche Sicherheit. Auch viele Kreditinstitute nutzen die Kreditversicherung. Zum einen erwarten sie, dass ihre Kreditnehmer die Forderungen, die sie an ihre Kunden haben, kreditversichern. Je geringer das Risiko des Kreditnehmers, desto geringer das Risiko des Geldgebers. Auch beim so genannten Zessionskredit, bei dem Bankkunden ihre Forderungen als Sicherheit für Kredite einbringen, erwarten viele Banken, dass diese Forderungen mit einer Kreditversicherung unterlegt und dadurch werthaltiger werden. So ist die Kreditversicherung nicht nur Partner der Unternehmen, die ihr Risiko-Management professionell betreiben, sondern auch von Kreditinstituten und eventuell alternativen Finanzdienstleistern wie Factoring-Instituten oder Leasing-Gesellschaften.

Die Beziehung Lieferant, Kunde und Kreditversicherer
Gefährdet die Arbeit der Kreditversicherer oder Factoring- Unternehmen, die ja die Bonität von Unternehmen prüfen müssen, nicht die Lieferanten-Kunden-Beziehung? Diese Befürchtung ist unbegründet und spätestens mit Basel II ohnehin überholt. Denn Transparenz wird zum entscheidenden Faktor für Zukunftsfähigkeit. Unternehmen, die sich der Information verweigern, werden es sehr schwer haben, sich an den Finanzmärkten — gleichgültig ob global oder regional — zu behaupten. Außerdem erhält der überprüfte Abnehmer quasi ein Gütesiegel, wenn ihm seine Bonität bescheinigt werden kann. Der Abnehmer sollte daher eigentlich selbst ein Interesse daran haben, dass sein Lieferant eine Kreditversicherung abschließt. Die Kreditversicherer sehen sich als aktiver Partner, nicht als passive Kontrollinstanz. Die moderne Kreditversicherung leistet längst mehr als die nachträgliche Schadenregulierung oder die Unterstützung beim Forderungseinzug. Die Kernkompetenz liegt in der Bonitätsüberprüfüng und -Überwachung von Kunden der Versicherungsnehmer. Unternehmen, die sich der Bedeutung eines effizienten Risiko-Managements bewusst sind, setzen die Kreditversicherung als Element zur Finanzierungsund Liquiditätssteuerung ein. Sie lässt sich mit weiteren Komponenten — zum Beispiel Inkasso — sinnvoll ergänzen. Die Kreditversicherer haben ihre Produkte und Dienstleistungen darauf abgestimmt, den kontinuierlichen Zahlungsfluss und die Absicherung des Umlaufvermögens ihrer Kunden zu gewährleisten. Indem die Kreditversicherer viele Forderungen ihrer Kunden absichern, tragen sie insgesamt nicht unerheblich zum nationalen und internationalen Handel und damit zur volkswirtschaftlichen Wertschöpfung bei. Allerdings sind auch Kreditversicherer Wirtschaftsunternehmen. Sie unterliegen selbst mannigfaltigen Risiken und müssen ihre Engagements auch an betriebswirtschaftlichen, insbesondere versicherungstechnischen Kriterien ausrichten. Ein strenges Aufsichtsrecht sorgt zudem dafür, dass die Versicherer ihre Risiken permanent beobachten und mit entsprechenden Rückstellungen in der Bilanz unterlegen müssen. Das Geschäft der Kreditversicherer ist naturgemäß stark von Schwankungen betroffen. Denn die Konjunktur- und Insolvenzentwicklung wirkt nicht nur auf die Unternehmen, sondern auch auf die jeweiligen Risiko-Partner. So unterliegen die Konditionen, zu denen der Versicherungsschutz zur Verfügung gestellt wird, wie andere Parameter auch einem permanenten internen Controlling. So erklärt es sich, dass Kreditversicherer längst nicht jedes Risiko übernehmen können, ihre Schadenquoten genau im Auge behalten und gegebenenfalls auch ihr Vertragsportfolio anpassen müssen. Stellschrauben sind hierbei vor allem die Prämienhöhe und die Limitvergabe.

Private und staatliche Kreditversicherung
Im Bereich der Exportabsicherung spielen neben den privaten Kreditversicherungsunternehmen auch die staatlichen Kreditversicherer eine Rolle. Viele Staaten sichern Risiken exportierender Unternehmen ab, indem sie Exportkreditgarantien übernehmen. Mit der Abwicklung werden Kreditversicherer — so genannte ECAs (Export Credit Agencies) — als Mandatare beauftragt. In Deutschland hat Hermes diese Aufgabe übertragen bekommen, in Frankreich ist es die Coface. Die Staatsdeckung funktioniert nicht nach dem Rasenmäherprinzip. Vielmehr gibt es internationale Übereinkünfte, in denen geregelt ist, was der Staat übernehmen darf und was nicht. Im Grundsatz besagt eine EU-Regelung, dass staatliche Kreditversicherung im kurzfristigen Bereich nur greifen darf, wo es keine hinreichenden Deckungsmöglichkeiten durch private Kreditversicherer gibt. Konkret heißt dies, dass es keine Hermes- Deckungen in der EU und in den Kernländern der OECD geben darf. Allerdings ist die „Marktfähigkeit“ der neuen EU-Länder derzeit noch umstritten. Langfristige oder sehr großvolumige Geschäfte (Investitionsgüterund Infrastrukturprojekte, Flugzeug-, Schiffs- oder Eisenbahnlieferungen) sind von dieser Regelung nicht erfasst. Entsprechend verteilten sich die 2003 neu übernommenen deutschen Staatsdeckungen, die ein Volumen von 16 Milliarden € erreichten, primär auf die Entwicklungsländer. Auf sie entfielen 75,1 Prozent, 17,7 Prozent auf mittel- und osteuropäische Länder und 7,2 Prozent auf Industrieländer. Auch gemessen am jeweiligen Exportumfang ist der Staatsanteil an den Deckungen gering. So wurden insgesamt 2,4 Prozent des deutschen Exportes mit Hermes-Deckungen unterlegt. Der Anteil an den Exporten in Industrieländer betrug 0,2 Prozent, in MOE-Länder 3,8 Prozent und in Entwicklungsländer 11,4 Prozent. So wird die Bedeutung der staatlichen Kreditversicherung vom Volumen her oft überschätzt. Auch die Möglichkeit, politische Risiken für Exporteure zu decken, ist nicht mehr auf die staatliche Kreditversicherung beschränkt. So übernimmt beispielsweise die Coface-Gruppe neben dem wirtschaftlichen Risiko auch die Deckung bei Forderungsverlusten, die auf Grund politischer Umstände im Zielland entstehen. Dennoch sind die Exportkreditgarantien als Instrument der Außenwirtschaftsförderung des Staates, insbesondere zur Erschließung von Märkten außerhalb der Haupthandelsströme, bedeutsam.