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Quartalsberichte werden überbewertet an der Börse

Q ist mittlerweile der wichtigste Buchstabe im Börsenalphabet. Nein, das hat nichts mit Quiz zu tun, sondern steht für Quartal. Wenn über die Nachrichten-Bildschirme Q-Zahlen laufen, zucken DAX und Nemax zusammen. Nie waren sie so wichtig wie heute – oder werden dafür gehalten: Quartalsberichte.

Für die US-Börsen sind sie Alltag, für uns noch relativ neu. Strahlend gab der Chef der Deutschen Bank am 1. Februar die Rekordzahlen für 2000 bekannt. Alles im schwarzen Bereich, bis die Kollegen der Agentur Reuters aus dem 2000er-Zahlenwerk das letzte Quartal rauszogen. Und schau an: operativer Verlust beim Branchenführer. Sofort Schlagzeilen und heftige Spekulationen: Wie sieht’s denn beim Wettbewerb aus? An der Börse ein Schlag für den Kurs. Die schöne Schau der tollen Zahlen – alles umsonst. Die PR-Abteilung muss sich vor Wut irgendwohin gebissen haben.

Nächstes Beispiel: Motorola, nach Nokia größter Handyproduzent, schreibt rote Zahlen im ersten Quartal. Riesenaufregung an den Börsen: Geht der Handyboom zu Ende? Dann müssten auch alle Zulieferer Probleme haben! Die Folge: ein herber Kurseinbruch bei den führenden Hightechaktien.

Sicher, das letzte Quartal ist das aktuellste, weist grob den zukünftigen Weg. Und bestätigt die Urteile der Analysten (oder auch nicht).

SAP, ein DAX-Schwergewicht, wird aus den Depots der Fonds rausgekickt, um einen Tag später wieder eingekauft zu werden. Das kapieren viele Kleinanleger nicht, die mit der Devise Aktie ist Langfristanlage zum Kauf verführt wurden. Sie werden täglich durch solche Q-Dramen geschockt – und verlieren womöglich das Vertrauen in das Börsengeschehen. Eigentlich wollten wir die amerikanische Aktienhysterie beim Aufbau unserer Aktienkultur vermeiden. Und nun? Wie ein hypnotisiertes Karnickel starrt die Börse auf Q-Zahlen, Analysten heben und senken die Daumen – über Dreimonatszahlen, die die Unternehmen oft mühsam aufgemöbelt haben, damit ihnen die Börsen wohlgesinnt sind. Die Kurzschlussreaktionen der Börsen – sie haben viel mit dieser Q-urzsichtigkeit zu tun. Nur ein Unternehmen wollte partout nicht am Q-Zirkus teilnehmen. Nein, sagte Porsche, Quartalsberichte machen wir nicht!

Daytrading: Bungeespringen für Börsianer
Der Extremsport der Börsianer heißt Daytrading. Das ist eine Form des Wertpapierhandels, bei der in der Regel innerhalb eines Tages sämtliche Positionen eingehen und wieder aufgelöst werden. Man hört am Tagesende auf, egal ob man im Plus oder im Minus liegt. Ziel ist es, kleinste Kursveränderungen zu nutzen. Und da die Schwankungen bei Aktien in der Regel geringer sind, handeln Daytrader zumeist mit Futures und Optionen. Über elektronische Ordersysteme hat der Daytrader Zugriff auf alle aktuellen Informationen ohne Zeitverlust. Denn bei diesem Geschäft spielen Sekundenbruchteile eine Rolle, Zeitverzögerungen kann man sich nicht leisten.

Wer eine entsprechende technische Ausrüstung hat, kann direkt vom heimischen Computer aus daytraden. Die meisten gehen aber in so genannte Daytrading-Center, die die technische Ausstattung zur Verfügung stellen. Dort kann man sich für ein paar Stunden, einen Tag oder einen ganzen Monat einen Handelsplatz mieten. Die Monatsmiete dafür beträgt etwa 750 bis 1 000 Euro im Monat, hinzu kommen die Gebühren für jede einzelne Transaktion.

Daytrader gucken nur gespannt auf die Charts und handeln sehr schnell, ohne viel Hintergrundwissen anzusammeln. Daytrading muss man lernen. Die meisten Daytrading-Center bieten Schulungen und Probe-Daytrading an. Dann kann man virtuell mit fiktiven Wertpapieren üben, bevor man richtig loslegt. Inzwischen gibt es auch einige spezielle Seminaranbieter, die sehr gut verdienen. In Deutschland zahlt man für ein Grundprogramm etwa 3 500 bis 4 000 Euro, hinzu kommen eventuelle betreute Trainingstage mit je 500 Euro. In den USA kostet eine Ausbildung zum Daytrader bis zu 35 000 Dollar. Mittlerweile gibt es in Deutschland drei Direktbanken, bei denen das Daytrading in vollem Umfang online, also von zu Hause über den PC möglich ist: Consors, ComDirectbank und Direktanlagebank.

In den USA gibt es bereits mehr als 50 000 klassische Daytrader, in Deutschland werden sie auf etwa 5 000 geschätzt. Daytrading ist ein hoch spekulatives Geschäft, man kann innerhalb eines Tages sehr schnell und sehr viel Geld verdienen, aber ebenso schnell auch verlieren. Wer mindestens 25 000 Euro als Spielgeld zur Verfügung hat, der kann Daytrading als Hobby anfangen. Wer aber davon leben will, braucht mindestens 50 000, besser sind 250 000 Euro. Wie hoch ist das Risiko? 15 bis 30 Prozent aller Daytrader verdienen Geld, der Rest verzockt es. Also lautet der Rat: Finger weg vom Daytrading.

Zusammenfassung
GEM-Projekts Global Equity Market. Zwischen zehn Börsen der Welt (von New York über Tokio und Hongkong, Australien, Mexiko bis zum europäischen Euronext) soll ein Netz installiert werden. Dann wird der Anleger in Paris (Euronext) mitten in der Nacht in den USA, Australien oder in Frankreich notierte Aktien zu ein und denselben Konditionen kaufen oder verkaufen können. Gut, da gibt’s noch Hürden wie unterschiedliche Regeln und Bilanzierungsvorschriften. Und bisher ist außer der Ankündigung im Sommer 2000 noch nichts passiert. Aber die 24- Stunden-Börse wird kommen, eine einzige Weltbörse also. Fein für die Anleger: hier das kleine Spezialitätenprogramm der Regionalbörsen, da die Aktien der großen weiten Welt. Und jeder predigt, die größere Kundennähe mit noch attraktiveren Konditionen auf seiner Seite zu haben. Die Börsen im Umbruch: Das ist spannend, aufregend und hat (endlich) enorme Vorteile für den Privatanleger. Er wird der eigentliche Nutznießer sein.