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Selbstwirksamkeitstheorie der beruflichen Entwicklung

Ein aktuelles Modell zu Interesse, Wahl und Leistung im beruflichen Bereich von Lent, Brown und Hackett (1994) setzt ebenfalls auf der allgemeinen sozial-kognitiven Lerntheorie von Bandura auf. Die Autoren fokussieren auf das bei Bandura zentrale Konzept der Selbstwirksamkeit (Bandura, 1977).

Selbstwirksamkeitstheorie der beruflichen Entwicklung

Selbstwirksamkeit meint die Überzeugung einer Person, erfolgreich eine bestimmte Aufgabe zu bewältigen oder ein Verhalten zeigen zu können.

Selbstwirksamkeitsüberzeugungen sind dynamisch, d.h. aufgrund von Erfahrungen veränderbar, und spezifisch für bestimmte Leistungsbereiche ausgeprägt. Die Selbstwirksamkeit bezieht sich stärker auf subjektive Einschätzungen als auf objektive Fähigkeiten (Brooks, 1994).

Berufliche Selbstwirksamkeit hat einen starken Einfluss auf das berufsbezogene Verhalten einer Person unabhängig von ihren tatsächlichen Kompetenzen. Dieser Zusammenhang ist in Anlehnung an Bergmann (2004) in der Abbildung schematisch dargestellt: Eine hohe Selbstwirksamkeit führt zur Ausbildung spezifischer Interessen und der Wahl anspruchsvoller Ziele. Diese Ziele fördern zielführendes Handeln, was eine erfolgreiche Aufgabenbewältigung wahrscheinlicher macht. Gelingt sie, so steigert dieser Erfolg das Gefühl der Selbstwirksamkeit. Der Verstärkungsmechanismus funktioniert nicht nur in positiver Weise, wie in der Graphik dargestellt, sondern auch umgekehrt. So kann eine geringe Selbstwirksamkeit dazu führen, dass keine speziellen Interessen entwickelt, wenig anspruchsvolle Ziele formuliert und diese dann auch bestenfalls halbherzig verfolgt werden. Dadurch ist die Chance für eine erfolgreiche Aufgabenbewältigung gering, was wiederum eine geringe Selbstwirksamkeit fördert.

Zusätzlich unterscheiden zwischen Ergebnis- bzw. Erfolgserwartungen und persönlichen Zielen. Erfolgserwartungen beziehen sich auf die antizipierten Konsequenzen des eigenen Verhaltens, die nicht nur vom eigenen Vermögen, sondern auch von der Reaktion der Umwelt abhängig sind. Sie sind speziell dann von Bedeutung für Motivation und Verhalten, wenn die Ergebnisse nur in losem Zusammenhang zur Leistung der Person stehen. Das gilt beispielsweise dann, wenn jemand zwar sicher ist, eine berufliche Tätigkeit erfolgreich ausüben zu können (hohe Selbstwirksamkeit), aber gar keine Chance hat, die Stelle zu bekommen, weil sie über Beziehungen vergeben wird, über die sie nicht verfügt (geringe Erfolgserwartung). Persönliche Ziele sind definiert als Entschlossenheit, eine bestimmte Aktivität aufzunehmen oder ein bestimmtes Ergebnis zu bewirken. Sie organisieren und steuern das Verhalten einer Person, bestimmen Ausdauer und Anstrengung, ohne dass eine externe Verstärkung gegeben sein muss. Auch Ergebniserwartungen und Ziele werden durch Lernerfahrungen erworben und modifiziert.

Empirische Befunde zu sozial-kognitiven Modellen
Es gilt als gesichert, dass sich berufliche Präferenzen durch die positive Verstärkung von berufsbezogenem Verhalten, durch ein positiv bewertetes Modell oder durch einen geschätzten Menschen ausbilden (Bergmann, 2004). In Bezug auf die Problemlösefähigkeiten wurde das Informationssuchverhalten am häufigsten erforscht. Es konnte gezeigt werden, dass Suchverhalten durch positive Verstärkung des Suchverhaltens und durch die praktische Erprobung der Tätigkeit gefördert werden kann (Mitchell & Krumboltz, 1994). Ferner zeigte sich in mehreren Studien, dass die Selbstwirksamkeit das berufliche Verhalten deutlich beeinflusst (Brooks, 1994). So können aus bereichsspezifischen Selbstwirksamkeitsmaßen Vorhersagen auf Interessen, Berufswahlen, Leistungen und Verweildauer, berufliche Unentschiedenheit und Explorationsverhalten abgeleitet werden (Bergmann, 2004). Weiterhin hat sich die Annahme bestätigt, dass die erfolgreiche Ausführung einer Tätigkeit das Interesse daran und die diesbezügliche Selbstwirksamkeit steigert (Bergmann, 2004). Für den Bereich der Jobsuche hat sich gezeigt, dass hohe Selbstwirksamkeit nicht nur mit einem stärkeren Ausmaß an Suchaktivitäten und höherer Ausdauer, sondern auch mit einer höheren Wahrscheinlichkeit einhergeht, einen Job zu erhalten.

Gainor (2006) gibt einen Überblick über die zahlreichen Studien, in denen berufsbezogene Selbstwirksamkeit (z. B. in den Bereichen Berufswahl, Treffen beruflicher Entscheidungen und berufliche Leistungen) durch Interventionen wie Trainings und Beratung, die auf der sozialkognitiven Karrieretheorie von Lent und Kollegen basierten, gesteigert werden konnte.