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Sparen mit Sparbuch oder doch nicht

„Schlachtet das Sparschwein!“ Mit diesem etwas martialischen Slogan versuchte eine Bank, auf dem Höhepunkt des Börsenbooms aus einem Land der Sparer eine Nation der Aktionäre zu machen. Und zunächst stieß das Kreditinstitut damit durchaus auf offene Ohren. Die Deutschen plünderten ihre Sparkonten und steckten das Geld vorrangig in „Wachstumsaktien“, die neu auf den Markt kamen und schnelle Gewinne versprachen. Im Jahr 2001 sanken die Spareinlagen der Deutschen nach Angaben der Bundesbank auf 538 Milliarden Euro. Doch kaum zwei Jahre später wünschte sich so mancher Anleger, er hätte damals weiter auf das altmodische Sparschwein gesetzt. Dafür gibt es zwar nur vergleichsweise geringe Zinsen, die noch dazu versteuert werden müssen, falls sie den Sparerfreibetrag überschreiten, doch immerhin hätte der Bankkunde keine Verluste erlitten.
Nach dem für viele Anleger schmerzhaften Ende der Börseneuphorie standen sichere Sparformen hoch im Kurs: „Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“, schien die Devise der Bankkunden zu lauten. Dennoch führte dies nicht zu einer Renaissance des traditionellen Sparbuchs. Und dies war für beide Seiten durchaus von Vorteil. Für die Banken bedeuten Sparbücher einen vergleichsweise hohen Arbeitsaufwand. So erfolgen Ein- und Auszahlungen in der Regel in bar und müssen einzeln eingetragen werden – viel Arbeit für die Damen und Herren in den Filialen. Von den jährlichen Zinsgutschriften zwischen Weihnachten und Neujahr ganz zu schweigen. Entsprechend gering fallen die Zinsen für diese antiquierte Sparform aus. Also suchen auch die Kunden nach besser verzinsten1, aber ebenso sicheren Alternativen. Und sie fanden sie vor allem in den Produktportfolios der Direktbanken: einfache Sparformen, kaum erklärungsbedürftig, überdurchschnittlich verzinst und trotzdem sicher. Mit Sparkonten, die diesen Anforderungen der Kunden entsprachen, warben die filiallosen Geldinstitute in erster Linie den Sparkassen und den Volks- und Raiffeisenbanken in den vergangenen Jahren Millionen von Kunden ab. Insbesondere die sehr flexiblen Tagesgeldkonten erwiesen sich als äußerst erfolgreiches Instrument zur Neukundengewinnung.
Nicht von ungefähr setzen die Direktbanken vorrangig auf diese Sparprodukte. Sie sind bestens geeignet für den Direktvertrieb, verursachen wenig Arbeit und erreichen eine große und breit gestreute Zielgruppe – vom Kleinsparer, der etwas Geld auf die hohe Kante legt, bis hin zum Aktieninvestor, der mit einem sicheren Sparpolster seine Risiken im Wertpapierbereich reduzieren möchte.
Es ist mithin ein Verdienst der Direktbanken, dass Anleger sich in Scharen vom althergebrachten Sparbuch mit mickriger Verzinsung verabschiedet haben und dass auch die Filialbanken gezwungen wurden, neue, attraktivere Produkte anzubieten. Trotzdem haben die Bundesbürger noch viel zu viel Geld auf größtenteils schlecht oder gar nicht verzinsten Girokonten. Die Bankkunden verschenken dadurch jedes Jahr viele Milliarden Euro an Zinsen. Laut Monatsbericht der Deutschen Bundesbank lagen im Februar 2007 etwa 450 Milliarden Euro auf Girokonten. Eine Untersuchung des Finanzdienstleisters FMH förderte zutage, dass die durchschnittliche Verzinsung von Girokonten bei nicht einmal 0,5 Prozent pro Jahr lag. Die Verzinsung von Tagesgeldkonten dagegen liegt im Mittel bei 2,45 Prozent. Das sind rund 400 Prozent mehr als auf einem durchschnittlich verzinsten Girokonto. Auf Sparbüchern mit niedriger Basisverzinsung und dreimonatiger Kündigungsfrist lagen laut Deutscher Bundesbank im Februar 2007 etwa 103 Milliarden Euro. Der durchschnittliche Spareckzins lag bei 1,14 Prozent pro Jahr. Daraus resultiert ein Vorteil von 115 Prozent für das Tagesgeldkonto. Anleger könnten also durch den simplen Übertrag ihres Geldes von Girokonten und Sparbüchern auf Tagesgeldkonten 10 Milliarden Euro Zinsen pro Jahr zusätzlich kassieren.
Sparbücher gibt es bei den Direktbanken ohnehin nicht, aber natürlich bieten sie wie andere Banken auch Sparpläne an, bei denen der Sparer jeden Monat einen festen Betrag einzahlt. Meistens liegt der monatliche Mindestbetrag bei 75 bis 100 Euro. Später kann sich der Kunde das Guthaben komplett oder in monatlichen Raten auszahlen lassen. Vermögenswirksame Leistungen können auf diese Weise ebenfalls bei vielen Direktbanken angelegt werden. Auch hier sollten Sie vergleichen, bevor Sie sich für einen Anbieter entscheiden.

In manchen Fällen erweisen sich Fondsparpläne als sinnvolle Alternative. Die Rendite ist je nach Fonds höher als bei einem normalen Sparplan. Hier sollten Sie allerdings darauf achten, dass verschiedene Fonds eine unterschiedliche Anlagedauer nötig machen und eventuell ein höheres Risiko bergen als ein Sparplan nach dem Sparbuchprinzip. Zum Beispiel macht ein Fondssparplan für einen Aktienfonds nur dann Sinn, wenn er auf Dauer angelegt ist, also mindestens fünf Jahre, eher mehr. Aktien sind nun einmal keine kurzfristige Anlage. Einer der Vorteile des Fondssparens ist die Flexibilität. Sie können jederzeit die Einzahlung beenden, die Höhe des Sparbetrags reduzieren oder erhöhen und in einen anderen Fonds wechseln.
Natürlich bieten Direktbanken ebenso wie Filialbanken Sparpläne für alle gängigen Fonds an, also zum Beispiel auch für Rentenfonds, gemischte Fonds oder sogenannte Balance-Produkte, in denen sich Fonds unterschiedlichster Art befinden, deren Anteile am Gesamtpaket dem Lebensalter des Sparers angepasst werden – also risikoreicher in jungen Jahren, eher auf Sicherheit bedacht im fortschreitenden Alter.