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Spread bleibt oft konstant, trotz sinkender Optionspreise

Oft lassen Emittenten den absoluten Spread konstant, auch wenn sich der Wert des Warrants ändert. Bei sinkenden Optionsscheinpreisen steht die Spanne dann in keinem angemessenen Verhältnis mehr zum Warrantkurs und beeinträchtigt die Rendite des Anlegers. Um dies sichtbar zu machen, sollte man die Spanne Ins Verhältnis zum Briefkurs setzen. Der Spread in Prozent des Briefkurses wird für sämtliche in Deutschland gehandelten Warrants inzwischen auch ins Internet eingestellt. Betrachten wir nun eine weitere Move-Ziffer, den Transaktionskosten-Move. Beim Kauf und der Verwahrung von Optionen (Optionsscheinen) fallen Kosten an, auch Transaktionskosten genannt. Hierzu zählen etwa Provisionen, die von Banken in Rechnung gestellt werden oder Maklercourtagen. Hinzu rechnen muss man auch die Kosten für die Deponierung. Der sogenannte Transaktionskosten-Move gibt nun an, wie weit die Option im Kurs steigen muss, damit diese Nebenkosten wieder aufgefangen werden. Im Grunde gelten hier die gleichen Überlegungen wie beim Spread-Move. Allerdings lässt sich der Transaktionskosten-Move nicht ganz so einfach ablesen wie der Spread-Move. Denn wie hoch die Kosten bei der Beschaffung und Lagerung der Optionsscheine im Einzelfall sind, ist zum Beispiel abhängig vom Anlagevolumen und Beschaffungsweg. Daher lassen sich hier nur schwer allgemeine Angaben machen. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass derjenige Beschaffungsweg und Verwahrort am günstigsten ist, der den geringsten Transaktionskosten-Move verursacht. Aber auch hier gilt – genau wie beim Spread-Move -, dass die Kennzahl nur eines von mehreren anderen Beurteilungskriterien sein sollte. Besonders hohe Aussagekraft haben die sogenannten Sensitivitätskennzahlen. Jeder einzelne dieser Werte bezieht sich auf eine bestimmte Preiseinflussgröße und gibt an, wie empfindlich (sensitiv) der Kurs der Option reagiert, wenn sich der entsprechende Einflussfaktor verändert. Für jede Sensitivitätsziffer hat man als Namen jeweils einen Buchstaben aus dem griechischen Alphabet gewählt. Deshalb werden sie pauschal auch als Griechen bezeichnet, häufig verwendet man auch den Begriff dynamische Kennziffern. Am bekanntesten ist das Delta. Es zeigt an, wie stark sich der Optionswert ändert, wenn sich der Kurs des Underlyings um einen Euro verändert. Der Optionsschein der Dresdner Bank aus unserem Anfangsbeispiel hat ein Delta von 0,66 – genauer: plus 0,66 der in der Übersicht von OnVista enthalten ist. Am Vorzeichen (+) erkennt man die Richtung, am Wert selbst (0,66) das Ausmaß der Optionspreisänderung. Ein positives Vorzeichen bedeutet, dass sich Aktien- und Optionspreis gleichgerichtet verändern. Steigt (sinkt) also der Aktienkurs, dann steigt (sinkt) auch der Wert der Option. Eine Veränderung des Aktienkurses um einen Euro, hat eine Wertänderung von 0,66 Euro bei unserem Optionsschein zur Folge. Fassen wir kurz zusammen: Ein Delta von +0,66 signalisiert uns, dass ein Kursanstieg (-rückgang) der Adidas-Salomon um einen Euro einen Wertanstieg (-rückgang) beim Warrant um 66 Cents bedeutet. Calls haben ein Delta zwischen 0 und 1, für Puts liegt die Kennzahl im Intervall von -1 bis 0. Ob das Delta einer Option hoch oder niedrig ist, hängt von deren Zustand ab. Der Wert ist umso höher, je weiter eine Option im Geld notiert. Umgekehrt besitzt das Delta einen umso geringeren Wert, je weiter die Option aus dem Geld notiert.

Typ Zustand deep out of the money out of the money at the money in the money deep in the money
Call Delta liegt nahe 0 Delta liegt zwischen 0 und 0,5 Delta liegt nahe 0,5 Delta liegt zwischen 0,5 und 1 Delta liegt nahe 1
Put Delta liegt nahe 0 Delta liegt zwischen 0 und -0,5 Delta liegt nahe -0,5 Delta liegt zwischen -0,5 und -1 Delta liegt nahe -1

Wir wissen, was Delta bedeutet und wollen uns jetzt etwas näher damit befassen, wie diese Kennzahl berechnet wird. Die zur Bewertung des Dresdner Bank-Scheins erforderlichen Daten lassen sich – wie im zweiten Buchkapitel beschrieben – leicht beschaffen. Man gibt sie in einen Optionsrechner ein und lässt den Preis berechnen. Anschließend wiederholen wir den gesamten Vorgang noch einmal, ändern nun jedoch den Aktienkurs um einen Euro, während wir die restlichen Preisfaktoren unverändert belassen. Im Internet bietet die Bank Sal. Oppenheim einen Optionsrechner an, der für diese Zwecke sehr gut geeignet ist. Wir geben die Ausgangsdaten ein, lassen den Optionspreis berechnen und betätigen danach einen eigens angebrachten Button (+), mit dem ein weiterer Rechner hinzugefügt wird, der bereits sämtliche Ursprungsdaten enthält. Nun wandeln wir nur noch den Wert im Feld Aktueller Kurs/Basiswert um einen Euro ab – die übrigen Daten bleiben gleich – und lassen den neuen Optionspreis berechnen. Die Differenz zwischen dem neuen und alten Optionspreis ist das Delta. In unserem Fall ergibt sich ein Wert von 65 Cents.

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Natürlich muss kein Anleger das Delta auf so umständliche Weise selbst bestimmen. Denn mit den meisten Rechnern lassen sich die Sensitivitätskennzahlen gleich mit kalkulieren. Auch der Pricer von Sal. Oppenheim verfügt über eine derartige Funktion. Aktiviert man den Button Kennzahlen werden die Werte berechnet und angezeigt. Häufig wird gefragt, warum nur ein Preisfaktor abgewandelt wird, während die restlichen Größen unverändert bleiben. Ist es nicht praxisfern, davon auszugehen, dass sich lediglich ein Faktor verändert? Das ist wohl richtig. Doch das Delta soll ja auch nur die Preissensitivität der Option gegenüber Änderungen des Aktienkurses anzeigen. Um diesen Einfluss zu isolieren, bleiben die restlichen Faktoren konstant. Wir haben das Delta bislang als Wert zwischen 0 und 1 bzw. -1 und 0 kennengelernt, ln der Praxis wird die Zahl häufig auch als Prozentsatz angegeben. Das Delta eines Calls liegt dann zwischen 0 und 100 Prozent, das eines Puts zwischen -100 und 0 Prozent. Am Delta lässt sich auch die Wahrscheinlichkeit ablesen, dass die betrachtete Option am Verfalltag einen positiven Inneren Wert aufweist. Unsere Option aus dem Ausgangsbeispiel wird mit 66-prozentiger Wahrscheinlichkeit nicht wertlos verfallen. Das Delta ist kein Wert, der im Zeitablauf konstant bleibt. Verändert sich der Preis der Aktie zieht dies gleichzeitig eine Veränderung des Deltawerts nach sich. So könnte nach einem Kursanstieg der Adi- das-Salomon-Aktie das Delta hinterher bei 0,70 liegen, bei einem Kursrückgang könnte der Wert anschließend 0,62 betragen. Das Delta ist umso instabiler, je dichter Underlying-Preis und Strike zusammenliegen. Bei At-the-money-Optionen ist die Kennzahl am unbeständigsten. Dagegen ändert sich das Delta von Optionen, die deep-in- und deep-out-of-the-money notieren, bei Kursschwankungen der Aktie am wenigsten. Auswirkungen auf die Beständigkeit des Delta hat auch die Restlaufzeit. |e weiter der Verfalltermin entfernt ist, umso stabiler ist der Deltawert. Sehr schön zu erkennen ist die Stabilität, wenn man das Delta in Abhängigkeit des Aktienkurses grafisch darstellt. Sehr mühsam ist es, wenn man diese Arbeit per Hand machen muss. Es geht jedoch auch anders, da im Internet Optionsrechner angeboten werden, die als Zusatztoolgrafische Auswertungsmöglichkeiten beinhalten. Zur Veranschaulichung haben wir den Rechner der Deutschen Bank gewählt und die Ausgangsdaten unseres Adidas-Salomon-Warrants eingegeben. Verändert wurde lediglich die Restlaufzeit. Als Verfalltermin haben wir einmal den 20.06.2000 (kurze Restlaufzeit) und dann den 20.06.2002 (lange Restlaufzeit) gewählt. Am Verlauf der beiden Kurven kann man gut erkennen, wie sich die Laufzeit auf die Stabilität auswirkt. Es gibt eine Kennzahl – das Gamma -, die angibt, wie sensibel das Delta auf Änderungen des Underlying-Preises reagiert. Je höher der Gammawert, umso instabiler das Delta.

Umgekehrt signalisiert ein niedriges Gamma ein relativ beständiges Delta. Das Gamma ist grundsätzlich am höchsten bei At-the-money-Optionen und umso geringer, je weiter eine Option im Geld oder aus dem Geld notiert. Neben Delta und Gamma existiert für die übrigen Preiseinflussfaktoren ebenfalls jeweils eine Sensitivitätskennzahl. Das Berechnungsprinzip ist in allen Fällen dasselbe wie beim Delta. Auch die Interpretationsmöglichkeiten sind vergleichbar mit denen beim Delta. Aus diesem Grund wollen wir nicht jede Zahl ausführlich besprechen. Wir beschränken uns auf die – neben dem Delta – in der Praxis zweitwichtigste Kennziffer, das Vega. Am Wert des Vega kann man ablesen, wie stark sich der Optionswert verändert, wenn die (implizite) Volatilität um einen Prozentpunkt abgewandelt wird. Unser Adidas-Salomon-Warrant hat ein Vega von 0,24. Sein Wert ändert sich demnach um 24 Cents bei Änderungen der impliziten Vola um einen Prozentpunkt.

Die übrigen Griechen
Rho Beziffert die Empfindlichkeit des Optionspreises im Hinblick auf Veränderungen des Zinsniveaus.

Theta
Bringt zum Ausdruck, wie sich der Optionspreis bei einer Verkürzung der Optionsfrist verhält. Theta ist umso größer, je kürzer die Restlaufzeit. Angaben zu den Griechen findet man oft auch in gedruckter Form, zum Beispiel in den Verkaufsprospekten der Emittenten oder speziellen Zeitschriften. Damit kann man im Regelfall aber kaum noch etwas anfangen. Denn die Kennzahlen spiegeln die Situation wider als die Broschüre bzw. Zeitschrift gedruckt wurde. Bis der Anleger die Informationen in Händen hält vergeht einige Zeit. Die Marktlage hat sich währenddessen meist verändert und damit auch die Höhe der Risikokennziffern. Wirklich brauchbar sind eigentlich lediglich Werte, die die aktuelle Situation beinhalten. Solche Kennzahlen findet man im Internet, nicht jedoch in Printmedien.