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Typologie für die unterschiedlichen Bankkunden

Wie gesagt, der eine wünscht mehr Komfort und zahlt hierfür einen höheren Preis, der andere mag’s günstig und verzichtet dafür bewusst auf individuelle Sonderleistungen seitens der Bank. Doch zwischen diesen beiden „Archetypen“ ist das Gros der Bankkunden angesiedelt, das seine differenzierten Wünsche bei unterschiedlichen Finanzdienstleistern befriedigt. So lassen sich die deutschen Bankkunden hinsichtlich ihrer Direktbanken-Affinität sechs Gruppen zuordnen. Entscheiden Sie selbst, wo Sie aktuell stehen.

Die Verweigerer
Diese Verbraucher gehören zu den treuesten Kunden der Filialbanken. Sie wünschen den persönlichen Kontakt mit ihrem Bankberater bzw. ihrer Bankberaterin und misstrauen der modernen Technik, weshalb sie selten oder gar nicht im Internet surfen. Sie sind verunsichert angesichts der in den Medien in regelmäßigen Abständen immer mal wieder thematisierten angeblichen Sicherheitslücken und lassen sich auch von dem Argument nicht überzeugen, dass sogar im herkömmlichen Bankgeschäft Risiken nie ausgeschlossen werden können (zum Beispiel gefälschte Überweisungsträger). Die Gruppe der Verweigerer rekrutiert sich in erster Linie aus älteren Bankkunden, die mit den neuen Kommunikationsmedien nicht zurechtkommen. Zwar bieten manche Banken Internetkurse für Senioren an, doch generell ist diese Kundengruppe bei den Filialbanken gut aufgehoben.

Die Skeptiker
Sie vertrauen zwar ebenfalls in erster Linie auf ihre Bank vor Ort, verfolgen aber durchaus die Aktivitäten der Direktbanken. Manche von ihnen unterhalten bei einem der filiallosen Institute sogar schon ein einfaches Produkt (zum Beispiel ein Tages- oder Festgeldkonto). Ihre Hausbank bleibt aber das lokal ansässige Kreditinstitut. Dort haben sie ihr Girokonto und ihr Depot, in dem meist Produkte der betreffenden Bank oder der jeweiligen Finanzgruppe zu finden sind. Wenn es um eine Baufinanzierung geht, vertrauen sich die Skeptiker zunächst ihrer Hausbank an. Sie können sich nicht so recht vorstellen, alle Bankgeschäfte auf Distanz abzuwickeln und vor Ort keinen persönlichen Ansprechpartner zu haben. Doch die Erfahrung zeigt: Mittel- bis längerfristig mutieren viele Skeptiker zu Direktbanken-Kunden. Vor allem dann, wenn sie – wie erwähnt – bereits einfache Dienstleistungen dieser Institute in Anspruch nehmen und sich ein persönliches Bild von deren Funktionsweise machen können. Immer wieder zeigt sich nämlich, dass die wirkungsvollste Werbung für Direktbanking der persönliche Umgang damit ist.

Die Schnäppchenjäger
Sie suchen die jeweils günstigsten Angebote, und zwar sowohl bei Filial- als auch bei Direktbanken. Die Loyalität zu ihren Hausbanken hält sich in engen Grenzen. Sobald sie sich einen Konditionenvorteil versprechen, wechseln die Schnäppchenjäger ihr Geldinstitut oder aber sie versuchen, bei ihrer Hausbank ein noch besseres Angebot zu erreichen. Ein typisches Beispiel: Ein angehender Häuslebauer holt sich bei einer Direktbank ein Angebot für die Finanzierung seiner eigenen vier Wände ein und präsentiert es seinem Bankberater vor Ort. Bietet die Filialbank ähnlich günstige Konditionen, dürfte der Schnäppchenjäger dort abschließen, ansonsten nimmt er eben die Offerte der Direktbank an. Solche Bankkunden reagieren meist schnell auf Zinsvorteile. Verspricht ein Institut höhere Tagesgeldzinsen, wechselt der Schnäppchenjäger kurzfristig die Bank, um sich immer die jeweils besten Konditionen zu sichern. Doch Vorsicht: Eine solche Strategie bringt nicht immer Renditevorteile, sie kann unter Umständen sogar Gefahren bergen.

Die Pragmatiker
Diese Kunden unterhalten meist zwei oder mehrere Bankverbindungen. Sie nehmen bereits viele Leistungen von Direktbanken in Anspruch (Wertpapierdepot, Sparkonten, Konsumentenkredit usw.), haben aber bei ihrer ortsansässigen Bank zumindest noch ihr Girokonto. Sie möchten auf der einen Seite von den günstigen Konditionen der Direktbanken profitieren, auf der anderen Seite aus Gründen der Bequemlichkeit das Girokonto aber bei ihrer ehemaligen Hausbank behalten. So scheuen sie zum Beispiel den Aufwand einer Kontoumstellung. Je mehr Einzugsermächtigungen erteilt wurden, desto ausgeprägter ist meist die Bereitschaft, diese Drehscheibe für die täglichen Bankgeschäfte bei der Hausbank zu belassen. Diese pragmatisch handelnden Kunden erfreuen sich bei den Filialbanken nicht der größten Sympathien, da sie die lukrativeren Geschäfte mit Direktbanken abwickeln und nur das kostenträchtige Girokonto bei ihrer Hausbank unterhalten.

Die Direktbanking-Fans
Diese Kunden haben sich bereits komplett von ihrer Filialbank verabschiedet und wickeln alle Bankgeschäfte über ein filialloses Geldinstitut ab. Das heißt, sie unterhalten auch ihre Girokonten bei einer Direktbank. Meist haben solche Kunden schon recht lange Erfahrungen im Umgang mit Direktbanking gesammelt und verabschiedeten sich peu ä peu von ihrem bisherigen Geldinstitut. Diese Kundengruppe wird in den kommenden Jahren wachsen, da der Umgang mit modernen Kommunikationstechnologien immer mehr zur Selbstverständlichkeit wird und Befürchtungen, die heute noch manchen davon abhalten, komplett zu einer Direktbank zu wechseln, dann der Vergangenheit angehören dürften.

Praxistipp:
Sie kennen das: Ob in der Fernsehwerbung, in der Tagespresse oder in Anlegermagazinen – die neuesten Zinsschnäppchen springen Ihnen Tag fürTag geradezu ins Gesicht. Immer noch ein paar Zehntelprozentpunkte mehr auf das Tagesgeldkonto, hier und da noch ein kleines Extra für ein neues Festgeldkonto. Da der Mensch ein „homo oeconomicus“ ist und nach dem bestmöglichen Ertrag für sein Sparguthaben sucht, erweist er sich als empfänglich für solche frohen Botschaften. Manche wechseln mehrfach pro Jahr die Bank, um jeweils von den Zinsen der aktuell besten Anbieter zu profitieren. Doch dieses Kalkül geht nicht immer auf: Zum einen handelt es sich in vielen Fällen um kurzfristige Lockvogelangebote zur Neukundengewinnung. War die Aktion erfolgreich, sinken die Zinsen oft deutlich. Bei Tagesgeldkonten sind solche Anpassungen jederzeit möglich.
Unabhängige Untersuchungen zeigten darüber hinaus, dass sich „Bank- Flopping“ in den wenigsten Fällen wirklich rechnet. Grund: Bei mehreren Überweisungsvorgängen pro Jahr ist das Geld mehrere Tage unterwegs – es wird mithin nicht verzinst. Hinzu kommt der Zeitaufwand für die Eröffnung neuer und die Kündigung alter Konten sowie die dann notwendige Einrichtung bzw. Löschung der steuerlichen Freistellungsaufträge. Eine realistische Kalkulation zeigt, dass eine überdurchschnittlich gute und dauerhafte Verzinsung ohne Unterbrechung durch Überweisungsvorgänge unter dem Strich nicht weniger Ertrag einbringt als der ständige Wechsel zum jeweils besten Anbieter.
Auch vor einer anderen vermeintlich cleveren Strategie sei gewarnt. Dass Bauherren und Immobilienkäufer bei der für viele größten Investition ihres Lebens mehrere Angebote einholen, macht ohne Frage Sinn. Denn Zinsvorteile von wenigen Zehntelprozentpunkten addieren sich über die lange Laufzeit eines Hypothekendarlehens schnell auf mehrere tausend Euro. Selbstverständlich können Sie bei beliebig vielen Banken, Sparkassen und Direktbanken Angebote unverbindlich abrufen. Doch Vorsicht: Wenn Sie bereits einem Institut zugesagt haben und Ihnen ein unterschriftsreifer Darlehensvertrag vorliegt, sollten Sie nicht allzu oft einen Rückzieher machen. Rechtlich können Sie natürlich auch in diesem Stadium noch absagen und bei einem günstigeren Institut abschließen. Aber Sie laufen dabei Gefahr, Ihr Bonitätsrating bei der Schufa zu verschlechtern. Denn ein nicht angenommener Darlehensvertrag gilt als abgelehnter Vertrag. Und das wirkt nicht eben imagefördernd.