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Unvorteilhafte Quotes lauern überall

Besonders stark bewerben die Emittenten ihre Neuemissionen, also Optionsscheine, die neu auf den Markt kommen. In einschlägigen Fachzeitschriften, doch auch in herkömmlichen Zeitungen (z.B. Frankfurter Allgemeine Zeitung) stößt man auf Finanzanzeigen, in denen auf aktuell herausgegebene Warrants aufmerksam gemacht wird. Übersichten mit Neuemissionen sind auch im Internet abrufbar. Zu finden sind diese zum Beispiel bei

  • On Vista,
  • Boerse Now oder
  • der Stuttgarter Optionsscheinbörse Euwax

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Beim Kauf von neuemittierten Warrants sollten Anleger vorsichtig sein. Denn nicht selten sind Scheine, die neu auf den Markt kommen, überteuert. Gerade zu Beginn versuchen die Emittenten Extragewinne einzustreichen, bevor sie ihre Produktpreise an das allgemeine Marktniveau anpassen müssen. Ein Schein, der schon seit geraumer Zeit umläuft, ist in der Regel eher zu empfehlen als eine Neuemission mit gleicher Laufzeit. Aber selbst Wochen oder Monate nach Ausgabe kommt es regelmäßig zu Situationen, in denen entweder Kauf- oder Verkaufsinteressenten dominieren. Betrachten wir ein Beispiel: Angenommen, ein T-Online-Call (Laufzeit: 1 Jahr) wird zum Kurs von 7 Euro ausgegeben. Die ersten Monate nach Emission bleibt der Börsenkurs der Aktie mehr oder weniger unverändert. Doch mit einem Mal entzündet sich ein richtiges Kursfeuerwerk und die Aktie legt in kürzester Zeit erheblich zu. Auch der Warrant steigt nun natürlich im Wert. Es ist verständlich, dass sich in einer derartigen Situation verhältnismäßig viele Anleger von ihrem Schein trennen möchten, um Gewinne mitzunehmen, Kaufinteressenten aber kaum noch zu finden sind. Das kann sich natürlich auch der Emittent ausmalen und die Kursstellung danach ausrichten. Die Preise für die Warrants werden einfach heruntergesetzt. Wer seine Optionen an die Bank zurückgibt, bekommt nicht den echten Preis dafür, sondern ein bisschen weniger. Es muss gar nicht unbedingt zu einer Kursänderung kommen. Manchmal reicht es bereits aus, wenn Aktien öffentlich zum Kauf angepriesen werden (zum Beispiel im Fernsehen). Denn viele Anleger kaufen dann direkt entsprechende Calls. Da die meisten Händler in den Banken tagsüber immer mit einem Auge Sendungen wie die n-tv-Telebörse und die dort ausgestrahlten Empfehlungen verfolgen, wissen sie ziemlich genau, auf welcher Seite die meisten Anleger anschließend handeln wollen. Ist zum Beispiel mit starken Callkaufen zu rechnen, verschiebt der Händler die gesamte Quotierung nach oben (= hohe Briefseite).

Daueremissionen
Scheine auf Standardtitel (z. B. DAX und DAX-Aktien) haben bei großen Instituten im Grunde den Charakter von Daueremissionen erlangt. Das heißt, dass ständig neue Serien aufgelegt werden. Nicht nur auslaufende Warrants werden durch neue ersetzt, oft kommen weitere Emissionen hinzu, wenn sich aufgrund der veränderten Marktlage zusätzliche Basispreise anbieten. Dadurch hat der Anleger die Möglichkeit, stets Optionen im gewünschten Zustand (z. B. at-the-money) kaufen zu können. Je transparenter ein Finanzprodukt ist, umso leichter kann der Anleger das Gebaren durchschauen. Dies erklärt auch, warum einige Institute ihre Sortimente gern mit ausgefallenen Produkten bestücken, die sich nicht von jedermann bewerten lassen. Meist wird auch genau darauf geachtet, dass kein anderer Anbieter dieselben Produkte führt, um dadurch direkte Vergleichsmöglichkeiten zu unterbinden.

Blick in die Vergangenheit gibt Aufschluss
Es kann durchaus Vorkommen, dass ein Anleger wissen möchte, welche Quotes ein Emittent zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit gestellt hat. Interessant ist dies zum Beispiel, wenn man die Qualität der Orderausführung (Preis und Schnelligkeit der Ausführung) einmal nachprüfen will. Früher war es außerordentlich schwierig, eigentlich sogar fast ausgeschlossen, dass Normalanleger an solche Informationen gelangen konnten. Das Internet hat auch hier eine Wende gebracht: Mittlerweile ist es fast ein Kinderspiel, genauer nachzuvollziehen, welche Preise ein Emittent für einen Optionsschein im Laufe der Zeit gestellt hat. Die Optionsscheinbörse Euwax – das ist die Abkürzung für European Warrant Exchange – zeichnet die von den Emittenten gestellten Geld/Brief-Kurse systematisch auf, und zwar zum Zwecke der Handelsüberwachung. Diese Daten werden inzwischen ins Internet gestellt und sind damit für jedermann zugänglich.