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Warren Buffett – Unternehmensgeschichte

Berkshire Hathaway, heute eines der finanzstärksten Unternehmen der Welt, hat seine Wurzeln im 19. Jahrhundert in den Baumwollspinnereien von Massachusetts. Die Firmen Berkshire und Hathaway existierten bis ins 20. Jahrhundert hinein und fusionierten 1955 angesichts des übermächtigen Konkurrenzdrucks. Doch die erhofften Einsparungen reichten nicht, um das Unternehmen wieder in die Gewinnzone zu bringen. So häuften sich von 1955 bis 1964 bei einem Umsatz von $530 Millionen Verluste von $10,1 Millionen an, Die Bilanz sah damals so aus:

$ Millionen
Barmittel 0,9 langfristige Verbindlichkeiten 2,5
Forderungen und Bestände 19,1 kurzfristige Verbindlichkeiten 3,2
Sachanlagen 7,8 Eigenkapital 22,1

Es waren 1,1 Millionen Aktien mit einem Buchwert von $19 je Aktie im Umlauf.
Die Buffet Partnership begann 1962 Aktien zu $8 zu kaufen, ganz im Einklang mit den Prinzipien Grahams. Das Umlaufvermögen abzüglich aller Verbindlichkeiten betrug ca. $13 je Aktie, was eine Sicherheitsmarge von 38 Prozent ergab. (Diese Berechnungen werden in dieser Geldanlage-Webseite noch näher erläutert.) Je mehr Anteile Buffets kaufte, desto stärker fühlte er sich dem Unternehmen verbunden. 1965 besaß er schließlich 49 Prozent der Aktien und wurde zum Direktor ernannt. Sein Anteil hatte ihn im Durchschnitt $15 je Aktie gekostet, ein Paradebeispiel für Grahams „Netto-UmIaufvermögen“-Richtlinie, doch lagen immer noch beachtliche 21 Prozent unter dem Buchwert. Was Buffets dabei wohl am meisten reizte, war die Aussicht, Liquidität durch Verringerung des Umlaufvermögens abzuschöpfen und die so gewonnenen Mittel in lukrativere Bereiche umzuleiten. Der Zufall wollte es, dass 1965 und 1966 für die Textilindustrie ausnehmend gute Jahre waren, doch so gut wie jeder Vorstoß der Unternehmensleitung in Richtung Reinvestition scheiterte am Veto des neuen Direktors. Da Bargeld nur durch Gewinne oder durch die Auflösung von Umlaufvermögen hereinkam, befasste sich Buffett mit dem Thema Investitionen.

Was Buffets dabei wohl am meisten reizte, war die Aussicht, Liquidität durch Verringerung des Umlaufvermögens abzuschöpfen und die so gewonnenen Mittel in lukrativere Bereiche umzuleiten.

Seine erste und in mehr als einer Hinsicht wichtigste Transaktion war der Kauf einer Versicherungsgesellschaft. Das Fallbeispiel GEICO geht detailliert auf die Versicherungssparte ein. An dieser Stelle geht es primär um die Gründe für Buffets Interesse an diesem Industriezweig. Die meisten Versicherungsgesellschaften verdienen ihr Geld auf zweierlei Art: Zum einen erheben sie Prämien von den Kunden für die Absicherung gegen bestimmte Risiken. Zieht man die tatsächlich erfolgten Leistungen für anerkannte Versicherungsfälle sowie die Gemeinkosten ab, bleibt der technische Gewinn. Manche Versicherungen machen unterm Strich technische Verluste und stützen sich ganz auf die zweite Einnahmequelle: Im Zeitraum zwischen Prämieneinnahme und Leistung investiert das Unternehmen die Mittel und erzielt damit Gewinn. Die Versicherungstöchter von Berkshire Hathaway profitieren in dreifacher Hinsicht:
1 Sie arbeiten hart auf einen technischen Gewinn hin. Die als erste von Berkshire Hathaway übernommene Gesellschaft, National Indemnity Co., hatte sich auf außergewöhnliche Risiken spezialisiert. So hat Berkshire auch heute einen Schwerpunkt in der Rückversicherungsbranche, die kleineren Versicherungsunternehmen für den Fall von Erdbeben, Stürmen, etc. Versicherungsschutz für übermäßige Risiken bietet. Weil Berkshire exakt kalkuliert, sorgfältig selektiert (es werden nur Verträge geschlossen, für die sich Berkshire einen technischen Gewinn ausrechnet) und inzwischen groß genug ist, um große Policen zu verkraften, sind genügend Gewinn bringende Faktoren vorhanden. Was das Geschäft von GEICO anbelangt, wo es mehr um Routineversicherungen im KFZ-Bereich geht, ist Kostensenkung oberstes Gebot. Das heißt, bei konkurrenzfähigen Preisen muss noch Gewinn möglich sein.
2 In vielen Geschäftsbereichen von Berkshire ist der Zeitraum zwischen der Ausstellung der Police und der Auszahlung der Versicherungssumme sehr lang. Gemessen an den Einnahmen aus den Policen ist der Float-Profit ungewöhnlich hoch. Unter „Float-Profit“ versteht man das Geld, das der Versicherer einnimmt und auf eigene Rechnung anlegen kann, bis die Auszahlung fällig wird. Der Float-Profit in Berkshires neuer Versicherungssparte betrug 1967 $17 Millionen. Durch weitere Aufkäufe und positive Entwicklungen waren es 30 Jahre später $7,5 Milliarden.
3 Da Berkshires Versicherungsunternehmen im Allgemeinen technische Gewinne verbuchen, ist der Float-Profit Im Grunde nichts anderes als ein zinsloses Darlehen der Versicherungsnehmer. Am stärksten hat sich das Versicherungsgeschäft aufs Gesamtergebnis durch die spektakulären Erträge aus dem investierten Float-Profit ausgewirkt. Wer Berkshire hört, denkt an phantastische Investments – Gillette, Coca- Cola, Disney. Das alles wäre nicht möglich gewesen ohne das Investitionskapital aus dem Versicherungsgeschäft.

Unter „Float-Profit“ versteht man das Geld, das der Versicherer einnimmt und auf eigene Rechnung anlegen kann, bis die Auszahlung fällig wird.

Berkshire kaufte National Indemnity für $8,6 Millionen. Da Berkshire seit 1967 keine Dividenden mehr ausbezahlt hat, waren die nicht ausgeschütteten Gewinne eine weitere Kapitalquelle. Die so generierten Mittel und der Float-Profit wurden zum Aufkauf kompletter Unternehmen verwendet, darunter Illinois National Bank & Trust sowie Sun Newspapers in Omaha.
1970 wurde die Buffett Partnership aufgelöst und die Gesellschafter konnten zwischen Anteilen an Berkshire Hathaway odereinem anderen Unternehmen, Dlversified Retailing, wählen oder sich auszahlen lassen. Buffett entschied sich für Berkshire und brachte es dort zu einem Anteil von 29 Prozent und zum Chairman. Nach dem Börsencrash von 1973/74 stockte Buffett seinen Anteil noch auf – zu Kursen um die $40. Der Buchwert der Berkshlre-Aktien lag damals um die $70, also kaufte er rund 40 Prozent unter Preis.
Anteile der Direktoren an Berkshire Hathaway, 1997

Name Anzahl d. Aktien Stimmrecht (%)
Warren Buffett 478232 39,7
Susan Buffett 37007 3,1
Malcolm Chace 14239 1,1
Charles Munger 18790 1,6

Hinweis: Susan Buffett ist Warren Buffets Frau. Möglicherweise sind in den Angaben für sie und ihn Anteile doppelt berücksichtigt. Malcolm Chace stammt aus der Familie der ursprünglichen Eigentümer von Berkshire Hathaway.
Die Mitte!, die Berkshire durch Betriebsergebnis und Float-Profit aus dem Versicherungsgeschäft erwirtschaftete, wurden im Grunde auf dreierlei Art angelegt:

Anlagen in Stammaktien
An der Börse (mit wenigen Ausnahmen an der New York Stock Exchange) wurden maßgebliche Minderheitsbeteiligungen an großen Firmen begründet. Manche davon wurden später wieder abgestoßen, darunter Insbesondere Anteile an Werbeagenturen und Verlagen, doch viele der in den 70er und 80er Jahren erworbenen Aktien hält Berkshire Hathaway bis heute.

Aktie erster Kauf Kosten In Mio. Dollar Marktwert in Mio. Dollar Dezember 1997
American Express 1991 1393 4414
Coca-Cola 1988 1299 13338
Walt Disney 1977 381 2135
Freddie Mac 1988 329 2683
Gillette 1989 600 4821
Washington Post 1973 11 841
Wells Fargo 1989 413 2271

Zu jeder der aufgeführten Beteiligungen gibt es eine Fallstudie, mit Ausnahme von Freddie Mac. Die Besonderheiten dieser Investition werden durch die Fallbeispiele Wells Fargo und American Express hinreichend abgedeckt. Die Anteile an der Washington Post Company wurden am Tiefpunkt des Crashs von 1973/74 erworben. Buffett hatte schon immer eine Vorliebe für Medienunternehmen, die ihm Zugang zu Leserkreisen verschafften. Wer in der Werbebranche war und Leser einer Stadt erreichen wollte, deren meistgelesene Zeitung die Washington Post ist, der musste wohl oder übel dort Werbefläche bezahlen. Walt Disney wurde vor allem durch Trickfilme und Vergnügungsparks berühmt, doch Berkshire kaufte sich erst nach dem Zusammenschluss mit Capital Cities/ABC dort ein – einem Unternehmen der Fernseh- und Produktionsbranche. Capital Cities zeichnete sich nicht nur durch solides Management aus, sondern genoss als Unternehmensgruppe quasi eine Monopolstellung und war als Sprachrohr – über verschiedene Fernseh- und einen Rundfunksender – für Werbekunden entsprechend interessant. Wie die Washington Post wurde auch Wells Fargo aufgekauft, als die Börse die Erträge sehr gering bewertete. Bankwerte zählten zwar nicht unbedingt zu Buffets Favoriten, doch im Falle von Wells Fargo war das betriebswirtschaftliche Ergebnis im Vergleich zur Konkurrenz durch Kostenvorteile überlegen und die Anteile waren – wie bei der Washington Post – sehr günstig zu haben. Bei GEICO, heute eine hundertprozentige Berkshire Hathaway-Tochter, war es ganz ähnlich. American Express, ein weiteres Unternehmen aus dem Finanzdienstleistungssektor, dominiert in bestimmten Bereichen, bei denen die Einstiegshürden für potenzielle Konkurrenten sehr hoch sind. Zwei Unternehmen der Konsumgüterindustrie, Coca-Cola und Gillette, sind jeweils marktführend in ihrer Sparte und verfügen global gesehen über beträchtliches Wachstumspotenzial.

Die Fusion mit General Re
Vor kurzem hat Berkshire der Fusion mit General Re zugestimmt Das war mit Abstand die größte Transaktion des Unternehmens, verbunden mit der Ausgabe von 277200 neuen Berkshire-Aktien, was einer Erhöhung um 22 Prozent entspricht. General Re ist-was ins Bild passt – eine Rückversicherungsgesellschaft, entstammt also einer Branche, in der Berkshire mehr als zu Hause Ist. Sie wurde 1921 gegründet und hat gegenwärtig ein Prämienvolumen von stolzen $6,5 Milliarden im Jahr bei 61 Niederlassungen weltweit, Der kombinierte Maßstab liegt bei 100, so dass wir die Bewertung anhand von liquiden Mitteln, Beteiligungen, Verbindlichkeiten und Vorzugsaktien durchführen können – was ca. $24,5 Milliarden ergibt. Berkshire gibt als Gegenwert 277 200 neue Aktien aus, und Buffett hält stur daran fest, bei einer Fusion nicht mehr zu leisten, als er erhält. Daraus lässt sich schließen, dass er Berkshire augenblicklich mit $88400 je Aktie für gut bewertet hält. Sollte der aktuelle Wert von Berkshire dagegen tatsächlich im Bereich von $46 000 liegen, so machen die Berkshire-Aktionäre ein gutes Geschäft.

Hundertprozentige Töchter
Neben Minderheitsbeteiligungen kauft Berkshire gelegentlich auch 90 bis 100 Prozent aller Anteile einer Firma, normalerweise von Mitgliedern der
Gründerfamilien. In zwei Fällen, nämlich bei GEICO und FllghtSafety, waren die Unternehmen zum Teil an der Börse und es gab ein öffentliches Zeichnungsangebot. Neben diesen beiden hat Berkshire eine ganze Reihe kleiner Privatunternehmen aufgekauft. Die hundertprozentigen Töchter sind zwar lange nicht so bedeutend wie das Versicherungsgeschäft, doch sie leisten durchaus ihren Beitrag mit einem Reingewinn von Insgesamt $252 Millionen für das Jahr 1997.

Liquidität
Wenn Berkshire Hathaway gerade keine Minderheits- oder Mehrheits-Kapitalbeteiligungen erwirbt, wird überschüssige Liquidität in Barguthaben und Anleihen gebunden – wie bei vielen anderen Investoren auch. Gelegentlich werden auch Kredite aufgenommen – insbesondere dann, wenn dazu an sich keine Notwendigkeit besteht. So sichert sich das Unternehmen günstige Konditionen für den Fall, dass sich eine unwiderstehliche Gelegenheit ergibt. Das nötige Kapital ist dann bereits vorhanden. Die Verschuldung ist jedoch selten hoch. Buffett hat nicht gerne Schulden, und er glaubt nicht daran, dass der potenzielle Ertrag die zusätzlichen Risiken rechtfertigt. Ende der 80er Jahre beschloss Berkshire die Beteiligung an einem Pool wandelbarer Vorzugsaktien. Die Salomon- und USAir-Papiere erregten viel Aufsehen. Nüchtern zeigte Buffett, wie seine Sicherheitsmarge-Doktrin auf jede Art von Wertpapier anwendbar ist, nicht nur auf Stammaktien. Das Fallbeispiel Gillette zeigt, wie er in solchen Fällen vorzugehen pflegt.

Wenn Berkshire Hathaway gerade keine Minderheits- oder Mehrheits-Kapitalbeteiligungen erwirbt, wird überschüssige Liquidität in Barguthaben und Anleihen gebunden – wie bei vielen anderen Investoren auch. Gelegentlich werden auch Kredite aufgenommen – insbesondere dann, wenn dazu an sich keine Notwendigkeit besteht. So sichert sich das Unternehmen günstige Konditionen für den Fall, dass sich eine unwiderstehliche Gelegenheit ergibt. Das nötige Kapital Ist dann bereits vorhanden.

Berkshire hat auch von Zeit zu Zeit gewagtere Investments riskiert: ins Arbitragegeschäft, in Silber oder Öl-Derivate. Solche Transaktionen wer
den in diesem Finanzportal nicht näher behandelt, doch wir wissen, dass Buffett die Attraktivität und die Kosten der Anlage auch hier nach dem gleicher Schema bewertete, insbesondere nach der Sicherheitsmarge.