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Wovon der Spread beim Optionshandel abhängt

Die Spannen werden üblicherweise nicht willkürlich testgelegt. Abhängig ist deren Breite davon, mit welchem Geld-Brief-Abstand die Aktien gestellt werden, die der Warrant-Emittent zu Sicherungszwecken kaufen oder verkaufen muss. Ein Beispiel: Angenommen, ein Anleger kauft bei einer Bank 200 Volkswagen-Calls zum Preis von einem Euro. Zur Absicherung dieses Geschäfts muss der Emittent 100 Volkswagen-Aktien an der Börse kaufen (zum besseren Verständnis, Der Makler dort stellt für das Papier: 64 (Geld) zu 65 (Brief). Der Optionshändler bezahlt also insgesamt 6.500 Euro (100 mal 65). Unterstellen wir weiter, kurze Zeit später verkauft ein anderer Anleger 200 VW-Calls an die Bank zurück. Um seine Position angemessen zu sichern, muss der Optionshändler 100 Volkswagen-Aktien verkaufen. An der Börse erhält er nun lediglich den Geldkurs (insgesamt 6.400 Euro). Durch die Aktientransaktion sind der Bank Kosten von 100 Euro (6.500 minus 6.400) entstanden, die über die Warrantkursspanne auf den Anleger abgewälzt werden. Man kann sich leicht ausmalen, dass für unterschiedliche Aktien – je nachdem, wie liquide die Werte sind und je nach Marktverfassung – auch unterschiedliche Spreads von Börsenmaklern und Banken gestellt werden. Dasselbe trifft übrigens für OTC-Optionen zu, die – statt Aktien – zur Absicherung von Warrants ge- und verkauft werden. Dies hat dann unmittelbare Auswirkungen auf die Geld-Brief- Abstände entsprechender Scheine. Der Spread ist während der Laufzeit eines Warrants deshalb auch keine feste Größe. Wer die Kursstellung in der Praxis eine Weile beobachtet, kann dies feststellen.

Der Spread als Verkaufshilfe
Aus Marketinggründen bieten Häuser ihre Scheine bisweilen mit sehr niedrigen Spannen an. So hat die DG Bank in den letzten Wochen des Jahres 1999 für ihre Aktien- und Indexwarrants täglich für eine Stunde sogar ganz auf einen Spread verzichtet. Derlei Aktionen sind zwar (noch) Ausnahmen, belegen aber, dass der Wettbewerb zwischen den Emittenten härter wird. Die Spanne wird gelegentlich auch aus Gründen der Risikovorsorge ausgeweitet: In hektischen Börsenzeiten, wenn etwa die Basisaktie in kurzer Zeit große Kursprünge macht, schafft sich der Market-Maker durch einen Weiteren Abstand zwischen An- und Verkaufskurs etwas Luft. Das Gleiche gilt, wenn man eine hohe Size – also eine hohe Stückzahl – handeln möchte. Auch dann weiten Emittenten regelmäßig bei einer Kursanfrage ihre Spannen aus. Denn große Mengen stellen für den Emittenten ein höheres Risiko dar, da ein Sicherungsgeschäft (z. B. Eindeckung mit Aktien) mit entsprechendem Umfang erst nach Kurszusage durchführbar ist und aufgrund des großen Volumens für den Emittenten unter Umständen unvorteilhafte Preise entstehen. Die geringsten Spreads haben Scheine, die sich auf sehr liquide Underlyings beziehen. Dies trifft in Deutschland insbesondere für herkömmlich strukturierte Scheine – sogenannte Plain-Vanillas – zu, denen der DAX zugrunde liegt. Weite Geld-Brief-Spannen trifft man hingegen bei illiquiden Basiswerten oder exotischen Warrants an. Ob ein Institut hohe oder niedrige Spreads stellt, zeigt ein Vergleich zwischen verschiedenen Anbietern. Um eine verlässliche Aussage über die Kursstellungspraxis verschiedener Emittenten treffen zu können, sollte man Scheine nicht willkürlich auswählen. Vergleichbar sind nur Papiere, die in wesentlichen Ausstattungsmerkmalen – insbesondere Underlying, Bezugsverhältnis und Ende der Laufzeit – weitgehend übereinstimmen.

Was den Spread sonst noch beeinflusst
Einfluss auf den Spread haben auch der Strike und die Laufzeit des Warrants. Langlaufende Scheine haben prinzipiell eine höhere Geld-Brief- Spanne. Grund sind die zu Absicherungszwecken oft erforderlichen OTC- oder Terminbörsenoptionen, deren Liquidität umso geringer ist, je länger ihre Laufzeit. Dies hat entsprechend weite Geld-Brief-Spannen zur Folge, die an die Warrantanleger weitergegeben werden. Je tiefer ein Warrant im Geld notiert, umso größer ist die Aktienmenge, die zu Sicherungszecken ge- bzw. verkauft werden muss. Hohe Volumen erfordern mitunter mehr als eine Aktientransaktion und dadurch können die Kosten für den Emittenten steigen.