Deutschland will die Erdwärme entfesseln: Neues Gesetz soll Geothermie zum Durchbruch verhelfen
Inmitten globaler Energiekrisen, wachsender Klimasorgen und hitziger Debatten über Heizungen schlägt die Bundesregierung nun ein neues Kapitel in der Wärmewende auf. Am Freitag stellte das Bundeswirtschaftsministerium einen Gesetzesentwurf vor, der die Nutzung von Geothermie – also Erdwärme – endlich aus ihrem Schattendasein holen soll. Ziel ist nicht weniger als ein kompletter Umbau der Wärmelandschaft: fossile Brennstoffe raus, saubere Wärme rein – und das bis 2045.
Ein Schatz unter unseren Füßen – bislang kaum gehoben
Kaum bekannt, aber wissenschaftlich längst belegt: Deutschland sitzt auf einem gewaltigen geothermischen Potenzial. Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts aus dem Jahr 2023 könnte die Erdwärme mehr als ein Viertel des jährlichen Heizbedarfs im Land abdecken – klimaneutral, verlässlich und dauerhaft verfügbar.
Doch bislang wurde dieses Potenzial kaum genutzt. Die Gründe? Vielschichtig. Langwierige Genehmigungen, komplizierte Rechtslagen, unklare Zuständigkeiten – und häufig Widerstand auf lokaler Ebene. Wer in Deutschland eine Geothermieanlage bauen wollte, brauchte Geduld, Kapital und Nerven aus Stahl.
Das neue Gesetz: Weniger Hürden, mehr Tempo
Genau hier setzt der neue Gesetzesentwurf an. Er soll Verfahren vereinfachen, Fristen verkürzen und den Weg freimachen für deutlich mehr geothermische Projekte. Konkret sieht das Gesetz unter anderem vor:
Beschleunigte Genehmigungen für Bohrungen, Wärmeleitungen, Speicheranlagen und Wärmepumpen
Rechtliche Aufwertung geothermischer Projekte zu Vorhaben von „überragendem öffentlichem Interesse“ – wie bei Wind- und Solarenergie
Vereinfachung bergrechtlicher Verfahren und klar definierte Reaktionszeiten für Behörden
Erleichterte Auflagen bei der Vorlage betrieblicher Pläne für Großprojekte
Möglichkeit zur Anforderung finanzieller Sicherheiten, um mögliche Bergschäden abzudecken
Mit diesen Maßnahmen will Berlin erreichen, dass die kommunalen Versorger, Stadtwerke und private Investoren endlich Planungssicherheit bekommen – und dass die Nutzung der Erdwärme vom Einzelfall zur Selbstverständlichkeit wird.
Warum gerade jetzt? Die Energiekrise als Katalysator
Dass die Bundesregierung jetzt Tempo macht, hat auch mit der Energiepreiskrise infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine 2022 zu tun. Die explosionsartigen Gaspreise trafen Haushalte und Unternehmen hart – und offenbarten, wie gefährlich Deutschlands Abhängigkeit von fossilen Importen ist.
Seitdem rückt die Geothermie verstärkt in den Fokus. Stadtwerke prüfen Bohrprojekte, Energieversorger suchen neue Geschäftsmodelle, und auch internationale Investoren zeigen Interesse an der „Energie aus der Tiefe“.
Gleichzeitig drängt die Zeit: Der Gebäudesektor ist noch immer einer der größten CO₂-Verursacher in Deutschland. Wenn die Klimaziele eingehalten werden sollen, muss sich gerade hier schnell etwas ändern – und Geothermie bietet eine ganzjährig verfügbare, emissionsfreie Lösung, die sich auch für größere Wohnanlagen, Quartiere und Industrieareale eignet.
Aber es bleibt kompliziert
Trotz des positiven Signals bleibt Skepsis angebracht. Denn ein Gesetz allein baut noch keine Bohrung. Die geologische Komplexität, die hohen Anfangsinvestitionen und auch die Sorgen mancher Anwohner über mögliche Erschütterungen oder Umweltfolgen lassen sich nicht über Nacht beseitigen.
Zudem muss das Gesetz noch einige politische Hürden nehmen: Bundeskabinett, Bundestag und Bundesrat müssen zustimmen. Die Hoffnung: Der Entwurf könnte Anfang 2026 in Kraft treten – sofern der politische Wille bleibt.
Ein Impuls mit Symbolkraft
Und doch: Der Gesetzentwurf ist ein wichtiges Zeichen. Er zeigt, dass die Wärmewende nicht nur auf Papier existiert, sondern politisch gewollt ist. Er zeigt, dass es Alternativen zu Öl, Gas und Holz gibt – wenn man sie endlich nutzbar macht. Und er zeigt, dass nachhaltige Wärmeversorgung mehr sein kann als Streit um Heizsysteme und Austauschfristen.
Vielleicht ist genau das die eigentliche Botschaft dieses Gesetzes: Dass Fortschritt nicht laut sein muss, sondern tief gehen kann. Und dass die Energie, die wir brauchen, manchmal direkt unter unseren Füßen liegt – wenn wir bereit sind, sie zu fördern.
FAQ: Geothermiegesetz 2025 – Was bedeutet es für die Wärmewende in Deutschland?
Was ist das Ziel des neuen Geothermie-Gesetzes?
Das Gesetz soll den Ausbau von Geothermieprojekten deutlich beschleunigen, indem es Genehmigungen vereinfacht, bürokratische Hürden abbaut und der Nutzung von Erdwärme rechtlich denselben Stellenwert einräumt wie Wind- und Solarenergie.
Warum ist Geothermie für Deutschland wichtig?
Geothermie bietet eine klimafreundliche, verlässliche und lokal verfügbare Wärmequelle. Studien zeigen, dass sie über ein Viertel des jährlichen Heizbedarfs in Deutschland decken könnte – ein zentrales Element für die Wärmewende.
Was wird konkret durch das Gesetz vereinfacht?
Genehmigungen für Bohrungen, Wärmespeicher, Leitungsinfrastruktur und Wärmepumpen sollen beschleunigt werden. Behörden erhalten feste Fristen zur Bearbeitung, und Vorschriften im Berg-, Wasser- und Umweltrecht werden angepasst.
Wer profitiert vom neuen Gesetz?
Vor allem Stadtwerke, kommunale Energieversorger, Projektentwickler und private Investoren profitieren. Sie erhalten mehr Planungssicherheit, kürzere Verfahren und einen klaren gesetzlichen Rahmen für ihre Vorhaben.
Wann soll das Gesetz in Kraft treten?
Wenn der Gesetzentwurf vom Bundeskabinett, Bundestag und Bundesrat verabschiedet wird, könnte er Anfang 2026 in Kraft treten. Das genaue Datum hängt vom Gesetzgebungsverfahren ab.
Gibt es Risiken bei der Geothermie?
Wie bei jeder Energieform gibt es Risiken, etwa seismische Aktivitäten oder Grundwasserbeeinflussung. Das Gesetz sieht deshalb vor, dass Unternehmen finanzielle Sicherheiten für mögliche Schäden hinterlegen müssen.