Diese Aktiengesellschaften haben eine mittlere Marktkapitalisierung und nehmen somit eine Zwischenstellung zwischen den großen Standardwerten und den kleinen Aktiengesellschaften ein. Die mittleren Werte werden in einem eigenen Aktienindex, dem MDAX, zusammengefasst, der aus 50 Aktien besteht. Zu den Mid Caps zählen beispielsweise der bekannte Brillenhersteller Fielmann, das Bauunternehmen Hochtief, der Finanzdienstleister AWD, der Fernsehsender Premiere und der Sportartikelhersteller Puma.
Diese Unternehmen haben den Vorteil, dass sie eher Mittelständlern gleichen und daher flexibler und offener sind. Anders als große Konzerne müssen sie sich stetig an den internationalen Markt anpassen und neue Ideen entwickeln. Fehlentscheidungen und gravierende Managementfehler schlagen sich sofort in Verlusten nieder und führen im schlimmsten Fall zur Pleite. Diese Unternehmen sind viel weniger etabliert als die großen Konzerne des DAX und daher erheblich anfälliger für Krisen und Probleme. Denken Sie nur an den Fernsehsender Premiere, dessen Erfolg von der Übertragung von Bundesligaspielen abhängig ist. Ein weiteres Beispiel ist das Handelsunternehmen KarstadtQuelle, das aufgrund eines veralteten Marketing-Konzepts in eine schwere Krise schlitterte.
Für Privatanleger ist es äußerst riskant, ausschließlich auf ein solches Unternehmen zu setzen, denn wenn das Unternehmen in eine Schieflage gerät, ist nicht gewährleistet, dass es auch die Krise bewältigt. Börsianer bezeichnen solche Unternehmen, die sich am Rande einer Insolvenz oder einer Existenzkrise befinden, als Turn- around-Kandidaten. Sie können das Risiko umgehen, indem Sie eine Vielzahl solcher Unternehmen bündeln und beispielsweise ein Zertifikat auf den MDAX kaufen. Da der MDAX aus vielen Werten besteht, verteilt sich Ihr Risiko auf diese Unternehmen. Selbst wenn eines der Unternehmen insolvent würde, hätte dies so gut wie keinen Einfluss auf Ihr Zertifikat.
Die letzten Jahre haben gezeigt, dass sich ein Investment in diese Mid Caps gelohnt hätte. Der MDAX schnitt wesentlich besser ab als der behäbigere DAX. Diesen Effekt, der bereits in den 1980er Jahren beschrieben wurde, bezeichnen Wissenschaftler als „Small-Cap-Effekt“. Kleine oder mittelgroße Aktiengesellschaften sind viel beweglicher, dynamischer und innovativer als die großen Konzerne des DAX. Neue, weltbewegende Produktideen werden häufig zuerst von Tüftlern und Erfindern in Klein- und mittelständischen Unternehmen entdeckt. Anders als in den überbürokratisierten Riesen sind mittelständische Unternehmen kundennah und kennen die Probleme vor Ort. Die Umsatzentwicklung wird sorgfältig beobachtet, denn schon geringe Fehler und Kundenverluste können dramatische Folgen haben. Während Konzerne Krisen und Managementfehler oft jahrelang „aussitzen“ und ignorieren können, müssen mittelständische Unternehmen schnell handeln und Fehler sofort korrigieren. Kleinere Unternehmen können oft auch nicht die internationale Ausrichtung optimal ein- setzen und sich die Steuervorteile in anderen Ländern zunutze machen. Sie müssen daher sehr viel härter und nachdrücklicher um neue Absatzmärkte kämpfen.
Mittelgroße und kleine Aktiengesellschaften weisen häufig ein größeres Umsatz- und Gewinnwachstum auf als etablierte Konzerne, denn diese Klein- und mittelständischen Unternehmen stehen erst am Anfang. Daher ist die Rendite, die Sie mit solchen Aktien erzielen können, oft sehr viel größer als bei Blue Chips – vorausgesetzt, Sie wählen die richtige Aktie aus. Viele Unternehmen, die noch nicht lange am Markt sind, erweisen sich möglicherweise als nicht wettbewerbsfähig und müssen aufgeben. Auch scheinbar stabile Unternehmen können durch Marketingfehler oder unzulängliche Innovationen an den Rand einer Katastrophe geraten.
Aus diesem Grund sollten Anleger, die auf einzelne Aktien setzen, vorsichtig und umsichtig agieren. In den meisten Fällen ist es besser, ein Indexzertifikat zu kaufen, das das Risiko auf eine Vielzahl von Aktien verteilt. Anleger, die sich mit einer Indexstrategie nicht zufrieden geben, können auch Anlagestrategien wählen, die zu Überrenditeeffekten führen, wie sie in einem späteren Artikel vorgestellt werden.