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Berufswahltheorie Holland – hilfreiche Information

Die Berufswahltheorie Holland (1997) weist Ähnlichkeiten mit dem differenzialpsychologischen Ansatz auf. So geht auch Holland davon aus, dass sich Menschen in berufsrelevanten Persönlichkeitsmerkmalen ebenso wie Berufstätigkeiten in ihren Charakteristika voneinander unterscheiden. Außerdem wird angenommen, dass Menschen dann besonders erfolgreich im Sinne beruflicher Leistung und Zufriedenheit sind, wenn beide Merkmalsgruppen möglichst gut zur Deckung kommen. Holland sieht die berufliche Stabilität, d.h. den Verbleib innerhalb der Tätigkeit, als weiteres Erfolgskriterium (Rolfs, 2001). Die Theorie von Holland geht allerdings in wesentlichen Punkten über den zuvor geschilderten Ansatz hinaus.

So liegt ihr großer Vorteil darin, dass Personen aufgrund ihrer Merkmale in wenige Interessenstypen kategorisiert und dass dieselben Kategorien verwendet werden, um berufliche Umwelten zu beschreiben. Da die Theorie von Holland von vielen Experten auf dem Gebiet der Berufspsychologie beeinflusst wurde und selbst auf andere Theorien gewirkt hat, sie mit mehr als 450 Studien umfangreich erforscht wurde und in der praktischen Anwendung sehr weit verbreitet ist (Weinrach & Srebalus, 1994), wird sie hier genauer dargestellt. 

Grundannahmen der Theorie
Hollands Anliegen war es, eine einfache und leicht anwendbare Theorie zu formulieren. Die vier Hauptannahmen seiner Theorie sind folgende:

Grundannahmen der Theorie von Holland
Personenmodell: Menschen lassen sich in Interessentypen kategorisieren

Die meisten Menschen des westlichen Kulturkreises lassen sich durch sechs Interessentypen (Idealtypen) charakterisieren. Die Interessen sind Ausdruck ihrer Persönlichkeit und als solche relativ stabil. Die Interessentypen heißen im Original: realistic, investigative, artistic, social, en- terprising, conventional. Ein Interessentyp ist üblicherweise dominant, und drei Typen reichen zur Beschreibung einer Person aus. 

Umweltmodell: Es gibt sechs Arten von Umwelten
Analog der Kategorien des Personenmodells lassen sich berufliche Umwelten mit den Begriffen realistic, investigative, artistic, social, enterprising und conventional beschreiben. Diese Charakterisierung ergibt sich im Wesentlichen aus dem Interessentyp der Personen, die in der jeweiligen Umwelt tätig sind, sowie aus Merkmalen der Tätigkeit und ihrer physikalischen Bedingungen.

Jeder Mensch sucht sich eine passende Umwelt
Menschen suchen sich Umwelten, die ihnen erlauben, ihre Fähigkeiten, Interessen und Werte einzubringen, d. h. sie streben nach Kongruenz zwischen ihrer Persönlichkeit und der beruflichen Tätigkeit.

Verhalten ist das Ergebnis der Interaktion von Persönlichkeit und Umwelt

Aufgrund der Kenntnis des Interessentyps der Person und ihrer beruflichen Umwelt lassen sich Vorhersagen über das Verhalten treffen. Diese Prognosen beziehen sich auf Berufswahl, Berufswechsel und Berufserfolg.

Die Entwicklung der individuellen Interessentypen wird nach Ansicht von Holland durch Veranlagung (z. B. Intelligenz, spezifische Begabungen, Geschlecht) und die persönliche Lebensgeschichte (d. h. die individuelle Sozialisation durch Familie, Schule und Gleichaltrige) beeinflusst, die sich beispielsweise in Werthaltungen und Aktivitätsangeboten ausdrückt (Rolfs, 2001).

Die sechs Interessen- bzw. Umwelttypen werden durch die Anfangsbuchstaben der englischen Begriffe abgekürzt und immer in derselben Reihenfolge durch das Akronym RIASEC dargestellt. Sie lassen sich folgendermaßen beschreiben:

Interessen- bzw. Umwelttypen Praktisch-technische Orientierung (realistic – R)

– Systematische Handhabung von Maschinen und Werkzeugen
– Umgang mit Tieren
– Kraft, Koordinationsfähigkeit und Geschicklichkeit sind gefordert
– Sichtbare Ergebnisse werden angestrebt
– Fähigkeiten im mechanischen, technischen, elektrotechnischen und landwirtschaftlichen Bereich sind gefordert
– Geringe soziale Fähigkeiten, kein Interesse an sozialen und erzieherischen Tätigkeiten
– z.B. Tischler, Landwirt, Mechanikerin

Wissenschaftliche/intellektuell-forschende Orientierung (investigative -1)
– Auseinandersetzung mit physischen, biologischen, kulturellen Phänomenen
– Analytische und methodische Herangehensweise sind gefordert
– Neugier ist hilfreich
– Fähigkeiten liegen vorwiegend im mathematischen und naturwissenschaftlichen Bereich
– Systematische Beobachtung von Phänomenen
– Meist geringe Führungsqualitäten
– z.B. Physikerin, Soziologe

Künstlerisch-sprachliche Orientierung (artistic – A)
– Offene, unstrukturierte und originelle Aktivitäten werden bevorzugt
– Künstlerische Selbstdarstellung ist wichtig
– Schaffung kreativer Produkte wird angestrebt
– Fähigkeitsschwerpunkt im künstlerischen, sprachlichen, musikalischen Bereich sowie in Schauspielerei und Schriftstellerei
– Häufig wenig organisatorisches Geschick
–  z.B. Schauspieler, Grafiker, Schriftstellerin

Soziale Orientierung (social – S)
– Interessensschwerpunkte liegen im Unterrichten, Ausbilden, Versorgen und Pflegen
– Fähigkeitsschwerpunkte liegen im Bereich interpersoneller Beziehungen
– Gemieden wird systematischer Umgang mit Maschinen
– z.B. Sozialarbeiterin, Krankenpfleger, Lehrer

Unternehmerische Orientierung (enterprising – E)
– Menschen mit dieser Orientierung wollen andere beeinflussen, Macht ausüben, um Unternehmensziele zu erreichen oder Gewinne zu maximieren
– Stärken liegen im Bereich der Führung und Überzeugung anderer
– Vermieden werden Tätigkeiten systematischer Art
– z. B. Versicherungsverkäufer, Handelsvertreterin

Konventionelle Orientierung (conventional – C)
– Schwerpunkte der Interessen liegen darin, mit Informationen nach vorgegebenen Regeln umzugehen, Aufzeichnungen zu führen, Daten zu strukturieren, mit Büromaschinen zu arbeiten
– Tätigkeitsschwerpunkte: systematische Organisation, Verwaltung, Reproduktion von Material oder Daten
– Fähigkeiten liegen im rechnerischen und geschäftlichen Bereich
– Gemieden werden künstlerische Aktivitäten
–  z. B. Verwaltungsbeamter, Steuerprüferin, Buchhalter

Die ursprüngliche Annahme, dass Menschen sich durch eine der sechs Interessenkategorien beschreiben lassen, wurde revidiert zugunsten der These, dass es neben dem dominanten Typ auch Subtypen gibt, die gemeinsam eine genauere Beschreibung der Persönlichkeitsstruktur im Sinne eines Interessenprofils erlauben. Zur Kennzeichnung dieser Profile hat sich die Konvention etabliert, einen sog. Drei-Buchstaben-Code aus den Anfangsbuchstaben der drei am stärksten ausgeprägten Typen zu bilden in der Reihenfolge ihrer Stärke. So wäre beispielsweise bei einer Person mit der Kennzeichnung ISA die forschende Komponente am stärksten, gefolgt von der sozialen und der künstlerischen.

Sekundäre Konzepte
Holland hat seine Theorie im Laufe der Zeit durch zusätzliche Annahmen konkretisiert. Von ihnen werden hier nur jene dargestellt, die einerseits empirische Bestätigung gefunden haben und anderseits für das Thema Outplacement relevant sind. Holland hat Annahmen über den Zusammenhang zwischen den sechs Kategorien zur Beschreibung von Personen und Umwelten formuliert. Demnach sind sich die Interessen- bzw. Umwelttypen bzgl. ihrer Inhalte unterschiedlich ähnlich. Die Ähnlichkeitsbeziehungen lassen sich in einem Hexagon anschaulich darstellen.

Berufswahltheorie Holland

Danach sind sich benachbarte Orientierungen ähnlicher als weiter entfernt angeordnete, d.h. beispielsweise, eine soziale Orientierung ist gleich ähnlich zu einer unternehmerischen wie zu einer künstlerischen. Sie weist weniger Ähnlichkeit mit einer konventionellen und einer forschenden Orientierung auf. Am unähnlichsten ist sie der realistischen Orientierung. Dieses Modell dient über die Länge der Verbindungslinien auch als Berechnungsgrundlage für die Ermittlung von Kennwerten zur Passung von Person und Umwelt. In diesem Zusammenhang ist das Konstrukt der Konsistenz interessant. Holland geht davon aus, dass bei einer Person eine hohe Konsistenz der Interessen vorliegt, wenn die dominierenden Interessen dicht beieinander liegen. Je höher die Konsistenz ist, desto eindeutiger sind die beruflichen Präferenzen einer Person.

Je weniger Orientierungen ausreichen, um die Interessen einer Person umfassend und zutreffend zu beschreiben, desto klarer oder eindeutiger ist das Profd einer Person. Holland spricht in diesem Fall von einer hohen Differenziertheit.

Eine weitere Annahme wird als Kongruenzhypothese bezeichnet. Nach ihr ist davon auszugehen, dass Menschen, die eine Berufstätigkeit ausüben, die mit ihrem Interessenprofil übereinstimmt (ermittelt mit Hilfe des hexagonalen Modells), eine größere Arbeitszufriedenheit, höhere Zufriedenheit mit ihrer Berufswahl, stärkere Verbundenheit mit dem Beruf, einen längeren Verbleib in der Tätigkeit und ein höheres Leistungsniveau erreichen werden als Menschen mit geringer Kongruenz.

Befunde
Insgesamt gibt es vielfältige Belege für die Gültigkeit der Theorie von Holland, die allerdings nicht für alle Teilaspekte gleich homogen sind. Als belegt gelten die sechs genannten Kategorien, die sich in Form eines Hexagons anordnen lassen, die Abstände scheinen allerdings nicht so idealtypisch zu sein wie im Modell. Auch der Bezug zwischen Persönlichkeit und Interessen gilt als gesichert.

Auch konnte gezeigt werden, dass die Berufswahl in Übereinstimmung mit den Interessen erfolgt und dass Kongruenz zu höherer Zufriedenheit, Angepasstheit und beruflicher Stabilität führt. Je genauer die Vorstellungen einer Person bzgl. ihrer Interessen sind und je klarer das Profil der Tätigkeit im Sinne des Modells ist, desto höher sind das berufliche Engagement, die Arbeitszufriedenheit und das gewählte Tätigkeitsniveau.