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Die einzelnen Anlagestrategien – andere diversen Dividendenstrategien

Die Entdeckung der Dividendenstrategie führte zu einer fieberhaften Suche nach weiteren Verbesserungen, um die Überrendite noch zu steigern. Die Experten durchforsteten die Datenberge und fanden weitere Anhaltspunkte. Insgesamt gibt es eine ganze Reihe von Dividendenstrategien, die durch weitere Kriterien optimiert wurden. Wie sich am Ende am zeigen wird, ist die Rendite bei manchen Strategien so gering, dass sie die Transaktionskosten nicht völlig abdeckt.

Small Dogs of the Dow
Diese verbesserte Dividendenstrategie wurde von O’Higgins entwickelt und auch nach ihm benannt. Bei dieser Strategie geht man genauso wie bei den Dogs of the Dow vor. Er verwendet jedoch ein zusätzliches Auswahlkriterium, das zu einer höheren Performance führt. Von den zehn dividendenstärksten Werten des Dow-Jones- Index werden diejenigen 5 Aktien ausgewählt, die den optisch niedrigsten Kurs haben. Obwohl dieses Auswahlkriterium sich nicht plausibel rechtfertigen lässt, denn schließlich ist die Höhe eines Aktienkurses relativ willkürlich, wenn man ihn mit anderen Aktien vergleicht, führte dieses Vorgehen zum Erfolg. Ein niedriger Aktienkurs kann von einem starken Kursrückgang herrühren, er kann aber auch dadurch zustande kommen, dass das Unternehmen mehrere Aktiensplits durchgeführt hat oder bei der Emission einen niedrigen Nennwert festgelegt hat. In manchen Ländern haben Aktien traditionell niedrige Werte; man nennt solche Papiere auch Penny-Stocks, weil dort Aktien mit hohen Zahlenwerten unbeliebt sind. Japanische Aktien beispielsweise haben relativ hohe Kurswerte, was aber nur daran liegt, dass der Yen in der Währungsrelation zum Dollar oder Euro ein Vielfaches erreicht.

Einige Plausibilität hat jedoch das Argument, dass Aktiengesellschaften, die häufiger Aktiensplits durchführen, bessere Gewinnchancen haben. Ein Aktiensplit lohnt sich nämlich aus Marketinggründen nur dann, wenn die Unternehmensleitung insgeheim die Hoffnung hegt, dass der Kurs weiter ansteigen wird. Eine Aktie, der ein Kursrückgang bevorsteht, wird man nicht splitten, da dies für die Anleger psychologisch den Kurseinbruch in der Wahrnehmung noch verstärkt. Aktien mit niedrigeren Kursen haben außerdem vielleicht schon eine starke Kurseinbuße erlitten und können dadurch zur Bodenbildung neigen.
Wenn man all diese Gesichtspunkte in Betracht zieht, erscheint das Kriterium, das O’Higgins in seiner Anlagestrategie mit einbezieht, weniger irrational. Untersuchungen haben gezeigt, dass man mit der „Small Dogs of the Dow“-Strategie im Zeitraum von 1961 bis 1999 eine Wertsteigerung von jährlich 14,5 Prozent erzielen konnte. Diese Strategie ist damit um 1, 1 Prozentpunkte besser als die herkömmliche „Dogs of the Dow“-Strategie. Den Dow-Jones-Index Übertritt sie im betrachteten Zeitraum um 3,5 Prozentpunkte.

Die PPP-Strategie
Die PPP-Strategie heißt im Englischen „Penultimate Profit Prospect“; diese Strategie ist absolut risikoreich und gefährlich, denn sie setzt nur auf eine einzige Aktie. „Penultimate“ bedeutet „vorletzte“; man wählt aus den fünf Aktien, den Small Dogs der O’Higgins-Strategie (also den fünf dividendenstärksten Titeln des Dow Jones mit dem niedrigsten Aktienkurs), eine einzige Aktie aus, und zwar jene, die von den fünf Werten den zweitniedrigsten Kurs hat. In der Realität hat sich nämlich gezeigt, dass die Aktie mit dem optisch niedrigsten Kurs schlechter abschneidet.
Solche schon fast kryptisch anmutenden Auswahlverfahren lassen sich nicht mehr vernünftig begründen. Eine Untersuchung der PPP-Strategie für den Zeitraum von 1972 bis 2002 ergab, dass sich damit eine jährliche Rendite von 13,5 Prozent pro Jahr erzielen lässt. Der Dow-Jones-Index wird um 5,6 Prozentpunkte übertroffen. Obwohl dies sehr lukrativ erscheint, ist von dieser Strategie dringend abzuraten, denn das Risiko steigt um mehr als das Dreifache an. Selbst wenn man mit der herkömmlichen Dividendenstrategie oder der „Small Dogs of the Dow“-Strategie etwas schlechter dasteht, lohnt sich der geringe Renditezuwachs bei der PPP-Strategie nicht, wenn man das dreifache Risiko eingehen muss.

Die Foolish Four
Die beiden Brüder David Gardner und Tom Gardner gründeten 1994 eine Finanzberatung, die sich in ihrer Ausrichtung völlig von den bisher etablierten Finanzdienstleistern unterschied. Der Motley Fool (fool*com), wie sie das Unternehmen nannten, wollte vor allem den Anleger in den Mittelpunkt stellen. Leicht verständliche Finanzinformationen sollten unterhaltsam und mit einem neckischen Unterton (daher auch die Bezeichnung „Fool“, was Narr bedeutet) vermittelt werden. Natürlich sollten die vorgestellten Strategien und Finanztipps auf einem wissenschaftlich und empirisch fundierten Konzept beruhen. Motley Fool wurde in den USA so populär, dass die Finanzberatung inzwischen eine eigene Radiosendung besitzt und regelmäßig in den Tageszeitungen erscheint.
David und Tom Gardner stellten eine Reihe von Strategien vor, die alle auf der Dividendenstrategie beruhen und diese entsprechend modifizieren. Sie knüpfen damit nahtlos an die bisherigen Erkenntnisse und Strategien an.

Die Foolish Four („die närrischen Vier“) ist eine solche Vorgehensweise, bei der die Small-Dogs-Strategie mit der PPP-Strategie Zusammengeführt wird. Ausgangspunkt ist die von O’Higgins entwickelte Small-Dogs-Strategie. In einem nächsten Schritt wird die Aktie mit dem niedrigsten Kurs aus dem Portfolio entnommen, denn sie entwickelt sich erfahrungsgemäß am schlechtesten. Die übrigen Aktien werden nach einem festgelegten Schema gewichtet: Die Aktie mit dem zweitniedrigsten Kurs von den vier Titeln wird doppelt gewichtet, während die anderen Papiere nur in einfacher Gewichtung in das Portefeuille eingehen. Zu Jahresbeginn erfolgt dann eine erneute Umschichtung.

Nach eigenen Angaben wird in dem Buch „The Motley Fool Investment Guide“ zwischen 1973 und 1993 mit dieser Anlagestrategie eine jährliche Rendite von 23,8 Prozent jährlich erzielt. Eine erneute Untersuchung für den Zeitraum von 1961 bis 1999 ergab eine durchschnittliche Rendite von 17,6 Prozent, was den Dow-Jones-Index um 5 Prozentpunkte übertrifft. Später wurden von dieser Strategie noch Varianten entwickelt wie etwa die „Foolish Four Unemotional Value“.
Inzwischen wurden alle Foolish-Four-Strategien aufgegeben. Der Grund dafür ist eine Untersuchung von McQueen und Torley, die 1999 erstellt und im financial Analyst’s Journal“ veröffentlicht wurde. Die langfristig angelegte Studie betrachtete zuerst den Zeitraum von 1949 bis 1972. Erschreckenderweise kam man während dieser Periode nur auf einen Vorsprung von 0,32 Prozentpunkten gegenüber dem Index. In der Praxis bedeutet dies: Ein Anleger, der auf eine passive Indexstrategie gesetzt hätte, wäre deutlich besser gewesen. Denn bei der Foolish-Four-Strategie muss zumindest jährlich umgeschichtet werden. Ein Renditevorsprung von 0,32 Prozentpunkten reicht aber auf keinen Fall aus, um die hohen Transaktionskosten, die durch die Umschichtung entstehen, abzudecken. Deshalb ist die Wertentwicklung nach Abzug aller Kosten sogar niedriger als bei einem Indexinvestment.
Ebenso aufschlussreich war die Analyse für die Jahre von 1973 bis 1993. Es zeigte sich, dass der Umschichtungstermin eine bedeutende Rolle spielt. Wurde das Depot am 1. Juli umgeschichtet, dann kam man auf einen Renditevorsprung von 2,3 Prozent pro Jahr gegenüber dem Dow-Jones-Index. Wenn man hingegen das Depot, wie in den meisten Strategien standardmäßig vorgesehen, am Jahresanfang veränderte, erzielte man einen Vorsprung von 13 Prozentpunkten. Das deutlich bessere Ergebnis war somit nicht auf die Dividendenstrategie, sondern auf den Januar-Effekt zurückzuführen Ten.

Im Jahr 2000 schließlich entschlossen sich Tom und David Gardner, die Foolish-Four-Strategie endgültig aufzugeben; eine interne Studie, die einen Zeitraum von 50 Jahren mit einbezog, kam zu dem ernüchternden Ergebnis, dass der Renditevorsprung sich allenfalls auf 1,74 Prozent belief. Dies ist in der Regel zu wenig, um die höheren Transaktionskosten bei einer solchen Strategie vollständig zu begleichen. Ein Indexinvestment wäre in jedem Fall profitabler.

Die Dow-Top-10-Strategie
Während die klassischen Dividendenstrategien nur die jeweiligen Ausschüttungen berücksichtigen, versucht die Dow-Top-10- Strategie auch die Aktienrückkäufe, die in den letzten Jahren erheblich zugenommen haben, mit einzubeziehen. Ein Aktienrückkauf kommt immer einer verdeckten Dividendenausschüttung gleich; daher sind Anlagestrategien, die nur auf Ausschüttungen setzen, fehlerhaft, denn sie spiegeln nicht die wirkliche Rendite wider, die durch solche Programme entsteht. Untersuchungen konnten belegen, dass Unternehmen, die Aktienrückkaufprogramme starten, noch im selben Geschäftsjahr im Durchschnitt um 3,5 Prozentpunkte besser abschneiden als der Index. Auch vier Jahre danach haben die Aktien eine bessere Performance. Der Aktienrückkauf hat verschiedene Vorteile: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktie verbessert sich, da weniger Aktien im Umlauf sind und der Gewinn entsprechend auf weniger Aktien verteilt wird. Dasselbe gilt für die Dividendenausschüttung.
Bei der Dow-Top-10-Strategie wird die Ausschüttungsrendite zugrunde gelegt; diese setzt sich aus der herkömmlichen Dividendenrendite und der Aktienrückkaufsquote zusammen. Studien haben gezeigt, dass US-Unternehmen im Durchschnitt eine Ausschüttungsrendite von zirka 3 Prozent haben. Im Vergleich zu Deutschland werden in den USA weniger Dividenden ausgeschüttet, aber dafür kommen Aktienrückkauf-Programme häufiger vor.

Die Dow-Top-10-Strategie wählt somit die zehn Aktien des Dow-Jones-Index, die die höchste Ausschüttungsrendite vorweisen. Mit dieser ausgefeilten Strategie konnte man im Zeitraum von 1983 bis 1998 immerhin 22,4 Prozent im Jahr erzielen, was einen Renditevorsprung von 4 Prozentpunkten gegenüber dem Indexinvestment bedeutet.