Warum kaufen so viele Deutsche Fonds? Was steckt dahinter? Sie wollen beides: Sicherheit fürs eigene Kapital und fette Renditen. Mit Fonds glauben sie diesen Spagat auf einfache Weise zu meistern.
Die Banken und Investmentgesellschaften werben inzwischen ja auch auf ganz aggressive Weise für diese Produkte bei den Kleinanlegern. Nicht nur über Anzeigen, Direct-Mail-Werbebriefe sowie Fernseh- und Rundfunkwerbung, sondern auch durch die direkte Ansprache am Bankschalter (Sie haben auf Ihrem Girokonto so viel Geld, sollen wir das nicht für Sie anlegen?) und natürlich auch über die Drückerkolonnen der so genannten Strukturvertriebe, die sich ganz vornehm Finanzberater nennen und selbst achtzigjährigen Omas Bausparverträge mit 30 Jahren Laufzeit verkaufen.
Natürlich stehen die Fonds in der Werbung immer ganz prächtig da. Nicht weil sie alle mehr Rendite und weniger Risiko bringen, sondern ganz einfach deshalb, weil die Institute mit Fonds mehr Geld verdienen als mit dem Verkauf von Aktien.
Folgende Argumente werden für den Kauf von Fondsanteilen angeführt:
- Erstens: Durch die Verteilung des Geldes auf viele unterschiedliche Anlagen vermindere sich das Gesamtrisiko.
- Zweitens: Nur Fonds böten die Möglichkeit, mit einem kleinen Einsatz von etwa 50 Euro gleichzeitig in unterschiedliche Anlagen zu investieren.
- Drittens heißt es immer, Fondsanteile seien etwas für Anleger, die keine Zeit oder Lust haben, ständig den Markt, die Konjunkturentwicklung und die Unternehmen zu beobachten. Das könnten sie beruhigt dem Fondsmanager und seinen Analysten überlassen.
Dies alles stimmt – aber nur bedingt. Der Teufel steckt im Detail. Vorsicht vor den großen Pauschalierern!
Erstens ist es heute bei den hoch spezialisierten Fonds keineswegs so, dass das Risiko breit gestreut wird. Wer sein Geld zum Beispiel in den so beliebten Branchenfonds anlegt, kann viel verlieren, wenn es nämlich – wie beispielsweise im Jahr 2000 mit der Telekommunikation – mit der ganzen Branche abwärts geht. Zweitens kann man heute durchaus auch für 50 Euro Aktien kaufen, denn inzwischen haben die Börsen die Mindestorderhöhe abgeschafft und den Kauf einer einzigen Aktie ermöglicht. Drittens ist es keineswegs so, dass man einen Fondsanteil unbesehen kaufen, sich beruhigt schlafen legen und dem Fondsmanager alle Entscheidungen überlassen kann. Denn einerseits wird einem nicht die Entscheidung abgenommen, ob man sein Geld zum Beispiel in Fonds mit deutschen oder internationalen Aktien anlegt oder bei Branchenfonds und in welche Branche. Andererseits gibt allein die Tatsache, dass die Fonds von Profis verwaltet werden, noch lange keine Garantie dafür, dass auch Gewinne erzielt werden. Profis irren sich leichter als Amateure. Börsenpsychologen haben das statistisch nachgewiesen.
Deshalb war 2000 auch für viele private Fondsanleger ein unbefriedigendes Jahr. Wer in die falschen Branchen oder bei den falschen Investmentgesellschaften investiert hatte, dessen Geld war futsch. Das beweist eine Untersuchung der Wirtschafts Woche über die Wertentwicklung einzelner Aktienfonds im Jahr 2000 sehr deutlich. Fonds bestimmter Branchen haben danach wesentlich schlechter abgeschnitten als weltweite, europäische oder deutsche Aktienfonds. Nur in einer Branche konnte man Riesengewinne machen: bei der Pharma- und Biotechnologie. Bei zwei Fonds haben die Anleger ihren Einsatz mehr als verdoppelt. Der Life Science Trust von Carl Spängler erzielte eine Weitsteigerung von 111,8 Prozent und der Framlington International Portfolios Health Fund steigerte sich um 103,5 Prozent. Weitere drei Fonds brachten es immerhin auf ein Plus von 98,8 Prozent, 91,3 Prozent und 89,4 Prozent. Aber wer wusste das wirklich im Voraus?
Ganz anders sah es bei den Telekommunikationsfonds aus, der großen Hoffnungsbranche, angeführt von der Telekom. Hier haben alle fünf untersuchten Fonds nur Verluste gebracht, und die lagen zwischen minus 9,3 Prozent bei Activest Lux TeleGlobal und minus 20,2 Prozent bei DIT- Multimedia. Bei den Technologiefonds erzielten nur drei von fünf Fonds einen Wertzuwachs, der aber minimal war. An der Spitze stand mit einer Wertsteigerung von 2 Prozent der Henderson Horizon-Global Technology Fund, am Ende der Invesco GT Technologie Fund C mit einem Verlust von 4,5 Prozent. Diese Unterschiede in der Wertentwicklung zeigen deutlich, dass es nicht nur darauf ankommt, in die richtige Branche zu investieren, sondern dass es ganz offensichtlich auch unterschiedliche Qualitäten des Fondsmanagements gibt. So lag im Bereich Finanzwerte der Davis Financial Fund von New York Advisers mit einem Wertplus von 42,2 Prozent weit vor den Konkurrenten. Andere Fonds brachten es nur auf 20,2 bis 24,4 Prozent.
Das Erfolgsrezept der guten Fondsmanager bestand darin, rechtzeitig das Portfolio umzuschichten. So wurden zum Beispiel Aktien aus den Branchen Technologie, Medien und Telekommunikation abgestoßen und dafür Pharma- und Biotechaktien oder auch Erdgas-, Erdöl- und Brennstoffzellenaktien gekauft. Erfolgreich waren auch die Fonds, die schon im Frühjahr ihren Anteil an Aktien des Neuen Marktes reduziert haben. Nur so hat Portfolio Partner-Universal G 38 Prozent Gewinn erreicht. Und was ist, wenn der jeweilige Fondmanager die Trends nicht erkennt oder nicht rechtzeitig umschichtet? Pech für den Anleger, denn er hat ja kein Weisungsrecht, und merken wird er es erst dann, wenn es eigentlich zu spät ist und der Wert seiner Fondsanteile sinkt. Also, was tun? Augen auf!
Rating für die Besten
Während die oben genannte Untersuchung sich nur auf einen Betrachtungszeitraum von einem Jahr bezieht, in dem es auf und ab ging, bewertet die Analysegesellschaft Feri Trust die Fondsentwicklung innerhalb von fünf Jahren. Sie hat ein eigenes Fondsrating, also ein Bewertungssystem entwickelt mit dem Ziel, Anlegern systematische, nachvollziehbare und verständliche Entscheidungsgrundlagen bieten zu können. Dazu gehört, dass das Rating sowohl die Ziele als auch die Zwänge des Fondsmanagements berücksichtigt (die gibt es nämlich auch). Wichtig war Feri Trust auch,
- dass herausragende Fähigkeiten von Fondsmanagern erkennbar werden. Jeder Mensch ist schließlich anders, und die wenigsten Anleger werden sich persönlich ein Bild von den Leuten machen können, denen sie ihr Geld anvertrauen;
- dass der Managementstil und die Investmentziele im Einklang stehen;
- dass Fehlinvestitionen in weniger gute Fonds vermieden werden können und durch die Selektion von Topanlagetiteln deutlicher Mehrwert geschaffen werden kann.
In der Praxis heißt das: Neben den quantitativen Aspekten wie Performance und Risikokennzahlen, die man berechnen kann, bekommen qualitative Aspekte eine besondere Bedeutung, das Verhalten in Auf- und Abschwung
phasen sowie die Abschätzung von Verlustrisiken. Interviews mit den Fondsmanagern dienen der Überprüfungen der methodischen Konzepte und der Analyse des Managementstils. Das Feri Trust Fonds Rating setzt sich deshalb aus drei Indikatoren für die Performance, für das Risiko und für das Management zusammen. Der Performance-Indikator untersucht die Wertentwicklung. Er dient dazu, die Leistung des Fondsmanagements mit dem jeweiligen Index, zum Beispiel bei deutschen Aktien mit dem DAX, und den Konkurrenzprodukten zu vergleichen. Hier wird auch die Stabilität beurteilt, das heißt, wie oft innerhalb der fünf Jahre der Fonds im einem beliebigen Dreimonatszeitraum besser abgeschnitten hat. Der Risiko-Indikator versucht das mit dem Kauf eines Fondsanteils verbundene Risiko abzuschätzen. Anhand der jährlichen Kursschwankungen des Fonds wird das Timing-Risiko untersucht, also die Möglichkeit, durch einen falschen Ein- oder Ausstiegszeitpunkt überdurchschnittliche Verluste zu machen oder Chancen zu verpassen. Außerdem wird mithilfe verschiedener Kennzahlen das Verlustrisiko berechnet, das angibt, ob der Fonds bei Kursverlusten mehr, weniger oder gleich viel verliert wie der Index. Der Management-Indikator durchleuchtet anhand von Interviews und Fragebögen die Qualität des Fondsmanagements. Diese drei Indikatoren ergeben dann eine Bewertung, die Fonds in fünf Klassen einteilt: A für sehr gut, B für gut, C für durchschnittlich, D für unterdurchschnittlich und E für schwach. Hier die Ergebnisse von Feri Trust: Weltweit die besten Fondsgesellschaften sind Morgan Stanley Dean Witter, die niederländische ABN Amro, DWS, Threadneedle und Merrill Lynch Investment Managers. Das hat die im Dezember 2000 veröffentlichte Untersuchung im Auftrag der Frankfurter Allgemeine Zeitung ergeben.
Mehr als 120 Kapitalanlagegesellschaften mit rund 860 Fonds, die seit mehr als fünf Jahren bestehen und in Deutschland zugelassen sind, hatte Feri Trust überprüft. Dabei ging es darum, wie viele Fonds der einzelnen Gesellschaften das Rating A oder B erhalten haben und welchen Anteil diese an den gesamten Fonds des betreffenden Institutes ausmachen. Bei Morgan Stanley Dean Witter hatten die Fonds mit dem Rating A oder B einen Anteil von 69,2 Prozent, ABN Amro kam auf 66,7 Prozent, DWS auf 65,9 Prozent, Threadneedle auf 64,3 Prozent, und bei Merrill Lynch Investment Managers erhielten 6l,5 Prozent aller Fonds das Rating A oder B.
Morgan Stanley Dean Witter (MSDW) verwaltet nach eigenen Angaben derzeit ein Vermögen von rund 548 Milliarden Dollar. In Deutschland ist bei MSDW der Anteil der Publikumsfonds noch recht gering, die Gelder kommen vor allem von Institutionen, Versicherern, Banken und Pensionskassen. Dies soll sich jedoch im Jahr 2001 ändern. Geplant ist die Installation eines neuen Abwicklungssystems, um Konten für Privatkunden im großen Umfang verwalten zu können.
ABN Amro plant eine Erweiterung seiner Internetaktivitäten. Der neue Auftritt soll sich sowohl an institutionelle als auch an private Kunden richten. Bisher lag der Schwerpunkt der vor drei Jahren gegründeten Kapitalanlagegesellschaft ABN Amro Asset Management Deutschland noch bei der Verwaltung institutioneller Gelder. Dieser Bereich soll weiter verstärkt, daneben aber auch der Privatkundenbereich ausgebaut werden. Bei der Auswahl einzelner Aktien konzentriert sich ABN Amro auf Unternehmen, die in ihrem Bereich Marktführer sind, innerhalb der Branche eine herausragende Stellung einnehmen und ein überdurchschnittliches Wachstum versprechen. Diese Kriterien sieht man unter anderem im Pharma- und Biotechnologiebereich erfüllt.
Was man über Investmentfonds noch wissen sollte
Investmentfonds sammeln das Geld vieler Investoren und legen es in Immobilien, Aktien, Anleihen oder anderen Anlageformen an. Fonds werden von einer Kapitalanlagegesellschaft verwaltet, die auch Investmentgesellschaft genannt wird.
Das Fondsvermögen, genannt Sondervermögen, das den Anlegern gehört, wird bei einer Depotbank hinterlegt. Diese wickelt auch die Kauf und Verkaufsaufträge des Fondsmanagements ab und berechnet am Ende eines jeden Börsentags den Wert des Sondervermögens von offenen Fonds. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen geschlossenen und offenen Investmentfonds. Bei geschlossenen Fonds wird nur eine bestimmte Zahl von Anteilen ausgegeben. Die Fondssumme wird von vornherein begrenzt. Ist diese Höhe erreicht, wird der Fonds geschlossen. Außerdem ist die Investmentgesellschaft nicht verpflichtet, während der Laufzeit Anteile zurückzunehmen.
Bei offenen Investmentfonds bestehen kein Grenzen hinsichtlich der Anlagesumme und der Anteile. Es können ständig neue Anteile gekauft oder alte an die Investmentgesellschaft zurückgegeben werden. Den Wert eines Anteilscheins errechnet die Depotbank börsentäglich. Steigt der Wert der in dem Fonds enthaltenen Papiere, erhöht sich auch das Fondsvermögen und damit der Wert der einzelnen Anteilscheine. Der Wert des einzelnen Anteilscheins errechnet sich, wenn man das gesamte aktuelle Fondsvermögen durch die Anzahl der ausgegebenen Anteilscheine teilt. Zu den offenen Investmentfonds gehören offene Immobilienfonds und offene Wertpapierfonds. Letztere unterscheidet man grob in Aktienfonds, Rentenfonds und Mischfonds aus Aktien und Rentenpapieren. Darüber hinaus gibt es Spezialfonds aus Optionsscheinen, Futures oder so genannte Dachfonds, die ausschließlich in andere Investmentfonds investieren. Zu Aktienfonds gehören Standardaktienfonds, Länder-, Branchen- und Aktienindexfonds, zu Rentenfonds Standardrentenfonds, Geldmarktfonds und Rentenindexfonds.
Erst seit drei Jahren gibt es die so genannten AS-Fonds, sie werden aber inzwischen von fast allen Banken und Sparkassen angeboten. AS ist die Abkürzung für Altersvorsorgesondervermögen. Dies ist eine Art Sammelbecken mit einer Mischung aus Aktien, Rentenpapieren und Immobilien.
Der Aktienanteil darf 75 Prozent nicht übersteigen, nur dann sind die Gewinne bei einem Anlagezeitraum von mindestens 18 Jahren steuerfrei. Schon ab 25 Euro im Monat kann man mit dieser Anlageart für sein Alter Vorsorgen. Die Renditeerwartungen der Banken liegen zumeist zwischen 6 und 10 Prozent. Angeboten werden risikoarme und risikoreiche AS- Fonds.
Rechte und Pflichten von Kapitalanlagegesellschaften und den Depotbanken und sämtliche Einzelheiten des Fondsgeschäfts sind im Gesetz über Kapitalanlagegesellschaften geregelt, und die Gesellschaften werden vom Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen überwacht. Kaufen kann man Fondsanteile bei einer Bank oder direkt bei einer Kapitalanlagegesellschaft. Sie werden aber auch im hohen Maße über Strukturvertriebe angeboten, wozu es sehr unterschiedliche Meinungen gibt. In der Regel werden Fondsanteile mit einem einmaligen Ausgabeaufschlag von 1 bis 7 Prozent ausgegeben. Das ist die Differenz zwischen dem Ausgabe- und dem Rückgabepreis. Diesen Ausgabeaufschlag verwenden die Fondsgesellschaften für das Fondsmanagement. Er erscheint normalerweise nicht in den Kontoauszügen, sondern wird fondsintern verrechnet.
Als laufende Kosten, die der Anleger zusätzlich tragen muss, kommen jährliche Verwaltungsgebühren für die Fondsgesellschaften und die Depotgebühren für die Bank hinzu. Diese sind von Institut zu Institut unterschiedlich und werden immer fällig, auch wenn der Wert des Fonds ins Minus rutscht. Der Besitzer von Fondsanteilen muss die anfallenden Dividenden versteuern. Wenn er seine Anteile verkauft, fallen auf die realisierten Veräußerungsgewinne nur Steuern an, wenn die Spekulationsfrist von einem Jahr nicht eingehalten wurde.
Fazit: Die Investmentbranche boomt, immer mehr wollen am Kuchen beteiligt sein. Eine Bewertung anhand der Performance“ erleichtert dem Anleger die Übersicht und setzt die Investmentgesellschaften massiv unter Erfolgsdruck, besonders die Zunft der Fondsmanager. Das ist auch gut so. Zumindest für den Anleger. Fondsmanager müssen Ergebnisse zeigen und eine gute Wertentwicklung ihres Fonds ausweisen, dafür werden sie auch sehr gut bezahlt – oder anderenfalls gefeuert, denn ihr Erfolg lässt sich ganz klar und deutlich messen an der Performance des von ihnen verwalteten Fonds.