Wovon der Spread beim Optionshandel abhängt

Die Spannen werden üblicherweise nicht willkürlich testgelegt. Abhängig ist deren Breite davon, mit welchem Geld-Brief-Abstand die Aktien gestellt werden, die der Warrant-Emittent zu Sicherungszwecken kaufen oder verkaufen muss. Ein Beispiel: Angenommen, ein Anleger kauft bei einer Bank 200 Volkswagen-Calls zum Preis von einem Euro. Zur Absicherung dieses Geschäfts muss der Emittent 100 Volkswagen-Aktien an der Börse kaufen (zum besseren Verständnis, Der Makler dort stellt für das Papier: 64 (Geld) zu 65 (Brief). Der Optionshändler bezahlt also insgesamt 6.500 Euro (100 mal 65). Unterstellen wir weiter, kurze Zeit später verkauft ein anderer Anleger 200 VW-Calls an die Bank zurück. Um seine Position angemessen zu sichern, muss der Optionshändler 100 Volkswagen-Aktien verkaufen. An der Börse erhält er nun lediglich den Geldkurs (insgesamt 6.400 Euro). Durch die Aktientransaktion sind der Bank Kosten von 100 Euro (6.500 minus 6.400) entstanden, die über die Warrantkursspanne auf den Anleger abgewälzt werden. Man kann sich leicht ausmalen, dass für unterschiedliche Aktien – je nachdem, wie liquide die Werte sind und je nach Marktverfassung – auch unterschiedliche Spreads von Börsenmaklern und Banken gestellt werden. Dasselbe trifft übrigens für OTC-Optionen zu, die – statt Aktien – zur Absicherung von Warrants ge- und verkauft werden. Dies hat dann unmittelbare Auswirkungen auf die Geld-Brief- Abstände entsprechender Scheine. Der Spread ist während der Laufzeit eines Warrants deshalb auch keine feste Größe. Wer die Kursstellung in der Praxis eine Weile beobachtet, kann dies feststellen.

Der Spread als Verkaufshilfe
Aus Marketinggründen bieten Häuser ihre Scheine bisweilen mit sehr niedrigen Spannen an. So hat die DG Bank in den letzten Wochen des Jahres 1999 für ihre Aktien- und Indexwarrants täglich für eine Stunde sogar ganz auf einen Spread verzichtet. Derlei Aktionen sind zwar (noch) Ausnahmen, belegen aber, dass der Wettbewerb zwischen den Emittenten härter wird. Die Spanne wird gelegentlich auch aus Gründen der Risikovorsorge ausgeweitet: In hektischen Börsenzeiten, wenn etwa die Basisaktie in kurzer Zeit große Kursprünge macht, schafft sich der Market-Maker durch einen Weiteren Abstand zwischen An- und Verkaufskurs etwas Luft. Das Gleiche gilt, wenn man eine hohe Size – also eine hohe Stückzahl – handeln möchte. Auch dann weiten Emittenten regelmäßig bei einer Kursanfrage ihre Spannen aus. Denn große Mengen stellen für den Emittenten ein höheres Risiko dar, da ein Sicherungsgeschäft (z. B. Eindeckung mit Aktien) mit entsprechendem Umfang erst nach Kurszusage durchführbar ist und aufgrund des großen Volumens für den Emittenten unter Umständen unvorteilhafte Preise entstehen. Die geringsten Spreads haben Scheine, die sich auf sehr liquide Underlyings beziehen. Dies trifft in Deutschland insbesondere für herkömmlich strukturierte Scheine – sogenannte Plain-Vanillas – zu, denen der DAX zugrunde liegt. Weite Geld-Brief-Spannen trifft man hingegen bei illiquiden Basiswerten oder exotischen Warrants an. Ob ein Institut hohe oder niedrige Spreads stellt, zeigt ein Vergleich zwischen verschiedenen Anbietern. Um eine verlässliche Aussage über die Kursstellungspraxis verschiedener Emittenten treffen zu können, sollte man Scheine nicht willkürlich auswählen. Vergleichbar sind nur Papiere, die in wesentlichen Ausstattungsmerkmalen – insbesondere Underlying, Bezugsverhältnis und Ende der Laufzeit – weitgehend übereinstimmen.

Was den Spread sonst noch beeinflusst
Einfluss auf den Spread haben auch der Strike und die Laufzeit des Warrants. Langlaufende Scheine haben prinzipiell eine höhere Geld-Brief- Spanne. Grund sind die zu Absicherungszwecken oft erforderlichen OTC- oder Terminbörsenoptionen, deren Liquidität umso geringer ist, je länger ihre Laufzeit. Dies hat entsprechend weite Geld-Brief-Spannen zur Folge, die an die Warrantanleger weitergegeben werden. Je tiefer ein Warrant im Geld notiert, umso größer ist die Aktienmenge, die zu Sicherungszecken ge- bzw. verkauft werden muss. Hohe Volumen erfordern mitunter mehr als eine Aktientransaktion und dadurch können die Kosten für den Emittenten steigen.

 

Strategien beim Optionshandel II

Auf Seitwärtsbewegungen setzen
Wer damit rechnet, dass die Kursentwicklung einer Aktie oder vielleicht sogar des gesamten Marktes eine gewisse Zeit lang stagniert, kann davon profitieren, wenn er short geht. Dies ist im Normalfall institutionellen Akteuren Vorbehalten und für Privatanleger höchstens an einer Terminbörse wie der Eurex möglich. Wie wir zu Beginn dieses Buches bereits erwähnten, sind Normalanleger an der Eurex – zumindest zurzeit – selten anzutreffen. Damit diese Gruppe dennoch in den Genuss von Short-Positionen kommt, haben die Banken Produkte wie Discount-Zertifikate entwickelt. Wie sie in unserer Geldanlage-Seite gesehen haben, handelt es sich um Instrumente, die eine Stillhalter-Rolle beinhalten. Kauft ein Anleger ein Discount-Zertifikat, erzielt er eine verhältnismäßig hohe Rendite, wenn die zugrunde liegende Aktie einem Seitwärtstrend folgt.

Kombinierte Strategien
Man kann Optionen nach Belieben miteinander kombinieren und so unzählige Risiko-Chance-Kombinationen erzeugen, ganz nach dem Geschmack eines Anlegers. Kombinierbar sind zum Beispiel Optionen mit unterschiedlichen Laufzeiten oder Basispreisen, kombiniert werden können aber auch Optionen unterschiedlichen Typs, zum Beispiel Calls mit Puts – die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Deshalb können wir kombinierte Strategien hier auch nicht umfassend erläutern. Um den Appetit etwas anzuregen, wollen wir eine Strategie hier etwas ausführlicher darstellen, sogenannte Credit Spreads. Wir schreiben eine Call-Option – konkret einen Call auf die T-Online-Aktie -, die einen Basispreis von 35 Euro hat (35er Call). Gleichzeitig kaufen wir einen Call, der – bis auf den Strike (40 Euro) – vollkommen identisch ausgestattet ist (40er Call). Beide Optionen haben eine Laufzeit von drei Monaten. Die Volatilität der T-Online-Aktie beträgt 60 Prozent, deren aktueller Kurs 30 Euro. Für den 35-er Call kalkulieren wir eine Prämie von 2 Euro, der 40-er Call ist aufgrund des höheren Basispreises dagegen billiger. Sein Wert liegt bei 1 Euro. Da wir den teuren Call verkaufen, den günstigen kaufen, bleibt uns ein Überschuss von 1 Euro (2 minus 1). Nun wollen wir schauen, welchen Gewinn wir mit dieser Strategie erzielen, wenn die Gesamtposition bis zum Ende aufrecht gehalten wird. Sehr gut geeignet für solche Aufgaben sind Tabellenkalkulationsprogramme wie zum Beispiel Microsoft Excel®. In der Abbildung unten ist dargestellt, wie sich die Gewinne und Verluste mit Excel berechnen und grafisch darstellen lassen. Man erkennt, dass ein Verlust von maximal 4 Euro auftreten kann, dafür ist der Gewinn auf 1 Euro begrenzt. Hätten wir statt des Credit Spread lediglich den 35-er Call geschrieben, wäre unser Höchstgewinn zwar größer gewesen (2 Euro), dafür hätten aber theoretisch unbegrenzt hohe Verluste entstehen können. Ein Credit Spread ist – genau wie ein geschriebener Call – eine geeignete Strategie, wenn mit gleichbleibenden oder sinkenden Aktienkursen zu rechnen ist. Im Unterschied zu einem reinen Call- Short ist ein Credit Spread eine konservativere Strategie; denn zur Begrenzung von Verlusten wird ein Call mit höherem Basispreis gekauft.

Die 90/10-Strategie
Statt ihr Geld in Aktien zu investieren, können Anleger den größten Teil ihres Geldes auch festverzinslich anlegen und für den restlichen Kapitalbetrag Call-Optionen kaufen. Die Anleger investiert so viel festverzinslich, dass nach einer bestimmten Zeit ein Betrag – bestehend aus Zinsen und Tilgung – zurückfließt, der nicht aufs Spiel gesetzt werden soll. Ein Verlustrisiko ist hier also ausgeschlossen. Steigen während dieser Zeit die Aktienkurse, erzielt der Anleger Gewinne, die nicht unbedingt viel schlechter sind als bei einer direkten Aktienanlage.

Strategien beim Optionshandel II5

Eine Beispielrechnung könnte wie folgt aussehen: Als Betrag stehen 10.000 Euro zur Verfügung, die für ein Jahr angelegt werden sollen. Im Internet rufen wir auf der Seite der Dresdner Bank den aktuellen Satz für eine einjährige festverzinsliche Geldanlage ab (4,34 Prozent). Unser Ziel ist es, von den 10.000 Euro lediglich so viel anzulegen, dass in einem Jahr – mit Zinsen – wieder 10.000 Euro vorhanden sind. Damit wäre sichergestellt, dass kein Kapital verloren gehen kann. Investieren wir 9.584 Euro, erhalten wir dafür 416 Euro Zinsen, so dass nach einem Jahr das am Anfang eingesetzte Kapital erreicht ist (9.584 plus 416 gleich 10.000 Euro). Für den restlichen Betrag von 416 Euro (10.000 minus 9.584) kaufen wir heute Optionsscheine, beispielshalber DAX-Warrants, mit einer Laufzeit von ungefähr einem Jahr. Entsprechende Produkte suchen wir wieder mit dem Tool von OnVista. Aus einer Vielzahl von Vorschlägen wählen wir einen DAX-Call der DG Bank aus, der einen Basispreis von 7.600 hat.

EURIBOR
Es handelt sich bei EURIBOR-Sätzen um Durchschnittszinssätze, die einmal am Tag aus den Angaben von ungefähr 60 Banken mit Sitz in Euroland gebildet werden. Euribor steht als Abkürzung für Euro Interbank Offered Rate und Ist eine Sammelbezeichnung für Sätze, die das Laufzeitenspektrum von einem Monat bis zu einem Jahr abdecken. E0NIA ist der Satz für Tagegeld.

Strategien beim Optionshandel II6

Selbst wenn der Anleger das in die Warrants investierte Kapital verliert, bleibt sein Ursprungsbetrag erhalten. Je stärker der DAX aber steigt, umso mehr gleicht sich die Rendite an diejenige der reinen Aktienanlage an. In der Tabelle auf der nächsten Seite haben wir die 90/10-Strategie mit einer reinen DAX-Anlage (zum Beispiel DAX-Zertifikat) verglichen. 90/10 ist eine Alternative für Anleger, die an der Aktienmarktentwicklung teilhaben möchten, aber ihr Verlustrisiko begrenzen wollen. DAX-Zertifikate sind Wertpapiere, mit denen man eins zu eins an der Entwicklung des Indexes partizipiert. Mehr zu diesem Thema enthält das : Index-Zertifikate (erschienen bei Schäffer-Poeschel).

Strategien beim Optionshandel II7

Ein Blick auf die Tabellenwerte macht deutlich, dass die 90/10-Stra- tegie verglichen mit einer reinen Aktienanlage eine eher konservative Strategie darstellt – zumindest bei der Kapitalaufteilung, die wir hier zugrunde legen. Je nachdem, wie hoch der Anteil Optionen im Verhältnis zum verzinslichen Anlagebetrag ist, lassen sich natürlich auch erheblich riskantere Positionen aufbauen. Jeder sollte durch Simulation der Depotendstände selbst herausfinden, welche Kombination mit der eigenen Mentalität am besten zu vereinbaren ist.

Woher kommt 90 zu 10
Die Bezeichnung 90 zu 10 stammt von einer Faustregel, die besagt, man solle 90 Prozent seines Kapitals sicher anlegen und für 10 Prozent Optionen kaufen. Natürlich kann das Verhältnis je nach Risikobereitschaft des Anlegers auch anders festgelegt werden. Durch entsprechende Anpassung der Gewichtung kann das Chance-Risiko-Profil beliebig den individuellen Anforderungen des Anlegers angepasst werden.

DAX-Stand in 12 Monaten  90/10-Strategie | H Reine DAX-Anlage
Depotwert Rendite Depotwert Rendite
0 10.000 0% 0 -100%
1.000 10.000 0% 1 380 -86%
2.000 10.000 0% 2 760 -72%
3.000 10.000 0% 4 140 -59%
4.000 10.000 0% 5.520 -45%
5.000 10.000 0% 6 000 -31%
6.000 10.000 0% 8.280 -17%
7.000 10,000 0% 9 660 -3%
8.000 10.200 +2% 11 040 +10%
9.000 10.700 +7% 12 420 +24%
10.000 11.200 + 12% 13 800 +38%
11.000 11.700 +17% 15.180 +52%
12.000 12.200 +22% 16.560 +66%

Optionen zur Kurssicherung
In der Praxis werden Optionen insbesondere von Privatanlegern vorwiegend aus Spekulationsgründen gekauft. Dennoch eignen sich diese Produkte auch für Sicherungszwecke. Es gibt wohl kaum einen Anleger, der nach einer Haussephase nicht schon einmal das Bedürfnis gehabt hat, die hohen Aktienkurse quasi einzufrieren. Ein Ausstieg kommt oft nicht in Frage, weil man von möglichen Weiteren Kurssteigerungen profitieren möchte, wenn es doch nicht zum Crash kommt. In dieser Situation kann es sinnvoll sein, Put-Optionen zu kaufen. Wie man am sinnvollsten bei einer Absicherung – man sagt auch Hedging – vorgeht, wollen wir uns im Weiteren näher anschauen. Angenommen, in unserem Depot befinden sich 100 T-Aktien, die aktuell einen Kurs von 70 Euro haben. Es ist damit zu rechnen, dass die Papiere in den kommenden Monaten einen Teil ihres Wertes verlieren. Aus verschiedenen Gründen wollen wir die Position jedoch erst in einem halben Jahr verkaufen. Deswegen möchten wir sie gegen Wertverluste absichern. Für diesen Zweck geeignet sind natürlich nur Puts, die sich auf T-Aktien beziehen. Geklärt werden muss allerdings noch, welche Laufzeit die Optionen haben sollen und welchen Basispreis. Auch mit Puts, die länger als sechs Monate laufen, könnte man die T-Aktien theoretisch absichern. Diese Sicherungsstrategie ist so angelegt, dass die Optionen nicht bis zur Endfälligkeit gehalten und auch nicht ausgeübt, sondern vorher verkauft werden. Bezogen auf unser Beispiel heißt: Wir würden die Optionen heute kaufen und nach sechs Monaten wieder veräußern. Verringert sich der Kurs der Aktien bis dahin, so steigen die Puts im Wert.

Im Idealfall wird der Verlust bei den Aktien durch den Optionsgewinn exakt kompensiert. Doch Aktien- und Optionkurs verändern sich nicht eins zu eins. Fällt der Wert der Aktie um einen Euro, steigt der Putpreis normalerweise um weniger als einen Euro. Daher braucht man zur Absicherung von 100 Aktien mehr als 100 Optionen. Wie viel tatsächlich erforderlich sind, lässt sich am Delta ablesen. Liegt sein Wert zum Beispiel bei minus 0,5 sind 200 Puts notwendig. Denn ein Delta von minus 0,5 besagt, dass ein Aktienkursrückgang um einen Euro einen Anstieg des Putpreises um 0,5 Euro zur Folge hat. Also benötigt man 2 Puts pro Aktie. Wir haben diese als Delta-Hedging bekannte Absicherungsmethode schon an anderer Stelle kennen gelernt. Es handelt sich dabei um ein aufwendiges Verfahren, denn das Delta bleibt im Zeitablauf nicht konstant. Schwankt der Aktienkurs, nachdem wir die Puts gekauft haben, so verändert sich auch das Delta.

Steigt es auf einen Wert von beispielsweise 0,55, dann brauchen wir nicht mehr 200, sondern lediglich noch 182 Optionen, um die nächste Aktienkursänderung zu kompensieren. Für den Privatanleger ist solch ein dynamisches Fledging im Regelfall zu zeit- und kostenintensiv. Das Depot muss laufend überwacht werden, denn bei jeder (größeren) Aktienkursschwankung muss auch die Optionsposition angepasst werden. Der dauernde Kauf und Verkauf von Optionen verursacht darüber hinaus natürlich auch Kosten (Transaktionskosten). Für Normalanleger ist daher eine sogenannte statische Absicherung ratsamer. Typisch für diese Strategie ist, dass Optionen gekauft werden, deren Restlaufzeit mit dem Absicherungszeitraum übereinstimmt. Die Optionen werden also bis zur Endfälligkeit gehalten und nicht vorher verkauft. Liegt der Aktienkurs unter dem Basispreis, werden die Optionen ausgeübt, andernfalls lassen wir sie verfallen. Die Frage, welche Restlaufzeit die Puts in unserem Fall haben müssen, ist damit beantwortet. Wir benötigen Optionen mit einer Restlaufzeit von sechs Monaten. Geklärt werden muss nun noch, welcher Basispreis am sinnvollsten ist. Auf diese Frage gibt es leider keine pauschale Antwort. Möchte ein Anleger das aktuelle Kursniveau sichern, muss er einen At-the-money-Put kaufen. Derlei Optionen haben aber gegenüber laufzeitgleichen In- bzw. Out-of-the-money- Puts die höchste Zeitprämie. Werden dagegen Out-of-the-money- oder Deep- out-of-the-money-Puts gekauft, wird ein niedriges Kursniveau abgesichert. Solche Optionen sind zwar preiswerter, eignen sich dafür allerdings auch nur für bestimmte Situationen, beispielsweise für Worst-Case-Fälle (Crash).

Die Entscheidung, welches Kursniveau abgesichert werden soll, muss letztlich jeder Anleger selbst treffen. Sie ist abhängig von seinen individuellen Erwartungen und davon, wie viel Verlust der Anleger verkraften kann. Kommen wir nun zum Ausgangsbeispiel zurück. Die Telekom- Aktie notiert an der Börse augenblicklich (17.04.2000) zum Kurs von knapp 70 Euro. Da wir das aktuelle Kursniveau sichern möchten, kommen nur Optionen in Frage, die am Geld notieren. Geeignete Warrants suchen wir wieder im Internet mit dem Tool von OnVista. Die vorgegebenen Kriterien erfüllt lediglich ein Optionsschein der DG Bank einigermaßen. Wir haben uns deshalb für dieses Produkt entschieden. Zu klären ist noch, wie viele dieser Scheine wir kaufen müssen. In unserem Depot befinden sich 100 Aktien. Also könnten zur Absicherung 100 Optionsscheine verwendet werden, deren Bezugsverhältnis 1,0 beträgt. Der Schein der DG Bank hat aber lediglich ein Bezugsverhältnis von 0,1. Deswegen brauchen wir davon insgesamt 1.000. Für die Absicherung des Depots entstehen Kosten von 1.180 Euro; Gebühren und sonstige Transaktionsaufwendungen lassen wir unberücksichtigt.

Strategien beim Optionshandel II8

Doch wie weit muss der Kurs der T-Aktie eigentlich sinken, damit sich der Kauf der Puts gelohnt hat? Um diese Frage zu beantworten, betrachten wir verschiedene Kursszenarien. Der Wert einer T-Aktie muss um mehr als 10,95 Euro – oder anders um etwa 16 Prozent – unter den Basispreis fallen, damit die Sicherungsstrategie vorteilhafter ist als ein Verzicht auf die Optionen.

Strategien beim Optionshandel II9

Die 100-prozentige Absicherung eines Aktiendepots mit (At-the- money-) Put-Warrants ist im Allgemeinen sehr teuer und aus diesem Grund auch nicht unbedingt empfehlenswert. Häufig ist eine teilweise Absicherung des Depots ratsam. Wie hoch diese Quote ist, hängt von den persönlichen Ausgangsvoraussetzungen ab (z. B. Risikobereitschaft). Hat ein Anleger verschiedene Aktien im Depot, kann jede Sorte separat mit entsprechenden Puts gesichert werden. Entspricht die Zusammensetzung dagegen in etwa einem Index, zum Beispiel dem DAX oder dem Euro Stoxx, bieten sich zu Sicherungszwecken auch Index-Puts an. Zum Schluss wollen wir noch kurz sagen, dass man auch in Zukunft geplante Aktienkäufe gegen Kursanstiege absichern kann. Dafür werden Calls verwendet. Da wir an anderer Stelle bereits erläutert haben, wann es zu einer Absicherung gegen steigende Kurse kommen kann, verzichten wir hier auf eine weitergehende Darstellung.

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Strategien beim Optionshandel I

Spekulationsmöglichkeiten sind breit gefächert
Bei vielen Anlegern sind Optionen besonders beliebt, weil die Spekulationsmöglichkeiten viel weiter gefächert sind als bei herkömmlichen Finanzprodukten. Für kurzfristig orientierte Akteure sind Aktien nur dann etwas, wenn mit steigenden Kursen gerechnet wird. Dagegen können Spekulanten mit Optionen auf Seitwärts- und Abwärtsbewegungen setzen oder auf Veränderungen der Volatilität. Faszinierend sind Optionen für viele außerdem aufgrund ihres überdurchschnittlichen Hebels. Während man mit einer Aktie lediglich eins zu eins an der Kursentwicklung teilnimmt, Liegen die Partizipationsmöglichkeiten bei Warrants zum Teil deutlich darüber. Man kann Optionen natürlich auch zu Sicherungszwecken verwenden, etwa ein Aktiendepot vor Kursverlusten schützen. Schließlich lassen sich Optionen auch mit anderen Produkten kombinieren, wodurch zum Teil sehr interessante Finanzpakete entstehen. Am Beispiel der 90/10-Strategie werden wir dies weiter unten beschreiben. Man sieht, wie unterschiedlich die Motive für den Handel mit Optionen sein können. Die wichtigsten Strategien wollen wir im Anschluss genauer betrachten und dem Leser damit einen Eindruck von den Möglichkeiten vermitteln. Doch wir können diese Thematik lediglich streifen, denn sie ist so umfangreich, dass man leicht ein umfangreiches : darüber schreiben könnte.

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Spekulation auf Hausse und Baisse
Rechnet ein Anleger mit steigenden Kursen an Aktien-, Renten- oder Devisenmärkten – ist er also bullish eingestellt kann er mit entsprechenden Call-Optionen von diesem Aufschwung (Hausse) profitieren. Aufgrund des großen Angebots an Optionsscheinen kann jeder Anleger die Restlaufzeit und den Strike nach seinen eigenen Vorstellungen aussuchen und das Chancen-Risiko-Verhältnis damit individuell festlegen. Je stärker der erwartete Kursanstieg, umso tiefer darf die Option out-of-the-money notieren. Kann man hingegen lediglich von einer schwachen Aufwärtsbewegung ausgehen, sind At- und In-the-money-Calls die bessere Alternative. Ein wichtiger Aspekt bei der Wahl des richtigen Warrants ist die Laufzeit. Ist ein Aktienkursanstieg in sehr kurzer Zeit zu erwarten, bietet sich der Kauf von Kurzläufern an. Unter sonst gleichen Bedingungen verändert sich ihr Wert stärker als der langlaufender Scheine. Ein Beispiel vom unserem : wäre in Mitte April 2000, dann stand der DAX bei knapp 7.300 Punkten. Wir wollen einen langlaufenden In-the-money-Call (Konservativer Call) mit einem Out-of-the-money-Kurzläufer (Agressiver Call) vergleichen. Entsprechende Produkte suchen wir im Internet mit dem Tool Optionsschein-Vergleich von OnVista. Die DG Bank bietet einen konservativen Call (Basispreis 7000, Laufzeit knapp ein Jahr), einen Schein mit hohem Strike und kurzer Laufzeit bietet die Citibank. Sowohl für moderate als auch für sehr starke Indexschwankungen in den kommenden zwei Wochen haben wir die Wertveränderungen der beiden Calls im Internet berechnet. Verwendet haben wir dazu den Szenario-Rechner von OnVista. Schwankt der Index nur schwach, bringt der konservative Call Vorteile. Bei starken Kursausschlägen kann der Anleger mit der aggressiven Option dagegen deutlich mehr Gewinn erzielen, aber auch extreme Verluste. Mit dem Szenario-Manager lässt sich dies hervorragend simulieren. Er ist deshalb für viele Optionsanleger inzwischen zu einem unentbehrlichen Hilfsmittel geworden.

Man sieht an diesem Beispiel auch sehr gut, dass die Höhe des Optionspreises kein geeignetes Entscheidungskriterium ist. Zwar ist der aggressive Schein deutlich günstiger, hier sind jedoch auch die Verlustrisiken erheblich größer. Beachtet werden sollte, dass die Optionspreise aufgrund der unterschiedlichen Bezugsverhältnisse nicht direkt vergleichbar sind. Deshalb ist eine Umrechnung auf ein einheitliches Bezugsverhältnis erforderlich. Mit dem Kauf von Aktien, Anleihen oder anderen Kassaprodukten kann man lediglich von steigenden Kursen profitieren. Die Märkte bewegen sich jedoch nicht nur in Aufwärtstrends, auch Phasen mit Abwärtsbewegungen (Baisse) kommen immer wieder vor. Mit Put- Optionsscheinen können Anleger an dieser Entwicklung verdienen. Aus der Vergangenheit weiß man, dass Kursrutsche häufig ein stärkeres Ausmaß haben als Haussebewegungen. Starke Kursverluste in verhältnismäßig kurzen Zeitabständen und der damit einhergehende Volaanstieg machen Puts besonders attraktiv. Durch Auswahl des Basispreises und der Restlaufzeit kann jeder – wie im Zusammenhang mit Calls bereits erläutert – die Chancen-Risiko-Relation selbst bestimmen. Auch hier bietet es sich an, Puts mit unterschiedlicher Ausstattung zu suchen und mit dem Szenario-Manager deren Wertveränderung zu simulieren. Der Ablauf ist bereits von den Calls bekannt. Daher gehen wir hierauf nicht mehr ausführlicher ein.

Nicht alles auf dieselbe Karte setzen
Auch risikofreudige Anleger sollten den Grundsatz beachten, nicht Ihr gesamtes Optionsscheinkapital auf einen einzigen Warrant zu setzen. Erfahrene Anleger streuen ihren Einsatz auf mehrere Optionen, die sich vor allem durch ihr Underlying voneinander unterscheiden. Von Volatilitätsänderungen profitieren Der Wert einer Option hängt maßgeblich davon ab, wie die Marktteilnehmer die zukünftigen Schwankungen des Underlyingkurses beurteilen. Diese Einschätzung (implizite Volatilität) ist keine feste Größe, sondern fortlaufend Änderungen unterworfen. Rechnet ein Anleger damit, dass die implizite Vola in Zukunft ansteigt, kann er durch Auswahl geeigneter Optionen davon profitieren. Wie stark die Gewinne sein können, hängt in erster Linie vom Zustand des Warrants ab. Auf Scheine, die tief im Geld notieren, wirkt sich eine Volatilitätsänderung kaum aus. Der Warrantpreis setzt sich fast nur aus dem Inneren Wert zusammen. Ein Zeitprämienanteil ist so gut wie gar nicht vorhanden. Doch gerade die Zeitprämie ist diejenige Optionspreiskomponente, die sich bei Volatilitätsbewegungen anpasst. Anders ist die Lage hingegen bei Optionen, die tief aus dem Geld liegen. Hier führen Schwankungen der impliziten Vola zum Teil zu erheblichen Anpassungen des Warrantpreises. Dazu ein Fallbeispiel nehmen wir an, der DAX steht augenblicklich bei 6000 Punkten, die implizite DAX-Vola (VDAX) bei 30 Prozent. Wir betrachten drei Calls (Restlaufzeit 6 Monate) mit jeweils unterschiedlichem Strike und rechnen aus, was eine abrupte Änderung der impliziten Volatilität für Konsequenzen hätte. Man kann erkennen, wie stark der Einfluss von Volatilitätsänderungen vom Optionszustand abhängig ist.

Strategien beim Optionshandel I4

Implizite Volatilität beruht auf individuellen Einschätzungen
Die implizite Volatilität kann sich binnen kürzester Zeit stark ändern, denn sie beruht auf den Schätzungen der Marktteilnehmer. Diese passen sich ebenfalls häufig schlagartig an. zum Beispiel aufgrund von Neuigkeiten (politische Ereignisse, Entscheidungen der Zentralbanken usw.). Dies sollten Optionsanleger mitberücksichtigen. In welchen Bandbreiten Volatilitäten schwanken können, verdeutlicht ein Blick auf den VDAX der letzten fünf Jahre. Sein Wert bewegte sich zwischen gut zehn und fast sechzig Prozentpunkten. In Zeiten mit hohen impliziten Volatilitäten verlieren herkömmliche Warrants einiges von ihrer Attraktivität. Bewegt sich die Volatilität nämlich auf ein niedrigeres Niveau zu, hat dies schlimme Folgen, da ihr Wert – unter sonst unveränderten Bedingungen – sinkt. Erwartet ein Anleger für die Zukunft einen Volatilitätsrückgang, sollten Optionen, die (weit) aus dem Geld notieren, besser gemieden werden. Ein tief im Geld liegender Warrant wird von dieser Entwicklung dagegen nicht so stark getroffen. Es gibt jedoch auch Optionen, die auf Volatilitätsschwankungen kaum reagieren. Call- und Put-Spread-Warrants sind solche Produkte. Ein Call-Spread entspricht einem Finanzpaket aus einem gekauften CalI (mit niedrigem Strike) und einem identisch ausgestatteten verkauften Call (mit höherem Strike). Zwar verliert der erste Call bei einem Rückgang der Volatilität, dafür steigt der zweite im Wert. Je nachdem wie weit die Basispreise auseinander liegen, kann es annähernd zu einer Neutralisierung kommen. Doch der Anleger hat auch die Möglichkeit, Finanzprodukte zu kaufen, deren Wert steigt, wenn die Volatilität sinkt.

Ein Beispiel sind Bottom-Up-Optionen. Diese Produkte sind so konstruiert, dass dem Anleger für jeden Tag, an dem der Strike überschritten wird, ein fester Geldbetrag gutgeschrieben und am Ende der Laufzeit ausgezahlt wird. Wie weit der Basispreis überschritten wird, ist gleichgültig. Kauft ein Anleger Bottom-Up-Warrants (Underlying zum Beispiel SAP-Aktien), deren Strike vom Aktienkurs (deutlich) überschritten wird, gewinnt der Schein an Wert, wenn die implizite Volatilität für die SAP-Aktie sinkt. Bei geringerer Schwankungsbreite sinkt die Gefahr, dass der Aktienkurs unter den Strike fällt. Doch Anleger sollten vorsichtig sein, denn Bottom-Up-Optionen gewinnen nicht automatisch an Wert, wenn die implizite Volatilität sinkt. Liegt der Aktienkurs nämlich unterhalb des Strike, ist es genau umgekehrt : Der Optionswert sinkt, wenn die Vola zurückgeht. Grund: Die Chance sinkt, dass der Strike überschritten wird. Ein Bottom-Up- Warrant, der aus dem Geld notiert, steigt im Wert, wenn die Volatilität an steigt.

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