Nachdem Sie das Wertpapier ausgewählt haben, müssen Sie den Börsenplatz wählen. Wenn Sie darauf verzichten, leitet Ihre Bank den Auftrag in der Regel an den für Sie günstigsten Börsenplatz weiter. Insbesondere bei deutschen Aktien haben Sie oft mehrere zur Auswahl. Neben dem elektronischen System XETRA können Sie den Auftrag auch an Börsenmakler in Frankfurt am Main oder eine Regionalbörse weiterleiten. Entscheidend für einen günstigen Kurs ist oft die Höhe der Börsenumsätze. Wenn Sie die Wahl haben, sollten Sie zwei Aspekte vergleichen: Zum einen sollten Sie nachsehen, an welchem Handelsplatz der günstigste Kurs im Augenblick zu haben ist. Bei manchen Aktien machen die Unterschiede zwischen den einzelnen Handelsplätzen oft mehrere Euro aus. Gewiefte institutionelle Investoren machen sich die Preisunterschiede, die international und bei der Notierung in unterschiedlichen Währungen bestehen, zunutze und kaufen Aktien an einem billigen Handelsplatz ein und verkaufen sie wieder teurer an einem anderen Ort. Da die Börsen jedoch relativ effiziente und gut funktionierende Märkte sind, ergeben sich nur geringe Preisdifferenzen, die aber bei Millionensummen einen beachtlichen Gewinn ergeben können. Dieses Verfahren nennt man Arbitrage. Es wird von institutionellen Anlegern praktiziert und wird häufiger bei Terminbörsen oder im Devisenhandel angewandt.
Nachdem Sie den Handelsplatz mit dem niedrigsten Kurs herausgesucht haben, sollten Sie vor allem einen Blick auf die Börsenumsätze weifen. Wenn dort die Zahl „0“ steht, müssen Sie sich eine andere Börse suchen. Im Zweifelsfall ist es ohnehin besser, wenn Sie die liquideste Börse mit den höchsten Umsätzen bevorzugen; denn bei allen anderen Handelsplätzen mit geringeren Umsätzen müssen Sie sehr enge Limits setzen, um sich vor plötzlichen Kursschwankungen zu schützen.
In XETRA erreichen die Umsätze Spitzenwerte, während sie an den Regionalbörsen oft nur gering sind. Durch eine ausreichend vorhandene Liquidität wird gewährleistet, dass Sie jederzeit einen fairen Preis erhalten. Wenn Sie online kaufen, können Sie eine Statistik einsehen, die die Börsenumsätze der einzelnen Börsen für dieses Werfpapier aufzeigt. Über 90 Prozent der Aufträge werden über die Frankfurter Wertpapierbörse ausgeführt; die anderen Regionalbörsen, die in Deutschland aus historischen Gründen bestehen, spielen im Börsengeschehen nur eine Nebenrolle. Auch international lässt sich die Tendenz zur Zentralisierung und zur Kooperation beobachten. Immer mehr Börsen schließen sich mit anderen Partnern zusammen, um die Transaktionskosten zu senken und den Kundenservice zu verbessern. Die Euronext ist beispielsweise eine Börse, die aus der Kooperation verschiedener Länderbörsen (Frankreich. Belgien, Niederlande) hervorgegangen ist. Das Konzept einer nationalen Wertpapierbörse ist angesichts der fortschreitenden Globalisierung veraltet; und es macht nicht länger Sinn, dass in der Europäischen Union jedes Land eine eigene Börse unterhält. Durch die Vielzahl der Gesetze und der Handelsformen wird der Börsenhandel behindert, und die Transaktionskosten sind insbesondere für Kleinanleger, aber auch für institutionelle Investoren zu hoch. In fast allen wichtigen Ländern dominiert heute der elektronische Handel. Wurden noch in den 1980er und 1990er Jahren Kurse von Maklern ausgerufen und sah man Händler aufgeregt Handzeichen geben, so sind heute die Börsen der Welt stille Orte geworden, an denen die Händler nur noch vor den Bildschirmen sitzen. Lediglich an den Warenbörsen, an denen Rohstoffe gehandelt werden, findet man wild gestikulierende Händler, die sich Kurse zurufen. Die einzige wichtige Aktienbörse, die noch den Parketthandel unterstützt, ist die New York Stock Exchange.
Aus diesen Gründen geraten die Börsenmakler in Bedrängnis. Denn langfristig werden wohl die bestehenden Börsen nur noch virtuell existieren, da der Computerhandel ohne Makler abgewickelt werden kann. Darum haben die Börsenmakler die Initiative ergriffen und sich spezialisiert und einen besonderen Kundenservice angeboten, um so eine Marktnische auszufüllen. Anleger, die ihre Wertpapieraufträge in XETRA platzieren, haben den Vorteil, dass sie sich die Maklercourtage sparen, die zwischen 0,04 und 0,08 Prozent des Auftragswerts liegt. Darüber hinaus bietet XETRA, das vor allem von institutionellen Anlegern wie Banken, Versicherungen und Investmentfonds genutzt wird, den Vorteil, dass es die höchsten Börsenumsätze vorweisen kann. XETRA führt auch Kleinstaufträge von Anlegern aus.
Sie sollten jedoch Orders vorsichtig platzieren. Wenn Sie in XETRA Aktien unlimitiert kaufen oder verkaufen (also billigst bzw. bestens), dann laufen Sie Gefahr, dass andere Marktteilnehmer dies ausnutzen. Es gibt nämlich Händler, die gezielt nach solchen unlimitierten oder nicht sinnvoll limitierten Aufträgen suchen und davon profitieren. Im Börsenjargon nennt man das „abfischen“. Es kommt dann kein fairer Kurs zustande. Sie sollten folglich im XETRA-System stets ein marktgerechtes, sinnvolles Limit setzen. Das Limit sollte eng am aktuellen Kurs liegen, jedoch einen gewissen Spielraum für geringere Kursschwankungen offenlassen, denn sonst kann es zu einer Teilausführung kommen. Wird Ihr Auftrag nur teilweise ausgeführt, wird die restliche Stückzahl von Aktien später gekauft. Im Zweifelsfall müssen Sie dann bei Kleinaufträgen die Mindestgebühr Ihrer Bank zweimal entrichten. Im Präsenzhandel, der von Maklern ausgeführt wird, besteht dieses Problem nicht, da Makler gesetzlich verpflichtet sind, stets einen marktgerechten Kurs anzubieten.
Die Regionalbörsen versuchen ein Gegengewicht zur fortschreitenden Zentralisierung zu bilden, indem sie sich zunehmend spezialisieren. Vor allem Privatanleger werden von den kleineren Börsen durch Preisgarantien und einen besseren Service umworben. Manche Börsen werben beispielsweise damit, dass es bei ihnen keine Teilausführungen gibt und dass die Orders in Sekundenschnelle abgewickelt werden. Darüber hinaus haben viele Regionalbörsen eine längere Handelszeit als das XETRA-System und die Frankfurter Wertpapierbörse. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass diese Börsen dem Kunden Kostenvorteile versprechen. Der Spread, das ist der Unterschied zwischen Kaufkurs (Geldkurs] und dem Verkaufskurs (Briefkurs), ist geringer.