Am 17. Mai 1792 wurde die heute bedeutendste Börse der Welt gegründet: Die New York Stock Exchange. Allerdings war die Veranstaltung weitaus weniger bombastisch, als man sie heute veranstalten würde. Vierundzwanzig Kaufleute trafen sich im Freien, denn es war ein heißer Frühlingstag. Sie beschlossen, sich gegenseitig beim Handel mit Aktien und Anleihen den Vorzug zu geben und ihren Kunden für den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren mindestens ein Viertel Prozent Provision zu berechnen. Das war alles. Die Gründungsurkunde der New York Stock Exchange bestand nur aus zwei Absätzen.
Insgesamt hatte dieses Geschäft mit Aktien in den folgenden Jahren ohnehin nur marginale Bedeutung für die Kaufleute. 1798 wurden sechs verschiedene Aktien an der New Yorker Börse gehandelt, und selbst bis zum Jahr 1803 hatte sich die Zahl lediglich verdoppelt. Zu jener Zeit waren London und Paris die Finanzzentren der Welt. Anfangs fand der Handel mit Aktien auch keineswegs an einem zentralen Ort statt, sondern die Kaufleute führten Aktien wie andere Waren auch in ihrem Laden.
Es dauerte noch bis zum Jahre 1869, bis die New Yorker Börse sich so konstituiert hatte, wie wir sie heute kennen. Das war auch das Jahr des ersten Schwarzen Freitags, der allen folgenden Crashs den Namen verlieh, auch wenn sie nicht an einem Freitag stattfanden.
Der Schwarze Freitag, der allen im Bewusstsein ist, fand genau genommen am Montag und Dienstag, den 28. und 29. Oktober 1929 statt. Als Datum für den großen Crash wird oft der 25. Oktober genannt, obwohl an diesem Tag tatsächlich eine leichte Kurserholung stattfand und der eigentliche Absturz erst an den beiden nächsten Handelstagen folgte. Der Crash löste eine tief greifende Bankenkrise und die bisher schwerste Krise der Weltwirtschaft aus. Spekulanten, die ihre Aktien auf Kredit gekauft hatten, hatten plötzlich ihr gesamtes Vermögen verloren, das den Banken als Sicherheit für diese Kredite dienen sollte.
An der New Yorker Börse ging es eigentlich bis zum Jahr 1933 fast ohne Unterbrechung bergab. Wegen der Krise in Amerika zogen die US- Banken ihre Gelder aus Europa ab, was am 11. Mai 1931 dazu führte, dass die Creditanstalt in Wien schließen musste. Das wiederum wirkte sich dann auch auf deutsche Banken aus.
In Deutschland gab es dann am 10. Juli 1931 einen Schwarzen Freitag. Einen Tag später erklärte die englische Notenbank, dass sie den Goldstandard nicht mehr aufrechterhalten könne. Goldstandard bedeutet die Verpflichtung, Bargeld jederzeit in Gold einzutauschen. Auch zahlreiche andere Notenbanken konnten dieser Verpflichtung nicht mehr nachkommen. Im April 1933 mussten alle amerikanischen Banken vorübergehend schließen, da sie dem Ansturm der Gläubiger nicht mehr gewachsen waren. Aus der Bankenkrise wurde die große Weltwirtschaftskrise. Überall gingen Nachfrage und Produktion stark zurück, die Arbeitslosenzahlen schossen in die Höhe. Der Außenhandel zwischen den Staaten kam förmlich zum Erliegen. An der Wall Street gab es noch einen Schwarzen Freitag am Montag, dem 19. Oktober 1987. Wieder wurden die internationalen Börsen mitgerissen. Der Kurssturz konnte aber gestoppt werden. Auch wenn die Erholung ein paar Jahre dauerte, kam es zu keiner Wirtschaftskrise.
Einen kleineren Crash lösten im November 1997 die Turbulenzen an den asiatischen Finanzmärkten aus. Starke Kursrückgänge an der Hong- konger und Tokioter Börse hatten auch die anderen internationalen Börsen in Mitleidenschaft gezogen. In Deutschland verlief der Crash aber relativ glimpflich.