Meistern Sie die Zahlen, verstehen Sie das Produkt, seine Absatzmärkte und die Konkurrenz, Lehnen Sie sich dann zurück und beantworten Sie sich ehrlich die folgenden Fragen: Wie viel verstehen Sie wirklich von diesem Geschäft? Wissen Sie, warum das Produkt gekauft wird? Wie sieht der Markt aus? Grob gesagt, wer hält welche Marktanteile? Was für neue Produkte oder Verbesserungen des aktuellen Angebots wird es In einem Jahr geben? Und in fünf Jahren? Was würden Sie tun, um Umsatz oder Gewinnspanne zu steigern? Diese Fragen sollten Sie überzeugend beantworten können. Außerdem sollten Sie daran glauben, dass das Management des Unternehmens, in das Sie Ihr Geld stecken wollen, ebenso weit voraus gedacht hat.
Durch den Erwerb von Unternehmensanteilen werden Sie zum Partner des Managements und zum Bestandteil gewachsener wirtschaftlicher Beziehungen. Hier kommen zwei emotionale Fragen Ins Spiel.
1.Sind Sie von den Produkten und Märkten überzeugt?
Die Frage, ob Sie wirklich am Umsatz bestimmter Produkte verdienen wollen, hat meiner Ansicht nach durchaus ihre Berechtigung. Waffen und Tabak können tödliche Folgen haben, Alkohol und Hamburger haben unerwünschte Nebenwirkungen. Als Investor haben Sie mit dem Tagesgeschäft nichts zu tun, doch indem Sie vom Umsatz profitieren, tragen Sie eine moralische Verantwortung. Selbst Disney ist in die Kritik geraten, weil angeblich Gewalt verherrlicht und den Rechten von Homosexuellen sowie der Ausbeutung von Arbeitnehmern Vorschub geleistet wird.
Man wird Sie über viele Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte, mit Ihren Investitionen in Verbindung bringen. Sind Sie überzeugt, dass Sie damit leben können, woran Sie da verdienen?
Vielleicht sollte ich noch anmerken, dass Buffett in all die angesprochenen Sparten investiert hat, bis auf – Tabak, von geringfügigen Ausnahmen abgesehen.
Man wird Sie über viele Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte, mit Ihren Investitionen in Verbindung bringen. Sind Sie überzeugt, dass Sie damit leben können, woran Sie da verdienen?
2. Sind Sie vom Management überzeugt?
Über die Kompetenz und den Weitblick des Managements haben wir bereits gesprochen. Doch wie sieht es mit der Integrität aus? Geht die Unternehmensspitze offen mit Problemen und Fehlern um? Sichert sie ihre Nachfolge oder werden potenzielle Rivalen ausmanövriert?
Ähnlich gelagert ist die Frage, ob jüngere Mitarbeiter gefördert werden, die vielleicht die schwierige Aufgabe übernehmen, neue Produkte zu entwickeln und zu verkaufen. Wie steht es mit den Bezügen? Wird der Gewinn fair zwischen Belegschaft, Management und Aktionären aufgeteilt? Buffett ist kein Befürworter von Belegschaftsaktienprogrammen. Damit wird kurzfristige Planung gefördert, und der Wert je Aktie kann leicht dadurch maximiert werden, dass keine oder nur geringe Dividenden ausgeschüttet werden.
Die Schlüsselfrage zur Integrität
Würden Sie diesem Management guten Gewissens für zehn Jahre Ihr Geld anvertrauen?
Sie geben Ihr Geld aus der Hand. Andere werden darüber bestimmen. Fühlen Sie sich wohl bei diesem Gedanken? Trauen Sie gerade diesen Leuten zu, Ihr Geld gut zu verwalten? Stellen Sie sich vor, Sie seien der einzige Aktionär und müssten für zehn Jahre auf eine einsame Insel. Werden diese Menschen das Unternehmen so führen, dass Sie genauso davon profitieren wie das Management selbst?
Wenn der innere Wert eines bestimmten Unternehmens das Fieinver- mögen nach testierter Bilanz übersteigt, so müssen da noch andere Werte sein, die den Buchprüfern entgangen sind, Die Differenz zwischen dem inneren Wert und dem Buchwert nennt man auch „Goodwill“ – Firmenwert. Das ist ein häufig verwendeter Begriff, dem man in verschiedensten Zusammenhängen begegnet. Alternativ wird meist der Unterschied zwischen dem Kaufpreis für ein Unternehmen und seinem Buchwert herangezogen. Für ersteres – und darum geht es in diesem Finanzportal – verwenden wir den Begriff originärer Firmenwert, für letzteres derivativer Firmenwert.
Jedes Unternehmen braucht materielle Vermögenswerte, die sich in den Büchern wiederfinden. Die Faktoren jedoch, die unseren bisherigen Darstellungen nach zu ungewöhnlich hoher Rentabilität führen – dynamisches Management, außergewöhnliche Beziehungen zu Kunden oder Lieferanten, Freiheit in der Preisgestaltung – tauchen in den Büchern nicht auf. Sozusagen als Quintessenz der Erkenntnisse Buffetts, Fishers und Porters kommen wir zu dem Schluss, dass der originäre Unternehmenswert sich vor allem dort positiv entwickelt, wo gutes Management und ein günstiges Branchenumfeld Zusammenkommen. Zu einem günstigen Umfeld zählen etwa steigende Nachfrage oder andere förderliche Bedingungen (Buffett nennt das „Rückenwind“) und Einschränkungen beim Wettbewerb, die sich aus Hindernissen beim Marktzugang, einer starken, etablierten Marktposition und dauerhaften Kostenvorteilen ergeben können. Welche rein finanzwirtschaftlichen Anhaltspunkte gibt es – neben den in den Vorkapiteln angesprochenen Schlüsselfaktoren zu Wertschöpfung und Hintergrund – für das Vorhandensein von originärem Firmenwert?
Die Differenz zwischen dem inneren Wert und dem Buchwert
nennt man auch „Goodwill“ – Firmenwert.