Berufsziele im Wandel
Anders als bei früheren Generationen stehen Arbeit und Beruf bei der jungen Generation nicht mehr allein im Zentrum des Lebens, sondern bilden oft nur ein Mittel zum Zweck, um die zahlreichen Freizeitinteressen verwirklichen zu können. Die Arbeitgeber haben sich bei der Bewerbersuche mit einem gezielten Personalmarketing darauf eingestellt. Beim Recruiting (Mitarbeitersuche) wird daher zunächst auf den Spaßfaktor gesetzt, indem beispielsweise Arbeitsplatzmessen und andere Veranstaltungen mit Eventcharakter genutzt werden, um frühzeitig in Kontakt mit künftigen Hochschulabsolventen zu kommen. Die nachfolgenden Einstellungstests und Vorstellungsgespräche unterscheiden sich gleichwohl nicht mehr von anderen Verfahren: Es geht dann nur noch um Eignung und Auslese der Bewerber. Nicht selten berichteten in den letzten Jahren die Medien von sehr jungen Firmengründern. Häufig handelt es sich dabei um Dotcoms, also Unternehmen, deren Geschäftstätigkeit sich auf das Internet konzentriert und die Teil der New Economy sind.
Solche Firmen werden oft von jungen Leute ins Leben gerufen, die aufgrund eines jahrelangen Umgangs mit Computer und Internet über Wissen und Erfahrung verfügen und ihre dabei entwickelte mehr oder weniger visionäre Geschäftsidee Gewinn bringend vermarkten wollen. Auch wenn solche Beispiele der Existenzgründung nicht verallgemeinert werden sollten, zeigen sie einen Einstellungswandel: Eine eigene Firma zu gründen ist für junge Menschen heute kein abwegiger Gedanke mehr. Daneben arbeiten immer mehr Menschen projektbezogen als Freiberufler (Freelancer) für Unternehmen. Diese Berufsform garantiert eine hohe Flexibilität, ist aber für den Freiberufler mit gewissen Risiken hinsichtlich Krankheit und Altersversorgung verbunden. Dem immer intensiver geforderten lebenslangen Lernen stehen junge Arbeitnehmer heute aufgeschlossener gegenüber als frühere Generationen. Umfangreiche Erfahrungen sammeln viele Menschen, indem sie sich häufiger nach neuen Arbeitgebern und beruflichen Herausforderungen umsehen.
Ein solches Jobhopping kommt insbesondere bei Personen mit hoch qualifizierten Kenntnissen in der Informations und Telekommunikationstechnologie vor. Die Ausweitung des Erfahrungshorizonts ist aber auch mit Gefahren verbunden: Der Jobhopper hat vielleicht nie kontinuierliches Arbeiten gelernt oder ist nicht teamfähig; auf Konflikte reagiert er nicht mit der Suche nach Lösungen, sondern mit einem erneuten Arbeitsplatzwechsel. Der Wandel bei den Berufszielen zeigt sich im zunehmenden Interesse von Abiturienten an einer Berufsausbildung. Während 2001 von den rd. 614 000 Ausbildungsanfängern etwa ein Siebtel Abiturienten waren, traf das 1983 nur bei jedem zehnten neuen Lehrling zu. Bildungspolitik und Wirtschaft haben in den letzten Jahren mit dem ausbildungsintegrierten Studium (auch duales Studium, Studium im Praxisverbund, Verbund- bzw. Integrationsmodell) ein neues Angebot geschaffen, das auf diese Entwicklung reagiert. Das duale Studium stellt ein grundständiges Studium dar, das mit einer betrieblichen Aus-bildung (Praxisphase) verbunden ist. Wachsender Beliebtheit erfreut sich dabei die Ausbildung an einer Berufsakademie.
Das ist ein dreijähriges, gemeinsam von Staat und Wirtschaft getragenes Studium. In regelmäßigem Turnus wechseln die Studierenden zwischen Studienakademie und dem ausbildenden Unternehmen, mit dem sie ein Ausbildungsverhältnis eingegangen sind und von dem sie eine Ausbildungsvergütung erhalten.