Die Entscheidung, Ihre Arbeitsbedingungen zu verändern ist nur eine Seite der Gleichung. Die andere – und in gewisser Hinsicht schwierigere – Seite ist, die Genehmigung Ihres Chefs zu bekommen. Wie sie sicherlich schon ahnen, gibt es eine Reihe von Faktoren, die dessen Entscheidung beeinflussen. Bestimmte Arrangements (beispielsweise Gleitzeit) sind leichter durchzusetzen als andere (Telearbeit), ganz einfach, weil diese geringere direkte Auswirkungen auf die Arbeitsabläufe haben.
Betrachten Sie die Situation aus der anderen Perspektive
Allein die Tatsache, dass Sie um eine Änderung der Arbeitszeitregelung bitten, impliziert, dass diese Änderung für Sie einen Vorteil bietet. Deshalb sollten Sie bei der Anfrage nicht die Vorteile betonen, die Sie haben (Mein Hund braucht mich unbedingt. Wenn ich nicht zuhause bin, zerlegt er die ganze Wohnung.), sondern das in den Vordergrund stellen, was der Firma nützt, und in welchem Umfang Arbeitsabläufe tangiert werden, Suchen Sie also nach Vorteilen für die Firma. Vielleicht verbessert Ihre neue Arbeitszeit den Kundenservice? Es ist auch möglich, dass Sie, wenn Sie einige Tage in der Woche zuhause arbeiten zusätzlichen Büroraum zur Verfügung stellen, der dann von anderen Mitarbeitern genutzt werden kann. Dennoch sollten Sie vorsichtig sein. Meistens überwiegen die Vorteile für den Arbeitnehmer und die Firma hat insgesamt eher Nachteile zu verzeichnen. Sie sollten sicher sein, dass Sie Ihren Vorgesetzten davon überzeugen können, dass die Veränderungen keinen Einfluss auf die strategischen Ziele der Firma haben werden.
Warten auf Godot7 Nein, auf den richtigen Zeitpunkt
Wenn es möglich ist, sollten Sie mit Ihrer Bitte warten, bis Sie sich als wertvoller und produktiver Mitarbeiter bewährt haben. Allerdings gibt es zu dieser Regel auch eine Ausnahme: Wenn man Sie wegen Ihrer guten Leistungen aus einer anderen Firma abgeworben hat, dann sind Sie in einer starken Position und können schon von Anfang an auf einer Ihnen genehmen Arbeitszeitregelung bestehen. Ansonsten sollten Sie sich die Zeit nehmen, bis Sie Ihren Job gut ausfüllen, Vertrauen aufgebaut haben und sich selbst als wertvoller Mitarbeiter etabliert haben. Je wertvoller Sie sind, umso länger ist der Hebel an dem Sie sitzen, wenn Sie über Ihr Arbeitszeitmodell verhandeln.
Und nun alles in eine Reihe!
Wenn Sie die Grundlagen vorbereiten, bevor Sie Ihrem Vorgesetzten Ihre Vorstellungen erläutern, dann erhöht das Ihre Chancen zu bekommen, was Sie wollen. Interessieren Sie sich für Job Sharing, dann sehen Sie sich zuerst auf dem Stellenmarkt um. Wenn gute Partner nicht zu finden sind, kann es sein, dass Sie Job Sharing abschreiben müssen. Wollen Sie zuhause arbeiten oder von Vollzeit auf Teilzeit umsteigen, dann sollten Sie überlegen, wie Sie Projekte, die Sie als Vollzeitkraft abgewickelt haben, als Teilzeitkraft schaffen können. So sind Sie besser vorbereitet, wenn Sie Ihrem Vorgesetzten Ihren Wunsch vortragen und er Bedenken äußert.
Stellen Sie den Antrag schriftlich
Die Chancen, dass Sie Ihr Arbeitszeit-Arrangement ändern können, sind fast immer besser, wenn Sie Ihren Wunsch schriftlich äußern. Und deshalb ist es eine gute Idee, die Bitte schriftlich vorzutragen:
✓ Es ist gründlicher. Wenn Sie sich die Zeit nehmen, Ihren Antrag aufzuschreiben, dann müssen Sie die Angelegenheit durchdenken und von Anfang bis Ende erläutern.
✓ Es ist ernsthafter. Wenn Sie Ihren Antrag schriftlich stellen, dann erhält er mehr Gewicht.
✓ Es ist dokumentiert. Ihr Vorgesetzter erhält greifbare Informationen, die er, falls erforderlich, auch auf der nächsthöheren Managementebene vorlegen kann.
Haben Sie kein Vertrauen in Ihre Fähigkeit, einen wirkungsvollen Antrag verfassen zu können, dann sollten Sie einen Freund um Hilfe bitten, der sich schriftlich gut ausdrücken kann. Lassen Sie sich viel Zeit, um einen Antrag zu stellen, der klar, deutlich und überzeugend wirkt.
Bewerten Sie, wie lang Ihr Hebet ist
Wie lang der Hebel ist, an dem Sie sitzen, wenn Sie in Diskussionen über alternative Arbeitszeit-Arrangements gehen, hängt immer auch davon ab, welchen Wert das Unternehmen Ihrer Arbeit und Ihren Ideen zumisst. Kennt man Sie als Spitzenkraft und Ihre Talente sind auf dem Arbeitsmarkt kaum zu bekommen, dann sind Sie vermutlich in einer starken Verhandlungsposition. Wie bei allen Verhandlungen, sollten Sie nichts erzwingen wollen. Und weil Sie Ihren Vorgesetzten auf alle Fälle behalten (außer Sie drohen mit einer Kündigung und müssen im ungünstigsten Fall auch dazu stehen), sollten Sie keinesfalls eine feindliche Haltung einnehmen. Niemand gewinnt, wenn Verhandlungen mit einem bitteren Nachgeschmack enden.
Geben Sie Ihrem Vorgesetzten Bedenkzeit
Auch wenn Sie möglichst schnell unter veränderten Bedingungen arbeiten wollen, sollten Sie Ihrem Vorgesetzten die Zeit geben, über Ihren Wunsch nachzudenken oder mit seinem Vorgesetzten darüber zu sprechen. Es ist gut, wenn Sie einen bestimmten Termin vorgeben, doch sollten Sie flexibel bleiben: Die Entscheidungsfindung könnte mehrere Faktoren umfassen, und wenn Sie auf eine schnelle Antwort drängen, könnte sich das kontraproduktiv auswirken.
Haben Sie etwas zu bieten?
Ihre Chancen, eine für Sie günstige Vereinbarung mit Ihrem Vorgesetzten zu treffen, sind immer dann besser, wenn Sie zu verhandeln bereit sind. Bei jeder Verhandlung muss man etwas geben, um das zu bekommen, was man gern hätte. Bieten Sie beispielsweise an. einige Stunden im Monat unentgeltlich zu arbeiten, um Ihrem Verhandlungspartner etwas geben zu können. Wenn Sie beispielsweise zu Beginn des neuen Arrangements eine Stunde früher kommen und eine Stunde später gehen, dann können Sie beobachten, ob auch ohne Sie alles reibungslos läuft.