Deutschland will bauen – Regierung bringt Gesetz zur Wohnungsbau-Beschleunigung auf den Weg
Die Wohnraumkrise in Deutschland spitzt sich seit Jahren zu: zu wenig Neubauten, explodierende Mieten, eine wachsende Bevölkerung in den Städten – und dazu ein Bausektor, der seit 2022 massiv unter Druck steht. Nun aber will die Bundesregierung konsequent gegensteuern: Mit einem neuen Gesetz zur Beschleunigung von Bauvorhaben sollen Hürden abgebaut und Verfahren drastisch vereinfacht werden.
Am Mittwoch wurde der Gesetzesentwurf im Bundeskabinett beschlossen, der vor allem eines zum Ziel hat: den Wohnungsbau in Deutschland aus der Lähmung zu befreien – und zwar schnell. Bundeskanzler Friedrich Merz spricht vom „sozialpolitischen Schlüsselthema unserer Zeit“. Sein Motto: „Bauen, bauen, bauen.“
Ein Gesetz gegen den Stillstand: Weniger Bürokratie, mehr Bewegung
Jahrelang scheiterten Bauprojekte an aufwendigen Genehmigungsverfahren, strengen Bebauungsplänen und unklaren Zuständigkeiten. All das soll sich jetzt ändern. Der neue Entwurf erlaubt es Kommunen, Verfahren zu vereinfachen und Genehmigungen zu beschleunigen. Und: Wenn eine Gemeinde nicht innerhalb von zwei Monaten über ein Projekt entscheidet, gilt es künftig automatisch als genehmigt – ein radikaler Schnitt mit bisherigen Abläufen.
Verena Hubertz, Bundesministerin für Bauen, erklärt es so:
„Wir werfen nicht alle Regeln über Bord. Aber wir müssen anfangen, sie pragmatisch zu behandeln – sonst wird weiter zu wenig gebaut.“
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Baukrise im vollen Gange
Im Jahr 2023 wurden in Deutschland lediglich 251.900 neue Wohnungen fertiggestellt – ein dramatischer Rückgang um 14,4 % gegenüber dem Vorjahr. Damit wurde das Ziel der Vorgängerregierung von jährlich 400.000 Wohnungen meilenweit verfehlt.
Ursachen dafür gibt es viele: steigende Zinsen, hohe Baukosten, Materialmangel, unsichere Märkte. Doch das größte Problem: Investoren verlieren zunehmend das Vertrauen, weil Verfahren Jahre dauern und sich wirtschaftlich kaum noch lohnen.
Erste Signale der Erholung: Mehr Baugenehmigungen im Frühjahr
Es gibt aber auch Lichtblicke. Die Zahl der Wohnbaugenehmigungen stieg im April 2025 um 4,9 % – der zweite Monat in Folge mit einem Plus. Das ist zwar kein Grund für Euphorie, aber doch ein Hinweis darauf, dass sich der Markt allmählich zu stabilisieren beginnt. Experten sehen darin ein erstes Zeichen dafür, dass Bauwillige vorsichtig zurückkehren – in der Hoffnung auf bessere Rahmenbedingungen.
Neues Denken in der Stadtentwicklung: Aufstocken statt Zubetonieren
Ein weiterer Schwerpunkt des Gesetzes: urbane Nachverdichtung. Statt immer neue Flächen zu versiegeln, soll bestehender Wohnraum besser genutzt werden. Aufstockungen – also zusätzliche Etagen auf bestehende Häuser – sollen künftig deutlich einfacher genehmigt werden. Auch Dachausbauten und das Umnutzen von leerstehenden Gebäuden sollen erleichtert werden.
„Wir brauchen mehr Wohnungen – aber nicht auf Kosten der Umwelt“, betont Hubertz. „Deshalb setzen wir auf kluge Verdichtung statt endlose Neubaugebiete am Stadtrand.“
500 Milliarden Euro für bezahlbares Wohnen: Der Finanzrahmen steht
Auch finanziell wird die Offensive flankiert. Finanzminister Lars Klingbeil kündigte parallel zum Gesetz an, dass in den kommenden Haushaltsplänen massive Investitionen für sozialen und bezahlbaren Wohnraum vorgesehen sind. Bereits jetzt steht fest: Über ein Sondervermögen von 500 Milliarden Euro sollen gezielt Bauprojekte unterstützt, Förderprogramme gestärkt und öffentliche Bauträger gefördert werden.
„Die Voraussetzung für mehr Wohnraum ist politischer Wille – und genau den zeigen wir jetzt“, so Klingbeil.
Gesellschaftlicher Druck wächst: Wohnen ist längst keine Privatangelegenheit mehr
In vielen Großstädten ist bezahlbarer Wohnraum zur Ausnahme geworden. Studierende, junge Familien, Pflegekräfte oder Alleinerziehende suchen oft monatelang – und müssen sich mit kleinen, teuren Wohnungen am Stadtrand zufriedengeben.
Die Regierung weiß: Wohnen ist zur sozialen Frage geworden. Deshalb ist der neue Kurs auch ein gesellschaftliches Signal – raus aus der Passivität, rein in die Umsetzung.
FAQ
Was genau hat die Bundesregierung beschlossen?
Die Bundesregierung hat ein Gesetz auf den Weg gebracht, das Bauverfahren in Deutschland deutlich vereinfachen und beschleunigen soll. Ziel ist es, mehr Wohnungen schneller zu genehmigen und den massiven Wohnraummangel insbesondere in Städten zu bekämpfen.
Wie soll das Genehmigungsverfahren vereinfacht werden?
Künftig gilt ein Bauvorhaben automatisch als genehmigt, wenn die zuständige Gemeinde nicht innerhalb von zwei Monaten ablehnend entscheidet. Zudem sollen Kommunen mehr Spielraum bei Bebauungsplänen erhalten und bestehende Vorschriften flexibler anwenden dürfen.
Was bedeutet das für Bauherren und Investoren?
Die Verfahren werden deutlich planbarer und schneller. Das könnte wieder mehr private und institutionelle Investoren motivieren, in den Wohnungsbau zu investieren – denn viele Projekte scheiterten in den letzten Jahren an jahrelangen Verzögerungen und unklaren Zuständigkeiten.
Wie viele Wohnungen werden derzeit in Deutschland gebaut?
Im Jahr 2023 wurden nur rund 251.900 neue Wohnungen fertiggestellt – 14,4 % weniger als im Vorjahr und deutlich unter dem früheren Ziel von 400.000 pro Jahr. Die Zahlen zeigen, wie stark der Bausektor eingebrochen ist.
Was ist unter urbaner Nachverdichtung zu verstehen?
Statt neue Flächen zu bebauen, soll mehr Wohnraum in bestehenden Siedlungen entstehen – zum Beispiel durch das Aufstocken von Häusern oder den Ausbau von Dachgeschossen. Diese Maßnahmen sollen künftig schneller genehmigt werden, um Wohnraum zu schaffen, ohne neue Flächen zu versiegeln.
Wird auch der soziale Wohnungsbau gefördert?
Ja. Der Finanzminister hat angekündigt, dass über ein Sondervermögen in Höhe von 500 Milliarden Euro gezielt in bezahlbaren Wohnraum investiert wird. Dazu gehören Förderprogramme, Zuschüsse und öffentliche Bauprojekte.
Warum ist das Thema so dringend?
In vielen Städten fehlen zehntausende Wohnungen. Mieten steigen, Menschen mit mittlerem oder niedrigem Einkommen finden kaum noch bezahlbaren Wohnraum. Die Bundesregierung sieht im Wohnungsbau deshalb ein zentrales soziales Thema.
Wann treten die neuen Regelungen in Kraft?
Der Gesetzentwurf wurde am Mittwoch vom Kabinett beschlossen. Er muss nun noch Bundestag und Bundesrat passieren. Ziel ist ein Inkrafttreten möglichst noch im laufenden Jahr, damit die Maßnahmen schnell wirken können.
Wird dadurch wirklich schneller gebaut?
Das hängt stark von der Umsetzung vor Ort ab. Wenn Kommunen die neuen Möglichkeiten aktiv nutzen und Planungsprozesse anpassen, kann das Gesetz eine echte Trendwende einleiten. Entscheidend wird sein, wie konsequent die Reform lokal umgesetzt wird.
Ob das Gesetz wirkt, entscheidet sich vor Ort
Der neue Gesetzentwurf ist mutig. Er bietet Chancen. Und er sendet ein wichtiges Signal: Deutschland will sich aus der Wohnungsnot herausbauen. Doch damit aus dem politischen Vorsatz auch greifbare Ergebnisse entstehen, braucht es nun entschlossenes Handeln in den Kommunen, eine funktionierende Verwaltung und ein Umdenken bei Planungsprozessen.
Denn: Es nützt wenig, Bauherren Hoffnung zu machen – wenn die Realität vor Ort wieder in der Warteschleife endet.
Die nächsten Monate werden zeigen, ob dieses Gesetz tatsächlich die Wende im Wohnungsbau einleiten kann.