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Aktive eigene Stellengesuche Teil II – Bewerbung Tipps und Tricks

Aktive eigene Stellengesuche Teil I – Bewerbung Tipps und Tricks

Ihr Alter
Auch die Altersangabe fehlt in den meisten Eigeninseraten. Zwar ist sie nicht immer notwendig, doch manchmal für den neuen Arbeitgeber ein wichtiger Orientierungsansatz. Deshalb sollten Sie stets Ihr Alter angeben, weil das Ihre Chancen erhöht. Je jünger Sie sind, umso größer die Aussichten, eine neue Tätigkeit zu finden; doch das ist nicht zwingend. Denn in manchen, besonders leitenden, Positionen werden Mitarbeiter gesucht, die nach einigen Erfahrungen zu beruflicher und persönlicher Reife gelangt sind und demzufolge auch ein bestimmtes Alter haben müssen. Nach Darstellung dieser wichtigsten Inhalte für ein Eigeninserat sollen nachfolgend einige Beispiele kommentiert werden:

Volljuristin (29)
2. Ex.: befr., 1 1/2 -jähr. Erf. im WirtschR, allgemZiv & ZivprozR, mit großem Interesse am VerwR, sucht neue Tätigkeit in H-Gö, D131 534

Die Volljuristin hat, um es vorwegzunehmen, mit wenigen Worten viel gesagt. Obwohl die Berufsbezeichnung „Volljuristin“ (das heißt Befähigung zum Richteramt) recht allgemein ist, so drückt sie doch aus, dass die Inserentin für alle Berufe in Betracht kommt, die die Befähigung zum Richteramt voraussetzen (z.B. Rechtsanwalt, Jurist im öffentlichen Dienst oder Jurist in Wirtschaftsunternehmen oder Verbänden). Sie hat ferner ihre Erfahrungswerte beschrieben und ihr Wunschgebiet, wenn auch vage („mit großem Interesse …“) umrissen. Erfreulich für den Leser ist die räumliche Eingrenzung der Region Hannover – Göttingen. Man muss sich allerdings fragen, ob der Inserentin auch Tätigkeiten z.B. östlich von Hannover in Braunschweig oder Wolfsburg genehm wären. Deshalb sollte man um seinen Wohnort einen Kilometerradius ziehen (z. B. Göttingen ± 100 km) oder einen Großraum eingrenzen. Dies kann man bei regionalen Zeitungen machen, nicht jedoch bei überregionalen. Denkbar wäre auch zu sagen „möglichst Großraum Göttingen“. Damit gibt man die Bereitschaft zu erkennen, ggf. auch weiter entfernt tätig zu werden. Schließlich ist es auch gut eine Altersangabe zu machen. Der neue (am Inserat interessierte) Arbeitgeber kann dann überlegen, ob er der jungen Berufsanfängerin (trotz der 1 1/2 -jährigen Tätigkeit) eine Position anbieten kann, und auch, ob die Inserentin altersmäßig zur Position (und möglicherweise auch zu anderen Kollegen/innen) passt. Ebenso klar ist das nachfolgende Inserat der Marketingassistentin:

Marketingassistentin
in ungek. Stellung, 30 J.. sucht neue, interessante Herausforderung. Neben umfangreicher, mehrjähr. Erfahrung in der Werbung verfüge ich über fundierte Kenntn. der engl. u. franz. Sprache sowie Italienisch. D 127 199

Ins Auge fallen Erfahrungswerte in der Werbung und Sprachkenntnisse. Die Ortsangabe ist hier entbehrlich, weil die Dame in einer Regionalzeitung inseriert hat. Der Hinweis auf die ungekündigte Stellung signalisiert dem neuen Arbeitgeber, dass er die Frau nicht sofort engagieren kann, sondern die üblichen Kündigungsfristen zu beachten hat. Steht die Anzeige z. B. im Januar in der Zeitung, so muss man für Vorstellungsgespräche und Kündigungsfristen gut zwei Monate veranschlagen, das heißt, ein Eintrittstermin wäre zum 1.4. denkbar. Überlegen Sie übrigens nicht nur genau, sondern vor allem auch mit Blick auf Ihre persönliche Verfügbarkeit und Ihre persönlichen Wünsche, wann Sie inserieren. Denn in der Ferienzeit oder in den Wochen um die Feiertage werden Stellengesuche erfahrungsgemäß weniger gelesen. Wenn Sie ganz deutlich werden wollen, dann schreiben Sie einfach Ihr Ziel in die Anzeige: sucht zum 1.7. … neuen Wirkungskreis“. In der Anzeige der Marketingassistentin fällt noch auf, dass sie nicht nur eine andere Tätigkeit sucht, sondern eine „neue, interessante Herausforderung“.

Das kann vielerlei bedeuten. Einmal könnte es sein, dass die Inserentin in ihrem jetzigen Beruf unzufrieden ist, weil sie sich nicht gefordert fühlt. Andererseits könnte auch dahinter stecken, dass ihr das jetzige Arbeitsgebiet zu langweilig ist und sie keine Lust hat, Routinearbeiten zu machen. Denkbar ist aber auch noch die Variante, dass sie unbedingt weiterkommen will und ihr Unternehmen keine Möglichkeit dazu bieten kann oder will. In jedem Fall müssen Sie sich als Inserent bzw. Bewerber diesbezüglich auf Fragen des neuen Arbeitgebers einstellen. Schreiben Sie aber nie, dass Sie in ungekündigter Stellung sind, wenn Sie bereits wissen, dass das Arbeitsverhältnis enden wird, Sie aber noch keine Kündigung haben. Das kann heim Bewerbungsgespräch rasch ins Auge gehen, weil Sie dann schon gekündigt sein könnten und sich demzufolge erklären müssen.

Gleiches gilt, wenn Ihr Arbeitsverhältnis nur befristet ist. Schreiben Sie dann einfach, dass Sie zu einem bestimmten Zeitpunkt eine berufliche Veränderung wünschen. Bleiben wir beim Marketing. Obwohl die nachfolgende Anzeige viele wertvolle Fakten enthält, muss man als Leser erst einmal raten. Schon die Überschrift mit drei Bereichen lässt erkennen, dass der Inserent selber nicht so genau weiß, wo er nun seinen Schwerpunkt setzen soll. Beratung ist ein weiter Begriff und gibt eigentlich erst produkt- oder adressatenbezogen einen Sinn. Diese Angaben fehlen hier. Irritierend ist auf den ersten Blick auch der Umstand, dass der Inserent Grafiker ist. Man sucht deshalb nach Bezugspunkten zu speziellen Tätigkeiten in den Bereichen Marketing und Vertrieb, während die Angaben zur Gestaltung von Werbemitteln und zu Beratung/Marketing/Vertrieb Grafiker, 28 J., mobil, mehrj. Berufserfahrung:
vertriebsorientierte Marketing-Beratungstätigkeit
Vertriebs- und Marketingstrategien
Konzeption und Gestaltung von Werbemitteln corporate designs sucht neuen Verantwortungsbereich.
Zuschriften bitte unter D 674 218

corporate designs nachvollziehbar sind. Hier wäre es wirklich besser gewesen, den bisherigen Arbeitsbereich genauer zu umschreiben, z. B.: „Grafiker mit Erfahrungen in kundenorientierter Beratung in Werbeagentur sucht…“ oder: „bisheriges Aufgabengebiet: Beratung mittelständischer Betriebe in werblicher Hinsicht, besondere Stärke: Entwicklung von Werbemitteln …“. Auch der neue (gesuchte) Verantwortungsbereich hätte besser ein gegrenzt werden sollen, z. B.: „in Werbeagentur“ oder „in PR-Agentur“ oder „in Werbeabteilung eines Unternehmens“. Noch unschlüssiger liest sich folgendes Inserat:

Multimedial?
Sie sehen hier auch das Bindeglied zwischen Telekom und UE-Produkten? Sie wollen einen Vertrieb in diesem zukunftsorientierten Markt installieren? Sie brauchen noch einen Mitarbeiter mit Ideen und Marketing-Erfahrung (und AD-Erfahrung) in Ihrem Team zur Realisierung, können ein interessantes Einkommen und einen sicheren Arbeitsplatz bieten? Dann sollten Sie mir einfach schreiben!
D 132 541

Mit der Überschrift kann ein eiliger Leser, der die Stellengesuche überfliegt, wenig anfangen, auch UE-Produkte müssen dem Nichtfachmann fremd klingen. Das Zielprofil ist hier ebenso schwammig wie das bisherige (Ideen und Marketingerfahrungen), konkret ist nur die Angabe zur Außendiensterfahrung. Wobei man gern gewusst hätte, mit welcher Produktorientierung und in welchen Gebieten der Inserent tätig war. Klar hingegen ist, was der Inserent persönlich will: einen sicheren Arbeitsplatz und ein „interessantes“ Einkommen. Diese Formulierung suggeriert dem
Leser schon die Antwort auf ein Gehaltsangebot im Bewerbungsgespräch: „Das ist für mich nicht interessant.“ Es gibt keine interessanten Einkommen, sondern nur angemessene, adäquate, positionsbezogene oder überdurchschnittliche. Interessant kann allein die Entwicklung des Einkommens sein, die es aber erst im Bewerbungsgespräch zu besprechen gilt.
Der nachfolgende Inserent ist erfrischend klar in seinen Darstellungen:

Speditionsprofi
30 Jahre, sucht neues Aufgabengebiet in verantwortlicher Stellung bei Spedition, Handel und Industrie. Spezialgebiet Logistik, Frischdienst, Distribution; flexibel und nicht ortsgebunden.
D 669 876

Sein Schlagwort „Speditionsprofi“ ist ansprechend, weil es den Arbeitsbereich und die Berufserfahrung kombiniert. Der gewünschte Aufgabenbereich ist klar umrissen, ebenso wie die Spezialgebiete. Erfreulich sind zudem klare Angaben zum Alter und zur Mobilität. Der interessierte Leser aus dem Speditionsbereich hat hier in Kürze einen Überblick über das, was er wissen muss. Diese gelungene Anzeige fordert ihn direkt zur Antwort auf, wenn er einen Speditionsprofi sucht.
Schließlich noch einige Bemerkungen zum „Schlagwort“ im Stellengesuch. Leider gibt es immer wieder Zeitgenossen, die sehr an der Vergangenheit hängen. Das drückt sich dann etwa so aus: Ehemaliger Pilot sucht Herausforderung in Wirtschaft, Industrie … oder: Ehemaliges Mannequin
sucht Wirkungskreis im Bereich Medien, Messen, Moderation usw….

So interessant und (mehr noch) amüsant solche Schlagzeilen oder „Eyecatcher“, wie man in der Werbung modern sagt, manchmal sein mögen: Den Bewerbern nutzen sie meistens gar nichts. Was war, das ist gewesen, was zählt, das ist die Zukunft. Und hier sind in Fettdruck gestaltete Ex-Berufe absolut fehl am Platze, ganz abgesehen davon, dass man sich der Beurteilung aussetzt, an diesen Berufen zu hängen und möglicherweise auch unflexibel zu sein. Besser ist es, frühere Erfahrungswerte schlagwortartig in der Anzeige unterzubringen. Nicht selten trifft man bei solchen Inserenten/Bewerbern auch eine maßlose Selbstüberschätzung an. Das Mannequin z. B. hatte sich – neben ihren Bemühungen mit der Eigenanzeige – allen Ernstes für die Moderation einer TV-Sendung beworben, die in einem Fachblatt ausgeschrieben war. Sie dachte wohl, die geforderten journalistischen Erfahrungen mit Charme und gutem Aussehen wettmachen zu können.

Erstaunlich ist, dass man solche Inserate sehr oft in seriösen überregionalen Zeitungen findet, z.B. in DIE ZEIT, der Frankfurter Allgemeinen oder der Süddeutschen Zeitung. Ebenso findet man in diesen Medien witzig sein wollende Schlagzeilen in Stellengesuchen wie „Oma, 44 Jahre“ oder „Filmveteran (35 Jahre)“ (der sich übrigens auch noch für einen biederen kaufmännischen Bereich offerierte). Ob ein interessierter Arbeitgeber das ernst nimmt, sei dahingestellt. Es soll keinesfalls in Abrede gestellt werden, dass man sich nicht auch ganz originell und unkonventionell darstellen kann. Doch das ist eine Frage der Branche. Im künstlerischen oder Medienbereich werden andere Maßstäbe angelegt als im normalen kaufmännischen Bereich. Was in seriösen Zeitschriften albern klingen mag, kann in Fachorganen, die nur von Profis gelesen werden, durchaus Erfolg haben. So z. B. die Anzeige eines erfolgreichen Werbetexters:

Grips + Idee = Text + Erfolg

Sie suchen: einen Mann, der Ihre Produkte optimal darstellt. Ich biete: 4 x E: Erfahrung, Erfolge, Energie und Einsatz …

Auch dieses Beispiel gibt noch einmal Anlass, darüber nachzudenken, wo man am besten inseriert. Erkundigen Sie sich nach Branchenorganen, wenn Sie gern in Ihrem Bereich, Ihrer Branche bleiben wollen. Mit Anzeigen in Tageszeitungen und Wochenzeitungen erreichen Sie mehr einen allgemeinen, wenn auch breiten Adressatenkreis. Und last not least: Bleiben Sie trotz des Zwangs sich in einer Anzeige auf kleinstem Raum bestmöglich „anzubieten“ immer ehrlich und beschränken Sie sich auf das Wesentliche. Achten Sie auch darauf so zu formulieren, dass der potenzielle neue Arbeitgeber/Anzeigenleser unmittelbar etwas damit anfangen kann.