Tom Murphy und Dan Burke hatten in den 60er Jahren erkannt, dass Fernsehsender und andere Medienunternehmen „Franchises“ im Sinne Buffetts waren. Die erforderlichen Investitionsausgaben waren gering, die Konkurrenz hatte es schwer, die Nachfrage bei Publikum und Werbekunden stieg und der Einfluss auf die Preisgestaltung war entsprechend groß. Mehr über das Wesen lokaler Fernsehsender finden Sie in dieser Geldanlage-Webseite über die Washington Post. Cap Cities verfügte über eine breite Palette von Sendern und hatte hohe Einschaltquoten bei geringen Kosten. Über Jahrzehnte hinweg kaufte das Unternehmen systematisch andere Sender und Verlagsunternehmen, doch nur, wenn dies zu günstigen Preisen möglich war. Daneben überwachte das Management streng die Kosten und scheute auch vor einer feindlichen Übernahme nicht zurück, da unkooperative Führungskräfte problemlos durch eigene Leute ersetzt werden konnten. 1985 machte das Unternehmen $150 Millionen Gewinn, fünfmal so viel wie zehn Jahre zuvor. Der Verschuldungsgrad war konstant geblieben, die Anzahl der in Umlauf befindlichen Aktien allerdings um 15 Prozent gesunken. Die Eigenkapitalrendite hatte seit Mitte der 70er Jahre bei 20 Prozent gelegen. Der Kapitalgewinn auf die Aktien – ohne Dividenden – betrug das 8fache bzw. eindrucksvolle 26 Prozent im Jahr.
Anfang 1986 hatte Cap Cities für ABC $3,4 Milliarden gezahlt, das meiste bar, einen geringen Teil in Optionsscheinen. Finanziert wurde diese Transaktion durch eigene Mittel in Höhe von $750 Millionen, Krediten in Höhe von $1,35 Milliarden und den Verkauf ausgewählter Medienunternehmen und Immobilien für insgesamt $788 Millionen. Der Rest wurde von Berkshire übernommen, das für $518 Millionen 3 Millionen neue Aktien kaufte – also 19 Prozent des vergrößerten Bestandes. Bis dato war das eine der größten Fusionen auf dem amerikanischen Markt. Cap Cities hatte allem Anschein nach das 20fache des Gewinns von 1985 für ABC gezahlt, was viele für überzogen hielten.
In Wirklichkeit war es ein ausgezeichnetes Geschäft für Cap Cities wie auch für Berkshire. Strategisch betrachtet hatte Cap Cities einen Hauptlieferanten in einer höheren Position der Vertriebskette aufgekauft. Finanziell stellte sich die Situation auch vor der Kostensenkung in Folge der Fusion besser dar als angenommen. Ein Pro-Forma-Zusammenschluss von Cap Cities und ABC hätte für 1985 folgendes Szenario ergeben:
$ Millionen | |
Umsatz | 4089 |
betriebliche Aufwendungen | (3371) |
Abschreibungen | (93) |
Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte | (55) |
Betriebsergebnis | 570 |
Zinsaufwendungen netto | (186) |
Gewinn vor Steuern | 384 |
Gewinn | 175 |
Gewinn vor Abschreibungen | 230 |
Das sind keine exakten Werte, da manche nach der Fusion erfolgten Veränderungen bei den Programmrechten bereits berücksichtigt wurden. Berkshire hatte einen Kaufpreis bezahlt, der die fusionierten Unternehmen mit $2,8 Milliarden bewertete bzw. allem Anschein nach mit einem KGV von nur 12: ausgesprochen ansehnlich für ein expandierendes Unternehmen, das in der Vergangenheit eine EKR von rund 20 Prozent aufgewiesen hatte.
Die Entwicklung nach der Fusion von Cap Cities und ABC verlief äußerst erfolgreich:
$ Millionen | 1985 | 1994 | Wachstumsrate auf Jahresbasis (%) |
Umsatz | 4089 | 6379 | 5,1 |
betriebliche Aufwendungen | (3371) | (4968) | 4,4 |
Abschreibungen Abschreibungen immaterieller | (93) | (109) | 1,8 |
Anlagegüter | (55) | (63) | 1,5 |
Betriebsergebnis | 570 | 1239 | 9,0 |
Zinsaufwendungen netto | (186) | (34) | (20,8) |
Gewinn vor Steuern | 384 | 1205 | 13,5 |
Gewinn | 175 | 680 | 16,3 |
Gewinn je Aktie ($) | 1,09 | 4,42 | 16,8 |
Die Umsatzsteigerung bei Cap Cities hatte sich allmählich vollzogen. Das Geheimnis lag weiter unten in der Gewinn- und Verlustrechnung. Eine ansehnliche Steigerung des Betriebsergebnisses mit einer jährlichen Rate
vor 9 Prozent wurde durch geringe Zinsaufwendungen in einen exzellenten Wert beim Gewinn je Aktie umgesetzt. Das Unternehmen hatte eindeutig Kapital generiert und Schulden abgebaut. Ebenfalls von Interesse ist die bescheidene Zunahme beim Abschreibungsaufwand, was für geringe Vermögensänderung spricht.