Weniger Auswahl und höhere Preise? Google warnt vor Folgen des EU-Digitalgesetzes für Verbraucher

 

Google schlägt Alarm: „Das EU-Digitalgesetz schadet Europas Nutzern und Unternehmen“

Brüssel – Es ist ein bemerkenswerter Moment in der Beziehung zwischen einem der mächtigsten Technologieunternehmen der Welt und der Europäischen Union: Google, Tochter des US-Konzerns Alphabet, wird am Dienstag auf einem offiziellen Workshop der EU-Kommission mit scharfer Kritik an den neuen Digitalregeln der Union auftreten. Die Botschaft ist eindeutig – und brisant: Die Regeln zur Begrenzung von Marktmacht führen laut Google nicht zu mehr Fairness, sondern zu einem Rückschritt für Innovation, Wettbewerb und Nutzerfreundlichkeit in Europa.

Regulierung mit Nebenwirkungen?

Im Zentrum steht der Digital Markets Act (DMA) – ein Gesetzespaket, das seit März in Kraft ist und gezielt sogenannte „Gatekeeper“ unter die Lupe nimmt: Unternehmen, die in bestimmten digitalen Märkten eine besonders dominante Rolle spielen. Google gehört dazu. Die EU untersucht derzeit, ob der Tech-Gigant eigene Angebote wie Google Shopping, Google Hotels oder Google Flights in seinen Suchergebnissen bevorzugt – auf Kosten kleinerer Wettbewerber.

Sollten die Vorwürfe bestätigt werden, könnte es für Google teuer werden. Der DMA sieht Geldstrafen von bis zu 10 % des weltweiten Jahresumsatzes vor. Bei einem Unternehmen wie Alphabet würde das Milliarden bedeuten.

Google verteidigt sich – und warnt vor negativen Effekten

Google wehrt sich. Die Unternehmensjuristin Clare Kelly wird in ihrer Rede am Dienstag vor Kommissionsvertretern und Kritikern ein düsteres Bild zeichnen: Die bisher umgesetzten Änderungen im Zuge der Regulierung hätten in der Praxis nicht mehr Wettbewerb geschaffen – sondern Nachteile für europäische Nutzer und Anbieter.

Ein Beispiel: Reisende, die früher über Google schnell und direkt zu den Webseiten von Fluggesellschaften gelangen konnten, müssen sich nun umständlich durchklicken. Das Ergebnis laut Google: höhere Ticketpreise, weniger Transparenz – und Frust bei den Nutzern.

Auch Anbieter seien betroffen. Kelly zitiert europäische Airlines, Hotels und Restaurants, die von massiven Einbrüchen bei Direktbuchungen berichten – bis zu 30 % weniger, seit Google seine Darstellung umgestellt hat. Gleichzeitig würden sich Nutzer über „umständliche, verwirrende Umwege“ beklagen.

Was fordert Google konkret?

Google stellt dabei nicht das Grundprinzip des DMA infrage, sondern fordert mehr Klarheit und Zusammenarbeit. Unternehmensanwalt Oliver Bethell wird die EU-Kommission dazu aufrufen, präzisere Vorgaben zu machen. „Wir brauchen eine genaue Vorstellung davon, wie Compliance konkret aussieht – nicht nur theoretisch, sondern mit Blick auf die reale Anwendung“, so Bethell. Nur so könne man Dienste anbieten, die sowohl rechtskonform als auch funktional und benutzerfreundlich seien.

Zugleich richtet sich Bethell an Googles Kritiker – mit einem klaren Appell: „Bringt Beweise.“ Wer behaupte, dass Googles Vormachtstellung schädlich sei, müsse auch Daten liefern, die tatsächliche Kosten und Nutzen belegen. „Wir wollen wissen, wo wir den Hebel ansetzen können – aber dafür brauchen wir Fakten, keine Behauptungen.“

Zwischen politischem Willen und technischer Realität

Die Brisanz dieses Dialogs liegt auf der Hand. Die EU will mit dem DMA ein Zeichen setzen – gegen übermächtige Tech-Konzerne, für einen faireren digitalen Binnenmarkt. Doch die Umsetzung zeigt, wie schwierig die Balance zwischen Regulierung und Innovation ist.

Google steht dabei exemplarisch für eine größere Debatte: Wie kann man digitale Märkte so gestalten, dass sie sowohl offen für Wettbewerb als auch nützlich für Verbraucher bleiben? Wann wird Regulierung zum Fortschritt – und wann zur Bremse?

Ein Workshop als Bühne für offene Fragen

Der Workshop der EU-Kommission, der am Dienstag um 08:00 Uhr (MEZ) beginnt, soll nicht nur Google Gehör verschaffen, sondern auch Kritiker zu Wort kommen lassen. Der Tag ist als Diskussionsplattform gedacht, auf der Unklarheiten, Widersprüche und konkrete Umsetzungsprobleme besprochen werden können.

Es ist ein Format, das zeigt: Die EU ist bereit, zuzuhören – aber sie erwartet auch, dass sich Google und andere betroffene Unternehmen ernsthaft mit den Anforderungen auseinandersetzen.

Mehr Dialog – aber auch mehr Verantwortung

Der Fall Google zeigt beispielhaft, wie komplex die Regulierung digitaler Plattformen im 21. Jahrhundert geworden ist. Es reicht nicht, Gesetze zu erlassen – man muss sie lebbar machen, für Unternehmen wie für Nutzer.

Ob der DMA wirklich hält, was er verspricht, wird sich erst mit der Zeit zeigen. Doch dass Unternehmen wie Google den Dialog suchen, ist ein erster, notwendiger Schritt. Denn am Ende sollte es nicht um Machtspiele gehen – sondern um bessere digitale Lebenswelten für alle Europäerinnen und Europäer.

FAQ

Was ist der Digital Markets Act (DMA)?

Ein neues EU-Gesetz, das große Digitalkonzerne verpflichtet, fairere Wettbewerbsbedingungen zu schaffen und ihre Dienste für andere Anbieter zu öffnen.

Warum kritisiert Google das Gesetz?

Google befürchtet, dass die Regeln Innovation behindern und die Nutzererfahrung verschlechtern – etwa durch kompliziertere Suchergebnisse oder weniger direkte Zugänge zu Angeboten.

Was fordert Google konkret?

Mehr Klarheit, detaillierte Vorgaben zur Umsetzung – und dass Kritiker ihre Vorwürfe mit konkreten Daten untermauern.

Wird Google bestraft?

Das ist noch offen. Die EU ermittelt aktuell wegen möglicher Verstöße. Im schlimmsten Fall drohen Milliardenstrafen.

PMI steigt auf 50,4 – Industrie bringt Deutschland Wachstum

Endlich ein Lichtblick: Deutsche Wirtschaft wächst wieder – Industrie zeigt neue Stärke

Nach Monaten der Stagnation und pessimistischer Schlagzeilen gibt es erstmals wieder einen Hauch von Optimismus: Deutschlands Wirtschaft – lange als „kranker Mann Europas“ kritisiert – ist im Juni überraschend auf Wachstumskurs zurückgekehrt. Und das in einer Phase, in der viele bereits mit einem dritten Rezessionsjahr in Folge gerechnet hatten.

Treiber dieser Entwicklung ist ausgerechnet die Industrie – jenes Rückgrat der deutschen Wirtschaft, das seit langem mit schwächelnder Nachfrage, hohen Energiepreisen und geopolitischer Unsicherheit zu kämpfen hatte. Nun jedoch melden viele Industrieunternehmen wieder steigende Neuaufträge, und das so stark wie seit über drei Jahren nicht mehr.

Positive Signale vom Einkaufsmanagerindex

Die Zahlen stammen aus dem vielbeachteten Einkaufsmanagerindex (PMI), den S&P Global in Zusammenarbeit mit der Hamburg Commercial Bank monatlich erhebt. Der sogenannte „Flash Composite PMI“ – ein Frühindikator, der sowohl Industrie als auch Dienstleistungssektor abbildet – stieg im Juni auf 50,4 Punkte. Damit liegt der Wert erstmals seit Jahresbeginn über der entscheidenden 50-Punkte-Marke, die Wachstum signalisiert. Im Mai hatte der Index noch bei 48,5 Punkten gelegen.

Besonders erfreulich: Die aktuellen Werte übertreffen sogar die Prognosen von Analysten, die im Schnitt nur mit einem leichten Anstieg auf 49,0 gerechnet hatten.

„Wende“ in der Industrie? Neuaufträge geben Anlass zur Hoffnung

Auch der separate Industrie-Teilindex legte zu: von 48,3 im Mai auf 49,0 im Juni. Zwar befindet sich der Sektor damit noch knapp unterhalb der Wachstumsgrenze, doch Ökonomen deuten die Entwicklung bereits als mögliches Zeichen einer strukturellen Stabilisierung.

Cyrus de la Rubia, Chefökonom der Hamburg Commercial Bank, bringt es auf den Punkt:
„Es sieht ganz so aus, als ob Deutschlands Industrie endlich die Kurve kriegt.“

Besonders hervorzuheben ist der starke Anstieg neuer Bestellungen – ein Indiz dafür, dass Unternehmen wieder mutiger investieren und Kunden im In- und Ausland Vertrauen in die deutsche Produktion zurückgewinnen.

Dienstleistungssektor: Noch nicht im Plus, aber auf dem Weg dorthin

Während die Industrie langsam Tritt fasst, bleibt der Dienstleistungssektor noch leicht im Minus. Doch auch hier zeigt sich eine spürbare Verbesserung. Der Index stieg im Juni von 47,1 auf 49,4 Punkte – und übertraf damit deutlich die Erwartungen der Analysten, die nur mit 47,5 Punkten gerechnet hatten.

In Zahlen: Die Kontraktion verlangsamt sich, und viele Dienstleister berichten von besserer Stimmung und ersten positiven Signalen von Kundenseite – etwa im Tourismus, der Gastronomie und im unternehmensnahen Servicebereich.

Ausblick auf 2025: Konjunkturwende in Sicht?

Die neuen PMI-Daten reihen sich ein in eine Serie verhaltener, aber positiver Signale für die deutsche Konjunktur. Bereits Anfang Juni hatten vier führende Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Prognosen für 2025 angehoben – nach zwei schwierigen Jahren mit schrumpfender Wirtschaftsleistung wird nun wieder mit Wachstum gerechnet.

Auch die Bundesregierung zeigt sich vorsichtig optimistisch. In Zeiten globaler Unsicherheit – vom Ukrainekrieg bis zu Chinas wirtschaftlichem Abschwung – ist Stabilität keine Selbstverständlichkeit. Doch Deutschland scheint sich allmählich aus seiner Wachstumsstarre zu befreien.

Warum der Einkaufsmanagerindex so wichtig ist

Der PMI basiert auf einer Befragung von Unternehmen in Industrie und Dienstleistungen – in diesem Fall durchgeführt zwischen dem 12. und 19. Juni. Er gilt als besonders schneller und verlässlicher Frühindikator für die wirtschaftliche Aktivität, noch bevor offizielle BIP-Zahlen veröffentlicht werden.

Da Industrie und Dienstleistungen gemeinsam über zwei Drittel der Wirtschaftsleistung ausmachen, gilt der Index als Gradmesser für die gesamte Konjunktur – und wird auch im Ausland mit großer Aufmerksamkeit verfolgt.

Hoffnungsschimmer mit Substanz – aber kein Grund zur Euphorie

Die Zahlen für Juni machen Mut. Deutschlands Wirtschaft zeigt wieder Lebenszeichen – getragen von einer überraschend robusten Industrie und einer vorsichtig optimistischen Dienstleistungsbranche. Noch ist es zu früh für Jubelmeldungen, doch der Trend zeigt klar in eine neue Richtung.

Die kommenden Monate werden zeigen, ob aus dem zarten Aufschwung ein stabiler Trend wird. Für den Moment aber darf man sagen: Die deutsche Wirtschaft atmet wieder – leise, aber spürbar.

FAQ

Was zeigt der Einkaufsmanagerindex (PMI) an?

Der PMI ist ein Frühindikator für die wirtschaftliche Aktivität. Werte über 50 bedeuten Wachstum, Werte darunter zeigen eine Schrumpfung an. Er basiert auf Umfragen unter Unternehmen und misst z. B. Neuaufträge, Produktion, Lieferzeiten und Beschäftigung.

Warum ist der Juni-Wert von 50,4 Punkten wichtig?

Weil er zum ersten Mal in diesem Jahr die Wachstumsschwelle von 50 Punkten übersteigt. Das zeigt, dass die deutsche Wirtschaft nicht weiter schrumpft, sondern erstmals wieder leicht wächst – insbesondere dank der Industrie.

Wie hat sich die Industrie entwickelt?

Die Industrie zeigte im Juni eine klare Erholung. Besonders auffällig: Die Neuaufträge sind so stark gestiegen wie seit über drei Jahren nicht mehr. Der Teilindex kletterte auf 49,0 Punkte – zwar noch unterhalb der 50er-Marke, aber mit klar positiver Tendenz.

Was ist mit dem Dienstleistungssektor?

Auch der Dienstleistungssektor schrumpfte im Juni weiter, allerdings viel langsamer. Der Index stieg auf 49,4 Punkte. Das zeigt, dass sich die Stimmung verbessert – auch wenn der Sektor noch nicht in den Wachstumsbereich vorgedrungen ist.

Wie zuverlässig sind die PMI-Daten?

Die Daten gelten als sehr zuverlässig und werden weltweit als Frühindikatoren genutzt. Sie basieren auf Unternehmensumfragen, die im aktuellen Fall zwischen dem 12. und 19. Juni durchgeführt wurden. Gerade weil sie früh kommen, sind sie für Märkte und Politik besonders wichtig.

Was bedeutet das für 2025?

Nach zwei schwierigen Jahren mit schrumpfender Wirtschaftsleistung rechnen Ökonomen nun wieder mit Wachstum. Mehrere deutsche Wirtschaftsinstitute haben ihre Prognosen für 2025 angehoben – der Juni-PMI unterstützt diesen vorsichtigen Optimismus.

Gibt es Grund zur Euphorie?

Noch nicht. Die Lage bleibt fragil, internationale Unsicherheiten wie Kriege, Inflation oder schwache Auslandsmärkte können jederzeit gegensteuern. Aber: Der Juni könnte der Wendepunkt gewesen sein, den viele sich erhofft haben.

US-Zölle bedrohen 90.000 Jobs in Deutschland: Nahles warnt vor Jobkrise

„US-Zölle gefährden bis zu 90.000 Arbeitsplätze in Deutschland“

Ein Interview mit Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit Veröffentlicht in der Süddeutschen Zeitung

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland bleibt angespannt – und nun droht neue Unruhe von außen. Die Zollpolitik der USA unter Ex-Präsident Donald Trump könnte den deutschen Arbeitsmarkt massiv unter Druck setzen. Andrea Nahles, Chefin der Bundesagentur für Arbeit, warnt im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung vor gravierenden Folgen: Zehntausende Arbeitsplätze könnten betroffen sein – und das innerhalb nur eines Jahres.

Frau Nahles, wie ernst ist die Lage?

Nahles: Es ist sehr ernst. Die Zahlen sprechen für sich: Wenn die USA tatsächlich Zölle in Höhe von 25 Prozent durchsetzen, dann könnte das laut aktuellen Berechnungen bis zu 90.000 Jobs in Deutschland kosten. Diese Zahl stammt nicht von uns allein, sondern basiert auf Analysen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sowie weiterer Forschungsinstitute.

Was ist das eigentliche Problem – die Höhe der Zölle oder deren Unberechenbarkeit?

Nahles: Ganz klar: die Unberechenbarkeit. Die erratische Handelspolitik der USA richtet enormen Schaden an – nicht nur durch konkrete Maßnahmen wie Zölle, sondern weil sie jede Planungssicherheit nimmt. Unternehmen investieren nicht mehr, stellen keine neuen Leute ein, bilden nicht aus. Und das in einer Zeit, in der der deutsche Arbeitsmarkt ohnehin unter Druck steht.

Welche Auswirkungen zeigen sich bereits jetzt?

Nahles: Die Arbeitslosigkeit steigt spürbar. Im vergangenen Monat hat sie sich deutlich stärker erhöht als erwartet. Zum ersten Mal seit zehn Jahren bewegen wir uns wieder auf die Marke von drei Millionen Arbeitslosen zu. Das ist ein Alarmsignal – zumal wir gleichzeitig in vielen Branchen unter einem gravierenden Fachkräftemangel leiden. Wir haben also auf der einen Seite freie Stellen, und auf der anderen Seite einen wachsenden Pool an Menschen ohne Arbeit.

Was bedeutet das für die Politik der Bundesregierung?

Nahles: Kanzler Friedrich Merz hat angekündigt, die deutsche Wirtschaft aus der Krise zu führen. Aber das wird nicht funktionieren, solange äußere Faktoren wie US-Zölle ungebremst auf uns einwirken. Wenn sich dieser Kurs aus Washington fortsetzt, droht Deutschland in eine dritte Rezession in Folge zu rutschen – das wäre ein historischer Tiefpunkt seit Bestehen der Bundesrepublik.

Was wäre nötig, um gegenzusteuern?

Nahles: Zum einen braucht es auf europäischer Ebene eine klare handelspolitische Antwort. Deutschland kann das nicht allein lösen. Zum anderen müssen wir hierzulande unsere Hausaufgaben machen – die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verbessern, Unternehmen entlasten, mehr Tempo bei Digitalisierung und Bildung schaffen. Nur so bleibt der Standort Deutschland attraktiv.

Fazit

Die Zahlen sind besorgniserregend: Bis zu 90.000 Arbeitsplätze könnten durch amerikanische Zölle bedroht sein. Die Unsicherheit wirkt lähmend auf Investitionen und Personalplanung. Und das alles zu einem Zeitpunkt, an dem der Arbeitsmarkt ohnehin unter Druck steht. Für die Politik – national wie europäisch – ist das ein dringender Weckruf.

Wirtschaftswachstum in Deutschland: Licht am Ende des Tunnels

Zarte Erholung in Sicht: Deutschlands Wirtschaft tastet sich zurück ins Wachstum

Nach Jahren des Durchhängens und trüber Wirtschaftsberichte zeichnet sich endlich ein vorsichtiges Aufatmen ab. Gleich mehrere deutsche Wirtschaftsinstitute – darunter das renommierte Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW), das ifo Institut, das RWI in Essen und das IWH in Halle – berichten in ihren neuesten Prognosen von leichtem, aber spürbarem Wachstum. Ein Hoffnungsschimmer, der vielen Unternehmen, aber auch der Politik, wieder Perspektiven eröffnet.

Erste Schritte aus dem Tal

Der Startschuss zur vorsichtigen Erholung fiel im ersten Quartal dieses Jahres, als das Bruttoinlandsprodukt um 0,4 % zulegte – mehr als viele erwartet hatten. In der Folge korrigierten die Institute ihre bisherigen Nullwachstums-Prognosen nach oben. Das IfW beispielsweise erwartet nun für das Gesamtjahr ein Plus von 0,3 %, während auch das ifo Institut seine Erwartungen auf diesen Wert anhob.

Noch vor wenigen Monaten sprach man hinter vorgehaltener Hand vom „kranken Mann Europas“ – heute heißt es immerhin: Es gibt Licht am Ende des Tunnels.

Impulse aus der Politik: Milliarden für Infrastruktur und Steuerentlastung

Ein nicht zu unterschätzender Teil dieses positiven Trends ist auf die neuen wirtschaftspolitischen Maßnahmen der Bundesregierung zurückzuführen. So verabschiedete das Bundeskabinett ein umfassendes Steuererleichterungspaket in Höhe von 46 Milliarden Euro (ca. 53 Milliarden US-Dollar), das gezielt Unternehmen entlasten soll – und das nicht kurzfristig, sondern bis ins Jahr 2029.

Doch damit nicht genug: Bereits im Frühjahr hatte der Bundestag grünes Licht für ein beispielloses Ausgabenprogramm gegeben. Kernstück ist ein Infrastrukturfonds mit einem Volumen von 500 Milliarden Euro, ergänzt durch Ausnahmeregeln für Verteidigungsausgaben, die nicht länger unter die Schuldenbremse fallen.

Das Ziel ist klar: Mit staatlicher Investitionskraft soll die wirtschaftliche Dynamik entfesselt und das Vertrauen der Unternehmen zurückgewonnen werden.

Was die Institute erwarten: Eine vorsichtige Trendwende

Die Zahlen, die aus den Forschungsinstituten kommen, sind zwar allesamt bescheiden, deuten aber in die gleiche Richtung:

Das RWI prognostiziert 0,3 % Wachstum für 2024 und 1,5 % für 2026

Das ifo Institut erwartet für 2026 ein Wachstum von 1,5 %, eine klare Aufwärtskorrektur gegenüber den früher angenommenen 0,8 %

Das IWH in Halle spricht in seiner Sommerprognose von 0,4 % Wachstum in diesem Jahr – viermal so viel wie noch vor wenigen Monaten erwartet

Und auch die internationale Bühne stimmt vorsichtig mit ein. Die OECD rechnet mit 0,4 % Wachstum 2024 und einem soliden 1,2 % im Jahr 2026.

Globale Risiken: Ein Drahtseilakt zwischen den Mächten

Trotz aller Zuversicht bleibt ein nervöser Unterton. Die zunehmenden Spannungen im Welthandel, insbesondere zwischen den USA und China, werfen einen langen Schatten auf die deutsche Exportnation. Schon heute bremst die US-Zollpolitik laut ifo das deutsche Wachstum um 0,1 % im Jahr 2025 und 0,3 % im Jahr 2026.

Und sollte es zu einer weiteren Eskalation kommen, droht laut ifo sogar eine neue Rezession. Die deutsche Industrie steckt in einem geopolitischen Spagat. Auf der einen Seite starke Verflechtungen mit der US-Wirtschaft, auf der anderen Seite enge Produktionsbeziehungen mit China.

Oliver Holtemöller vom IWH bringt es auf den Punkt: Die deutsche Industrie balanciert zwischen zwei Blöcken. Jede Eskalation bringt neue Unsicherheit.

Konsum und Investitionen treiben an – der Export schwächelt

Ein interessanter Paradigmenwechsel zeichnet sich ab. Während früher der Export als Konjunkturmotor galt, treten nun Konsum und Investitionen in den Vordergrund. Die Binnenwirtschaft ist der Hoffnungsträger – gestützt durch stabile Einkommen, gute Beschäftigung und staatliche Impulse.

Die OECD erwartet sogar, dass die Exporte 2025 um 0,3 % sinken, bevor sie sich 2026 mit +0,6 % leicht erholen. Ein klares Signal, dass die Exportweltmeister-Mentalität der deutschen Wirtschaft an ihre Grenzen stößt.

Inflation und Arbeitsmarkt: Entspannung in Sicht

Die Inflationsprognosen liegen mit 2,1 % für 2025 und 2,0 % für 2026 im Zielkorridor der Europäischen Zentralbank – ein Zeichen dafür, dass die Preisspirale vorerst gebremst ist.

Auch der Arbeitsmarkt zeigt sich resilient. Zwar wird ein leichter Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 6,3 % im nächsten Jahr erwartet, doch 2026 soll die Quote schon wieder auf 6,1 % sinken. Die deutsche Wirtschaft bleibt also ein robuster Arbeitsplatzmotor, trotz aller Herausforderungen.

Die Erholung beginnt leise – aber sie beginnt

Deutschlands Wirtschaft steckt nicht mehr im Krisenmodus – auch wenn der Weg zurück zu alter Stärke lang und steinig bleibt. Politische Investitionen, vorsichtiger Optimismus in den Prognosen und eine starke Binnenwirtschaft könnten den entscheidenden Wendepunkt markieren.

Doch der Aufschwung ist fragil. Handelskonflikte, Reformstau und geopolitische Risiken können ihn jederzeit abbremsen. Umso wichtiger ist es, dass die Politik Kurs hält – und der Standort Deutschland nicht wieder im Nebel der Unsicherheit verschwindet.

(FAQ) Aktuellen Wirtschaftslage in Deutschland

Wie entwickelt sich die deutsche Wirtschaft derzeit?

Nach zwei Jahren wirtschaftlicher Schwäche zeigen die aktuellen Prognosen erstmals wieder ein leichtes Wachstum. Für das Jahr 2024 rechnen führende Wirtschaftsinstitute mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um etwa 0,3 bis 0,4 Prozent. Das erste Quartal verlief besser als erwartet.

Welche Faktoren tragen zur wirtschaftlichen Erholung bei?

Die wichtigsten Impulse kommen von staatlichen Maßnahmen wie Steuererleichterungen und umfangreichen Investitionen in die Infrastruktur. Auch der private Konsum zeigt sich stabil. Die Exporte hingegen bleiben zurückhaltend und bremsen das Wachstum.

Welche Risiken bestehen für die weitere Entwicklung?

Größte Risiken sind geopolitische Spannungen, insbesondere Handelskonflikte zwischen den USA und China. Eine Eskalation könnte den Aufschwung gefährden. Auch strukturelle Herausforderungen wie Reformstau und Fachkräftemangel bleiben ungelöst.

Wie sehen die Prognosen für 2025 und 2026 aus?

Für 2025 erwarten die Institute ein Wachstum von etwa 1,5 bis 1,6 Prozent. Im Jahr 2026 wird mit einem weiteren Anstieg gerechnet – abhängig von der weltwirtschaftlichen Lage und der Umsetzung wirtschaftspolitischer Maßnahmen.

Wie entwickeln sich Inflation und Arbeitslosigkeit?

Die Inflation soll sich beruhigen und 2025 bei rund 2,1 Prozent liegen, 2026 bei etwa 2,0 Prozent. Die Arbeitslosenquote wird voraussichtlich leicht auf 6,3 Prozent steigen, bevor sie 2026 auf 6,1 Prozent zurückgeht.

10.000 Nvidia-Chips für Europas Industrie Telekom plant KI-Cloud bis 2026

Deutsche Telekom und Nvidia planen KI-Cloud für Europa

Ein neuer Meilenstein für die europäische Industrie kündigt sich an: Die Deutsche Telekom wird gemeinsam mit dem US-Chiphersteller Nvidia eine leistungsstarke künstliche Intelligenz-Cloud in Deutschland aufbauen – speziell für die Bedürfnisse der europäischen Industrie. Das gaben beide Unternehmen am Freitag bekannt.

Nvidia wird für das Projekt insgesamt 10.000 Hochleistungs-Grafikprozessoren (GPUs) liefern, die in die bestehenden Rechenzentren der Deutschen Telekom integriert werden sollen. Der Start der Plattform ist für das Jahr 2026 vorgesehen.

Digitaler Aufbruch: Deutschland rüstet sich für das KI-Zeitalter

Was nüchtern klingt, hat enorme Tragweite: Die neue KI-Cloud gilt als zentraler Baustein der Digitalstrategie der Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz. Deutschland will nicht nur seine wirtschaftlich abgehängte Industrie modernisieren, sondern sich innerhalb der EU als Vorreiter beim Aufbau unabhängiger KI-Infrastrukturen etablieren – und sich damit von der Abhängigkeit globaler Anbieter lösen.

Nvidia-CEO Jensen Huang hatte bereits am Mittwoch Pläne zur Errichtung einer KI-Cloud in Deutschland präsentiert. Am Freitag wurde dann offiziell bekannt, dass die Telekom als Partner mit an Bord ist. Huang traf an diesem Tag auch Bundeskanzler Merz persönlich in Berlin.

„Investitionen in strategische KI-Infrastrukturen sind zentral für die Innovationskraft unseres Landes“, betonte Merz nach dem Treffen. „Wir begrüßen das Engagement von Nvidia und seinen Partnern ausdrücklich. Diese Zusammenarbeit kann ein entscheidender Schritt für Deutschlands digitale Souveränität und wirtschaftliche Zukunft sein.“

Ein Wettlauf um Chips und Datenzentren

Grafikprozessoren (GPUs) gelten als das Herzstück moderner KI-Systeme. Ohne sie sind große Sprachmodelle, wie ChatGPT oder Industrieanwendungen für autonome Systeme, kaum denkbar. Entsprechend groß ist der weltweite Wettbewerb um leistungsfähige Chips und Rechenzentren.

Die Bundesregierung plant daher, gezielt in den Ausbau entsprechender Kapazitäten zu investieren. Ziel ist es, bis zu 100.000 GPUs in Deutschland zu installieren – mit einem staatlichen Zuschuss von 35 Prozent (entspricht etwa in Euro: nicht angegeben, aber bspw. bei 1 Mrd. € ≈ 1,07 Mrd. $). Die restlichen 65 Prozent sollen private Unternehmen übernehmen, wie Digitalstaatssekretär Thomas Jarzombek erklärte.

EU plant Milliardenförderung für KI-Rechenzentren

Auch auf europäischer Ebene formiert sich die KI-Strategie. Die EU-Kommission kündigte im Februar an, rund 20 Milliarden Dollar (≈ 18,7 Milliarden Euro) in den Aufbau von Rechenzentren für künstliche Intelligenz zu investieren – als Antwort auf die Dominanz der USA und Chinas.

Die Telekom hatte bereits im Mai verkündet, gemeinsam mit SAP, dem Hosting-Anbieter Ionos und der Schwarz-Gruppe (Mutterkonzern von Lidl und Kaufland) ein europäisches Rechenzentrum in Deutschland aufbauen zu wollen – und dabei auf Unterstützung der EU zu hoffen.

Nvidia stärkt europäische KI-Allianzen

Parallel dazu arbeitet Nvidia mit dem französischen KI-Vorzeigeunternehmen Mistral zusammen, um eine auf 18.000 der neuesten Chips basierende Plattform für europäische Unternehmen zu entwickeln. Ziel ist es, eine leistungsfähige und unabhängige KI-Infrastruktur zu etablieren, die gezielt auf europäische Standards und Anforderungen zugeschnitten ist.

Insolvenzen in Deutschland: Warum der Mai-Rückgang kein Entwarnungssignal ist

Deutsche Insolvenzen im Wandel: Ein Hoffnungsschimmer inmitten wirtschaftlicher Turbulenzen

Es sind seltene Zahlen, die das Statistische Bundesamt da für den Mai veröffentlicht hat – und sie fallen unerwartet positiv aus: Die Zahl der regulären Unternehmensinsolvenzen in Deutschland ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken, um 0,7 Prozent. Es ist das erste Mal seit über zwei Jahren, dass dieser wichtige Indikator für die wirtschaftliche Gesundheit des Landes eine solche Entlastung signalisiert.

Doch so erfreulich diese Nachricht zunächst klingt, so vorsichtig wird sie von Experten eingeordnet. Denn für das Gesamtbild genügt ein Blick auf das erste Quartal 2025 – und der lässt kaum Zweifel: Die deutschen Unternehmen stehen weiterhin unter massivem Druck.

Ein Quartal voller Warnsignale: Höchste Firmenpleiten seit elf Jahren

Zwischen Januar und März mussten 5.891 Unternehmen Insolvenz anmelden – ein Anstieg von über 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Damit verzeichnet Deutschland die höchste Zahl an Unternehmenspleiten in einem ersten Quartal seit mehr als einem Jahrzehnt.

Besonders alarmierend: Die geschätzten Forderungen der Gläubiger summieren sich auf knapp 20 Milliarden Euro – fast doppelt so viel wie im Vorjahr. Hinter diesen Zahlen stehen nicht nur wirtschaftliche Prozesse, sondern Menschen, Existenzen, Familien. Ein Warnzeichen, das nicht übersehen werden darf.

Von Auftragsflaute bis Bürokratie: Eine Wirtschaft im Spannungsfeld

Die Gründe für den Anstieg der Pleiten sind vielschichtig. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) bringt es auf den Punkt: „Ein Mangel an Aufträgen und eine zähe Nachfrage treffen auf explodierende Kosten für Energie, Personal und Bürokratie.“ Gerade kleine und mittelständische Unternehmen, das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, geraten unter Druck.

Erschwerend kommt die internationale Lage hinzu. Handelskonflikte, wie sie zuletzt durch die US-Zollpolitik angeheizt wurden, erzeugen zusätzliche Unsicherheit – für exportorientierte Unternehmen oft ein unkalkulierbares Risiko.

Auch Verbraucher zunehmend betroffen

Nicht nur Unternehmen kämpfen ums Überleben – auch viele Privatpersonen sehen sich mit wachsenden finanziellen Herausforderungen konfrontiert. Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen ist im ersten Quartal 2025 um 6,3 Prozent auf über 18.500 Fälle gestiegen. Ursachen dafür sind unter anderem steigende Lebenshaltungskosten, Mietpreise und die anhaltende Inflation.

Gerade Haushalte mit geringen Rücklagen geraten schnell in eine finanzielle Schieflage, wenn unerwartete Ausgaben auftreten oder die Erwerbssituation sich verschlechtert.

Was bleibt: Ein fragiles Gleichgewicht

Der leichte Rückgang im Mai mag ein vorsichtiger Lichtblick sein. Doch Wirtschaftsexperten mahnen zur Zurückhaltung: Noch sei unklar, ob es sich um eine echte Trendwende handelt oder nur um eine statistische Schwankung. Klar ist hingegen: Die wirtschaftliche Lage bleibt angespannt – und verlangt nach gezielten Maßnahmen, um Unternehmen und Verbraucher gleichermaßen zu stützen.

Handelskrieg droht: EU warnt vor Trumps neuen Zöllen und möglichen Folgen

Handelskrieg in Sicht? EU warnt vor Trumps neuen Zollplänen
Die Spannungen zwischen den USA und der Europäischen Union eskalieren weiter, nachdem Donald Trump angekündigt hat, seine Zollpolitik nun auch auf europäische Waren auszudehnen. Nachdem die USA bereits hohe Importzölle auf Produkte aus Mexiko, Kanada und China verhängt haben, könnte die EU die nächste Zielscheibe sein. Europäische Spitzenpolitiker sind alarmiert und warnen, dass ein solcher Schritt ernste wirtschaftliche Konsequenzen auf beiden Seiten des Atlantiks haben könnte.

EU sieht Gefahr eines Handelskriegs mit den USA
Kaja Kallas, die EU-Außenbeauftragte, äußerte sich besorgt über die jüngsten Drohungen aus Washington. Sie warnte, dass ein Handelskrieg zwischen der EU und den USA letztlich nur einem Land in die Hände spielen würde: China. „Wenn die USA und Europa in einen Handelskonflikt geraten, dann ist der lachende Dritte China,“ sagte sie.

Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen reagierte auf die Äußerungen Trumps. Sie räumte ein, dass es „potenzielle Herausforderungen“ in den Handelsbeziehungen zu den USA gebe – ein diplomatischer Ausdruck für die drohenden Zölle. Gleichzeitig stellte sie klar: „Sollte die Europäische Union unfair oder willkürlich ins Visier genommen werden, werden wir entschlossen reagieren.“

EU will vorbereitet sein – aber keine Eskalation provozieren
Nach einem Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel erklärte von der Leyen, dass Europa auf alle möglichen Entwicklungen vorbereitet sei. Die EU sei offen für Gespräche und Verhandlungen mit den USA, wolle aber nicht naiv sein. Die EU-Wirtschaft müsse stärker und wettbewerbsfähiger werden, um in einem möglichen Handelskonflikt bestehen zu können.

Im Hintergrund prüfen EU-Diplomaten bereits mögliche Gegenmaßnahmen, sollten die USA tatsächlich Zölle auf europäische Waren erheben. Allerdings ist die EU noch vorsichtig: Man wolle keine unnötige Eskalation provozieren. Eine Herausforderung bleibt die Unberechenbarkeit Trumps. Während er am Sonntag noch betonte, dass die EU die nächste Handelszielscheibe sei, setzte er am Montag überraschend die neuen Zölle auf Mexiko und Kanada für einen Monat aus. Ein hochrangiger EU-Diplomat äußerte sich frustriert: „Es ist schwer, strategisch zu planen, wenn man es mit jemandem zu tun hat, der völlig unvorhersehbar handelt.“

Trump kritisiert Handelsbilanzdefizit mit der EU
Trump begründet seine Zollpolitik damit, dass die USA im Warenhandel mit der EU ein erhebliches Defizit aufweisen. Er beschuldigt Europa, amerikanische Produkte nicht in gleichem Maße zu importieren wie umgekehrt. Besonders kritisiert er die Handelspolitik im Automobil- und Agrarsektor.

„Sie nehmen unsere Autos nicht, sie nehmen unsere landwirtschaftlichen Produkte nicht. Sie nehmen fast nichts, aber wir nehmen alles von ihnen.“ Mit diesen Worten unterstrich Trump erneut seine Ansicht, dass die Handelsbeziehungen mit der EU unfair seien.

Kritik aus Europa: Zölle treffen vor allem die US-Konsumenten
Die Reaktionen aus Europa auf Trumps Vorstoß sind deutlich. Friedrich Merz, Oppositionsführer in Deutschland und möglicherweise der nächste Bundeskanzler nach den Wahlen im Februar 2023, betonte, dass Trumps Zölle vor allem die amerikanischen Verbraucher treffen würden. „Trump wird bald erkennen, dass nicht die Importeure die Zölle zahlen, sondern die Konsumenten in den USA,“ warnte Merz.

Ähnlich äußerte sich der französische Zentralbankchef François Villeroy de Galhau, der Trumps Handelspolitik als „sehr brutal“ bezeichnete. Besonders der Automobilsektor werde unter den Maßnahmen leiden. „In einem protektionistischen Handelskrieg gibt es keine Gewinner, nur Verlierer,“ sagte er in einem Interview mit dem französischen Sender France Info.

Europäische Wirtschaft reagiert nervös
Die Unsicherheit über mögliche Zölle zeigt bereits Auswirkungen: Europäische Automobilhersteller verzeichneten am Montag Kursverluste an den Börsen, da Investoren mögliche Strafzölle auf europäische Autos in die USA fürchten.

Trump konzentriert sich in seiner Kritik auf das Handelsbilanzdefizit der USA gegenüber der EU. Tatsächlich exportierte die EU 2023 Waren im Wert von 155,8 Milliarden Euro mehr in die USA, als sie importierte – ein erheblicher Unterschied, den Trump als Beleg für unfaire Handelspraktiken sieht.

Allerdings ignoriert diese Argumentation eine andere wichtige Zahl: Im Dienstleistungssektor haben die USA gegenüber der EU einen Handelsüberschuss. Laut Eurostat betrug dieser 104 Milliarden Euro im Jahr 2023. Das bedeutet, dass die USA in Bereichen wie Finanzdienstleistungen, Software und Technologie deutlich mehr in die EU exportieren, als sie von dort importieren.

Wie geht es weiter?
Die kommenden Wochen könnten entscheidend dafür sein, ob sich die Handelsbeziehungen zwischen den USA und der EU weiter verschlechtern oder ob es zu Verhandlungen kommt. Die EU bereitet sich auf mögliche Zölle vor, möchte jedoch vermeiden, die Lage unnötig anzuheizen.

Sollte Trump seine Drohungen wahr machen, könnte dies nicht nur zu einem ernsthaften Handelskonflikt mit Europa führen, sondern auch weitreichende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben. Die EU wird nun versuchen, einen diplomatischen Weg zu finden, der eine Eskalation verhindert, aber gleichzeitig Europas wirtschaftliche Interessen schützt.

Lufthansa wächst in Europa: ITA Airways-Deal und neue Airline-Beteiligungen im Fokus

Lufthansa treibt Expansion voran: ITA Airways-Übernahme und weitere Beteiligungen im Visier
Lufthansa setzt ihren Expansionskurs in Europa fort und treibt die Konsolidierung in der Luftfahrtbranche voran. Nachdem die deutsche Fluggesellschaft 41 % der Anteile an ITA Airways, der Nachfolgerin der insolventen Alitalia, übernommen hat, deutet CEO Carsten Spohr an, dass der europäische Markt noch zu fragmentiert ist und weiteres Zusammenwachsen der Branche notwendig sei.

ITA Airways: Ein strategischer Baustein für Lufthansa
Für die Beteiligung an ITA zahlte Lufthansa 325 Millionen Euro, ein klarer Hinweis darauf, wie wichtig der italienische Markt für die zukünftige Strategie des Konzerns ist. Laut Spohr sieht Lufthansa großes Potenzial in ITA Airways, sowohl aufgrund der wirtschaftlichen Stärke Italiens als auch durch die wachsende Nachfrage nach internationalen Flugverbindungen. Ziel ist es, die Airline bereits 2024 profitabel zu machen und ihre Marktposition in Südeuropa nachhaltig zu stärken.

Lufthansa will mit ITA nicht nur ihre Präsenz auf dem südeuropäischen Markt ausbauen, sondern sich auch zusätzliche Flugzeuge und Slots sichern, um aktuellen Lieferengpässen entgegenzuwirken. Der Erwerb der italienischen Fluggesellschaft spielt somit eine Schlüsselrolle in der langfristigen Expansionsstrategie.

Weitere Beteiligungen: airBaltic und Air Europa im Blick
Doch ITA Airways ist nicht das einzige Unternehmen, das Lufthansa im Auge hat. Erst letzte Woche erwarb der Konzern 10 % der Anteile an der lettischen Fluggesellschaft airBaltic. Zudem wird derzeit geprüft, ob eine Beteiligung an der spanischen Airline Air Europa sinnvoll wäre.

Diese Entwicklungen unterstreichen den Plan von Lufthansa, langfristig ein starkes, zusammenhängendes Airline-Netzwerk in Europa aufzubauen. Spohr sieht die derzeitige Marktstruktur als nicht nachhaltig an: „Wir haben zu viele Airlines in Europa“, sagte er bei einer Pressekonferenz in Rom-Fiumicino, bei der er gemeinsam mit ITA-Vertretern die Pläne für die Zukunft vorstellte.

Volle ITA-Übernahme in Planung?
Als Lufthansa im vergangenen Jahr die Einigung mit der italienischen Regierung über die ITA-Beteiligung erzielte, wurde eine spätere Komplettübernahme nicht ausgeschlossen. Vorerst bleibt jedoch das italienische Wirtschaftsministerium Mehrheitsaktionär mit 59 % der Anteile.

Gerüchte über eine mögliche Erhöhung des Lufthansa-Anteils auf 90 % im Jahr 2025 wies Spohr zurück. Klar ist jedoch, dass ITA Airways spätestens Anfang 2026 der Star Alliance beitreten soll, was eine vollständige Integration des Vielfliegerprogramms mit Lufthansa nach sich zieht. Dies würde nicht nur die Kundenbindung stärken, sondern auch die Effizienz des internationalen Netzwerks verbessern.

ITA Airways will wachsen – Fokus auf Langstrecken
Der frisch ernannte ITA-CEO Joerg Eberhart sieht eine positive Entwicklung für die Airline und kündigte an, dass ITA ab 2026 weiter wachsen und neue Mitarbeiter einstellen wird. Der Fokus liegt dabei auf der Expansion der Langstreckenverbindungen, insbesondere nach Nord- und Südamerika sowie Asien.

Eberhart betonte, dass ITA eine größere Rolle an ihrem Heimatflughafen Rom-Fiumicino übernehmen möchte. Ziel ist es, mehr internationale Passagiere nach Rom zu bringen, was nicht nur der Airline, sondern auch dem gesamten italienischen Tourismus zugutekommen soll.

Lufthansa baut ihr Airline-Netzwerk in Europa aus
Mit der Übernahme von ITA Airways erweitert Lufthansa ihr bereits breit aufgestelltes Airline-Portfolio. Die Gruppe umfasst bereits namhafte Marken wie Swiss, Austrian Airlines, Eurowings und Brussels Airlines.

Durch strategische Übernahmen und Beteiligungen sichert sich Lufthansa nicht nur mehr Marktanteile, sondern stärkt auch ihre Verhandlungsposition im globalen Wettbewerb. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob sich dieser aggressive Expansionskurs auszahlt – doch eines ist sicher: Lufthansa will die Zukunft der Luftfahrt in Europa aktiv mitgestalten.

Kann man mit dem Resellen von Produkten eine höhere Aktien Rendite erwirtschaften


Kann man mit dem Resellen von Produkten eine höhere Aktien Rendite erwirtschaften
Resellen oder Reselling bedeutet „wiederverkaufen“ bzw. „Wiederverkauf“. Der Reseller ist entsprechend ein Händler, der Ware anbietet, die er nicht selbst hergestellt hat. Ein Reseller kauft meist eine größere Menge an Waren ein. Hierdurch erzielt er bessere Konditionen, als ein Endverbraucher. Eine weitere Möglichkeit ist, dass der Reseller die Ware erst beim Hersteller ordert, wenn der Kunde bestellt hat. Beim Reselling darf der Händler die Waren eigenständig verkaufen.

Wie viel kann man durch Reselling verdienen?
Ein Reseller darf selbst den Preis für eine Ware festlegen, die er vertreibt. Die Gewinnmarge kann in diesem Fall sehr hoch sein. Reselling funktioniert aber nicht nur auf der Basis vorab gekaufter Kontingente. Auch der Verkauf auf Provisionsbasis ist möglich, wie auch dass die Warenorder beim Hersteller erst dann getätigt wird, wenn der Kunde beim Reseller schon bestellt hat. Es kommt auch auf das Produkt an, wie hoch die Marge ist, die beim Reselling erzielt werden kann. Gewinne von Einkäufen des Resellers auf Aktionsplattformen oder auf dem Flohmarkt sind nicht hoch. Ist die angekaufte Ware knapp, ist auch die Gewinnmarge hoch. Um mehr Gewinn zu erzielen sollte man sein Listing Ebay SEO optimieren lassen.

Was braucht man um zu resellen?
Tritt ein Reseller nicht für die Ware in Vorlage benötigt er nicht einmal Lagerraum. Zum Resellen über Ebay oder andere Auktionsplattformen benötigt der Reseller lediglich einen Account. Fachwissen auf welchen Plattformen oder Orten man welche Waren man am besten verkauft ist beim Reselling auch von Vorteil. Ansonsten benötigt man wirklich nur einen Schreibtisch im Homeoffice, einen Drucker, etwas Verpackungsmaterial und das Geschick die richtigen Worte zu finden, wenn man die Ware, die man anbietet, selbst bewirbt. Ein Reseller benötigt häufig auch ein Gespür dafür, was für Ware am Markt gerade verlangt wird. Und letztlich muss er wissen, wo er danach sucht.

Welche Renditen sind möglich?
Reseller haben oftmals Glück. Denn Sie fragen bei Hersteller an, die eventuell gerade eine Überproduktion haben oder viele Retouren, die sie selbst nicht verkaufen wollen oder können. In einem solchen Fall kann eine eigentlich teure Ware für 10 bis 50 Euro angekauft werden. Viele Reseller begeben sich um Waren zu kaufen auch auf den Flohmarkt. Dort können teils viele wertvolle Dinge für weit unter 100 Euro kaufen, auch wenn diese viel mehr wert sind. Dass der Reseller die Möglichkeit bekommt solche Ware so günstig zu kaufen hat viel mit der Unwissenheit der Flohmarktverkäufer zu tun. Diese wissen oftmals nicht um den wahren Wert der Ware.

Zusammenfassung
Reselling ist eigentlich eine gute Möglichkeit viel Geld zu verdienen. Der Reseller hat mehrere Möglichkeiten, um an günstige Ware zum Wiederverkauf zu kommen. Bein Schnäppcheneinkaufen beim Hersteller kann die Gewinnmarge beim Reselling höher sein als heutzutage die Rendite bei Aktien. Doch die Renditemöglichkeiten sind ist in den letzten Jahren eh stark gesunken.

Information und News über die Aktien – die Analysten

Analysten sind hoch qualifizierte Börsenexperten mit Spitzengehältern, die für eine Bank oder einen Broker Aktiengesellschaften untersuchen. In den meisten Fällen decken diese Experten nur eine Reihe von großen Aktiengesellschaften ab – meist die DAX- Werte. Der Grund dafür ist, dass es weltweit enorm viele Aktien gibt und dass die Bank sich auf eine überschaubare Zahl von Titeln beschränken muss. Daher werden Small Caps nur selten von Analysten unter die Lupe genommen. Bei mittelgroßen Aktiengesellschaften, wie sie im MDAX zusammengefasst sind, gibt es zumindest einige Gutachten.
Problematisch ist stets, dass die Banken gleichzeitig Geschäfte mit den jeweiligen Aktiengesellschaften machen; hierzu gehören beispielsweise die Kreditvergabe und Finanzierungen jeder Art. Manche Unternehmen werden bei der Übernahme anderer Unternehmen beraten, wofür die Abteilung M&A (Merger and Acquisitions) zuständig ist. Aufgrund dieser Verflechtungen kann es sehr schnell zu einem Interessenkonflikt kommen; denn eine Bank wird es auf jeden Fall vermeiden, eine Aktie zum Verkauf zu empfehlen, wenn sie gleichzeitig das Unternehmen berät und Kredite in größerem Volumen vergibt. Um solche Kollisionen von vornherein auszuschließen, haben die Banken etwas errichtet, das man im Börsenjargon „Chinese Walls“ nennt, d.h. die Abteilungen werden voneinander abgeschottet und sollen unabhängig arbeiten. In der Praxis jedoch können Sie schnell erkennen, dass dies eher Wunschdenken ist; denn Analysten vermeiden es grundsätzlich, Aktien zum Verkauf zu empfehlen. Dies hängt zum einen damit zusammen, dass sie einen Interessenkonflikt mit ihrer eigenen Bank vermeiden wollen, sonst wäre ihre Karriere womöglich schnell beendet; zum anderen ist die Mehrheit der Analysten immer optimistisch gestimmt, denn die Empfehlung, Aktien abzustoßen, verunsichert die Anleger und schadet letztlich dem Geschäft. Selbst in Krisenzeiten und in einer Crashphase werden 80 bis 90 Prozent aller Analysten Kaufempfehlungen aussprechen. Nur wenn die Krise ihren absoluten Höhepunkt erreicht, nehmen die Verkaufsempfehlungen zu.
Diese diplomatische Zurückhaltung ist generell ein Kennzeichen von Analysten. Auch Verkaufsempfehlungen werden niemals wirklich als „Verkaufen“ bezeichnet. Blumige und verklausulierte Umschreibungen sollen zumindest aus dem „Verkaufen“ noch etwas Wohlklingendes machen. So kann bei manchen Analysten schon das Urteil „Halten“ auf eine verschleierte Verkaufsempfehlung hindeuten.

Analystenbegriffe und ihre Bedeutung

Analystenurteil Entschlüsselung
Untergewichten Die Aktie sollte verkauft werden.
Übergewichten Die Aktie ist interessant; Sie sollten sie weiter beobachten, aber noch nicht kaufen.
Marketperformer Die Aktie ist nur Durchschnitt und entwickelt sich wie der Gesamtmarkt.
Underperformer Die Aktie ist ein schlechtes Investment und fällt hinter den Durchschnitt zurück.
Outperformer Die Aktie ist ein sehr gutes Investment und hat sich besser als der Marktdurchschnitt entwickelt.
Neutral Die Aktie lässt kein eindeutiges Urteil zu.
Verkaufen Die Aktie sollte sofort verkauft werden.
Halten Indirekte Verkaufsempfehlung, allenfalls noch kurzfristig halten.
Zukaufen Ein Zukauf kann interessant sein, aber die Aktie hat nicht wirklich ein großes Potenzial.
Kaufen Überdurchschnittlicher Kursanstieg der Aktie möglich.
Starker Kauf Eindeutige Kaufempfehlung

Sie sollten Analystengutachten kritisch lesen; aus den verbrämten Formulierungen kann man oft nur zwischen den Zeilen entnehmen, was gemeint ist. Untersuchungen haben außerdem gezeigt, dass selbst die gut informierten Analysten oft daneben liegen und die Börsentendenz oder das Entwicklungspotenzial eines Unternehmens falsch einschätzen. Trotz der akribischen Untersuchungsmethoden, die sich vor allem auf Bilanzkennzahlen stützen, ist die Prognosesicherheit eher gering. Das liegt vor allem daran, dass die Kennzahlen die Vergangenheit des Unternehmens
wiedergeben, nicht aber zukünftige Entwicklungen, die sich zum Beispiel ergeben, wenn die Wettbewerbsfähigkeit nachlässt, Märkte wegbrechen oder die Kosten zu schnell steigen. Besonders skurril ist es, wenn Analysten gar einen Zielkorridor vorgeben oder Voraussagen möchten, bis zu welcher Marke eine Aktie in den nächsten drei Monaten steigen wird.

Sie sollten stets beachten, dass die Finanzmarktforschung nach wie vor der Meinung ist, es sei unmöglich, Aktienkurse vorherzusagen. Tatsächlich haben Aktiengesellschaften, die glänzende Kennzahlen vorweisen konnten, innerhalb weniger Wochen enorme Kursverluste erbracht, nachdem bekannt wurde, dass ein Großprojekt nicht zustande kam oder ein Gerät einen Defekt aufwies, so dass eine teuere Rückrufaktion notwendig wurde. Die Zukunft hält viele Überraschungen bereit; deshalb sollten Sie Analystengutachten stets nur als Hintergrundinformation lesen. Nach dem Zusammenbruch des Neuen Marktes wurden in den USA Fälle bekannt, in denen Analysten Technologieaktien zum Kauf empfohlen hatten, die intern in E-Mails als „Schrott“ bezeichnet wurden.

Abgesehen von solchen Extremfällen unterliegen Analysten oft bestimmten Mechanismen. In der Forschung hat sich dafür sogar eine eigene Richtung etabliert, die als Behavioral Finance (Finanzverhaltensforschung) bezeichnet wird. Beispielsweise sind Analysten einem enormen Erfolgsdruck ausgesetzt; angesichts der hohen Gehälter und aussichtsreichen Karriereperspektiven steht für jeden Analysten viel auf dem Spiel. Niemand kann es sich leisten, langfristig schlechte Ergebnisse zu präsentieren. Besonders die Analysten, die für Investmentfonds arbeiten, spüren diesen gewaltigen Druck. Denn bei einer schlechten Performance verkaufen die Anleger sehr schnell ihre Fondsanteile; es ärgert sie, wenn gerade ihr Investmentfonds vor sich hindümpelt, während der Markt nach oben strebt.
Wenn die Anleger massiv Fondsanteile verkaufen, sinken die Einnahmen der Investmentgesellschaften, die sie aus den Managementgebühren beziehen. Ein Analyst, dessen Fonds eine schlechte Performance erwirtschaftet, wird schnell personelle Konsequenzen zu fürchten haben. Aus diesem Grund orientieren sich die meisten Analysten an ihren Kollegen. Es herrscht in diesem Berufsstand ein ausgeprägter Konformitätsdruck nach dem Motto „wir machen, was alle machen“. Wenn also ein Analyst der Meinung ist, die BMW-Aktie sei der neue Shootingstar am Börsenhimmel, werden auch alle anderen Analysten den Hinweis aufgreifen, selbst die Aktie genauer unter die Lupe nehmen und am Ende zum gleichen Urteil gelangen. Eine abweichende Meinung zum Börsengeschehen kann sich kaum ein Analyst erlauben; wenn er nämlich versagt, war es sein Fehler. Wenn dagegen die Mehrheit daneben liegt, dann lag es eben an einer vorübergehenden
„unberechenbaren“ Börsenturbulenz. Insofern verhalten sich die meisten Analysten wie Lemminge und folgen einem ausgesprochenen Herdentrieb.
Aufgrund dieses Verhaltens ist es nicht verwunderlich, dass die meisten Analystenprognosen schlechter abschneiden als der Marktdurchschnitt. Die Mehrzahl der Investmentfonds (man schätzt bis zu 90 Prozent) erreicht noch nicht einmal die durchschnittliche Entwicklung des Marktindex. Aufgrund dieser beklemmenden Faktenlage sind in den USA Pensionsfonds, die Milliardengelder der zukünftigen Rentner verwalten, dazu übergegangen, nur noch in Indexanlagen zu investieren, die genau die Wertentwicklung eines Marktes nachvollziehen.

Sie sollten folglich Analystenurteile sehr skeptisch beurteilen und vor diesem Hintergrund jede Empfehlung mehrfach prüfen. Am unsinnigsten ist es, wenn notorisch die gleichen DAX-Werte von den Hausbanken als Investment angepriesen werden. Da die bankeigenen Analysten sich vorwiegend auf die Standardwerte konzentrieren, ist es nicht weiter erstaunlich, dass Woche für Woche die Analysten häufig positiv für Titel wie BMW, Deutsche Telekom, Siemens, DaimlerChrysler und Co. gestimmt sind. In manchen Fällen unterhalten Großbanken sogar Beteiligungen an diesen Unternehmen und sitzen zudem im Aufsichtsrat. Solche Empfehlungen, die sogar in Zeitungen und den hauseigenen Postillen zur Information der Anleger abgedruckt werden, sind eher einer gebetsmühlenartigen Litanei vergleichbar. Natürlich können diese Aktien innerhalb weniger Wochen einige Prozent zulegen – für Sie als Anleger ist es aber entscheidend, ob das Unternehmen auch in fünf oder zehn Jahren noch lukrativ ist.

Dennoch kann es sinnvoll sein, ein Analystengutachten zu Rate zu ziehen. Sie sollten sich unabhängig davon über die Aktie informiert haben, indem Sie beispielsweise die Webseite des Unternehmens nach Informationen durchforsten. Die meisten Analysten arbeiten mit einem Analyseverfahren, das man die Discounted-Cashflow-Methode (DCF) nennt. Dabei wird nicht der Jahresüberschuss zum Ausgangspunkt genommen, da dieser durch bilanzpolitische Maßnahmen und Umbuchungen geschickt verändert werden kann, sondern die so genannten freien Cashflows. Falls Sie nun vor diesen Fachbegriffen zurückschrecken, kann ich Ihnen vereinfacht sagen, was ein Cashflow ist: Es handelt sich um die Differenz zwischen allen Aus- und Einzahlungen eines Unternehmens, die zahlungswirksam geworden sind. Stellen Sie sich vereinfacht vor: Sie nehmen alles, was in das Unternehmen eingezahlt wurde und alles, was wieder ausgezahlt wurde. Das, was übrig bleibt, ist mit gewissen Einschränkungen der Cashflow. Mit dieser Kenngröße verhindert man, dass das Unternehmen die wahre Ertragslage durch Abschreibungen und Investitionen zurechtrücken kann.
Wenn Sie sich einmal die Mühe machen, ein solches Analystengutachten vollständig durchzulesen, werden Sie feststellen, dass man sich auch in diesem Berufsstand sehr engagiert und eine Fülle von Zahlen auswertet.

Die meisten Gutachten sind relativ sorgfältig erstellt und werten die wichtigsten Bilanzkennzahlen aus. Darüber hinaus untersuchen die Analysten das Marktumfeld, betrachten die Branchensituation und die Expansions- und Innovationsmöglichkeiten des Unternehmens. Aber dennoch ist es sehr schwierig, eine sichere Prognose abzugeben, da alle Bilanzkennzahlen aus der Vergangenheit stammen und schon geringe Veränderungen in der Gegenwart oder Zukunft alle Vorhersagen zu Makulatur werden lassen. Denken Sie beispielsweise an IBM. In den 1960er und 1970er Jahren hatte das Unternehmen einen erstklassigen Ruf und verkaufte Mainframes, das sind Riesencomputer in Schrankgröße, an alle wichtigen Unternehmen. Big Blue, wie IBM wegen der dunkelblauen Garderobe seiner Vertreter spöttisch genannt wurde, genoss einen exzellenten Ruf und war das Paradeunternehmen der Technologiebranche. Als schließlich die PCs aufkamen, sah man spöttisch auf die „Kästen“ herab und lehnte es ab, auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, Diese Ignoranz führte in den 1980er Jahren letztlich dazu, dass man von einem Studenten namens Bill Gates ein Betriebssystem kaufen musste, um noch schnell auf den bereits abfahrenden Zug aufzuspringen. Doch für IBM war es schon zu spät. Das einstige Vorzeigeunternehmen taumelte unaufhaltsam in eine schwere Krise. Erst nach einigen Jahren gelang es IBM, das Unternehmen komplett umzustrukturieren; heute ist IBM ein innovatives und profitables Dienstleistungsunternehmen im IT-Bereich.

Ein Analyst hätte diese Entwicklung niemals aus den Bilanzkennzahlen herauslesen können; um eine solche Prognose zu erstellen hätte der Börsenexperte bereits in den siebziger Jahren die Expansion des PC-Markts vorhersehen müssen. Damals konnte sich jedoch niemand vorstellen, dass eines Tages in fast jedem Haushalt ein Computer stehen würde. Analystengutachten sind daher als Hintergrund material gut geeignet, um sich ein Urteil zu bilden. Sie sollten sich die Einschätzung des Börsenexperten durchaus zu Gemüte führen, aber denken Sie daran, sich eine eigene Meinung zu bilden. Hat das Unternehmen wirklich die Innovationskraft, auch in fünf oder zehn Jahren noch zu den besten zu zählen? Wie werden sich die Märkte entwickeln?