Direktbanken sind älter als das Internet

Viele Leser werden sich noch gut erinnern: Das Jahr 1969 war für die US-Technologie ein voller Erfolg. Im Sommer landeten mit dem Raumschiff Apollo 11 zum ersten Mal Menschen auf dem Mond und wenige Wochen später kam es an amerikanischen Universitäten zu einem auf den ersten Blick sonderbaren Experiment: Vier Großrechner wurden miteinander verbunden und konnten fortan Daten austauschen. Das war der Startschuss für das Internet, auch wenn die kommerzielle Nutzung dieser revolutionären Informationstechnologie erst Anfang der 1990er-Jahre so richtig begann. Wie tiefgreifend das Internet gerade den Bankenmarkt umkrempeln würde, ahnten damals nur wenige.

Vielfach herrscht die Meinung vor, Direktbanken seien die letzten Relikte aus der New-Economy-Ära Ende der 1990er-Jahre, als fast täglich eine neue „Dot*com“-Firma ihr Börsendebüt feierte und in dieser gefährlichen Euphorie die Kurse am sogenannten „Neuen Markt“ für Wachstumswerte förmlich explodierten, selbst wenn der vermeintliche Charme dieser neuen Aktiengesellschaften mit ihren Teenager-Managern oft nur in tiefroten Zahlen bestand. Wie die maßlose Börsenparty seinerzeit endete, ist Ihnen sicher in guter, wenngleich unangenehmer Erinnerung: mit einem beispiellosen Aktiencrash. Das Börsenfieber wurde damals ohne Frage begünstigt durch den Erfolg der Direktbroker. Der Anleger konnte seine Papiere schnell und für wenig Geld per Mausklick kaufen und verkaufen. Für die Finanzbranche schien sich eine Goldader zu öffnen: Immer mehr Direkt- oder Onlinebroker kamen an den Markt (manche verschwanden ebenso schnell wieder) und einige dieser Institute gingen selbst mit spektakulärem Erfolg an die Börse. Das Papier der Comdirect-‚Bank zum Beispiel war beim Börsengang im Sommer 2000 mehrfach überzeichnet, sodass sogar viele Kunden leer ausgingen. Ein gutes Investment war dies mittelfristig betrachtet nicht, denn in den folgenden Monaten und Jahren ging die Aktie dieses Onlinebrokers parallel mit dem Kollaps an den Finanzmärkten kräftig in die Knie. Mit dem Geschäftsmodell der Direktbroker beschäftigen wir uns gleich etwas ausführlicher.
Direktbanken indessen – also Geldinstitute ohne Filialen – gab es bereits vor dem Internet und erst recht lange vor den Direktbrokern. Hätten Sie gewusst, dass die Wurzeln des heutigen Marktführers im Direktbanking bis ins Jahr 1965 zurückreichen? Dass damals das erste filiallose Institut aus der Taufe gehoben wurde, ist eigentlich einer Notlösung zu verdanken. Werfen wir einen kurzen Blick zurück.

Großes Potenzial für Direktbanking in die Zukunft und Angebote

Bemerkenswert erscheint es schon, dass die etablierten Banken den Trend in Richtung Direktbanking lange Zeit nicht erkannten oder negierten. Schon zum Jahreswechsel 2003/2004 erschien immerhin eine Studie des Marktforschungsinstituts infas TTR, die mit spektakulären Zahlen und Prognosen überraschte. Im Jahr 1997 hatte der Bankenfachverband ein Direktbanken-Potenzial von 5,4 Millionen Kunden vorhergesagt. Sechs Jahre später war diese Zahl bereits er- i eicht. Kein Wunder, dass die Marktforscher ihre Prognosen für die nächsten Jahre deutlich heraufsetzten. Bis zum Jahr 2012 rechnen sie mit rund 18 Millionen Direktbanken-Kunden, langfristig könnten es sogar mehr als 30 Millionen sein. Diese Prognosen scheinen keineswegs allzu optimistisch, schließlich setzen mittlerweile sogar die Sparkassen und Genossenschaftsbanken auf eigene Direktbanken. Das Problem ist dabei die Dezentralität dieser Bankengruppen. Jede Sparkasse und jede Volks- oder Raiffeisenbank stellt ein eigenes Unternehmen dar. Gründete zum Beispiel eine Genossenschaftsbank in Kiel eine Direktbank, könnte sie Kunden aus dem gesamten Bundesgebiet gewinnen – dank Internet überhaupt kein Problem. Genau die Furcht vor einem solchen Kannibalisierungseffekt lähmte die beiden größten Bankengruppen und verhinderte eine schnelle Reaktion auf den Erfolg der Direktbanken.
Unter dem Druck der wirtschaftlichen Fakten setzte mittlerweile ein Umdenken ein. Mehrere Genossenschaftsbanken hoben bereits eigene Direktbanken aus der Taufe. Zu dieser Avantgarde gehören neben den Volksbanken Gießen, Eisenberg und Hannover in erster Linie genossenschaftliche Kreditinstitute aus Rheinland-Pfalz und Westfalen. Die Volksbank Eisenberg in Thüringen zählte zu den ersten, die auf den neuen Trend reagierten. Sie ging schon im Jahr 1995 mit Telefonbanking und einem einfachen Tagesgeldkonto an den Markt. Das erledigten die Mitarbeiter in den Filialen gleichsam noch nebenbei, denn die Nachfrage hielt sich zunächst in Grenzen. Erst als die Medien im Jahr 1998 über die innovativen Thüringer berichteten und die genossenschaftlichen Direktbanker 2002 sogar eine auf ethische und ökologische Geldanlagen spezialisierte Tochter gründeten, stieg das Interesse sprunghaft. Auch im Sparkassen-Sektor gibt des Direktbanken-Ansätze. Die bekanntesten Institute dürften die Frankfurter Sparkasse 1822direkt sowie die DKB Bank sein.

Das zeigt: Aus einem Geschäftsmodell, das manche etablierten Banken zunächst noch milde belächelten, wurde unversehens eine zukunftsträchtige Alternative zu den konventionellen Bankgeschäften.
Die wichtigsten Gründe für den Wechsel zu einer Direktbank
Günstigere Konditionen
Hohe Sicherheitsstandards bei Direktbanken
Größere Unzufriedenheit mit derzeitiger Bankverbindung
Stärkere Nutzung der neuen Medien im eigenen Haushalt Quelle: infas TTR

Ein Blick ins Nachbarland
Der Erfolg filialloser Geldinstitute ist derweil nicht nur ein deutsches Phänomen. In Nachbarstaaten wie Frankreich, Großbritannien, Spanien und Italien, aber auch in den USA, Kanada und Australien boomt das Geschäft ebenfalls. Doch warum in die Ferne schweifen, werfen wir einen kurzen Blick nach Österreich, wo Ende des Jahres 2007 ebenfalls eine sehr interessante Studie veröffentlicht wurde, die bei den etablierten Banken nicht eben mit Wohlgefallen aufgenommen worden sein dürfte. Die Untersuchung der Universität Innsbruck ergab, dass rund 3,3 Millionen Österreicher potenzielle Direktbanken-Kunden sind. Gut 1,7 Millionen davon könnten der Studie zufolge schon mittelfristig gewonnen werden, der Rest eher langfristig und mit entsprechend größeren Anstrengungen seitens der Anbieter.
Schauen wir uns noch einige weitere Ergebnisse dieser österreichischen Studie an, die sich im Großen und Ganzen von ähnlichen Untersuchungen in Deutschland nur unwesentlich unterscheiden. Rund 48 Prozent der befragten Verbraucher in Österreich äußerten die Überzeugung, Direktbanken seien günstiger als die klassischen Institute, knapp 22 Prozent halten die filiallosen Banken zudem für innovativer. Insgesamt sagte eine Mehrheit von 55,5 Prozent der Befragen, Direktbanken seien eine wertvolle Ergänzung des bestehenden Filialbanken-Systems, und 45 Prozent äußerten die Überzeugung, dass die Präsenz von Direktbanken den Wettbewerb belebt und zu günstigeren Konditionen geführt habe.

Sind Sie ein Direktbanking – Typ oder nicht

Die Statistik spricht eine deutliche Sprache: Direktbanking ist besonders gefragt bei den 20- bis 45-Jährigen, während die Generation der über 60-Jährigen mehrheitlich den Filialbanken und Sparkassen die Treue hält. Doch für wen ist Direktbanking eigentlich geeignet? Welche Voraussetzungen sollte der potenzielle Kunde mitbringen, um rundum zufrieden zu sein ? Und für wen ist Direktbanking weniger empfehlenswert?
Machen Sie mit uns den Praxistest:

Führen Sie bei Ihrer Bank Ihr Girokonto bereits online oder per Telefon?
Ja ( ) Nein ( )

Können Sie auf den persönlichen Kontakt mit Ihrem Bankberater/Ihrer Bankberaterin verzichten, wenn Sie dafür bessere Konditionen erhalten?
Ja ( ) Nein ( )

Nutzen Sie beruflich und/oder privat oft das Internet?
Ja ( ) Nein ( )

Falls Sie die Frage 3 mit „Nein“ beantwortet haben: Verfügen Sie über Handy oder eine moderne Telefonanlage?
Ja ( ) Nein ( )

Informieren Sie sich regelmäßig über Möglichkeiten der Geldanlage und privaten Vorsorge?
Ja ( ) Nein ( )

Bilden Sie sich in finanziellen Dingen gern ein eigenes Urteil?
Ja ( ) Nein ( )

Sind Sie grundsätzlich etwas skeptisch gegenüber den Empfehlungen Ihres Bankberaters?
Ja ( ) Nein ( )

Wünschen Sie eine Bank, die Sie rund um die Uhr an sieben Tagen pro Woche erreichen können?
Ja ( ) Nein ( )

Je häufiger Sie mit „Ja“ geantwortet haben, desto mehr kommt Direktbanking für Sie infrage.
Für wen Direktbanking weniger geeignet ist:
Kunden, die über die Jahre ein starkes Vertrauen zu ihrem Bankberater/ihrer Bankberaterin aufgebaut haben Firmen und andere juristische Personen (Direktbanking konzentriert sich derzeit vorrangig auf das Geschäft mit Privatkunden)

Menschen, die aus ganz persönlichen Gründen den Umgang mit modernen Kommunikationstechnologien ablehnen Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen auf Hilfe bei der Erledigung ihrer Bankgeschäfte angewiesen sind.

Trojaner – wirklich hinterlistig bei Direktbanking

Der Name sagt es schon: Es geht um das Trojanische Pferd. So wie sich die griechischen Soldaten im Bauch eines Holzpferds nach Troja hineingeschmuggelt haben, so mogelt sich der Trojaner unbemerkt auf Ihren PC und installiert dort heimlich ein Schadprogramm. Der Trojaner taucht oft in Form einer Werbe-E-Mail auf. In der Mail ist ein Link, über den Sie auf eine Website gelangen, auf der Sie sich Spiele, Musik oder Videos herunterladen oder anschauen können. Sobald der arglose Internetnutzer eines der Angebote anklickt, nistet sich der Trojaner auf seinem PC ein und beginnt mit seinem Unwesen. Manchmal muss man nicht einmal etwas anklicken, sondern nur auf die betreffende Website gehen. Die Software, die der Trojaner installiert, spioniert dann Ihren PC aus und protokolliert Ihre gesamten Aktivitäten und erfährt so natürlich auch sensible private Daten.
Deshalb noch einmal der dringende Appell: Klicken Sie niemals auf Links, die Sie in E-Mails von Absendern erhalten, die Sie nicht kennen!
Ebenfalls ziemlich fies ist das „Pharming“, eine Kombination aus Phishing und Farming. Der Trojaner manipuliert den Browser. Selbst wenn der Kunde seine Bankseite in den Browser tippt und nicht über einen Link geht, leitet ihn der eigene Browser automatisch auf eine falsche Internetseite, die der Bankenseite natürlich täuschend ähnlich sieht.

Praxistipp:
Hacker, die mit Trojanern arbeiten, infizieren gern scheinbar harmlose Seiten, also zum Beispiel private Homepages oder solche von Vereinen. Auf der Seite von großen Unternehmen oder anderen Instituten kann Ihnen bzw. Ihrem Rechner mit Sicherheit viel weniger geschehen als auf der Seite des örtlichen Sportvereins oder der Ihres Freundes. Es gibt Softwareprogramme, die Sie vor Trojanern schützen oder diese auf Ihrem PC aufspüren können.
Zu den Trojanern zählt auch der Keylogger. Er zeichnet alle Tastaturbewegungen auf und versendet sie an die Betrüger. Die kommen auf diese Art und Weise schnell und unkompliziert an Passwörter, PINs und TANs.

Das Geschäftsmodell der Direktbroker verstehen

Bis in die 1990er-Jahre hinein galt das filiallose Bankgeschäft trotz seiner vereinzelten Erfolge als Nischenangebot, das von den Kunden vornehmlich für einfache Sparformen oder zur Aufnahme von Ratenkrediten genutzt wurde. In Bewegung kam die Branche durch den Markteintritt der bereits erwähnten Direkt- oder Discountbroker. Das Prinzip klingt überzeugend: Der Anleger ordert seine Aktien, Rentenpapiere oder Fondsanteile online oder per Telefon und spart die zum Teil recht hohen Transaktionskosten, die von den Filialbanken verlangt werden. Egal, ob der Kunde Wertpapiere kauft oder verkauft, immer muss er mit Kosten rechnen, die im günstigen Fall seinen Gewinn schmälern und im ungünstigen Fall seine Verluste erhöhen. Bei einem Onlinebroker zahlt der Anleger erheblich geringere Gebühren. Mitunter erhält er zudem ein kostenloses Wertpapierdepot, für das er von den Filialbanken ebenfalls zur Kasse gebeten wird.
Im Gegenzug muss der Kunde auf eine persönliche Beratung verzichten. Zwar bieten die Direktbanken und Onlinebroker im Internet mittlerweile ausgefeilte interaktive Tools, die es dem Anleger ermöglichen, sein eigenes Risikoprofil zu bestimmen und die dazu passenden Wertpapiere zu finden, doch eine Anlageberatung „von Angesicht zu Angesicht“ findet bei Onlinebrokern schon wegen der fehlenden Filialen nicht statt. Das spart hohe Personal- und Raumkosten und kommt dem Anleger letztlich in Form von niedrigen Transaktionskosten zugute. Der Verzicht auf persönliche Beratung wird von vielen Kunden sogar als Vorteil empfunden: Direktbanken und Onlinebroker arbeiten produktneutral. Das heißt, dem Anleger werden keine hauseigenen Produkte oder Aktien empfohlen, die das Institut möglicherweise selbst noch hält und gern an unbedarfte Kunden verkaufen möchte. „Selbstverantwortung“ lautet die Devise im Onlinebrokerage.

Der unkomplizierte und preiswerte Zugang zur Börse per Telefon oder Mausklick machte die Wertpapieranlage in Deutschland und den europäischen Nachbarstaaten populär. Mit der comdirect bank (Commerzbank), der DAB Bank (HypoVereinsbank) und Consors (inzwischen Cortal Consors) waren zwischen Mitte und Ende der 1990er-Jahre drei große Onlinebroker schon vor Beginn der Börsenhausse an den Markt gegangen. Als dann auf dem Höhepunkt des New-Economy-Fiebers die Börsenkurse keine Grenzen mehr zu kennen schienen und ständig neue Unternehmen den Sprung auf das Parkett wagten, boomte das Geschäft der Broker so sehr, dass deren Telefonleitungen mitunter schon mal zusammenbrachen. Immer mehr Onlinebroker kamen an den Markt und wollten von der Goldgräberstimmung an den Kapitalmärkten profitieren.
Doch so sehr der Erfolg der Online- oder Direktbroker das filiallose Bankgeschäft in Deutschland auch forcierte, der preiswerte Handel mit Wertpapieren als Kern des Geschäftsmodells barg erhebliche Risiken. Das anfänglich ungestüme Wachstum der Onlinebroker beruhte vor allem auf dem spektakulären Börsenboom. Nach dem Einbruch an den Finanzmärkten ab dem Jahr 2001 gerieten die Onlinebroker in erhebliche Turbulenzen. Kleinere Anbieter wie die Berliner Systracom verschwanden vom Markt. Der Broker pulsiv*com ging im neuen Sparkassen Broker auf, Easytrade wurde von der Muttergesellschaft Postbank reintegriert.
Die Onlinebroker haben ihre Lektion gelernt. Sie lässt sich in der Volksweisheit zusammenfassen: „Auf einem Bein steht man schlecht.“ Der geschäftliche Erfolg einer auf das Massengeschäft ausgerichteten Bank, die sich allein auf die preiswerte Abwicklung von Wertpapiertransaktionen konzentriert, hängt in hohem Maße von den Launen der Börsen ab. Als Konsequenz daraus bauten viele Onlinebroker ihre Produkt- und Dienstleistungspalette in den vergangenen Jahren weiter aus und entwickelten sich – wenngleich mit unterschiedlicher Geschwindigkeit – weiter zu kompletten Hausbanken. Für eine Hausbank ohne Filialen stellt das Direktbrokerage eine zwar wichtige, aber nicht die einzige Säule ihres Geschäfts dar. Hinzu kommen der allgemeine Geldverkehr (Girokonten), Spar und Kreditprodukte, der Bereich Baufinanzierung und teilweise die Vermittlung einfacher Versicherungsprodukte.

Wo finden Sie die passende Direktbank – Angebote

Vielleicht erinnern Sie sich noch: Als Vorjahren die ersten Billigflieger auch um deutsche Passagiere buhlten, war die Skepsis zunächst groß: Wie kann es sein, dass die Fahrt zum Flughafen erheblich teurer ist als das Ticket nach London, Rom oder Stockholm? Mancher zweifelte an dem nachhaltigen Erfolg dieses Geschäftsmodells und sagte den Low-fare-Carriers, wie sich die Billigairlines selbst nennen, ein baldiges Ende voraus. Doch dann entwickelten sie sich sehr schnell zu einer wahren Herausforderung für die etablierte Konkurrenz. Immer neue Billigflieger gingen an den Start und sogar die Lufthansa als „klassische“ Fluggesellschaft zog nach und gründete mit Germanwings zumindest indirekt einen eigenen Low-fare-Carrier. Mittlerweile ist der Markt wieder geschrumpft, weil viele Billigflieger dem harten Wettbewerb nicht standhalten konnten und daher mit anderen Airlines fusionierten. Übrig geblieben sind die großen Gesellschaften, die das Konzept billiger Flugreisen am konsequentesten umsetzten. Kein Zweifel, nach der Konsolidierungsphase dürften sich die Low-fare-Carriers endgültig am Markt etabliert haben. Ebenso bemerkenswert ist allerdings die Tatsache, dass die in der Regel teurere Lufthansa ungeachtet dieser neuen Konkurrenz nach wie vor gut dasteht.
Was aber haben Fluggesellschaften und Banken gemein, werden Sie mit Recht fragen. Nicht viel, aber der Markteintritt von Billigfliegern und Direktbanken weist deutliche Parallelen auf, die wir uns näher anschauen wollen: Zunächst wurden beide Newcomer von den etablierten Mitbewerbern nicht sonderlich ernst genommen. Filiallose Banken galten allenfalls als Alternative für Onlinefreaks und Anleger, die Wertpapiere schnell und günstig per Mausklick ordern wollen. Als Hausbank schienen sie kaum geeignet zu sein. Und über die Low-fare-Carriers spottete mancher, sie kämen wohl nur für Billigtouristen infrage, die in Schlafsäcken auf den weit abgelegenen Provinzflughäfen nächtigten. Ein Geschäftsmann, so die gängige Auffassung, werde sich niemals in einen Billigflieger zwängen. Mit beiden Einschätzungen lagen die Skeptiker daneben. Immer mehr Verbraucher wechseln komplett zu einer Direktbank, eröffnen dort ihr Gehaltskonto und lassen sich von einem filiallosen Geldinstitut die eigenen vier Wände finanzieren. Und an Bord der Low-fare-Carriers sind längst auch kostenbewusste Geschäftsreisende anzutreffen sowie Urlauber, die das für den Flug gesparte Geld lieber in ein besseres Hotel investieren.

Eine weitere Parallele zwischen beiden Branchen: Billigflieger und Direktbanken konnten nicht zuletzt deshalb erfolgreich starten, weil die etablierte Konkurrenz eine offene Flanke geboten hatte. Die traditionellen Banken und Sparkassen ärgerten ihre Kunden mit hohen Gebühren und mickrigen Guthabenzinsen. Und die Linienfluggesellschaffen verlangten für einen Inlandsflug noch vor wenigen Jahren Tarife, für die man heute mit etwas Glück über den Atlantik jetten kann. Billigflieger und Direktbanken bewiesen in kurzer Zeit, dass vergleichbare Leistungen wesentlich billiger möglich sind. Doch allein mit günstigen Tarifen und Gebühren wären die beiden „Aufmischer“ am Markt kaum erfolgreich gewesen. Schließlich findet sich immer ein Anbieter, der seine Waren und Dienstleistungen noch etwas billiger feilbietet. Deshalb erscheint der Preis allein kaum aussagekräftig. Ein billiges Produkt von schlechter Qualität ist nicht günstig, sondern wertlos. Daher muss zusätzlich die Güte des Produkts oder der Dienstleistung als Vergleichskriterium herangezogen werden. Die meisten Low-fare-Carriers und Direktbanken bieten gute Standardqualität. Die Maschinen der Billigflieger sind in der Regel neu und werden ebenso streng gewartet wie die Jets der Linien-Carriers. Dafür werden die Prozesse straff organisiert und die Kosten konsequent niedrig gehalten. Gleiches gilt für eine Direktbank: Sie achtet ebenfalls auf ein strenges Kostenmanagement, verzichtet auf Filialen, bietet ein vergleichsweise schlankes Produktportfolio und lebt vom Massengeschäft.
Das Geschäftsmodell der Billigflieger und Direktbanken bleibt indessen nur erfolgreich, wenn dieses Massengeschäft nicht zu Qualitätseinbußen führt. Ein Beispiel aus der Vergangenheit macht deutlich, wie schnell man Kunden verärgern und im schlimmsten Fall verlieren kann. Als während des Aktienbooms zur Jahrtausendwende immer mehr Anleger ihr Glück an der Börse versuchten und deshalb bei den günstigen Onlinebrokern Depots eröffneten, erlebte mancher an Spitzentagen eine unangenehme Überraschung: Die Callcenter der Institute waren absolut überlastet und die Kunden mussten lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Im Wertpapiergeschäft ist dies nicht nur ärgerlich, es kann auch richtig teuer werden: Wer seine Papiere eine Stunde zu spät verkauft, muss in Crash-Phasen, wenn die Börsenkurse rapide abstürzen, möglicherweise schmerzliche Verluste hinnehmen. Die schwere Erreichbarkeit mancher Broker verärgerte damals nicht nur die Anleger, sondern rief darüber hinaus die Aufsichtsbehörden auf den Plan. Das zeigt: Wer auf Masse setzt, um die vergleichsweise geringen Gewinnmargen zu kompensieren, muss über eine entsprechend leistungsfähige Technologie verfügen, um eine große Zahl von Kunden ohne Qualitätsverluste bedienen zu können. Denn gerade die preissensiblen Verbraucher gehen bei negativen Erlebnissen meist ebenso schnell, wie sie gekommen sind.
Auf der anderen Seite dürfen die Kunden keine intensive individuelle Beratung erwarten – weder bei der Buchung eines Billigfluges noch bei der Zusammenarbeit mit einer Direktbank. Sie setzen somit Ihre eigenen Prioritäten und entscheiden eigenverantwortlich. Wenn Sie möglichst billig, aber sicher von A nach B fliegen möchten und auf besonderen Service verzichten können, entscheiden Sie sich vermutlich für einen Low-fare-Carrier. Legen Sie hingegen Wert auf Komfort und individuelle Betreuung, dürften Sie eine renommierte Liniengesellschaft vorziehen. Konkret: Niemand wird den First-Class-Service von Lufthansa an Bord einer Ryanair-Maschine erwarten. Ebenso verhält es sich mit Direktbanken: Wer Private Banking- und Vermögensverwaltung auf hohem Niveau erwartet, kommt mit einer Geschäftsbeziehung zu einer Direktbank kaum zurecht. Anders sieht es aus, wenn Sie Ihre Geld-, Vorsorge- und Anlagegeschäfte mit standardisierten Bankprodukten (Girokonto, Sparkonto, Wertpapierdepot, Verbraucherkredite und Baudarlehen) abwickeln möchten und günstige Konditionen sowie eine schnelle und unkomplizierte Abwicklung wünschen.

Festgeldkonten, das Warten wird belohnt

Festgeldanlagen werden mitunter als „Termineinlagen“ oder „Termingeld“ bezeichnet. Festgeld bringt meistens etwas höhere Zinsen als Tagesgeld, allerdings für einen genau vereinbarten Zeitraum von drei, sechs oder zwölf Monaten. Je mehr Sie anlegen und je länger, desto höher ist in der Regel der vereinbarte Zinssatz. Im Wirtschaftsteil der großen überregionalen Tageszeitungen werden die Geldmarkt- und Termingeldsätze für den Handel unter Banken aufgeführt. Als Privatkunde müssen Sie mit einem Abschlag von einem halben bis einen Prozentpunkt rechnen. Direktbanken führen Festgeldkonten gebührenfrei. Sie können sogar mehrere Festgeldkonten kostenlos anlegen. Normalerweise gilt: Je länger Sie Ihr Geld festlegen, desto höher fällt der Zinssatz aus. Insbesondere vor drohenden Rezessionen kann es jedoch zu einer inversen Zinsstruktur kommen. Dann bringt eine kurzfristige Anlage höhere Zinsen als eine längerfristige. Dieses Phänomen trat in Deutschland besonders deutlich nach der Wiedervereinigung auf, als die öffentliche Hand und private Unternehmen einen hohen kurzfristigen Kapitalbedarf zur Finanzierung ihrer Investitionen in den östlichen Bundesländern hatten.
Das unterscheidet Festgeld von Tagesgeldkonten:

•fester Anlagebetrag, der während der Laufzeit nicht verändert werden kann
•Mindestanlagebetrag
•festgelegte Laufzeit, meist zwischen 3 und 12 Monaten
•festgelegter Zinssatz für die ganze Laufzeit y während der Laufzeit nicht verfügbar
•Zinsen werden am Ende der vereinbarten Laufzeit abgerechnet.

Ein Festgeldkonto lohnt sich also nur, wenn Sie das dort angelegte Geld auf keinen Fall während der Laufzeit brauchen. Damit ist Festgeld neben dem Tagesgeld das ideale „Parkkonto“ für größere Be- träge. Der Ertrag ist berechenbarer, weil der Zinssatz für die gesamte Laufzeit feststeht. Wird das Geld fällig, können Sie es entweder gleich wieder anlegen oder abrufen.

Dispokredit Angebote – bequem und flexibel, aber oft zu teuer

Fast jeder, der bei seiner Bank ein Girokonto unterhält, auf dem laufende Einnahmen eingehen (Lohn, Gehalt, Rente), verfügt über einen mehr oder minder großen Dispositionsspielraum. Das heißt, er kann sein Konto überziehen, ohne zuvor mit der Bank sprechen zu müssen. Waren solche Kontokorrentkredite einst nur im Firmenkundengeschäft der Banken üblich, so wurde diese Form der kurzfristigen Finanzierung ab 1968 in Deutschland auch für Privatpersonen eingeführt. Die Höhe des Dispositionsspielraums hängt dabei von den laufenden Einnahmen des Kunden ab.

Praxistipp:
Wenn Sie Ihre Bank wechseln, können Sie für Ihr neues Girokonto gleich einen Dispositionskredit beantragen. In der Regel reicht hierfür die Vorlage der letzten drei Lohn- oder Gehaltsabrechnungen aus. Ruheständler legen ihren letzten Rentenbescheid vor.
Die Vorteile eines Dispositionskredits liegen auf der Hand: Sie schaffen sich finanzielle Spielräume zur Überbrückung von vorübergehenden Liquiditätsengpässen oder zur kurzfristigen Finanzierung unvorhergesehener Ausgaben. Fast jeder kennt das: Eine aufwendige Autoreparatur reißt ein großes Loch ins Budget. Das Ersparte ist aber auf einem Festgeldkonto angelegt und erst in ein paar Monaten verfügbar. Ihre Aktien wollen Sie nicht verkaufen, weil Sie aktuell Verluste einfahren würden. Und Ihre Freunde und Verwandten möchten Sie erst recht nicht um Geld bitten. In Situationen wie dieser erweist sich der Dispositionskredit als ideal. Sie nehmen kurzfristig fremdes Geld in Anspruch und gleichen Ihr Konto zum Beispiel in den nächsten drei Monaten wieder aus. Und wenn es am Ende sechs oder neun Monate dauern sollte, wird Ihre Bank auch nicht ungeduldig. Im Gegenteil, schließlich zahlen Sie für die Inanspruchnahme des Dispositionskredits regelmäßig Zinsen. Und das nicht zu knapp. Nach einer Untersuchung des Internet-Finanzportals „biallo*de“ lag der Zinssatz für einen Dispositionskredit im Frühsommer 2008 zwischen 8 und 14,5 Prozent. Am teuersten waren dabei die großen Privatbanken, also Deutsche Bank, Dresdner Bank, Commerzbank und HypoVereinsbank. Relativ günstig stellten sich die Konditionen bei den Direktbanken dar.
Sobald eine Gutschrift auf Ihrem Konto eingeht, wird der Dispositionskredit um den entsprechenden Betrag reduziert und der Zinsaufwand sinkt. Sie zahlen mithin nur für den Zeitraum Zinsen, in dem Sie den Kredit in Anspruch nehmen, und jeweils nur für jene Summe, über die Sie tatsächlich verfügen. Die Tatsache indessen, dass Ihr Geldinstitut Ihnen bei der Rückführung des Kredits weitgehend freie Hand lässt und keine Ratenzahlungen geleistet werden müssen, wirkt auf manchen Bankkunden verführerisch. Der eine oder andere vergisst bisweilen, dass es sich bei einem Dispositionskredit eben auch um fremdes Geld handelt, das man im Rahmen seiner Möglichkeiten so schnell wie möglich zurückführen sollte. Verbraucherschützer raten, den Dispositionsrahmen immer nur so weit auszuschöpfen, dass die Kreditsumme in zwei bis drei Monaten getilgt werden kann. Wer dauerhaft über dieses Geld verfügt, befindet sich oft auf geradem Weg in die Schuldenfalle.

Praxistipp:
Benötigen Sie nur sehr kurzfristig Liquidität (zwischen zwei und vier Wochen), um geplante Anschaffungen zu finanzieren, so ist es in der Regel günstiger, die entsprechenden Rechnungen mit Kreditkarte zu begleichen. In diesem Fall zahlen Sie keine Zinsen.
Dispositionskredite werden oft als Überziehungskredite bezeichnet. Doch diese Gleichsetzung ist nicht ganz korrekt. Natürlich überzieht der Kunde sein Konto, wenn seine Verfügungen das aktuelle Guthaben überschreiten. Geschieht dies innerhalb des Dispositionsspielraums (häufig Kreditlinie genannt), dann handelt es sich um eine laufende und vorab genehmigte Überziehung. Das heißt, der Kunde muss seine Bank nicht informieren und ist ihr gegenüber auch keine Rechenschaft schuldig, für welche Zwecke er den Geldbetrag braucht. Wird der Dispositionsspielraum überschritten, muss der Kunde in den meisten Fällen zumindest vorerst ebenfalls mit keinen Nachfragen seitens der Bank rechnen. Allerdings hat das Schweigen der Banker seinen Preis. Bei geduldeten Überziehungen liegt der Zinssatz zwischen 14 und knapp 20 Prozent (l). Daher sollten Bankkunden die Überschreitung ihrer Kreditlinie unter allen Umständen vermeiden und bei Liquiditätsengpässen mit der Bank über eine eventuelle Erhöhung des Dispositionsspielraums sprechen.
Grundsätzlich erfordert ein Dispositionskredit absolute Haushaltsdisziplin. Er sollte lediglich als finanzielle Notreserve gelten und bei Inanspruchnahme so schnell wie möglich zurückgezahlt werden. Ist eine schnelle Tilgung nicht möglich, sollte man bei teuren Dispositionskrediten über eine Umschuldung nachdenken – zum Beispiel durch einen sogenannten Abrufkredit. Wir werden auf dieses Thema gleich zurückkommen.

Schwarze Schafe im grauen Finanz-Markt

Ursprünglich war der Graue Kapitalmarkt nichts Anrüchiges. Unternehmen, die sich den Börsengang nicht leisten konnten oder wollten, versuchten dort ihre Beteiligungen an den Mann zu bringen. Insgesamt sind die Geschäfte, die dort getätigt werden, einfach risikoreicher als im amtlichen Handel an der Börse. Allerdings hat sich der Graue Markt inzwischen zu einem Markt der schwarzen Schafe gewandelt, an dem Straftaten wie Veruntreuung und Betrug an der Tagesordnung sind und Investoren Gefahr laufen, ihr gesamtes Kapital zu verlieren. Das Geld unvorsichtiger Anleger landet in der „Schweinslederbörse“, dem Geldbeutel von Betrügern.
Immer wieder fallen Anleger auf windige Angebote herein, die extrem hohe Renditen oder enorme Steuervorteile versprechen. Meistens steht am Ende der Verlust des Kapitals. Lassen Sie sich nicht von der Gier nach Geld und Gewinnen treiben und prägen Sie sich ein: Je höher der angebliche Gewinn, desto größer das Risiko, dass Sie betrogen werden.

Die beliebtesten Produkte der schwarzen Schafe:
•Bankgarantiegeschäfte
•Handel mit Grundschuldbriefen
•Depositendarlehen
•Cash-Back-Modelle
•Beteiligungssparpläne mit „Blind Pools”
•Timesharing

Viele Angebote der schwarzen Schafe ähneln legalen Produkten und machen es dem Anleger deshalb umso schwerer, den Unterschied zu erkennen. Seien Sie generell misstrauisch bei Finanzprodukten, die im Kleinanzeigenteil der Tageszeitung inseriert oder per Telefonanruf angeboten werden. Wer Sie drängt und Ihnen komplizierte Verträge unterschieben will, hat vermutlich etwas zu verbergen. Wer mit exorbitanten Renditen und Exklusivität wirbt, ist höchstwahrscheinlich unseriös. Und auf ein Konto im Ausland sollten Sie niemals eine Investition überweisen. Berater, die sich nicht für Ihre finanziellen Verhältnisse und Anlageziele interessieren und Ihnen überdies keine genauen Informationen über ihre Produkte liefern, können nicht seriös sein. „Testanlagen“ gibt es nicht. Lassen Sie sich niemals dazu überreden. Meistens wird Ihnen nämlich dann zunächst zwar die versprochene Rendite ausbezahlt, doch nur, um Sie dazu zu bewegen, mehr Geld nachzuschießen. Sobald Sie jedoch einen größeren Betrag angelegt haben, ist es aus mit den Erträgen. Dann ist das Geld weg, sprich: in den Taschen der Betrüger!

Anleihen – auf die Bonität der Emittenten achten
Die Begriffe Anleihen, Obligationen, Bonds oder Renten stehen für verzinsliche Wertpapiere mit festen Laufzeiten. In der Regel handelt es sich dabei um eine wertstabile Anlageform. Fremdwährungsanleihen oder Bonds von Emittenten mit geringer Bonität können aber mitunter ein ebenso hohes Risikoprofil aufweisen wie Aktien. Wer Anleihen kauft, gibt dem Emittenten einen Kredit, für den er einen testgelegten Zinssatz erhält. Zu den Anleihen zählen zum Beispiel Bundeswertpapiere, Kommunalobligationen, Pfandbriefe, Industrieobligationen und auch Schuldverschreibungen ausländischer Staaten oder Währungsanleihen. Der Emittent von Anleihen bekommt Kredite, die er für Projekte und Investitionen verwenden kann.
Anleihen von erstklassigen Emittenten sind nicht nur hinsichtlich der Zinsen sicher, sondern auch in Bezug auf die Liquidität, zumindest wenn es sich um Schuldner aus dem Euro-Raum handelt und die Papiere auf Euro lauten. Denn dadurch sind Währungskursrisiken ausgeschlossen. Anleger sollten dennoch die Bonität des Emittenten prüfen, denn für Anleihen gibt es keine Einlagensicherung wie für Spareinlagen. AAA- oder Aaa-Ratings stehen für höchste Sicherheit. Wird ein Schuldner mit D eingestuft, kann man davon ausgehen, dass sowohl Zins- als auch die Rückzahlungen nicht pünktlich stattfinden, wenn überhaupt.
Die Verzinsung von Anleihen kennt verschiedene Varianten:
Aufzinsung – der Anleger erhält den Zins nicht jährlich, sondern komplett mit Zinseszins am Ende der Laufzeit.
Abzinsung – der Anleger zahlt beim Kauf einen um Zins und Zinseszins verminderten Betrag und erhält am Ende der Laufzeit 100 Prozent des Nennwertes. Diese Form der Anleihe wird Null-Kupon-Anleihe oder Zero-Bonds genannt. y gestaffelter Zins

Das Girokonto – Drehscheibe für alle Finanztransaktionen

„Geld regiert die Welt“ heißt es nicht erst im Zeitalter der Globalisierung. Doch was den Umgang mit Geld angeht, haben sich die Völker gewisse Eigenarten bewahrt, die Finanzdienstleister bei der erfolgreichen Bearbeitung ausländischer Märkte beachten sollten. Die Deutschen zum Beispiel sind in ihrer Mehrheit noch Barzahler. Zwar verfügen die meisten Bundesbürger über eine oder mehrere Kreditkarte(n), doch die Zeche im Gasthaus, der Einkauf im Supermarkt und die Rechnungen von Dienstleistern werden in den meisten Fällen bar beglichen. Die Kreditkarte kommt in der Regel erst bei größeren Ausgaben (zum Beispiel beim Juwelier), bei Autovermietern, Hotels, Fluggesellschaften sowie beim Einkauf im Internet zum Einsatz. Zwar ändert sich dieses Verbraucherverhalten allmählich und immer mehr Anbieter von Waren oder Dienstleistungen akzeptieren die gängigen Kreditkarten, doch ist Deutschland noch weit von der Praxis in den USA entfernt, wo Barzahler schon mal schief angeschaut werden. Mit diesem Thema werden wir uns gleich noch etwas ausführlicher beschäftigen.
Fest steht immerhin, dass gerade bei den deutschen Bankkunden der uneingeschränkten Bargeldversorgung große Bedeutung zukommt. Das heißt, sie möchten rund um die Uhr und standortunabhängig über die Guthaben auf ihren Girokonten beziehungsweise über den eingeräumten Dispositionskredit in Form von Cash verfügen können. Bequem und unproblematisch funktioniert dies mithilfe der Maestro-Karte (frühere EC-Karte). Grundsätzlich kann man an jedem Geldausgabeautomaten bis zu den jeweiligen Tageslimits Bargeld abrufen, doch nur bei institutseigenen Automaten oder solchen, die einer Bankengruppe angeschlossen sind, bleiben solche Verfügungen für den Kunden kostenlos. Wer mit seiner Maestro- Karte einen fremden Automaten nutzt, wird mit einem Entgelt von einem Prozent des Bargeldbetrags zur Kasse gebeten. Die Mindestgebühr pro Verfügung liegt zwischen 3,50 und 5 Euro.
Ihr engmaschiges Netz an Geldausgabeautomaten galt daher jahrelang als Argument, mit dem vor allem die Sparkassen ihre Kunden zu überzeugen suchten. Die großen Privatbanken konnten da kaum mithalten und hoben daher im Jahr 1998 die „Cash Group“ aus der Taufe. Dahinter stehen die Deutsche Bank, die Dresdner Bank, die Commerzbank, die HypoVereinsbank, die Postbank sowie die Tochtergesellschaften (unter anderem comdirect Bank und DAB Bank). In der Praxis bedeutete dies, dass etwa ein Kunde der Commerzbank an einem Geldausgabeautomaten der Deutschen Bank bis zu den bestehenden Limits gebührenfrei Bargeld abrufen kann. Die Citibank, SEB und die Sparda Banken haben sich mit einer Reihe von kleineren privaten Banken zum CashPool zusammengeschlossen. Die Kunden dieser Institute haben dadurch also die Möglichkeit, sich auch an Geldausgabeautomaten von anderen Banken innerhalb dieser Gruppe gebührenfrei zu bedienen.
Doch selbst mit dieser Regelung gilt die Praxis in Deutschland als nicht eben besonders kundenfreundlich. In den Niederlanden zum Beispiel zahlen die Bankkunden generell keine Gebühr beim Geldabheben. Ganz egal, zu welchem Institut der betreffende Geldausgabeautomat gehört. Den Aufwand regeln die Banken einvernehmlich untereinander. In Deutschland offenbar undenkbar, obwohl nach Recherchen des Verbraucherportals „biallo*de“ aus dem Jahr 2008 die tatsächlichen Kosten, die einer Bank durch eine Barabhebung am Automaten entstehen, unter 63 Cent liegen.

Das Girokonto - Drehscheibe für alle Finanztransaktionen 4

Die in der Bundesrepublik üblichen Gepflogenheiten benachteiligten lange Zeit jene Direktbanken, die nicht einer der großen deutschen Bankengruppen angehören. Nicht von ungefähr promoteten diese Institute ihre Girokonten in den vergangenen Jahren denn auch eher zurückhaltend. Vorteile hatten hingegen die Direktbanken-Töchter der großen deutschen Banken, wie etwa comdirect oder DAB Bank. Deren Kunden können sich nämlich an sämtlichen Geldausgabeautomaten der Cash Group bedienen. Bei Instituten wie der ING-DiBa oder der Volkswagen Bank sah dies lange Zeit anders aus. Sie verfügen zwar ebenfalls über eigene Automaten, doch naturgemäß nicht über ein flächendeckendes Netz. So konnte es passieren, dass bis zum nächsten bankeigenen Automaten schon mal mehrere Kilometer zurückgelegt werden mussten. Damit waren diese Institute als Hausbanken-Alternative zunächst kaum interessant. Daher erhielten die Kunden die Möglichkeit, auch an Fremdautomaten kostenlos Geld abzuheben, allerdings nicht beliebig oft. Die Zahl der gebührenfreien Verfügungen war begrenzt. So waren bei der ING- DiBa früher nur 24 Abhebungen pro Jahr kostenfrei. Hintergrund: Die Fremdinstitute berechneten den Direktbanken hohe Entgelte für die Nutzung ihrer Geldausgabeautomaten. In Einzelfällen sollen Sparkassen schon mal bis zu 15 Euro pro Verfügung verlangt haben. Bei diesem Direktbanken-Entgelt gibt es keine verbindliche Regelung. Mancher Direktbanker spricht in diesem Zusammenhang von regelrechter „Wegelagerei“. Die Sparkassen wiederum argumentierten, sie stellten die technische Infrastruktur mit all den damit verbundenen Kosten zur Verfügung, die dann von den Direktbanken- Kunden genutzt werde. Wo die einen „Wegelagerei und Willkür“ anprangern, sprechen die anderen von „Rosinenpickerei“.

Mittlerweile indessen haben die filiallosen Geldinstitute dieses Problem weitgehend gelöst, und zwar mit einer recht einfachen Strategie. Kunden, die zum Beispiel bei der ING-DiBa oder der Volkswagen Bank ein Girokonto eröffnen, erhalten eine kostenlose Visa-Karte, mit der sie sowohl im Inland als auch im Ausland kostenlos Geld abheben können. Allein in Deutschland gibt es etwa 50.000 Geldausgabeautomaten, die von Visa-Debit-Karteninhabern genutzt werden können. Weltweit sind rund eine Million Automaten mit dem Visa-Logo im Einsatz. Eingeführt wurde dieses Kreditkartenprinzip im Herbst 2006 von der Citibank, die damit nach eigenen Angaben innerhalb von wenigen Monaten rund 75.000 neue Kunden gewonnen hat. „Kostenloses Bargeldabheben per Kreditkarte wird den Markt aufrütteln und zahlreiche Nachahmer finden“ ist Claudia Thiele, Direktorin Kreditkartengeschäft der Citibank, überzeugt.
Tatsächlich erscheint dieses System nachgerade wie eine „Win- win-Situation“. Der Verbraucher kann unbegrenzt Bargeldabhebungen in Deutschland und im Ausland vornehmen, ohne dass er von Fremdinstituten zur Kasse gebeten wird. Die Direktbank zahlt hierfür Gebühren an die Kreditkartenorganisation, die dadurch zusätzliche Einnahmen generiert. Und die filiallosen Geldinstitute kommen deutlich günstiger weg, als wenn sie ihren Kunden die Fremdnutzungsgebühren ersetzen oder diese direkt an die Konkurrenz zahlen würden.