Im Februar 2007 gaben die Analysten der Deutschen Bank eine Analyse der DaimlerChrysler-Aktie heraus, die zu größten Hoffnungen berechtigte. Sie prognostizierten ein Kursziel zwischen 54 bis 74 Euro. Bei den Anlegern kam diese Erwartung allerdings nicht so gut an: Denn die Prognose übertraf die Analysen der Konkurrenz bei weitem. Die Experten von Merrill Lynch und Citibank sahen den Aktienkurs eher zwischen 55 und 60 Euro. Dass sich die Deutsche Bank mit ihrer sehr optimistischen Prognose an die Spitze der Bewegung setzte, irritierte so manchen Aktionär.
Kamen die Analysten der Deutschen Bank zu diesem Ergebnis aufgrund der Bewertung von Daten und Trends oder ist die Strategie der Bank die eigentliche Triebkraft für den Kursoptimismus? Dass der Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann die Industriebeteiligungen der Bank möglichst schnell zu möglichst guten Preisen loswerden will, ist kein Geheimnis. Doch lassen sich die Analysten auch zu Handlangern der Investmentbanker machen, die mit hohen Prognosen den Aktienkursen auf die Sprünge helfen, um der Bank einen Reibach zu bescheren?
Das Misstrauen der Aktionäre wird vor allem dadurch geschürt, dass es der Deutschen Bank nicht immer gelungen ist, die chinesische Mauer geschlossen zu halten, die zwischen Analysten und Aktienverkäufern bestehen muss, um Interessenkollisionen zu vermeiden. Die Kontrollen, die solche Kollisionen verhindern sollen, sind offensichtlich nicht sehr wirksam – aber bisweilen sieht es so aus, als ob Interessenkonflikte billigend in Kauf genommen werden, wenn es denn dem Wohl der Bank dient.
Für die Anleger sind die Verkaufspläne allerdings ein großer Unsicherheitsfaktor: Diejenigen, die am lautesten steigende Kurse beschwören, könnten selbst bald auf der Verkäuferseite stehen. Die Deutsche Bank hat schon früher ein paarmal die Seiten gewechselt – nicht gerade zum Nutzen der anderen Aktionäre.
So hatte die Ankündigung vom Abgang Schrempps im Juli 2005 eine wahre Kursrallye ausgelöst. Um 10 Prozent schnellte der Preis der DaimlerChrysler-Aktie nach oben. Die Deutsche Bank nutzte die Gelegenheit und warf 35 Millionen Aktien auf den Markt. Dadurch reduzierte die Bank ihren Anteil am Unternehmen von 10,4 auf 6,9 Prozent – und bremste natürlich den Kursanstieg. Im Laufe der vergangenen zwei Jahren wurde der Anteil weiter verringert – bis auf nur noch 4,4 Prozent. Der schwerwiegendste Vorfall in Sachen Interessenkonflikt ereignete sich allerdings im Jahr 2001.