Bei Projekten gibt es immer eine Terminvorgabe. Vielleicht wissen Sie noch nicht genau, wann Ihr Projekt beendet sein wird, aber Sie müssen genau wissen, bis wann es beendet sein muss. Wenn man diesen Termin dann erfährt, ist leider oft die erste Reaktion, dass man meint, viel zu wenig Zeit zu haben! In Wahrheit ist es aber so, dass Sie. wenn Sie den Auftrag für ein Projekt bekommen, meistens nicht wissen, wie lange die Durchführung dauern wird. Ihre erste Reaktion beruht daher eher auf Furcht als auf Fakten, vor allem, wenn Sie mit unterschiedlichen Verantwortungsbereichen herumjonglieren müssen und das Projekt sehr komplex ist. Sie müssen mit einer gut strukturierten Methode klären, wie Sie die Projektaufgaben durchführen wollen, welche Zeitpläne am Anfang noch möglich sind und was Sie tun können, um Termine einhalten zu können, die zunächst unrealistisch erscheinen. Dieses Artikel zeigt Ihnen, wie man Zeitpläne entwirft, die realistisch sind.
Die Beschreibungen in diesem Artikel über die Darstellung von Netzplänen und X die Entwicklung von Zeitplänen ist der fachliche Teil in diesem Geldanlage-Portal. Eigentlich kann man diese Technik in zehn Minuten lernen, aber die vielen Erklärungen und Abbildungen wirken möglicherweise erschlagend. Wenn dieses Ihre erste Begegnung mit Flussdiagrammen ist, sollten Sie dieses Artikel zunächst nur überfliegen und dann die einzelnen Abschnitte mehrmals lesen. Je häufiger Sie den Text lesen, desto logischer werden die Erklärungen. Sie werden sich wundern, wie viel klarer alles beim zweiten oder dritten Mal wird! Angenommen, Sie bekommen den Auftrag für ein Projekt, das aus zehn Tätigkeiten besteht, für die jeweils eine Woche nötig ist. Wie lange würde es dauern, um das Projekt zu beenden? Die Wahrheit ist, dass Sie es nicht wissen. Das Projekt könnte schon nach einer Woche abgeschlossen sein, wenn alle Tätigkeiten gleichzeitig ausgeführt werden können und Sie die notwendigen Hilfsmittel zur Verfügung hätten. Das Projekt könnte aber auch zehn Wochen
in Anspruch nehmen, wenn Sie die Tätigkeiten der Reihe nach durchführen müssen. Oder Ihr Projekt könnte zwischen einer und zehn Wochen in Anspruch nehmen, wenn einige Tätigkeiten parallel durchgeführt werden können. Die gesamte Zeit, die für ein Aufgabenpaket benötigt wird, hängt von folgenden Faktoren ab:
✓ Dauer: Wie lange dauern die einzelnen Tätigkeiten?
✓ Ablauf: In welcher Reihenfolge werden die Tätigkeiten ausgeführt?
Tätigkeitsdauer und Zwischenbeziehungen kann man, wenn man einen Zeitplan für kleinere Projekte aufstellt, im Kopfabschätzen. Bei Projekten mit 15 bis 20 Tätigkeiten, von denen man viele gleichzeitig durchführen kann, braucht man eine Methode, die einem bei der Analyse hilft. Dieser Abschnitt hilft Ihnen, realistische Zeitpläne zu entwickeln, weil hier gezeigt wird, wie man Netzpläne erstellt und dann das für Ihr Projekt am besten geeignete auswählt.
Die Elemente eines Netzplans
Ein Netzplan ist eine Grafik, mit der man die Reihenfolge darstellt, in der die Projekttätigkeiten durchgeführt werden sollen. Betrachten Sie den Netzplan als Versuchslabor Ihres Projekts: Er gibt Ihnen die Möglichkeit, verschiedene Projektstrategien auszuprobieren, bevor Sie die Arbeiten tatsächlich durchführen. Egal wie komplex Ihr Projekt ist, ein Netzplan enthält immer drei Elemente:
Ereignis
Ein Ereignis ist ein wichtiges Vorkommnis in Ihrem Projekt; manchmal nennt man diese Ereignisse auch Meilensteine. Ereignisse haben keine Dauer und verbrauchen keine Ressourcen; sie treten unverzüglich ein. Betrachten Sie sie als Markierung, die anzeigt, dass Sie einen bestimmten Punkt auf dem Weg zu Ihrem Ziel erreicht haben. Ereignisse markieren den Beginn oder das Ende eines Vorgangs oder einer Gruppe von Vorgängen. Beispielsweise kann Berichtsentwurf genehmigt oder Skizze begonnen ein solches Ereignis sein. Der Begriff Ereignis wird in anderen Zusammenhängen manchmal anders definiert, als ich es hier tue. Stellen Sie sich vor. dass Sie von einem großen gesellschaftlichen Ereignis, zum Beispiel dem Bundespresseball, lesen. Im Projektjargon ist dieser Ball ein Vorgang, kein Ereignis, denn er verschlingt Zeit und haufenweise Hilfsmittel!
Vorgang
Ein Vorgang ist die notwendige Tätigkeit, die erledigt werden muss, um in Ihrem Projekt von einem Ereignis zum nächsten zu gelangen. Solche Vorgänge oder Tätigkeiten haben eine Dauer und verbrauchen Ressourcen: sie werden mit Hilfe von aktiven Verben beschrieben. Solche Vorgänge können beispielsweise sein: Berichtsformat entwerfen oder Bedarf für ein neues Produkt ermitteln. Achten Sie darauf, dass Sie Ereignisse und Vorgänge klar definieren. Je klarer Sie sie formulieren, desto genauer können Sie den Zeit- und Ressourcenbedarf planen und desto leichter können Sie die Aufgabe jemand anderem übertragen und desto genauer wird die Forschrittsüberwachung.
Dauer
Die Dauer ist die tatsächliche Zeit, die notwendig ist, um einen Vorgang zu beenden. Man nennt sie auch Zeitabstand. Faktoren wie der notwendige Arbeitsaufwand, personelle Ressourcen und die Frage, ob zwei oder mehr Personen gleichzeitig an einem Vorgang arbeiten können, beeinflussen die Dauer eines Vorgangs. Kapazität (zum Beispiel die Rechengeschwindigkeit eines Computers oder die Geschwindigkeit, mit der ein Drucker eine Seite ausdrucken kann) und die Verfügbarkeit anderer Ressourcen können ebenfalls die Vorgangsdauer beeinflussen. Wenn man die Berechnungsgrundlage für eine Vorgangsdauer versteht, kann man sie, wenn nötig, leichter verkürzen. Angenommen, Sie sollen ein Softwarepaket testen, das Sie gerade gekauft haben.
Sie schätzen, dass Sie die Software 24 Stunden lang auf dem Computer laufen lassen müssen, um einen vollständigen Test durchführen zu können. Wenn Sie den Computer aber nur sechs Stunden pro Tag benutzen dürfen, beträgt die Dauer für den Softwaretest vier Tage. Sie möchten die Dauer des Softwaretests um die Hälfte reduzieren. Wenn Sie die Anzahl der Personen verdoppeln, die für diese Aufgabe eingesetzt wird, nützt Ihnen das gar nichts: aber die Genehmigung zu bekommen, den Computer 12 Stunden pro Tag nutzen zu dürfen, wäre eine große Hilfe. Die Zeiteinheiten werden benutzt, um zwei miteinander verbundene, aber unterschiedliche Vorgangsmerkmale darzustellen. Die Vorgangsdauer beschreibt eine Zeitspanne; der Arbeitsaufwand ist die Anzahl der Stunden, die eine Person brauchen würde, um die Tätigkeit durchzuführen. (In Artikel 6 finden Sie weitere Informationen zum Arbeitsaufwand.) Angenommen, vier Personen müssten Vollzeit parallel fünf Tage lang an einem Vorgang arbeiten. Die Vorgangsdauer beträgt fünf Tage. Der notwendige Arbeitsaufwand beträgt 20 Personentage (vier Personen mal fünf Tage).
Den Netzplan entwickeln
Um den Endtermin Ihres Projekts zu bestimmen, müssen Sie genau festlegen, wann jede Aktivität beginnt und endet und an welchem Tag jedes einzelne Ereignis erreicht wird. Diese Zeitpunkte sind von der Reihenfolge der Durchführung der Aktivitäten abhängig sowie von ihrer Dauer. In diesem Abschnitt zeige ich Ihnen, wie man einen Netzplan zeichnet, der die Reihenfolge wiedergibt, in der Sie die Projektaktivitäten abarbeiten, damit Sie die verschiedenen zeitlichen Alternativen durchplanen können.
Die Vorgangsknoten-Netzplan-Methode (MPM)
Bei der Vorgangsknoten-Netzplan-Methode, die auch als Metra-Potential-Methode (MPM) bezeichnet wird, werden die drei Elemente des Netzplans lediglich durch zwei Symbole dargestellt:
✓ Ein Kasten stellt sowohl ein Ereignis als auch einen Vorgang dar. Oh ein Kasten für ein Ereignis oder einen Vorgang steht, erkennt man an der Dauer. Wenn die Dauer 0 beträgt, handelt es sich um ein Ereignis. Anmerkung. Die Kästen, die ein Ereignis darstellen, werden häufig besonders markiert, beispielsweise dadurch, dass der Rahmen fett gedruckt wird oder aus einer Doppellinie besteht.
✓ Der Buchstabe t steht für die Dauer.
✓ Pfeile stellen die Richtung des Arbeitsflusses von einem Vorgang oder einem Ereignis zum anderen dar.
In Abbildung 5.1 sehen Sie einen einfachen MPM-Netzplan. Wenn man Ereignis A (dargestellt durch den linken Kasten) erreicht, darf man mit Vorgang 1 (dargestellt durch den Kasten in der Mitte) beginnen. Wenn Vorgang 1 abgeschlossen ist, erreicht man Ereignis B (dargestellt durch den rechten Kasten). Die Pfeile zeigen nur die Richtung des Arbeitsablaufs an.
Vorgang notwendiger Aufwand, um von einer zum nächsten Ereignis zu kommen
Abbildung 5.1: Die drei Symbole, die in Vorgangsknoten-Netzplänen verwendet werden
In Abbildung 5.1 sehen Sie, wie man mit der Vorgangsknoten-Netzplan-Methode sowohl Ereignisse als auch Vorgänge darstellen kann. Bei dieser Methode ist die Darstellung von Ereignissen allerdings nicht unbedingt erforderlich. Ein Vorgang kann auch direkt zum nächsten Vorgang führen, ohne dass ein Ereignis dazwischen liegt.
Die Vorgangspfeil-Netzplan-Methode
Man kann seinen Netzplan auch als Vorgangspfeil-Netzplan entwickeln. Bei der Vorgangspfeil- Netzplan-Methode werden die folgenden drei Elemente verwendet:
✓ Ein Kreis stellt ein Ereignis dar.
✓ Pfeile stellen Vorgänge dar.
✓ Der Buchstabe t bezeichnet die Dauer.
Die beiden Diagrammformen sind austauschbar; alles, was Sie in der einen Form darstellen können, können Sie auch in der anderen darstellen. Wenn Sie möchten, können Sie Ihr gesamtes Projekt lediglich durch Vorgänge als Vorgangsknoten-Netzplan darstellen. Aber wenn Sie sich für die Vorgangspfeil-Netzplan-Methode entscheiden, müssen alle Vorgänge mit einem Ereignis beginnen und enden. Heute wird in den meisten Projektmanagement-Softwarepaketen die Vorgangsknoten-Netz- plan-Methode angewandt. Da die meisten Menschen diese Darstellungsform einfacher finden, habe ich mich entschieden, für dieses Geldanlage-Portal mit dieser Form weiterzuarbeiten.
Analysieren Sie Ihren Netzplan
Stellen Sie sich Ihr Projekt wie eine Reise vor, die mehrere Freunde miteinander unternehmen wollen. Jeder von ihnen hat ein eigenes Auto und fährt eine andere Route, um das gemeinsame Ziel zu erreichen. Während der Fahrt kreuzen sich zwei oder mehr der Strecken an bestimmten Orten. Sie haben vereinbart, dass alle Beteiligten, die zu einer vorgegebenen Zeit einen bestimmten Punkt passieren sollen, dort erst ankommen müssen, bevor sich ein anderer auf den nächsten Streckenabschnitt begeben darf. Die Reise ist beendet, wenn alle am Zielpunkt angekommen sind.
Fine derart komplizierte Reise wird man sicher nicht antreten. ohne sich vorher die Landkarte angesehen und die Routen geplant zu haben. Wenn Sie Ihre Fahrten auf einer Landkarte planen, können Sie;
✓ feststellen, wie lange eine Fahrt dauert
✓ feststellen, ob möglicherweise Schwierigkeiten auf Sie zukommen
✓ alternative Route festlegen, damit Sie möglichst schnell zum Ziel kommen
Dieser Abschnitt hilft Ihnen Ihr Projekt zu planen, weil Sie lernen, wie Sie eine Landkarte (Ihren Netzplan) lesen, sodass Sie die zu erwartenden Folgen Ihrer Vorgehensweise abschätzen können.
Den Netzplan richtig lesen
Wenn Sie Ihren Netzplan zeichnen und interpretieren, halten Sie sich an die beiden folgenden Regeln. Wenn Sie diese Regeln verstanden haben, ist die Interpretation eines Netzplans ein Kinderspiel:
✓ Regel 1: Wenn Sie einen Vorgang beendet oder ein Ereignis erreicht haben, können Sie entsprechend dem Pfeil (oder den Pfeilen), der aus diesem Vorgang/Ereignis herausführt, zum nächsten Vorgang oder Ereignis übergehen.
✓ Regel 2: Um einen Vorgang zu beginnen oder ein Ereignis zu erreichen, müssen alle Vorgänge beendet und alle Ereignisse erreicht sein, von denen Pfeile zu dem betreffenden Vorgang/Ereignis führen.
Abbildung 5.2 zeigt einen Netzplan. Gemäß Regel 1 können Sie vom Start entweder zu Vorgang 1 oder 3 gehen, was bedeutet, dass Sie Vorgang 1 oder Vorgang 3 oder beide Vorgänge (1 und 3) erledigen können. Mit anderen Worten, sie sind voneinander unabhängig.
Abbildung 5.2: Beispiel für einen Netzplan
Die Regel bedeutet aber auch, dass Sie keinen der Vorgänge unbedingt bearbeiten müssen. Regel 1 ist eine -Beziehung. keine Soll-Beziehung. Sie besagt, dass Sie. wenn Sie wollen, an den Vorgängen, deren Pfeile aus dem Ereignis Start herausführen, arbeiten können; sie besagt nicht, dass Sie einen dieser Vorgänge bearbeiten müssen. Stellen Sie sich vor, in Ihrem Projekt ist es vorgesehen, dass zwei Vorgänge notwendig sind, um ein Teil herzustellen: Teile erhalten und Teile zusammensetzen. Sobald Sie die Teile erhalten, können Sie damit beginnen, sie zusammenzusetzen. Stellen Sie sich vor, Sie haben alle Teile erhalten, die Sie bestellt haben.
Niemand sagt, dass Sie sofort damit beginnen müssen, sie zusammenzusetzen; Sie können, wenn Sie wollen, aber Sie können auch noch warten. Wenn Sie allerdings keinen der Vorgänge bearbeiten, verzögert das Ihr Projekt. Aber das ist Ihre Entscheidung. Regel 2 besagt, dass Sie mit Vorgang 2 aus Abbildung 5.2 beginnen können, sobald Sie Vorgang 1 beendet haben, denn der Pfeil, der aus Vorgang 1 herausführt, ist der einzige, der zu Vorgang 2 führt. Regel 2 ist eine Soll-Beziehung. Wenn aus drei Vorgängen Pfeile zu Vorgang 2 führen würden, dann müssen Sie alle drei Vorgänge beenden, bevor Sie mit Vorgang 2 beginnen dürfen. Die Grafik sagt nicht, dass Sie mit Vorgang 2 beginnen dürfen, bevor Sie nur eine oder zwei der vorangegangenen Vorgänge beendet haben.
Einen Netzplan richtig interpretieren
Per Netzplan stellt die Reihenfolge Ihrer Projektvorgänge dar. Benutzen Sie das Diagramm, um herauszufinden, wann Sie mit Vorgängen beginnen und wann Sie sie beenden müssen und wann das gesamte Projekt fertig ist, wenn Sie alle Vorgänge wie dargestellt abarbeiten.
In diesem Abschnitt gebe ich Ihnen die wichtigsten Informationen, die Sie benötigen, um Ihren Zeitplan zu erstellen.
✓ Der kritische Pfad: eine Folge von Vorgängen in Ihrem Projekt, deren Beendigung am längsten dauert
✓ Nicht-kritischer Pfad: eine Folge von Vorgängen, die Sie bis zu einem gewissen Grad verzögern und das Projekt trotzdem noch in der kürzestmöglichen Zeit beenden können
✓ Pufferzeit: die maximale Zeitdauer, um die Sie einen Vorgang hinauszögern und trotzdem das Projekt in der kürzestmöglichen Zeit beenden können
✓ Frühester Anfangszeitpunkt (FAZ): der früheste Zeitpunkt, zu dem Sie einen Vorgang starten können
✓ Frühester Endzeitpunkt (FEZ): der früheste Zeitpunkt, zu dem Sie einen Vorgang beenden können
✓ Spätester Anfangszeitpunkt (SAZ): der späteste Zeitpunkt, zu dem Sie einen Vorgang beginnen und trotzdem das Projekt in der kürzestmöglichen Zeit beenden können
✓ Spätester Endzeitpunkt (SEZ): der späteste Zeitpunkt, zu dem Sie einen Vorgang beenden und trotzdem das Projekt in der kürzestmöglichen Zeit beenden können
Die Länge des kritischen Pfades (oder der kritischen Pfade) bestimmt, wie lange Ihr Projekt bis zur Fertigstellung dauert. Wenn Sie Ihr Projekt schneller beenden möchten, überlegen Sie, wie Sie die für den kritischen Pfad benötigte Zeit verkürzen können. Die Vorgänge im kritischen Pfad müssen Sie sorgfältig überwachen, weil die kleinste Verzögerung bei diesen Vorgängen zur Verzögerung des gesamten Projekts führt. Denken Sie daran, dass Ihr Projekt gleichzeitig zwei oder mehr kritische Pfade aufweisen kann. Wenn alle Vorgangsfolgen in Ihrem Projekt gleich lange dauern, dann sind alle Pfade kritisch. Diese Situation birgt ein sehr großes Risiko, weil eine Verzögerung in einem einzigen Vorgang schon eine Verzögerung des Projektendes mit sich bringt. Kritische Pfade können sich im Projektverlauf ändern. Manchmal dauern die Vorgänge innerhalb eines kritischen Pfades nicht so lange wie geplant, sodass die Gesamtdauer des kritischen Pfades kürzer ist als die Dauer eines oder mehrerer anderer Pfade. Es ist auch möglich, dass Vorgänge auf einem Pfad zu Beginn des Projekts nicht kritisch sind, sich dann aber so verzögern, dass sie länger dauern als der zunächst angenommene kritische Pfad.
Die Vorwärtsrechnung – kritische Pfade, nicht-kritische Pfade, FAZ und FEZ ermitteln
Man beginnt mit der Analyse eines Netzplans, indem man am Projektanfang beginnt und ermittelt, wie schnell man die Vorgänge in den einzelnen Pfaden beenden kann, bis man zum Projektende gelangt. Diese Methode, bei der man sich vom Anfang zum Ende durcharbeitet, nennt man Vorwärtsrechnung. Den in Abbildung 5.2 dargestellten Netzplan kann man mit Hilfe der Vorwärtsrechnung folgendermaßen analysieren:
Regel 1 besagt, dass man sich, nachdem das Projekt begonnen hat (also sobald man das Ereignis Start erreicht hat), aussuchen kann, ob man Vorgang 1 oder 3 zuerst bearbeiten möchte (lesen .Sie weiter oben in diesem Artikel den Abschnitt Den Netzplan richtig lesen). Folgen wir zunächst dem oberen Pfad mit den Aktivitäten 1 und 2:
✓ Der früheste Anfangszeitpunkt von Vorgang 1 ist der Augenblick, in dem das Projekt beginnt.
✓ Der früheste Endzeitpunkt ist Ende Woche 5 (zählen Sie die geschätzte Dauer von Vorgang 1 von fünf Wochen zum frühesten Anfangszeitpunkt, also dem Projektbeginn, hinzu).
✓ Regel 2 besagt, dass Sie Vorgang 2 frühestens Anfang Woche 6 beginnen können, weil der Pfeil von Vorgang 1 der einzige ist, der zu Vorgang 2 führt.
✓ Der früheste Endzeitpunkt von Vorgang 2 ist Ende Woche b.
So weit so gut. Jetzt nehmen wir uns den unteren Pfad vor. der aus den Aktivitäten 3, 4 und 5 besteht.
✓ Der früheste Anfangszeitpunkt von Vorgang 3 ist der Augenblick, an dem das Projekt beginnt.
✓ Der früheste Endzeitpunkt von Vorgang 3 ist Ende Woche 1.
✓ Der früheste Anfangszeitpunkt von Vorgang 4 ist Anfang Woche 2.
✓ Der früheste Endzeitpunkt von Vorgang 4 ist Ende Woche 4.
Jetzt stoßen Sie auf etwas Neues. Gemäß Regel 2 zeigen die beiden Pfeile, die zu Vorgang 5 führen, dass Sie Vorgang 5 nicht eher beginnen dürfen, bis beide Aktivitäten 1 und 4 beendet sind. Auch wenn Sie Vorgang 4 bis Ende Woche 4 beenden können, können Sie Vorgang 1 nicht vor Ende Woche 5 beenden. Deshalb kann Vorgang 5 nicht eher als Anfang Woche 6 beginnen.
Diese Situation erklärt die folgende Regel: Wenn zwei oder mehr Vorgänge in einen nächsten Vorgang münden, ist der früheste Anfangszeitpunkt dieses Vorgangs der früheste Endzeitpunkt der beiden vorhergehenden Vorgänge. In unserem Beispiel sind die frühesten Anfangszeitpunkte von Vorgang 4 und Vorgang 1 Ende Woche 4 oder 5. Deshalb ist der früheste Anfangszeitpunkt von Vorgang 5 Anfang Woche 6.
Brummt Ihnen schon der Schädel? Keine Sorge, Sie haben es gleich geschafft.
✓ Der früheste Anfangszeitpunkt von Vorgang 5 ist Anfang Woche 6.
✓ Der früheste Endzeitpunkt von Vorgang 5 ist Ende Woche 7.
✓ Der früheste Endzeitpunkt von Vorgang 2 ist Ende Woche 6. Deshalb können Sie das gesamte Projekt frühestens Ende Woche 7 beenden (also das Ereignis Projektende erreichen).
Sie haben bisher folgende Informationen über Ihr Projekt herausgefunden:
✓ Die Länge des kritischen Pfades beträgt sieben Wochen, das ist die kürzeste Zeitspanne, in der das Projekt beendet werden kann. Es gibt einen kritischen Pfad, der sieben Wochen dauert; er besteht aus dem Ereignis Start, Vorgang 1, Vorgang 5 und das Ereignis Ende.
✓ Vorgang 2. Vorgang 3 und Vorgang 4 sind keine kritischen Pfade.
✓ Die frühesten Anfangs- und Endzeitpunkte Ihres Projekts sind in Tabelle 5.1 zusammengefasst.
Vorgang | Frühester Anfangszeitpunkt | Frühester
Endzeitpunkt |
1 | Anfang Woche 1 | Ende Woche 5 |
2 | Anfang Woche 6 | Ende Woche 6 |
3 | Anfang Woche 1 | Ende Woche 1 |
4 | Anfang Woche 2 | Ende Woche 4 |
5 | Anfang Woche 6 | Ende Woche 7 |
Tabelle 5.1: Früheste Anfangs- und Endzeitpunkte für Abbildung 5.2
Die Rückwärtsrechnung – Pufferzeiten, FAZ und FEZ ermitteln
Die Hälfte haben Sie schon geschafft. Jetzt müssen Sie noch feststellen, wie lange Sie die einzelnen Aktivitäten auf den unterschiedlichen Pfaden verzögern und trotzdem das Projekt zum frühestmöglichen Zeitpunkt beenden können. Diese Analyse vom Projektende zum Projektanfang nennt man Rückwärtsrechnung. Sie haben bei der Vorwärtsrechnung festgestellt, dass das Ereignis Ende frühestens Ende Woche 7 erreicht werden kann. Regel 2 besagt aber, dass Sie das Ereignis Ende nicht erreichen können, bevor Sie nicht Vorgang 2 und Vorgang 5 abgeschlossen haben. Wenn Sie also Ihr Projekt bis Ende Woche 7 abgeschlossen haben möchten, dürfen Sie die Vorgänge 2 und 5 nicht später als Ende Woche 7 beenden. Sehen Sie sich noch einmal den unteren Pfad an, der aus den Vorgängen 3, 4 und 5 besteht.
✓ Sie müssen Vorgang 5 spätestens Anfang Woche 6 beginnen, wenn er bis Ende Woche 7 beendet sein soll.
✓ Regel 2 besagt, dass Sie Vorgang 5 nicht eher beginnen können, bevor Sie Vorgang 1 und Vorgang 4 beendet haben. Also müssen Sie Vorgang 1 und Vorgang 4 spätestens bis Ende Woche 5 beendet haben.
Das bedeutet, dass Sie Vorgang 4 spätestens Anfang Woche 3 beginnen müssen.
✓ Sie müssen Vorgang 3 beendet haben, bevor Sie mit Vorgang 4 beginnen, also muss Vorgang 3 spätestens bis Ende Woche 2 beendet sein,
✓ Vorgang 3 muss spätestens Anfang Woche 2 begonnen werden.
Und zum Schluss sehen Sie sich noch einmal den oberen Pfad an.
✓ Vorgang 2 muss spätestens Anfang Woche 7 beginnen.
✓ Mit Vorgang 2 können Sie erst beginnen, wenn Vorgang 1 beendet ist. Also muss Vorgang 1 spätestens bis Ende Woche 6 beendet sein.
Auch hier stoßen Sie wieder auf etwas Neues. Sie müssen Vorgang 1 bis Ende Woche 5 beenden, damit Vorgang 5 Anfang Woche 6 beginnen und Ende Woche 6 beendet werden kann, sodass man mit Vorgang 2 Anfang Woche 7 beginnen kann. Wenn Vorgang 1 bis Ende Woche 5 beendet wird, werden beide Voraussetzungen erfüllt. Diese Situation veranschaulicht folgende Regel: Wenn zwei oder mehr Pfeile aus demselben Vorgang oder Ereignis herausführen, ist der früheste Zeitpunkt, zu dem der Vorgang beendet oder das Ereignis erreicht sein muss, der früheste der spätesten Anfangszeitpunkte, zu dem die Vorgänge beginnen oder die Ereignisse erreicht sein müssen, zu denen diese Pfeile führen.
In Abbildung 5.2 sind die spätesten Anfangszeitpunkte von Vorgang 2 und Vorgang 5 Anfang Woche 7 oder Anfang Woche 6. Der späteste Endzeitpunkt, zu dem Vorgang 1 beendet sein muss, ist daher Ende Woche 5. Der Rest ist klar: Vorgang 1 muss spätestens Anfang Woche 1 begonnen werden.
Die spätesten Anfangs- und Endzeitpunkte in Ihrem Projekt sind in Tabelle 5.2 dargestellt.
Vorgang Spätester Anfangszeitpunkt Spätester Endzeitpunkt
1 Anfang Woche 1 Ende Woche 5
2 Anfang Woche 7 Ende Woche 7
3 Anfang Woche 2 Ende Woche 2
4 Anfang Woche 3 Ende Woche 5
5 Anfang Woche 6 Ende Woche 7
Tabelle 5.2: Späteste Anfangs- und Endzeitpunkte für Abbildung 5.3
Bestimmt haben Sie manchmal das Gefühl, in all diesen Berechnungen zu versinken. Sie können sich alle FAZ, SAZ. FEZ und SEZ über die einzelnen Felder schreiben. Dann sieht der gesamte Ablauf schon viel übersichtlicher aus. In .Abbildung 5.3 sehen Sie, wie das aussehen kann.
Abbildung 5.3: Beispiel-Netzplan mit eingetragenen FAZ, SAZ. FEZ und SEZ
Zum Schluss sollten Sie mit einer der beiden folgenden Methoden die Pufferzeiten ermitteln:
✓ Ziehen Sie den frühestmöglichen Anfangszeitpunkt vom spätestmöglichen Anfangszeitpunkt ab.
✓ Ziehen Sie den frühestmöglichen Endzeitpunkt vom Spätestmöglichen Endzeitpunkt ab.
Die Vorgänge 2, 3 und 4 haben Pufferzeiten von einer Woche, während die Vorgänge 1 und 5 keine Pufferzeiten haben. Anmerkung: Wenn die Pufferzeit für einen Vorgang 0 ist, liegt dieser Vorgang auf dem kritischen Pfad.
Die Pufferzeit eines Vorgangs ist die Zeitspanne, um die man den Vorgang verzögern kann, ohne dass die gesamte Projektlaufzeit verzögert wird. Die Pufferzeit ist aber von einer ganzen Reihe von Vorgängen abhängig und nicht nur von einem einzigen. In Tabelle 5.3 sehen Sie. dass beide Vorgänge 2 und 3 (die beide auf demselben Pfad liegen) eine Pufferzeit von einer Woche haben. Wenn Vorgang 2 um eine Woche verzögert wird, hat Vorgang 3 eine Pufferzeit von 0.