Im letzten Abschnitt war von verlockenden Stellenanzeigen die Rede. Dabei spielt natürlich auch neben der eigentlichen Position das Image der Firma eine Rolle. Viele Menschen finden es – aus ganz unterschiedlichen Gründen – gut, in renommierten Firmen zu arbeiten. Man denke an Fluggesellschaften, an Medienunternehmen, große Autokonzerne, Bankhäuser und andere. Auch der öffentliche Dienst wird gern genannt, obwohl die Verdienstmöglichkeiten durch fest vorgegebene Strukturen (BAT oder Bundesbesoldungsgesetz) nicht immer sonderlich attraktiv sind. Jedoch mag hier der Gesichtspunkt eines sicheren Arbeitsplatzes ebenso ein Motiv sein wie die Tatsache, dass man z. B. sagen kann, man sei „im Innenministerium“ beschäftigt. Ob Sie es glauben oder nicht, für viele Leute ist es sehr wichtig, mit dem Namen des Arbeitgebers im Bekanntenkreis oder sonstwo renommieren zu können. Kein anderer Bewerbungsgrund ist so häufig Anlass für so genannte blinde Bewerbungen wie der Wunsch, in einem bestimmten Unternehmen tätig zu sein. Das ist auch nicht verwunderlich, denn zum einen werden gute Positionen in attraktiven Unternehmen oftmals ohne öffentliche Stellenausschreibungen vergeben, und zum anderen bleibt dem Bewerber deshalb auch gar keine andere Wahl, als sich durch direkte Nachfrage bei seiner Wunschfirma zu bewerben.
Es spricht sich natürlich in Bewerberkreisen herum, wie man von guten Positionen bei ebenso guten Firmen erfährt. Wenn frei werdende Positionen nicht öffentlich ausgeschrieben werden, dann werden sie in vielen Fällen jedoch zumindest intern ausgeschrieben. Und so ist es nicht selten, dass sich externe Bewerber, die von Freunden und Bekannten über interne Stellenausschreibungen informiert worden sind, hierauf bewerben. Bei solchen Bewerbungen wird häufig der Fehler gemacht, dass im Anschreiben nicht gesagt wird, wodurch man von der (intern) ausgeschriebenen Position erfahren hat. Viele Bewerber schreiben das Unternehmen dann allgemein an, beschreiben aber exakt das ausgeschriebene Aufgabengebiet. Allerdings wird spätestens im Vorstellungsgespräch die Frage gestellt, woher der Bewerber oder die Bewerberin von der Stelle wusste. Der klassische Fall einer gezielten firmenorientierten Bewerbung ist jedoch der, dass man sich einfach durch eine ganz normale Anfrage bei denjenigen Firmen nach Beschäftigungsmöglichkeiten erkundigt, in denen man gerne tätig sein möchte. Ein solcher Brief (hier an die Lufthansa AG) sieht dann zum Beispiel so aus wie der folgende (Auszug):
„Seit vier Jahren bin ich mit gutem Erfolg im Kundenservice des Reisebüros Müller in Köln tätig. In dieser Zeit konnte ich mir umfassende Kenntnisse und Erfahrungen insbesondere im Bereich der internationalen Flugbuchungen aneignen und beherrsche sämtliche Richtlinien und Bestimmungen. Daneben spreche ich fließend englisch und französisch. Da mein jetziger Arbeitgeber, bedingt durch seine Größe, für mich keine weiteren Berufsperspektiven bieten kann, ist es mein Wunsch, mich zu verändern. Ihr Unternehmen ist mir durch meine jetzige Tätigkeit schon lange ein Begriff, und es würde mich sehr freuen, wenn Sie in Ihrem Hause eine Beschäftigungsmöglichkeit für mich sähen; wenn auch vielleicht nicht gleich, so doch mittel- oder längerfristig.“
In diesem Beispiel wird deutlich, dass eine „Wunschfirma“ angeschrieben wurde, aber auch, dass ein fachlicher Bezug vorhanden ist, der beim neuen Arbeitgeber zumindest Interesse wecken könnte. Solche Bewerbungen sind oft erfolgreicher als solche, die sich ohne Begründung nur auf eine bestimmte Firma beziehen. Auch dazu ein Beispiel:
Ein 38-jähriger Verlagskaufmann, Arbeitsgebiet Lizenzen, wollte sich verändern und um jeden Preis in einen öffentlich-rechtlichen Fernsehsender, weil er wusste, dass es dort eine Abteilung „Holi“ (Honorare und Lizenzen) gibt. Für ihn war jedoch allein wichtig bei eben diesem TV- Sender zu arbeiten. Er schrieb u.a. Folgendes: „Ihr Sender ist mir seit Jahren ein Begriff. Es ist seit jeher mein Wunsch in Ihrem Hause tätig zu werden. Deshalb bitte ich Sie um Prüfung, ob Beschäftigungsmöglichkeiten bestehen. Ich bin sehr vielseitig und in jedem Fall belastbar. Über eine rasche Antwort würde ich mich sehr freuen, weil ich mich schnellstens verändern will.“
Der Bewerber bekam eine Absage, und das, obwohl – was er jedoch nicht wusste – in seinem angestammten Arbeitsgebiet Lizenzen eine Position frei war. Leider hatte er es versäumt, seine speziellen Fähigkeiten zu erwähnen; einen kurzen, informativen Lebenslauf zum Beispiel hatte er seinem Anschreiben ebenfalls nicht beigefügt. Der Personalleiter musste deshalb von einer allgemeinen Anfrage ausgehen, wobei ihn noch störte, dass der Wechsel schnell erfolgen sollte. Denn das wird meistens als Indiz dafür gewertet, dass der Arbeitnehmer das Unternehmen wechseln muss. Es ist durchaus nichts dagegen einzuwenden, sich bei Wunschfirmen zu bewerben. Nur sollte man dann wirklich so offen sein und die Gründe dafür mitteilen. Allein das Interesse an einer Firma
ist jedoch nicht genug, man sollte schon von seinem jetzigen Aufgabengebiet ausgehen und dies als Ansatzpunkt für eine gleiche oder ähnliche Tätigkeit herausstellen. Außerdem ist es immer hilfreich, solchen blinden oder Kurzbewerbungen einen knappen, aber informativen tabellarischen Lebenslauf beizufügen, damit sich der Leser rasch einen Überblick verschaffen kann.
Ist die Wunschfirma außerhalb des jetzigen Wohn- und Arbeitsortes, dann ist es stets auch angebracht, zu erwähnen, dass man gewillt ist, in eine andere Stadt umzuziehen. Schließlich sei noch erwähnt, dass man bei diesen Bewerbungen bei so genannten Wunschfirmen leider sehr oft einen typischen Bewerberfehler feststellt, der etwas befremden mag: Es mangelt oft an der genaueren Kenntnis des Unternehmens. Denn wenn sich schon jemand für eine ganz bestimmte Firma bewirbt, sollte man eigentlich meinen, dass er auch über Produkte, Arbeitsweisen usw. Bescheid weiß. Doch dem ist erstaunlich häufig nicht so. Viele Bewerber schreiben blauäugig an Firmen, von denen oder deren Besonderheiten sie im Grunde überhaupt keine Ahnung haben. Informieren Sie sich deshalb vorher (in Branchenorganen, in den Wirtschaftsteilen der Tageszeitungen oder durch Firmenhandbücher). Es gibt inzwischen sogar Bücher über Unternehmen mit guten Berufs- und Karrierechancen. Ungenutzt bleibt häufig auch die Möglichkeit, gerade in größeren Unternehmen, sich über die Presseabteilung Material zusenden zu lassen oder im Internet die Websites großer und auch kleiner Unternehmen als Informationsquelle abzurufen. Nicht selten sind bereits dort freie Stellen markant angesprochen.