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Fundamentalanalyse beim Aktienhandel – das Kurs-Umsatz-Verhältnis

Diese Kennzahl, die auch in einer Anlagestrategie eine zentrale Rolle spielt, ist sehr aufschlussreich, denn anders als beim Jahresergebnis kann eine Aktiengesellschaft die Umsätze nicht durch bilanzpolitische Maßnahmen schönen. Der Umsatz ist eine ungemein aussagekräftige Kennziffer, die als Faktum viel über das Unternehmen aussagt. Ein Unternehmen, das ständig sinkende Umsätze ausweist, schlittert früher oder später in eine Krise. Es ist auch kein gutes Omen, wenn die Umsätze über Jahre auf dem gleichen Niveau stagnieren. Von einem soliden Unternehmen wird erwartet, dass es jedes Jahres die Umsätze steigert.

Sie sollten in diesem Zusammenhang die Umsätze mit dem Jahresüberschuss über einen Zeitraum vergleichen. Wenn die Umsätze zwar stetig zunehmen, aber der Jahresüberschuss zurückgeht, dann bedeutet dies, dass das Unternehmen die Kosten nicht im Griff hat. Hält diese Situation langfristig an, kann es sein, dass das Unternehmen trotz steigender Umsätze irgendwann Probleme hat. Umgekehrt ist es seltsam, wenn eine Aktiengesellschaft zwar steigende Gewinne verbucht, aber die Umsätze stagnieren oder sogar fallen. In solch einem Fall hat das Unternehmen das Jahresergebnis durch bilanzpolitische Maßnahmen schön gefärbt, beispielsweise indem es die Abschreibungen höher angesetzt hat, was in manchen Situationen zulässig ist, oder indem es Beteiligungen oder Grundstücke verkauft hat. Durch solche Sondermaßnahmen kann eine Krisensituation in einem Unternehmen geschickt kaschiert werden. Sie sollten sich daher nie von einem guten Jahresergebnis blenden lassen: Entscheidend ist, wie das Ergebnis zustande kam.
Bei den Umsätzen sollten Sie eventuell prüfen, ob es bestimmte Geschäftsfelder gab, die den Löwenanteil der Umsätze auf sich vereinen. In vielen Industrieunternehmen gibt es Sparten, die besser laufen als andere. Dann ist es wichtig zu beurteilen, ob sich der Konzern langfristig von den maroden Geschäftsfeldern trennen möchte oder ob sie noch längere Zeit quersubventioniert werden.

Um den Umsatz besser beurteilen zu können, verwendet man die Kennzahl Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV). Dabei wird der aktuelle Börsenkurs durch den Umsatz je Aktie geteilt. Auch hier gilt, was bereits beim Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) oder dem Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV) erwähnt wurde: Ein Vergleich ist stets nur innerhalb der Branche sinnvoll. Der faire Wert beim Kurs- Umsatz-Verhältnis ist 1,0. Sie sollten diese Regel allerdings bei der Aktienanalyse nicht schematisch anwenden. Der Branche durchschnitt ist als Richtgröße maßgeblich. Gute Aktiengesellschaften liegen knapp unter dem Branchendurchschnitt. Ein hoher Wert (beispielsweise 3,0 bis 6,0 oder noch mehr) beim KUV deutet darauf hin, dass das Unternehmen zu wenig Umsätze erwirtschaftet. Der Aktienkurs ist dann vorausgeeilt, aber die Umsatzerlöse konnten nicht mithalten. Eine solche Bewertung kann darauf hindeuten, dass die Marktteilnehmer glauben, das Unternehmen werde in Zukunft bessere Ergebnisse vorweisen und den Absatz steigern. In der Regel ist aber ein zu hohes Kurs-Umsatz- Verhältnis eher ein negatives Zeichen.

Umgekehrt signalisiert ein niedriges KUV (weniger als 1,0 oder im Extremfall weniger als 0,5), dass das Unternehmen zwar hohe Umsätze vorweisen kann, aber der Aktienkurs nicht steigt. Dann muss man sich als Anleger fragen: Warum steigt der Aktienkurs nicht mit den wachsenden Umsätzen? Ist das Unternehmen ein Small Cap, also ein wenig beachteter Nischenwert? Oder gibt es möglicherweise andere Umstände, die das Unternehmen an einer weiteren Expansion hindern wie Managementprobleme oder andere Faktoren?
Sie sollten als Anleger keine Aktien kaufen, die ein zu hohes Kurs-Umsatz-Verhältnis haben. Die Umsätze dieser Unternehmen stehen in keiner günstigen Relation zum Börsenkurs. Ein niedriges KUV ist immer vorteilhafter; jedoch sollte der Branchendurchschnitt als Richtschnur dienen. Weicht das KUV zu sehr nach unten ab, sollten Sie herausfinden, wie sich der Aktienkurs entwickelt hat und weshalb er hinter dem Umsatzwachstum zurückblieb.