Die Deutsche Börse hat 1,1 Milliarden Euro durch den Börsengang eingenommen. Sie will das Geld investieren, um weiter zu wachsen und international wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Investitionspipeline ist so groß wie nie zuvor, so Finanzchef Hlubek. Und erstmals seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 1992 werde man es nicht schaffen, dies alles nur aus den laufenden Einnahmen zu finanzieren. In allen Geschäftsbereichen sollen die Aktivitäten erweitert werden. Dazu gehört der Ausbau des Xetra-Handelssystems zur dominierenden europäischen Plattform, auch für internationale Teilnehmer. Die Terminbörse Eurex soll ihre international führende Stellung behaupten, mit neuen Investitionen und der Erweiterung auf andere Märkte, wie zum Beispiel Asien.
Darüber hinaus könnte man nach Aussagen des Finanzvorstands im Bereich Informationsprodukte auch kleinere Dienstleister zukaufen, auch im Bereich Informationstechnologie für die Tochter Deutsche Börse Systems. Viel Geld kosten werde auch der Aufbau einer Zentralen Gegenpartei, die das so genannte Netting ermöglicht. Netting heißt, dass alle Wertpapiertransaktionen eines Anlegers im Laufe des Tages gegeneinander aufgerechnet werden. Dann müssen nur noch die netto übrig gebliebenen Geschäfte abgerechnet und abgewickelt werden. Dies bringt hohe Kosteneinsparungen für die Banken und Broker. Im internationalen Wettbewerb der Börsen wird es, wie Börsenchef Werner Seifert sagte, in erster Linie auf die Qualität der Handelssysteme ankommen. Seiner Ansicht nach gibt es nur zweieinhalb Börsen, die ein gutes System haben und sich dies auch weiterhin leisten können: Euronext (der Zusammenschluss der Börsen von Paris, Brüssel und Amsterdam), die Deutsche Börse und zur Hälfte die schwedische Börsengesellschaft OM Gruppen. Alle anderen Börsen, auch die Londoner, haben laut Seifert wenig Aussichten, die Systementwicklung weiter zu finanzieren, um zu ähnlich niedrigen Kosten zu kommen, wie sie die Deutsche Börse hat oder in Zukunft haben soll.
Seifert hofft, dass in einigen Jahren alle wichtigen Börsen und Abwicklungsorganisationen in Europa börsennotiert sind. Dann unterlägen sie dem Diktat des Marktes und müssten ihr Geschäft nach dem Sharehol- der-Value ausrichten. Das Spiel werde spannender, professioneller und marktgetriebener. Die Gefahr, dass eines Tages nur eine einzige Börse als Monopol übrig bleiben wird, sieht er nicht. Er glaubt nicht an eine Weltbörse, sondern an ein sich hart bekämpfendes Oligopol.
Also, Anleger, höret und sehet auch diese Signale in einer Momentaufnahme. Das einzig Konstante ist ja der Wandel. Und besonders durch das Internet wird die große Finanzwelt zu einer breiten Einkaufsstraße, wo einem täglich an jeder Ecke immer neue Angebote gemacht werden. Was heute noch das Beste war, wird morgen von einer anderen Börse vielleicht schon überboten.