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Insolvenzen in Deutschland: Warum der Mai-Rückgang kein Entwarnungssignal ist

Deutsche Insolvenzen im Wandel: Ein Hoffnungsschimmer inmitten wirtschaftlicher Turbulenzen

Es sind seltene Zahlen, die das Statistische Bundesamt da für den Mai veröffentlicht hat – und sie fallen unerwartet positiv aus: Die Zahl der regulären Unternehmensinsolvenzen in Deutschland ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken, um 0,7 Prozent. Es ist das erste Mal seit über zwei Jahren, dass dieser wichtige Indikator für die wirtschaftliche Gesundheit des Landes eine solche Entlastung signalisiert.

Doch so erfreulich diese Nachricht zunächst klingt, so vorsichtig wird sie von Experten eingeordnet. Denn für das Gesamtbild genügt ein Blick auf das erste Quartal 2025 – und der lässt kaum Zweifel: Die deutschen Unternehmen stehen weiterhin unter massivem Druck.

Ein Quartal voller Warnsignale: Höchste Firmenpleiten seit elf Jahren

Zwischen Januar und März mussten 5.891 Unternehmen Insolvenz anmelden – ein Anstieg von über 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Damit verzeichnet Deutschland die höchste Zahl an Unternehmenspleiten in einem ersten Quartal seit mehr als einem Jahrzehnt.

Besonders alarmierend: Die geschätzten Forderungen der Gläubiger summieren sich auf knapp 20 Milliarden Euro – fast doppelt so viel wie im Vorjahr. Hinter diesen Zahlen stehen nicht nur wirtschaftliche Prozesse, sondern Menschen, Existenzen, Familien. Ein Warnzeichen, das nicht übersehen werden darf.

Von Auftragsflaute bis Bürokratie: Eine Wirtschaft im Spannungsfeld

Die Gründe für den Anstieg der Pleiten sind vielschichtig. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) bringt es auf den Punkt: „Ein Mangel an Aufträgen und eine zähe Nachfrage treffen auf explodierende Kosten für Energie, Personal und Bürokratie.“ Gerade kleine und mittelständische Unternehmen, das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, geraten unter Druck.

Erschwerend kommt die internationale Lage hinzu. Handelskonflikte, wie sie zuletzt durch die US-Zollpolitik angeheizt wurden, erzeugen zusätzliche Unsicherheit – für exportorientierte Unternehmen oft ein unkalkulierbares Risiko.

Auch Verbraucher zunehmend betroffen

Nicht nur Unternehmen kämpfen ums Überleben – auch viele Privatpersonen sehen sich mit wachsenden finanziellen Herausforderungen konfrontiert. Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen ist im ersten Quartal 2025 um 6,3 Prozent auf über 18.500 Fälle gestiegen. Ursachen dafür sind unter anderem steigende Lebenshaltungskosten, Mietpreise und die anhaltende Inflation.

Gerade Haushalte mit geringen Rücklagen geraten schnell in eine finanzielle Schieflage, wenn unerwartete Ausgaben auftreten oder die Erwerbssituation sich verschlechtert.

Was bleibt: Ein fragiles Gleichgewicht

Der leichte Rückgang im Mai mag ein vorsichtiger Lichtblick sein. Doch Wirtschaftsexperten mahnen zur Zurückhaltung: Noch sei unklar, ob es sich um eine echte Trendwende handelt oder nur um eine statistische Schwankung. Klar ist hingegen: Die wirtschaftliche Lage bleibt angespannt – und verlangt nach gezielten Maßnahmen, um Unternehmen und Verbraucher gleichermaßen zu stützen.