Eine oft unterschätzte Bedeutung für die Bewerbung hat der Lebenslauf. Aus ihm sollten in knapper Form alle wichtigen Angaben für den neuen Arbeitgeber ersichtlich sein. Er darf nicht zu umfangreich, aber auch nicht zu dürftig sein. Vergessen wird immer wieder eine Grundregel: Der Lebenslauf muss lückenlos sein! Zunächst sei festgehalten, was zwingend in einem Lebenslauf enthalten sein muss:
– Name
– Geburtsdatum und -ort
– Familienstand einschließlich Kinder
– Staatsangehörigkeit
– Schulausbildung einschließlich Fach- und Hochschulen
– Berufsausbildung
– Berufstätigkeiten
– Berufsbezogene Fortbildungsmaßnahmen
– ggf. Wehrdienst oder Zivildienstzeiten
– Angaben zu Führerschein und Sprachkenntnissen
Darüber hinaus kann man Angaben zu den Eltern (meistens bei Auszubildenden oder jüngeren Leuten) oder zur Berufstätigkeit des Ehegatten machen. Angaben zu den Geschwistern gehören indes nicht in den Lebenslauf, allenfalls, wenn Sie kurz die Anzahl erwähnen, nicht aber Alter und Berufe. Denn das interessiert die meisten Arbeitgeber nicht. Ebenso können Sie unter „Sonstiges“ Angaben zu Ihren Hobbys machen. Nachdem eine Zeitlang die Ansicht vorherrschte, Hobbyangaben im Lebenslauf seien überflüssig, legt man jetzt wieder Wert darauf, wahrscheinlich, weil die Persönlichkeitskomponente der Bewerber wieder stärker betont wird. Hüten Sie sich, bei den Hobbys falsche oder gar zu viele Angaben zu machen; beides kann Sie in peinliche Situationen bringen. Wenn Sie schreiben, dass Sie gerne lesen und ins Theater gehen, müssen Sie sich im Vorstellungsgespräch auf die Randfrage vorbereiten, welches Geldanlage-Portal Sie gerade lesen oder welches Theaterstück Sie zuletzt gesehen haben. Kommt dann von Ihnen keine überzeugende Antwort, könnten Sie den Eindruck erwecken, dass Sie die Angaben eher gedankenlos oder aus Gründen des Renommees gemacht haben. Auch wenn Sie zu viele Hobbys angeben, kann das ins Auge gehen. Ein Beispiel aus einem Lebenslauf:
Sonstiges: Trainer der Fußballjugend beim VfB X Ehrenamtlicher Gruppenleiter beim DRK Ehrenamtlicher Schatzmeister beim Skatclub Mitglied im Vorstand des örtlichen Siedlerbundes
Da fragt sich der Personalleiter, wann der Bewerber eigentlich noch Zeit hat, seiner Arbeit nachzugehen, und befürchtet außerdem, dass er bei so viel Verpflichtungen den Kopf für seine
Arbeit nicht recht frei hat. Ähnlich ist die Situation, wenn Sie gefährliche Sportarten betreiben, z. B. Autocrash, Motorradrennen, Fallschirmspringen o. A. Hier besteht immer die Gefahr, dass Sie wegen Verletzungen auf längere Zeit für den Arbeitgeber aus- fallen. Allerdings sind Sie als Bewerber nicht verpflichtet, solche Angaben zu machen; deshalb sollten Sie es auch nicht tun. Angaben zur Religion sind entbehrlich, es sei denn, Sie bewerben sich in einer konfessionellen Einrichtung, in der Ihr Glaubensbekenntnis Voraussetzung ist. Ebenso entbehrlich sind Angaben zur Schwerbehinderung, es kann aber geboten sein, eventuell im Anschreiben kurz auf diesen Umstand einzugehen, z. B. wenn Sie keine wahrnehmbare körperliche Behinderung haben. Der Lebenslauf muss wie erwähnt lückenlos sein. Man kann sich auf Jahresangaben beschränken, besser aber sind exakte Datenangaben. Wenn Sie Lücken zwischen zwei Tätigkeiten haben, dann erläutern Sie diese bitte, z.B.
■ 1.7.2001-30.9.2001 arbeitslos oder
■ 15.10.2001-30.11.2001 USA-Studienreise.
Viele Bewerber schämen sich immer noch, dass sie einmal arbeitslos waren oder es noch sind, und versuchen diesen Tatbestand dann ungeschickt zu umschreiben. Die eben erwähnte Reiseangabe war zwar echt, entpuppte sich aber bei Befragen als Arbeitslosigkeit und dazu noch als reine Urlaubsreise. Deshalb beachten Sie bitte die folgende
■ Faustregel: Halten Sie sich bei Angaben in Ihrem Lebenslauf immer an die Wahrheit!
Es kommt auch vor, dass Bewerber ganze Zeitabschnitte bewusst unterschlagen, z. B. missglückte Probezeiten nicht erwähnen. Auch dazu ein Beispiel:
Ein junger Mann, Organisationsprogrammierer, hatte bei einer Firma einmal Pech, weil ihm weder das Arbeitsgebiet noch der Vorgesetzte gefiel, auch er kam nicht besonders gut an. Man trennte sich nach sechsmonatiger Probezeit. Der Mann bekam eine Arbeitsbescheinigung, in der zwischen den Zeilen (!!) zu lesen stand, dass er den Erwartungen leider nicht entsprochen habe, und auch, dass man sich innerhalb der Probezeit einvernehmlich getrennt hätte. Bei fast jeder Bewerbung wurde der Mann darauf angesprochen und hatte jedesmal das ungute Gefühl, hier in eine negative Beurteilung zu kommen. Deshalb kam er auf die Idee, das unselige halbe Jahr einfach im Lebenslauf als Berufsabschnitt zu negieren und es als „Fortbildung im DV-Bereich“ zu deklarieren. Damit fuhr er dann bei den folgenden Bewerbungen wesentlich besser und wurde auch irgendwann von einem Arbeitgeber eingestellt, der nach diesem halben Jahr (für das natürlich keine Fortbildungszertifikate Vorlagen) gar nicht sonderlich nachgefragt hatte. Doch das Glück währte nicht lange. Durch einen dummen Zufall hatte die Lohnbuchhaltung des Arbeitgebers einen Leistungssachverhalt mit der Krankenkasse des Mannes zu klären, dabei kam auch zur Sprache, dass in dem fraglichen halben Jahr Beiträge gezahlt worden waren. Der Schwindel flog auf, zum Glück handelte sich der Mann lediglich eine Ermahnung ein.
Dieses Beispiel mag für sich sprechen und unterstützt die Forderung, stets bei der Wahrheit zu bleiben. Die Darstellung des Lebenslaufes kann prosaisch chronologisch erfolgen, was heute jedoch, gegenüber früher, selten ist. Die klassische prosaische Darstellung des Lebenslaufes ist übrigens handschriftlich, was ab und an (besonders bei Führungskräften) in den Stellenanzeigen explizit gefordert wird. Lesen Sie übrigens in Bezug auf den Lebenslauf genau, was in der Stellenanzeige des Arbeitgebers gefordert wird, und halten Sie sich daran. Der prosaische Lebenslauf hat den Vorteil, dass man sich zwingen muss, in Kürze Wesentliches verständlich darzustellen. Beschränken Sie sich auf maximal zwei Seiten; alles, was darüber hinausgeht, macht keinen guten Eindruck.
Der heute übliche Lebenslauf ist tabellarisch und Maschinen geschrieben (in aller Regel auf PC). Dabei unterscheidet man die entwicklungsbezogene Chronologie, die mit der Schulausbildung beginnt und beim jetzigen oder letzten Arbeitgeber endet, und die aktualitätsbezogene Rückwärtschronologie.
Diese letzte Variante, bei der der Lebenslauf mit der letzten Station beginnt, findet man häufig im anglo-amerikanischen Raum und auch bei Bewerbern mit beruflichem Bezug in diese Länder. Obwohl gegen die Rückwärtschronologic im Prinzip nichts einzuwenden ist, kommen viele Bewerber in Bedrängnis, wenn sie ihren Lebenslauf nicht terminbezogen, sondern sachbezogen aufbauen. Leichter und besser lesbar ist nach wie vor die echte chronologische Darstellung (entwicklungsbezogen). Dabei können Sie nach Jahren aufbauen oder nach Abschnitten (Schulausbildung, Berufsausbildung, Berufstätigkeit und Fortbildung). Zweifel tauchen immer wieder auf, wo man bei sachbezogenem Aufbau die Praktika unterbringt. Denn für den einen gehören sie zur Rubrik „Berufsausbildung“, für den anderen zur „Berufstätigkeit“ oder gar unter „Sonstiges“. Prüfen Sie deshalb stets den Charakter eines Praktikums. Ist es z. B. eine vom Arbeitgeber nicht bezahlte Kennenlernphase eines Berufsfeldes, gehört es unter die Rubrik „Berufsausbildung“. Hat es hingegen eher die Form eines Volontariates, das vom Arbeitgeber auch in Form von Gehalt entlohnt wird, gehört es zu den Berufstätigkeiten. Maßstab ist die Dauer eines Praktikums. Je länger es dauert, umso mehr spricht für eine Berufstätigkeit.
Eine weitere Form der Darstellung des Lebenslaufes ist die individuell-originelle. Bei dieser Darstellungsform, die man sehr oft bei Bewerbungen auf kreative Berufe oder solche, in denen es eher unkonventionell zugeht (Werbung, Medienbereich), vorfinden kann, erlebt man als Leser oft angenehme Überraschungen, aber auch missglückte „Kunstversuche“. In einem Fall hatte ein Bewerber seinen Lebenslauf bildlich illustriert, erregte damit auch die beabsichtigte Aufmerksamkeit, übersah aber, dass er sich auf eine recht konventionelle Tätigkeit als Anzeigenleiter beworben hatte, zu der diese Form nicht so recht passte. In einem anderen Fall bot der Bewerber ein übersichtliches Organigramm an, knapp, sachlich und präzise. Weil er zwei Grundvoraussetzungen nicht erfüllte, brachte ihm dies zwar nicht den Job ein, aber immerhin ein Lob, was ihn darin bestärkte, seinen Lebenslauf weiterhin in dieser Form darzustellen. Häufig gehen in den Personalbüros Lebensläufe ein, die an Ausführlichkeit kaum zu überbieten und mitunter auf Sonderseiten noch kommentiert sind. Genauso unangebracht sind Kurzlebensläufe, die zu kurz sind, um der ersten Orientierung zu dienen. Beide werden ihren Verfassern keinen Erfolg bringen. Leider glauben immer wieder viele Bewerber bestimmte Details ihres Lebenslaufes auf einem besonderen Blatt kommentieren oder – noch schlimmer – im Lebenslauf einfügen zu müssen; dadurch wird der Lebenslauf nur ungebührlich aufgebläht. Auch hierzu ein Beispiel:
Schulausbildung: Gymnasium Lerchenfeld
Abschluss: Abitur, Note: 3,4
Anmerkung: Wegen eines Lehrerwechsels in Mathematik und Physik verschlechterte ich mich in den Ausgangsnoten, weil ich mit den Lehrern nicht klarkam, vorher hatte ich einen Schnitt von 2,8.
So etwas ist fatal für einen Bewerber, uninteressant für den Arbeitgeber und ändert ja auch nichts an den Tatsachen. Verzichten Sie deshalb grundsätzlich auf jegliche Kommentierung zu Stationen Ihres Lebenslaufes; das gilt auch für den prosaischen Lebenslauf. Was zählt, sind die Fakten, sonst nichts. Wenn Sie Erzählungsbedarf haben, können Sie das allenfalls im Bewerbungsgespräch realisieren, jedoch auch nur, wenn es sachlich geboten scheint. Denken Sie bitte daran, dass viele Personalleiter den Lebenslauf als erste Orientierung über Ihren Werdegang benutzen. Stellen Sie deshalb Ihre Ausbildungs- und Berufsstationen übersichtlich dar und heben Sie wichtige Abschlüsse oder Berufsbezeichnungen im Schriftbild hervor, um dem Leser eine rasche Übersicht zu ermöglichen. Je übersichtlicher die grafische Gestaltung Ihres Lebenslaufs ist, umso schneller kann sich der Leser einen Eindruck von Ihrem Werdegang verschaffen.
Versehen Sie Ihren Lebenslauf immer mit einem aktuellen Datum und unterschreiben Sie ihn. Vermeiden Sie in jedem Fall auf einem bereits fertigen Lebenslauf Nachträge in anderer Maschinenschrift oder gar mit der Hand anzubringen. Die modernen Methoden mit PC oder Speicherschreibmaschine machen es heute möglich, Texte abzuspeichern und beliebig zu verändern oder zu ergänzen. Nutzen Sie diese Technik; wenn Sie selbst keinen PC haben, wird Ihnen mit Sicherheit jemand aus Ihrem Freundes- oder Bekanntenkreis helfen können. Warnung: Seien Sie vorsichtig, persönliche Dinge wie Lebenslauf für eine Bewerbung und Anschreiben in Ihrem Firmen-PC abzuspeichern, das kann, z. B. wenn Sie krank werden und jemand anderes an Ihrem Gerät arbeitet, unangenehme Folgen haben. Nachfolgend einige Beispiele für Lebensläufe aus der Praxis. Ausgangspunkt waren hier echte Lebensläufe, die natürlich mit erfundenen Daten versehen wurden. Vorab ein mustergültiges, lückenloses Beispiel.
Beispielhafter Lebenslauf
Klar gegliederter Lebenslauf mit lückenloser Darstellung des beruflichen Werdeganges. Die Ausbildungsabschlüsse werden gut hervorgehoben, ebenso die speziellen DV-Kenntnisse.
Prosaischer Lebenslauf
Hier sehen Sie einen typischen prosaischen Lebenslauf, wie man ihn früher häufiger antraf Er ist handschriftlich, knapp und sachlich, sagt das Wesentlichste und stammt von einem gewerblichen Mitarbeiter.
Weiterlesen Lebenslauf richtig erstellen Teil II – aktuelle Muster und Beispiele