Nutzen
Lesen Sie hier, wie Sie mit typischen Problemen im Praktikum umgehen können. Der Alltag im Praktikum bietet viele Chancen, neue Erfahrungen zu sammeln. Manche davon sind nicht angenehm und daher nicht einfach zu verkraften.
Mögliche Probleme
Keiner ist für Sie zuständig
Egal, wen Sie mit Ihrem Problem ansprechen, keiner fühlt sich zuständig. Jeder schickt Sie woanders hin und eigentlich hört auch keiner richtig zu. Dann sollten Sie sich an Ihren Praxisanleiter wenden. Bitten Sie um ein kurzfristiges Gespräch und teilen Sie mit, dass Sie Ihre Aufgaben nicht erledigen können, wenn Sie Ihre Fragen nicht klären können. Bitten Sie Ihren Praxisanleiter, Ihnen jeweils konkret den Ansprechpartner für eine bestimmte Aufgabe zu nennen. Bitten Sie ihn notfalls auch, den betreffenden Mitarbeiter daran zu erinnern.
Sie dürfen immer nur zuschauen und bekommen keine konkreten Aufgaben
Das ist ein Thema für das Reflexionsgespräch mit Ihrem Vorgesetzten. Sie können jedoch auch selbst aktiv werden: Fragen Sie konkret, welche Aufgaben zu tun sind. Fragen Sie einen Mitarbeiter, ob Sie ihm bei seiner Aufgabe helfen können. Und fragen Sie auch ruhig: Kann ich das jetzt mal übernehmen?
Immer nur Kaffee kochen oder Hiwi-Arbeiten
Am Anfang ist das ja ganz in Ordnung. Auch Kaffeekochen gehört hall dazu, aber es darf nicht dabei bleiben. Je länger Sie im Unternehmen sind, umso mehr Aufgaben sollten Sie übernehmen dürfen. Drehen Sie den Spieß doch einmal um: Herr Maier, ich hätte da einen Vorschlag. Sie entspannen sich ein wenig beim Kaffeekochen und ich berechne mal den Preis für das Angebot. Dann können wir anschließend gemeinsam bei einer Tasse Kaffee das Ergebnis anschauen. Sollte der Wink mit dem Zaunpfahl nicht helfen, sprechen Sie Ihren Vorgesetzten an und bitten Sie ihn um eine eigene Aufgabe oder ein kleines Projekt. Teilen Sie mit, welche Lernerfahrung Ihnen dabei wichtig ist.
Ein heftiger Konflikt mit Kollegen
Konflikte gehören zum Arbeitsalltag dazu. Konflikte sachlich und konstruktiv austragen zu können, gilt als Schlüsselkompetenz. Versuchen Sie, den Konflikt auch als Übungsfeld zu betrachten. Bleiben Sie bei der Sache und kritisieren Sie nicht die Person, sondern ihr Verhalten oder das Arbeitsergebnis. Versuchen Sie, sachlich zu sprechen und Verallgemeinerungen zu vermeiden. Sie machen immer soviel Druck, Sie mit Ihrer ewigen Nörgelei, das sind Aussagen, die den anderen in die Ecke drängen und zum Gegenangriff starten lassen. Sagen Sie stattdessen: Es setzt mich stark unter Druck, wenn … oder Ich höre viel Kritik von Ihnen. Wenn Sie alleine nicht weiterkommen, bitten Sie Ihren Praxisanleiter um Beistand. Bei Konflikten mit Vorgesetzten kann Ihnen auch die Mitarbeitervertretung weiterhelfen. Übrigens ist jedes Unternehmen nach dem neuen Antidiskriminierungsgesetz (AGG) verpflichtet, eine Stelle anzugeben, bei der Sie sich beraten lassen können, wenn Sie sich diskriminiert fühlen.
Eine erschreckende Entdeckung
Der nette Kollege trinkt heimlich. Der Gruppenleiter hat Kinderpornos in der Aktentasche. Die Kollegin schleppt tütenweise den Kaffee aus der Vorratskammer.
Solche Beobachtungen machen erst mal sprachlos, und dann?
Sollen Sie handeln? Sollen Sie den Mitarbeiter ansprechen?
Nein – das ist nicht Ihre Aufgabe, sondern die des Vorgesetzten. Wenn Sie das Gefühl haben, dass das beobachtete Verhallen schlimme Konsequenzen haben kann, müssen Sie die Verantwortung für Ihre Beobachtung übernehmen und den Vorgesetzten informieren. Wenn der Kollege alle drei Tage zum Abholen der Mitarbeiter aus der Behindertenwerkstätte eingeteilt ist, gefährdet er sie und sich mit seinem Trinken. Wenn schon entdeckt wurde, dass dauernd Kaffee fehlt, kann es sein, dass fälschlicherweise andere Mitarbeiter verdächtigt werden. Ein Mitarbeiter mit Kinderpornos in der Aktentasche ist z.B. in einer Einrichtung mit Kindern schlichtweg untragbar. Entscheiden Sie nach Ihrem Empfinden und Ihrem Gewissen. Erklären Sie Ihrem Vorgesetzten, warum Sie Ihre Beobachtung mitteilen und was genau Sie gesehen haben. Alles Weitere, die Beurteilung der Sache, die erforderlichen Konsequenzen, überlassen Sie ihm. Wenn Sie das Gefühl haben, dass eine weitere Zusammenarbeit mit dem betroffenen Kollegen für Sie nicht möglich ist, bitten Sie um die Versetzung in eine andere Abteilung. Da Sie Praktikant sind, kann dies sehr unauffällig geschehen.
Das bringt Sie weiter
Suchen und halten Sie Kontakt zu anderen Praktikanten. In großen Unternehmen gibt es oft Praktikantentreffen. Sie haben aber sicherlich auch in Ihrem Bekanntenkreis Menschen, die sich gerade in der gleichen Situation befinden. Der Austausch mit Ihnen zeigt, dass viele Erlebnisse ganz typisch für eine Praxisphase sind und nicht an Ihrem Unvermögen liegen. Sie können sich über Erlebnisse austauschen und hören, wie andere damit umgehen.