Da Sie nun von der Notwendigkeit einer offiziellen Beurteilung überzeugt sind, fragen Sie vielleicht: Was genau sollte ich denn auswerten? Wir freuen uns, dass Sie diese Frage gestellt haben. Meine Damen und Herren, wir haben die Ehre, Ihnen die lang erwarteten und heiß ersehnten Gäste, Herrn Norm und Frau Standard, vorzustellen! Normen und Standards säumen den Weg der durch jedes Unternehmen führenden Regeln und bilden somit die Grundlage einer Leistungsbewertung. Normen sind die informellen Verhaltensweisen, die an einem Arbeitsplatz als allgemein akzeptiert gelten. Die Tatsache etwa, dass männliche Manager in Ihrem Unternehmen immer im Anzug und weibliche Manager in Kleid oder Kostüm erscheinen sollten. Obwohl dies von keiner offiziellen Kleiderordnung gefordert wird, tun sie es trotzdem. Nicht nur, dass sie es freiwillig tun, sie würden sich ohne diese Uniform wahrscheinlich ziemlich nackt Vorkommen. Standards sind die formellen Anforderungen eines Arbeitsplatzes.
Sie beinhalten unter anderem auch die offiziellen Firmenregeln, Verfahrensmuster und Abläufe sowie andere ganz offiziellschriftlich oder mündlich vorgegebene Regelungen. Ein typisches Beispiel eines solchen Standards ist die Regelung bezüglich sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. Diese Regel ist schriftlich festgehalten und um reißt sowohl das von Mitarbeitern und Führungspersonal erwartete Verhalten, als auch die Folgen einer Zuwiderhandlung. Denn wenn ein Angestellter gegen diesen Regelung verstößt, dürfte eine Abmahnung oder sogar eine Kündigung fällig sein. Obwohl Normen und Standards zur Beurteilung des Mitarbeiterverhaltens verwendet werden, ist es wichtig, den Unterschied zwischen beiden zu kennen und sie dementsprechend anzuwenden. Standards sind zumeist deutlich und unmissverständlich. Gehört die Produktion von 200 Schrauben pro Stunde zu den Standards Ihrer Abteilung, ist es ganz einfach festzustellen, ob Mitarbeiter diesen Standard erreichen. Produziert einer nur 100 Schrauben pro Stunde, hat er eindeutig den Standard nicht erreicht. Produziert dagegen jeder 300 Schrauben, dann wird der Standard deutlich übertroffen (und Sie sollten ihn höher setzen).
Schreibt die Arbeitsordnung Ihres Unternehmens vor. dass die Angestellten fünf Tage in der Woche, von Montag bis Freitag, außer an Feiertagen und während des Urlaubs, anwesend sein sollten, erreicht jemand, der nur an drei Tagen der Woche anwesend ist, den Standard eindeutig nicht. Weil gute (beachten Sie das Wort, auf das es hier ankommt: gute) Standards deutlich und unmissverständlich sind, ist es für einen Manager (also Sie) sehr einfach, sie als Grundlage für Beurteilungen und damit verbundene Beförderungen, Disziplinarmaßnahmen und andere leistungsabhängige Entscheidungen zu benutzen. Normen dagegen sind eine völlig andere Geschichte. Weil Normen nicht als formelle Verfahrensweisen, wie etwa Regeln oder Verhaltensweisen, festgeschrieben sind, ist es wesentlich schwieriger, sie anzuwenden. Sie sind viel subjektiver als Standards. Aus diesem Grund finden Manager es schwierig. Normen als Messlatten für Leistungsbewertungen zu nutzen. Gehen wir einmal davon aus, dass es in Ihrem Unternehmen – wie in einer wachsenden Zahl anderer Unternehmen auch die Norm ist. Mitarbeitern mit Respekt zu begegnen.
Wie genau aber messen Sie Respekt? Ist dies ein Entweder-Oder-Kriterium, oder gibt es sogar unterschiedliche Kategorien, in die sich Respekt einteilen lässt? Wo ziehen Sie die Grenze zwischen Respekt und Respektlosigkeit? Wie Sie sehen, liegt das Problem bei der Anwendung von Normen als Maßstab für das Verhalten der Mitarbeiter in einer bestimmten Situation. Gleiches Verhalten kann für den einen akzeptabel. für den anderen jedoch völlig inakzeptabel sein. Gleichzeitig kann ein Manager ein bestimmtes Verhalten von einem Angestellten akzeptieren, während er das Gleiche von einem anderen absolut nicht akzeptabel findet.
Wir wollen nicht behaupten, dass Normen unwichtiger als Standards sind. Tatsächlich kann die Missachtung der in einem Unternehmen geltenden Normen genauso große Folgen wie die Missachtung der dort geltenden Standards haben. Haben Sie jemals einen sehr begabten Mitarbeiter gehabt, der aber absolut nicht in der Lage war, im Team zu arbeiten? Peter hatte ein oder zwei Mitarbeiter, deren Leistung exzellent war. Ihr Verhalten aber verursachte überall im Unternehmen große Probleme. Es verging kaum eine Woche, ohne dass Peter von einem Mitarbeiter angerufen wurde, der sich von einem der beiden provoziert oder beleidigt fühlte. Peter musste irgendwann mehr Zeit für die Beseitigung des von diesen Mitarbeitern angerichteten Schadens aufwenden, als ihm lieb war. Damals wurde Peter klar, dass er die Normen zum Maßstab seiner Beurteilung machen musste und das Gespräch mit beiden zu suchen hatte. Ein paar Kopfschmerzen (will sagen. Übertretungen der Normen) mögen in Ordnung sein und dürften auch erwartet werden. Wenn aber der Schmerz zu stark wird und die Leistung anderer Mitarbeiter m Mitleidenschaft gerät, müssen Sie die Notbremse ziehen.