Hat der Anleger einen bestimmten Markt gewählt und sich eine Meinung über dessen zukünftige Entwicklung gebildet, kann er endlich den passenden Optionsschein suchen. Ob ein Warrant geeignet ist, hängt einerseits von harten Faktoren ab wie Basispreis, Laufzeit oder Spread. Doch auch weiche Faktoren dürfen vom Anleger nicht übersehen werden. Gemeint sind damit insbesondere die Dienstleistungen der Emittenten. Ist die Entscheidung für ein bestimmtes Produkt gefallen, stellt sich die Frage, auf welchem Wege es beschafft werden soll. Dies kann über die Börse geschehen oder direkt beim Emittenten. Darauf gehen wir in den kommenden Abschnitten ausführlicher ein. Optionsscheine sind keine Anlagealternative für unbestimmte Zeit. In jedem Fall sollte ein (realistisches) Kursziel gesetzt werden, bei dessen Erreichen der Warrant sofort verkauft und der Gewinn mitgenommen wird. Dies und die Frage, wie man sich in Verlustsituationen richtig verhält, wird ebenfalls im Weiteren beschrieben. Hinweise, die für eine praktische Umsetzung von Optionsstrategien hilfreich sein können, veröffentlichen auch die meisten Emittenten. OnVista bietet eine recht umfangreiche Sammlung von Artikeln, die direkt im Internet zum Download bereitstehen.
1 Persönliche Ausgangsvoraussetzungen prüfen
2 Auswahl von Märkten
3 Meinung über zukünftige Marktentwicklung
4 Festlegung einer Strategie
0 Auswahl passender Optionen
0 Wie sich unerfahrene Anleger vorbereiten
0 Wahl des Beschaffungswegs
0 Verkaufsbedingungen festlegen.
Szenario-Analysen im Internet
Was wäre wenn sich die implizite Volatilität in den nächsten Wochen verringert oder der Kurs der Basisaktie sinkt? Welche Auswirkungen hat dies auf den Wert einer Option? Oder wie passt sich der Kurs der Option an, wenn sich mehrere Einflussgrößen gleichzeitig verändern? Diese und ähnliche Fragen sind Gegenstand sogenannter Szenario-Analysen. Unter einem Szenario versteht man in diesem Zusammenhang eine bestimmte Konstellation der Preiseinflussgrößen, die vom Anleger entsprechend seinen eigenen Vorstellungen vorgegeben werden kann. Ein Szenario könnte zum Beispiel so aussehen: Innerhalb der nächsten drei Tage Anstieg der impliziten Volatilität um fünf Prozentpunkte, Rückgang des Zinsniveaus um 20 Basispunkte (0,2 Prozentpunkte), während die übrigen Preisfaktoren unverändert bleiben. Auf der Basis solcher oder beliebiger anderer Szenarien lässt sich nun der Wert einer Option bestimmen. Man gibt die Daten des jeweiligen Szenarios in einen Optionsrechner ein und schaut, welchen Kurs die Option bei dieser Konstellation der preisbestimmenden Faktoren annimmt. Vergleicht man den aktuellen mit dem berechneten Preis, dann lässt sich erkennen, wie sich der Optionswert verändert, wenn das entsprechende Szenario in der Zukunft tatsächlich eintritt.
Griechen sind spezielle Formen von Szenario-Analysen
Eine spezielle Form von Szenarien haben wir bereits im letzten Artikel kennengelernt. Auch die Griechen sind im Grunde Szenario-Analysen. Allerdings werden nicht mehrere Faktoren gleichzeitig abgewandelt, sondern stets nur ein einzelner Wert. Zwar kann man im Prinzip beliebige Szenarios bilden und als Kalkulationsbasis verwenden. In der Praxis weit verbreitet ist jedoch eine Vorgehensweise, bei der man drei Szenarios ableitet, ein optimistisches, ein pessimistisches und ein realistisches. Der Anleger soll so einen Eindruck davon gewinnen, mit welchen Erträgen unter normalen Bedingungen zu rechnen ist (realistisches Szenario), was bei schlechter Entwicklung passieren kann (pessimistisches Szenario) und welche Gewinne unter optimistischen Bedingungen zu erwarten sind. Schwierig zu beurteilen ist allerdings, wann ein Szenario realistisch, pessimistisch oder optimistisch ist. Dies muss jeder Anleger selbst entscheiden. Mitunter ist es hilfreich, sich an Vergangenheits- daten zu orientieren und daran abzuschätzen, welche Szenarien in Zukunft mit welcher Wahrscheinlichkeit eintreten konnten.
Fallbeispiel
Typisch für eine Szenario-Analyse ist zum Beispiel folgende Vorgehensweise. Ein Anleger beobachtet seit einiger Zeit, dass zwei Aktiengesellschaften (A und B) derselben Branche in engen Verhandlungen miteinander stehen. Er hält deshalb eine Fusion für möglich. Da A das größere Unternehmen von beiden ist, wird B – im Falle einer Übernahme – höchstwahrscheinlich von A geschluckt. Dies hätte einen deutlichen Kursanstieg der B-Aktien zur Folge. Eine Entscheidung über den Zusammenschluss der beiden Unternehmen erwartet der Anleger innerhalb der nächsten sechs Monate. Deshalb sucht er im Internet gezielt – zum Beispiel mit dem Finanztool von OnVista – Optionsscheine auf B-Aktien, deren Laufzeiten in etwa bei sechs Monaten liegen. Ausgewählt werden schließlich mehrere Calls, die jeweils einen unterschiedlichen Zustand haben. Einige notieren aus, einige am und die restlichen im Geld. Den Anleger interessiert nun, welche Wertänderungen die jeweiligen Scheine beim Eintreffen unterschiedlicher Szenarien haben werden. Auf Basis seiner Informationen bildet er drei Szenarien, denen er zusätzlich noch eine von ihm persönlich angenommene Eintrittswahrscheinlichkeit zuordnet.
Szenario | Beschreibung | Marktreaktion | Wahrscheinlichkeit |
1 | Vermutungen über Fusion erweisen sich als falsch. A und B schließen sich nicht zusammen. | • Kurs der B-Aktie sinkt um 10 Prozent • Volatilität sinkt um 5 Prozentpunkte | 30 Prozent |
II | A und B schließen sich zwar nicht zusammen, vereinbaren aber eine strategische Zusammenarbeit. | • Kurs der B-Aktie bleibt unverändert • Volatilität geht leicht zurück (minus 1 Punkt) | 35 Prozent |
III | A und B beschließen die Fusion. | • Aktienkursanstieg um 20 Prozent • Volatilität steigt um 3 Punkte | 35 Prozent |
Der Anleger könnte nun für jeden Schein – getrennt nach Szenarien – den Zukunftswert berechnen. Nehmen wir als Beispiel einen Call, der beim Eintritt des ersten Szenarios 25 Prozent und beim zweiten Szenario 5 Prozent an Wert verliert, jedoch einen Gewinn von 30 Prozent beim Dritten Szenario aufweist. Gewichtet man die Wertänderungen mit ihren Eintrittswahrscheinlichkeiten, ergibt sich der sogenannte Erwartungswert, also der Wert, mit dem man in Zukunft im Durchschnitt rechnen darf – vorausgesetzt die Prognosen sind realistisch. Für unseren Call erhalten wir einen Erwartungswert von 1,25 Prozent. Diese Rechnung kann der Anleger für jeden einzelnen Optionsschein vornehmen und schließlich den Warrant mit dem größten Erwartungswert auswählen. Dank des Internet ist inzwischen jeder in der Lage, einfach und schnell Szenario-Analysen durchzuführen. Es gibt mehrere verschiedene Wege. So besteht die Möglichkeit, die Daten eines Szenarios in einen Optionsrechner einzugeben, den Kurs zu berechnen und ihn anschließend mit dem Ursprungskurs zu vergleichen. Dieser Weg ist ziemlich umständlich und nicht so komfortabel wie spezielle Tools, die von einigen Anbietern ins Netz eingestellt werden. Wir wollen den Szenario-Rechner für Optionsscheine von OnVista, den Szenario-Rechner von Börse Now, den Optionsschein-Rechner der Comdirect Bank und den von Wallstreet-online vorstellen.
Optionspreise im Internet berechnen
Daten allein reichen zur Bewertung natürlich noch nicht aus. Den gesuchten Optionswert erhält man erst, wenn die Daten in die Preisformel eingegeben werden. Dies kann der Anleger, wenn er will, selbst per Hand machen – was zeitaufwendig und mühsam ist — oder indem er einen Optionsrechner verwendet. Einen derartigen Pricer kann man kaufen, auf seinem Computer installieren und dann für Bewertungszwecke einsetzen. Möglich ist es aber auch, einen Pricer im Internet abzurufen. Zur Kalkulation von Optionspreisen werden im Internet auf zahlreichen Seiten Rechner kostenlos angeboten. Die wichtigsten Adressen haben wir aufgelistet: Wir haben uns für den Rechner von Sal. Oppenheim entschieden. Die einzelnen Finanzdaten, die wir zur Bewertung des Call-Optionsscheins in den vorangegangenen Abschnitten gesammelt haben, geben wir nun in den Rechner ein. Es ergibt sich ein Optionswert von 3,37 Euro. Ausgegeben wird nicht nur der Preis für die Option, sondern ebenfalls Kennziffern wie Delta, Theta oder Vega, auf die wir später noch zu sprechen kommen. Dies ist allerdings nicht bei jedem Optionsrechner der Fall. Bei einigen kann lediglich der Optionswert ausgerechnet werden, nicht jedoch die Griechen. Man erkennt, dass viele verschiedene Internet-Seiten aufgerufen werden müssen, um den Wert einer Option zu kalkulieren. Es ist äußerst umständlich und zeitraubend, wenn ein Anleger immer wieder mehrere verschiedene Web-Adressen eintippen muss. Deshalb sollte man die Möglichkeit nutzen und Lesezeichen – sogenannte Bookmarks — setzen. Beim Microsoft Internet Explorer lassen sich Ordner anlegen, unter denen die entsprechenden Adressen dann gespeichert werden können. Zur Veranschaulichung haben wir einen Ordner mit der Bezeichnung Optionen bewerten angelegt und darin die Web- Seiten eingestellt, auf denen wir die zur Bewertung erforderlichen Daten abrufen. So kann man sich das lästige Eingeben einzelner Adressen ersparen und schnell nacheinander die jeweiligen Seiten aufrufen.
Unvorteilhafte Quotes lauern überall
Besonders stark bewerben die Emittenten ihre Neuemissionen, also Optionsscheine, die neu auf den Markt kommen. In einschlägigen Fachzeitschriften, doch auch in herkömmlichen Zeitungen (z.B. Frankfurter Allgemeine Zeitung) stößt man auf Finanzanzeigen, in denen auf aktuell herausgegebene Warrants aufmerksam gemacht wird. Übersichten mit Neuemissionen sind auch im Internet abrufbar. Zu finden sind diese zum Beispiel bei
- On Vista,
- Boerse Now oder
- der Stuttgarter Optionsscheinbörse Euwax
Beim Kauf von neuemittierten Warrants sollten Anleger vorsichtig sein. Denn nicht selten sind Scheine, die neu auf den Markt kommen, überteuert. Gerade zu Beginn versuchen die Emittenten Extragewinne einzustreichen, bevor sie ihre Produktpreise an das allgemeine Marktniveau anpassen müssen. Ein Schein, der schon seit geraumer Zeit umläuft, ist in der Regel eher zu empfehlen als eine Neuemission mit gleicher Laufzeit. Aber selbst Wochen oder Monate nach Ausgabe kommt es regelmäßig zu Situationen, in denen entweder Kauf- oder Verkaufsinteressenten dominieren. Betrachten wir ein Beispiel: Angenommen, ein T-Online-Call (Laufzeit: 1 Jahr) wird zum Kurs von 7 Euro ausgegeben. Die ersten Monate nach Emission bleibt der Börsenkurs der Aktie mehr oder weniger unverändert. Doch mit einem Mal entzündet sich ein richtiges Kursfeuerwerk und die Aktie legt in kürzester Zeit erheblich zu. Auch der Warrant steigt nun natürlich im Wert. Es ist verständlich, dass sich in einer derartigen Situation verhältnismäßig viele Anleger von ihrem Schein trennen möchten, um Gewinne mitzunehmen, Kaufinteressenten aber kaum noch zu finden sind. Das kann sich natürlich auch der Emittent ausmalen und die Kursstellung danach ausrichten. Die Preise für die Warrants werden einfach heruntergesetzt. Wer seine Optionen an die Bank zurückgibt, bekommt nicht den echten Preis dafür, sondern ein bisschen weniger. Es muss gar nicht unbedingt zu einer Kursänderung kommen. Manchmal reicht es bereits aus, wenn Aktien öffentlich zum Kauf angepriesen werden (zum Beispiel im Fernsehen). Denn viele Anleger kaufen dann direkt entsprechende Calls. Da die meisten Händler in den Banken tagsüber immer mit einem Auge Sendungen wie die n-tv-Telebörse und die dort ausgestrahlten Empfehlungen verfolgen, wissen sie ziemlich genau, auf welcher Seite die meisten Anleger anschließend handeln wollen. Ist zum Beispiel mit starken Callkaufen zu rechnen, verschiebt der Händler die gesamte Quotierung nach oben (= hohe Briefseite).
Daueremissionen
Scheine auf Standardtitel (z. B. DAX und DAX-Aktien) haben bei großen Instituten im Grunde den Charakter von Daueremissionen erlangt. Das heißt, dass ständig neue Serien aufgelegt werden. Nicht nur auslaufende Warrants werden durch neue ersetzt, oft kommen weitere Emissionen hinzu, wenn sich aufgrund der veränderten Marktlage zusätzliche Basispreise anbieten. Dadurch hat der Anleger die Möglichkeit, stets Optionen im gewünschten Zustand (z. B. at-the-money) kaufen zu können. Je transparenter ein Finanzprodukt ist, umso leichter kann der Anleger das Gebaren durchschauen. Dies erklärt auch, warum einige Institute ihre Sortimente gern mit ausgefallenen Produkten bestücken, die sich nicht von jedermann bewerten lassen. Meist wird auch genau darauf geachtet, dass kein anderer Anbieter dieselben Produkte führt, um dadurch direkte Vergleichsmöglichkeiten zu unterbinden.
Blick in die Vergangenheit gibt Aufschluss
Es kann durchaus Vorkommen, dass ein Anleger wissen möchte, welche Quotes ein Emittent zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit gestellt hat. Interessant ist dies zum Beispiel, wenn man die Qualität der Orderausführung (Preis und Schnelligkeit der Ausführung) einmal nachprüfen will. Früher war es außerordentlich schwierig, eigentlich sogar fast ausgeschlossen, dass Normalanleger an solche Informationen gelangen konnten. Das Internet hat auch hier eine Wende gebracht: Mittlerweile ist es fast ein Kinderspiel, genauer nachzuvollziehen, welche Preise ein Emittent für einen Optionsschein im Laufe der Zeit gestellt hat. Die Optionsscheinbörse Euwax – das ist die Abkürzung für European Warrant Exchange – zeichnet die von den Emittenten gestellten Geld/Brief-Kurse systematisch auf, und zwar zum Zwecke der Handelsüberwachung. Diese Daten werden inzwischen ins Internet gestellt und sind damit für jedermann zugänglich.
Wie man diese Geldanlage-Webseite am besten nutzt
Unser Geldanlage-Portal hat den Titel Optionen online. Ein eigenes Kapitel über Aufbau und Funktionsweise des World Wide Web wird man jedoch vergeblich suchen. Denn wir meinen, dass diese Dinge in anderen Büchern besser aufgehoben sind. Auf bestimmte, für den Optionsanleger wichtige technische Details gehen wir an den entsprechenden Stellen natürlich ein. Auch über Terminbörsenoptionen findet man Informationen im Internet und Anleger können derartige Geschäfte bei einigen Direktbanken bereits über das WWW tätigen. Aus zwei Gründen gehen wir aber nur kurz darauf ein. Erstens ist der Online-Handel von Terminbörsenoptionen noch nicht richtig ausgereift. Die eigentlichen Vorteile kommen off nicht richtig zur Geltung. So können Kunden zum Beispiel sogenannte kombinierte Strategien — an sich typische Transaktionen an Terminbörsen – häufig nicht direkt umsetzen, weil die dazu erforderlichen Optionsgeschäfte nicht zeitgleich abgeschlossen werden können, sondern der Reihe nach eingegeben werden müssen. Auch aus einem zweiten Grund widmen wir uns Terminbörsenoptionen nur kurz: Diese Produkte spielen – zumindest gegenwärtig – bei Privatanlegern eine untergeordnete Rolle. Erheblich größer ist das Interesse an sogenannten Optionsscheinen. Wir legen unseren Schwerpunkt daher auf diese Art von Optionen. Optionen online soll auch Anleger, die noch keine oder erst geringe Erfahrungen gesammelt haben, mit diesem Finanzprodukt vertraut machen. Deshalb beschreiben wir im ersten Teil ausführlich, was Optionen sind, wie sie funktionieren und was sie so reizvoll macht. Der Bezug zum Internet ist hier relativ gering. In allen Weiteren Teilen beziehen wir das World Wide Web hingegen so umfassend wie möglich mit ein. Wer schon Grundkenntnisse besitzt, kann einige Absätze getrost überspringen. Wir konzentrieren unsere Darstellungen auf die Ansprüche von Privatanlegern. Auf Besonderheiten für institutionelle Marktteilnehmer gehen wir lediglich dann intensiver ein, wenn sie auch für den Normalanleger von Bedeutung sind Auf das Internet und seine Möglichkeiten gehen wir dann in unserer Geldanlage-Webeite zum ersten Mal ausführlicher ein. Schritt für Schritt wird gezeigt, wie man Optionen im Internet bewerten kann.
Wir demonstrieren, wo man Bewertungsdaten online abruft und wie man im Netz den Preis einer Option selbst kalkulieren kann. Soweit es geht, verzichten wir auf Theorie zugunsten praktischer Tipps. Zwar haben wir selbst kleine Details im Text und in Abbildungen dargestellt, doch der Leser kann seinen persönlichen Nutzen noch steigern, wenn er die angesprochenen Internet-Seiten aufruft und die einzelnen Schritte selbst im Netz nachvollzieht. Das Internet ist keineswegs ein Medium, in dem sämtliche Informationen für jedermann frei zugänglich sind. Viele Leistungen müssen bezahlt werden. Solche Angebote haben wir jedoch ausgespart und uns auf Daten und An wen düngen konzentriert, die man kostenlos erhält. Gebühren für den Zugang zum Netz wie etwa Telefonkosten sind davon natürlich ausgenommen. Zudem gibt es zum Thema Optionen im Internet ein Flut unterschiedlicher Seiten, Es hat allerdings wenig Sinn, jede einzelne zu erwähnen. Denn mit vielen Angeboten können Anleger nur wenig anfangen, da die Inhalte veraltet sind und/oder aus Quellen stammen, die man nicht unbedingt als Zuverlässig ansehen kann. Wir haben deshalb die nützlichsten Seiten herausgesucht und darauf geachtet, dass diese auch beständig sind und gut gepflegt werden. An den entsprechenden Stellen im Text werden die jeweiligen Adressen natürlich genannt. Auf eine zusammenfassende Adressenliste im Anhang mit weiterführen den Links haben wir jedoch verzichtet. Optionen beinhalten hohe Gewinnchancen. Doch dabei wird schnell übersehen, dass auch die Risiken überdurchschnittlich groß sind. Wo Gefahren lauern, steht im dritten Teil. Richtig zur Geltung kommt das Internet ab dem vierten Teil. Zuerst zeigen wir, wo der Anleger Optionskennzahlen abrufen und. Szenarien einfach und schnell im Internet analysieren kann. Denn auf Dauer werden nur Anleger Erfolg haben, die ihre Optionsgeschäfte mit System betreiben. Im fünften Teil demonstrieren wir, dass man seine Entscheidungen gezielt im WWW vorbereiten kann. Wie ein Anleger seine persönliche Risikoeinstellung mit Hilfe des Internet herausfinden kann, wird hier ebenso gezeigt wie zum Beispiel die Möglichkeiten, online Marktprognosen zu erstellen. Hat sich der Anleger eine Meinung über die zukünftige Marktentwicklung gebildet und ist er sich sicher, dass Optionen das richtige Spekulationswerkzeug sind, kann er endlich seine Entscheidungen umsetzen. Wie er dabei am sinnvollsten vorgeht und das Internet vorteilhaft nutzen kann, haben wir im sechsten und letzten Buchteil dargestellt. Das Geldanlage-Portal setzt sich aus mehreren Bausteinen zusammen, die man ohne Schwierigkeiten auch getrennt voneinander lesen kann. Erfahrene Optionsanleger orientieren sich am besten am Inhalts- und Sachwortverzeichnis und finden so schnell die persönlich interessanten Passagen. Aufgebaut ist das, wie ein Leitfaden, mit dem man schrittweise lernt, das Internet für Optionsgeschäfte zu nutzen. Sollten im Text Begriffe auftauchen, die dem Leser unklar sind, findet er im Glossar bestimmt eine Antwort. Denn hier sind die wichtigsten Begriffe aus der Welt der Optionen und des WWW erklärt.
Short gehen birgt hohe Risiken
Ausschlaggebend ist die Bonität
Normalanleger können Optionen zwar kaufen, sie haben im Regelfall aber keine Möglichkeit, Optionen zu schreiben. Der Grund: die hohen Risiken, die dabei entstehen. Dabei übt das Stillhalten nicht nur für institutionellen Marktakteure wie Geschäftsbanken, Fonds- oder Versicherungsgesellschaften Reize aus, sondern auch für Privatleute. Deswegen haben einige Banken Normalanlegern diese Möglichkeit eröffnet. Welche Risiken damit verbunden sind, wollen wir an nebenstehendem Fall demonstrieren: Nehmen wir an, ein Anleger schreibt einen Aktien- Call. Bei Börsenkursen in Höhe des Strike oder unterhalb davon ist die Option wertlos und der Stillhalter ist zu keiner Gegenleistung verpflichtet, sodass er die volle Prämie als Gewinn verbuchen kann. Seine Gewinnchance beläuft sich auf maximal 6 Euro. Anders sehen dagegen die Verlustmöglichkeiten aus. Bei Kursen oberhalb des Strike ist der Stillhalter zur Auszahlung des Inneren Wertes gezwungen. Dieser kann – zumindest theoretisch – beliebig weit ansteigen. Und genau darin liegt auch eine besonders große Gefahr für den Optionskäufer. Er hat das Risiko, dass ein Innerer Wert – ganz gleich wie hoch – vom Stillhalter nicht bezahlt werden kann.
Underlying | T-Online |
Strike | 50 Euro |
Laufzeit | 12 Monate |
Andienung | Cash |
Bezugsverhältnis | 1,0 |
Ausübung | europäisch |
Prämie | 6 Euro |
Aktueller Aktienkurs: 50 Euro |
Daher werden als Schreiber nur Anleger akzeptiert, deren Zahlungsfähigkeit und Zahlungsmodi absolut einwandfrei sind. Dazu wäre eine äußerst umfangreiche und gewissenhafte Überprüfung erforderlich und das ist bei Privatpersonen ein viel zu aufwendiges Prozedere. Doch das Problem lässt sich auch anders lösen. Der Schreiber könnte aufgefordert werden, Sicherheiten zu stellen. Am sichersten ist es, wenn er pro Call eine T-Online-Aktie hinterlegt. Denn mit jedem Anstieg des inneren Wertes um einen Euro steigt der Aktienwert im selben Umfang.
Den geschriebenen Call und die zur Sicherheit hinterlegte Aktie lassen sich auch zu einem Finanzpaket zusammenschnüren. Die dabei entstehenden Produkte nennt man – je nachdem, wie sie im Einzelfall ausgestattet sind – Aktien an leihen oder Discount-Zertifikate.
Aktienanleihen und Discount-Zertifikate
Das Auffällige an einer Aktienanleihe ist ihr hoher, meist erheblich über dem Marktniveau liegender Zins. Ebenso ausgefallen ist die Art und Weise, wie die Rückzahlung am Ende der Laufzeit zustande kommt. Im Unterschied zu einer klassischen Anleihe ist der Emittent nämlich nicht unbedingt zur Rückzahlung des Nennwertes verpflichtet. Denn er kann wählen, ob er den Anleihebetrag (Nominalwert) zurückzahlt oder stattdessen eine bestimmte, vorher festgelegte Anzahl von Aktien liefert. Betrachten wir ein einfaches Beispiel: Eine Bank gibt eine Aktienanleihe mit einjähriger Gesamtlaufzeit zum Nennwert von 50 Euro heraus, Zinssatz (Kupon): zwölf Prozent. Das Papier ist so ausgestattet, dass der Emittent die Wahl hat, am Ende entweder zum Nennbetrag (= 50 Euro) zu tilgen oder dem Anleger alternativ eine Aktie der Telekom AG ins Depot zu buchen. Ob sich der Emittent für die Aktienlieferung entscheidet, hängt vom Börsenkurs in einem Jahr ab. Liegt er unter 50 Euro (z. B. bei 40 Euro), ist für den Schuldner die Lieferung von Aktien vorteilhafter. Entweder besitzt er die Papiere schon und gibt sie an den Gläubiger oder er kauft sie an der Börse und reicht sie anschließend weiter. Damit hat er seine Pflicht erfüllt, faktisch aber nur einen Gegenwert von 40 Euro zurückgezahlt. Verglichen mit dem Nennwert (= 50 Euro) spart er 10 Euro. Notiert die Aktie hingegen oberhalb der Marke von 30 Euro, Lohnt sich die Aktienlieferung nicht mehr. Der Emittent wird sich deshalb für eine Rückzahlung zum Nennwert entscheiden. Nach diesem Vorbild haben beinahe alle bedeutenden Kreditinstitute Anleihen gestrickt oder strukturiert, wie gern gesagt wird. Anleger tragen in punkto Tilgung ein hohes Verlustrisiko, haben aber nur begrenzte Gewinnchancen. Man erkennt, dass die Rückzahlungen identisch sind mit denen unseres Finanzpakets, das aus geschriebenem Call und gekaufter Aktie besteht. Aktienanleihen und Discount-Zertifikate nur für erfahrene Anleger geeignet Aktienanleihen und Discount-Zertifikate kann man nicht direkt bewerten. Denn sie bestehen aus mehreren Finanzbausteinen. Deshalb ist es zunächst erforderlich, das Produkt in seine Einzelteile zu zerlegen und jeden Baustein separat zu bewerten.
Anschließend kann man aus den Preisen der EinzelbestandteiIe auf den Wert der Aktienanleihe schließen. Für Normalanleger ist diese als Pricing by Duplication bekannte Methode nicht leicht anzuwenden. Deshalb sollten Anleger, die keinerlei Erfahrung damit haben, Aktienanleihen und Discount- Zertifikate im Zweifelsfall meiden. Wir wollen nun noch der Frage nachgehen, welchen Preis das Paket heute besitzt. Da wir eine Aktie kaufen (Auszahlung 50 Euro) und einen Call schreiben (Einzahlung 6 Euro), haben wir einen Nettopreis von 44 Euro (50 minus 6). Verkauft die Bank (= Emittent) die Kombination zum Nennwert (30 Euro), entrichtet sie an den Anleger einen entsprechend hohen Zins. Ein Teil der Zinsen ist nichts anderes als die von der Bank an den Anleger gezahlte Callprämie. Produkte, die so strukturiert sind, heißen Aktienanleihen. Für diese Wertpapiere werden in der Praxis unterschiedliche Bezeichnungen gewählt (z. B. Reverse Convertibles, Share-Bonds, Cash-or-Share-Bonds, Equity-linked-Notes, High Coupon Bonds). Doch der Emittent kann das Paket auch zum Preis von 44 Euro – sozusagen mit einem Abschlag (Discount) – anbieten und dafür auf eine Zinszahlung verzichten. Diese Variante nennt man daher Discount-Zertifikat.
Verwendet werden aber auch andere Namen (z. B. Discount-Share-Bond). Da es sich bei Aktienanleihen und Discount-Zertifikaten um ein Finanzpaket aus Aktie und einer Position als Stillhalter handelt, hat praktisch jeder die Gelegenheit, (indirekt) Optionen zu schreiben. An einer Terminbörse wie der Eurex ist das — zwar mit einigem Aufwand – auch für Normalanleger machbar, allerdings ist man auf bestimmte Papiere (DAX-Aktien und einige andere Werte) beschränkt Mit Reverse Convertibles können dagegen selbst Kleinanleger Short- Positionen zum Beispiel bei Yahoo-Aktienoptionen einnehmen, was sonst institutionellen Marktteilnehmern Vorbehalten ist. Voraussetzung ist natürlich, dass entsprechende Aktienanleihen oder Discount-Zertifikate angeboten werden.
Aktienkurs (Verfalltag! | 0 | 10 | 20 | 30 | 40 | 50 | 60 | 70 | 80 | 90 | 100 | 110 | 120 |
n.. , ,, in Aktien Rückzahlung | Aktie | Aktie | Aktie | Aktie | Aktie | ||||||||
in Geld | +50 | +50 | +50 | + 50 | +50 | +50 | +50 | +50 | |||||
Wert für Anleger | 0 | + 10 | +20 | +30 | +40 | +50 | +50 | +50 | + 50 | +50 | +50 | +50 | +50 |
Wann sich Aktienanleihen und Discount-Zertifikate lohnen
Der Reiz von Aktienanleihen und Discount-Zertifikaten liegt für Normalanleger hauptsächlich darin, Gewinne bei in Zukunft mehr oder weniger gleichbleibenden Aktienkursen zu erzielen. Wer darauf eingestimmt ist, dass die Wertentwicklung bestimmter Titel oder vielleicht sogar des gesamten Marktes in absehbarer Zeit weitgehend stagniert und damit — wie Fachleute sagen – einer Seitwärtsbewegung folgt, kann seine Meinung mit Aktienanleihen und Discount- Zertifikaten umsetzen. Diese Strategie lässt sich mit anderen Finanzprodukten entweder gar nicht oder nur mit größerem Aufwand durchführen. Betrachten wir zur Verdeutlichung ein konkretes Beispiel. Von Warburg Dillon Read stammt das Discount- Zertifikat in der Abbildung. Der Emittent nennt seine Produkte BLOC-Zertifikate BLOC als Abkürzung für Buy Low Or Cash). Ara Verfalltag wild eine Aktie geliefert, wenn deren Kurs unter dem Basispreis (bei Discount-Zertifikaten Cap genannt) hegt, ln allen anderen Fällen erhält der Anlege 67,50 Euro. Da die Rückzahlung auf einen Höchstbetrag (67,50 Euro) begrenzt ist, kann man aus stärkeren Aktienkursanstiegen keinen Profit schlagen. Bei entsprechenden Aufwärtsbewegungen wäre ein direkter Aktienkauf die vorteilhaftere Alternative. Sinkt der Börsenkurs von DaimlerChrysler in Zukunft, können bei entsprechend starker Abwärtsbewegung normal verzinsliche Wertpapiere – zum Beispiel Finanzierungsschätze vom Bund – ein besseres Ergebnis bringen.
DaimlerChrysler BLOC | |
Underlying | DaimlerChrysler |
Cap | 67,50 Euro |
Laufzeit | 14.11.2001 |
Bezugsverhältnis | 1,0 |
Kurs (Ende 99) | 53,61 Euro |
1 Aktueller Aktienkurs: 67 Euro |
Mit BLOC-Zertifikaten erzielt der Anleger die höchste Rendite, wenn die Aktie am Verfalltag einen Kurs von 67,50 Euro aufweist. Verglichen mit ihrem aktuellen Wert (67 Euro) muss ihr Preis also mehr oder weniger stagnieren.
Preiseinflussgrößen der Optionen – und wie man sie im Internet abrufen kann
Ein Überblick
Am einfachsten zu berechnen ist der Innere Wert, weil man dafür lediglich Aktienkurs und Basispreis miteinander vergleichen muss. Viel schwieriger zu kalkulieren ist dagegen die Zeitprämie. Sie wird von einer Reihe zusätzlicher Faktoren geprägt. Wir haben sämtliche Werteinflussfaktoren in der Abbildung aufgelistet. Jede dieser Großen und deren Einfluss auf den Optionswert werden wir nun der Reihe nach besprechen. Wer Optionen selbst bewerten möchte, braucht dafür eine Menge Daten. Damit der Preis, den man auf Basis dieser Daten berechnet, auch aussagekräftig ist, müssen einige Grundregeln beachtet werden. Da sich die Situation auf den Finanzmärkten zum Teil innerhalb kürzester Zeit stark verändern kann, hat es keinen Sinn, mit veralteten Informationen zu arbeiten. Für Pricingzwecke müssen nicht nur aktuelle Daten beschafft werden. Wichtig ist auch, dass die benötigten Werte wie Aktienkurs, Zinssatz oder Volatilität in etwa zur selben Zeit abgerufen werden und keine allzu großen Zeitunterschiede auftreten. Auf herkömmlichen Wegen – zum Beispiel mit einer Zeitung – lässt sich dies nicht mehr bewerkstelligen. Das einzige Medium, dass den Anforderungen gerecht wird, und zu dem fast jeder mühelos Zugang hat, ist das Internet. Zwar existieren noch andere Quellen (zum Beispiel der Videotext), die sehr aktuelle Informationen liefern. In der Regel ist das Spektrum an abrufbaren Daten jedoch sehr begrenzt. So kann man über den Videotext für viele Aktien zum Beispiel keine historischen oder impliziten Volatilitäten abrufen.
Das Internet lässt dagegen keinen Wunsch offen. Selbst Daten, die früher nur bestimmten Kreisen (insbesondere Banken und anderen Finanzdienstleistern) Vorbehalten waren, können mittlerweile von jedermann dort abgerufen werden. Die benötigten Informationen lassen sich an mehreren verschiedenen Stellen abrufen. Man sollte darauf achten, seine Daten aus einer zuverlässigen und interessenfreien Quelle zu beziehen. Am sichersten ist es, wenn Daten von namhaften Institutionen verwendet werden, zum Beispiel, Börsen, Wirtschaftszeitungen mit Internet-Auftritt oder Banken. Es sollte aber darauf geachtet werden, dass man sich nicht gerade bei der Bank informiert, von der auch die Option stammt, die bewertet werden soll. Denn das wäre etwa so, als würde man den Wert eines Gebrauchtwagens ausgerechnet von dem Händler einschätzen lassen, der ihn zum Kauf anbietet. Wer sich direkt beim Herausgeber nach Zinssätzen und Aktienkursen erkundigt und anschließend damit die Option bewertet, darf sich nicht wundern, wenn er genau auf den Kurs des Emittenten kommt. Für Pricing-Zwecke besser geeignet sind Daten, die aus einer objektiven Quelle stammen. Zu empfehlen sind beispielsweise Daten von der Deutschen Börse oder der Bundesbank. Es können durchaus auch die Daten einer anderen Geschäftsbank sein.
Preiseinflussgrößen
►Aktienkurs, Strike, Dividende
►Zinsniveau
►Optionslaufzeit
►Ausübungsmodaiität
►Volatilität
Daten mit Qualitätsunterschieden
Die Daten, die man beschafft, haben zum Teil hohe Qualitätsunterschiede. Abhängig ist dies vom Underlying. Für bekannte Basiswerte (zum Beispiel die im DAX vertretenen Aktien) kann man im Regelfall genügend Angaben über Kurse oder Volatilitäten aus der Vergangenheit erhalten. Schwieriger wird es jedoch bei unbekannten Underlyings, die nur selten gehandelt werden und von denen deswegen nur wenige und bisweilen relativ alte Daten vorliegen. Optionen, die sich auf derartige Instrumente beziehen, sind der Gefahr von Fehlbewertungen besonders stark ausgesetzt. Dies gilt zum Beispiel auch, wenn Aktien von Unternehmen zugrunde liegen, die noch nicht lange an der Börse notiert werden. In diesem Fall existieren oft zu wenig Daten, um zum Beispiel die Schwankungsbreite der Kurse einigermaßen zuverlässig einschätzen zu können.
Die Ausstattungsmerkmale
Die für die Bewertung richtigen Daten kann man im Internet nur finden, wenn zuvor die Ausstattungsmerkmale vollständig zusammengetragen werden. Auch hierbei leistet das Internet wertvolle Dienste. Hier ein konkretes Beispiel, auf das wir uns im Weiteren beziehen wollen: Bewertet werden soll ein Optionsschein von der Citibank (WKN 752 276), dem die Telekom-Aktie zugrunde liegt. Welche konkrete Ausstattung der Optionsschein hat, lässt sich im Internet abrufen. Sehr umfangreich und übersichtlich gestaltet ist die Seite von OnVista. Nachdem er auf der Homepage die Rubrik Optionsscheine angeklickt hat, kann der Anleger die WKN eingeben und die für die Bewertung entscheidenden Merkmale (Stammdaten) zum Call erscheinen. Wir werden auf die Stammdaten im Verlaufe der nächsten Abschnitte immer wieder zurückkommen. Als Bewertungstag dient der 27. März 2000. Die Ausstattung eines Optionsscheins können Anleger meistens auch direkt beim Emittenten in Erfahrung bringen. Viele Banken stellen die sogenannten Optionsbedingungen (diese umfassen auch die Ausstattungsmerkmale) zum Download im Internet bereit. Wir kommen hierauf noch ausführlicher im Artikel Entscheidungen umsetzen zurück.
Nicht alle Optionsanleger sind Spieler
Optionen — insbesondere Scheine — finden bei den Anlegern in erster Linie aufgrund ihrer verlockenden Gewinnmöglichkeiten großen Anklang. Zwar kann man Warrants auch verwenden, um sich gegen Kursschwankungen abzusichern, doch in der Praxis dominieren eindeutig Spekulationsmotive. Dabei steht das Spekulieren – zum Teil unberechtigt – in Verruf. Sehr verbreitet ist die Ansicht, dass dabei nicht selten achtlos mit Geld umgegangen wird, ähnlich wie bei Glücksspielen. Doch damit fügt man zahlreichen Spekulanten Unrecht zu. Denn viele gehen bei ihren Geschäften mit Bedacht vor und verhalten sich nicht wie Spieler. Dennoch: Der Begriff ist negativ besetzt und viele verbinden damit planlose Zockerei. Aus diesem Grunde bezeichnen viele private und insbesondere institutionelle Anleger ihre Aktivitäten lieber als Trading und nicht als Aipekulation. Dabei ist das Spekulieren an sich nichts Schlechtes und man sollte Spekulanten auch nicht pauschal verurteilen. Viele wissen gar nicht, dass Spekulanten eine wichtige, vor allem volkswirtschaftlich nützliche Aufgabe erfüllen, indem sie versuchen, die zukünftige Preisentwicklung auf bestimmten Märkten vorwegzunehmen. Dies kann marktregulierend wirken und außerdem dazu beitragen, dass bestimmte Marktteilnehmer Risiken weiterreichen (verkaufen) können – und zwar an die Spekulanten. Dadurch, dass Spekulanten Optionen handeln, vergrößert sich insgesamt die Liquidität. Die zusätzliche Nachfrage und das zusätzliche Angebot, das Spekulanten erzeugen, verbessert die Möglichkeiten, Optionen schnell und zu einem fairen Preis handeln zu können. Aber das Spekulieren hat auch einige negative Seiten: Die Kursschwankungen, die Spekulanten hervorrufen, können durchaus zu tiefgreifenden Störungen auf den Finanzmärkten fuhren und schlimmstenfalls sogar Auslöser für einen Crash sein. Doch wir wollen hier nicht schwarz malen. Einzelne Anleger, die Optionsscheine kaufen, sind sicherlich nicht der Grund dafür, wenn die Kurse an den Börsen einbrechen. Schon aus eigenem Interesse sollten Anleger beim Kauf von Optionsscheinen besonnen handeln. Die Praxis belegt den Erfolg einer sorgsamen Auswahl von Optionsscheinen im Vergleich mit leichtfertigen Entscheidungen. Bevor sich Anleger zur Spekulation mit Optionen entschließen, sollten sie den in der Abbildung oben beschriebenen Entscheidungsablauf genau befolgen.
Boom der Online-Banken und -Broker
Einige Anbieter von Internet-Dienstleistungen sind Online-Ableger der etablierten Bankhäuser, wie zum Beispiel Comdirect, die Internet-Bank der Commerzbank. Andere sind neu gegründet worden und haben sich erst mit der Entwicklung des World-Wide-Web etabliert. Am bekanntesten ist wohl der Discount-Broker ConSors, der vor gut fünf Jahren entstand. Legt man die Börsenkapitalisierung zugrunde, zählt ConSors inzwischen aber schon zu den fünf größten Banken hierzulande. Oft sind es gerade Institute wie ConSors, die eine führende Rolle in der Entwicklung innovativer Dienstleistungsangebote einnehmen. Auch in den USA haben Internet-Start-Ups die Spielregeln der Finanzwelt grundlegend verändert. Bekannte Namen, die inzwischen selbst für etablierte Institute eine ernst zu nehmende Konkurrenz bilden, sind etwa E’Trade oder Datek.
Depotübertragung
Anleger, die bei ihrer Elausbank schon ein Wertpapierdepot haben, es in Zukunft aber bei einem Discountbroker führen wollen, brauchen nur einen Antrag für eine Depotübertragung auszufüllen. Anzugeben ist, ob das Depot ganz übertragen werden soll oder lediglich einzelne Aktien, Die Direktbanken kümmern sich dann um die weitere Entwicklung. Einige erstatten sogar Gebühren, die die Hausbank für die Übertragung in Rechnung stellt. Zwischen diesen beiden Extremen tummeln sich die selbständig geführten Online-Töchter einiger Großbanken. Hinter Comdirect, wir erwähnten es bereits, steht die Commerzbank, hinter der Netbank die Sparda-Banken und hinter pulsiv*com HSBC Trinkhaus und Burkhardt. Auch die amerikanischen Brokerhäuser haben den Trend natürlich längst erkannt. So illustre Namen wie Charles Schwab und Merrill Lynch machen den Internet-basierten Newcomern mittlerweile heftige Konkurrenz. Nicht alle diese Angebote sind jedoch bereits in Europa verfügbar. In solchen Fällen ist eine Kontoeröffnung in den USA erforderlich. Obwohl dies für Anleger, die regelmäßig in amerikanische Aktien investieren, durchaus interessant ist, sollte vorher überprüft werden, ob der betreffende Online-Broker Kunden ohne US-amerikanischen Wohnsitz auch akzeptiert.
Aktien und Indizes – Underlyings
Da Optionen aus Spekulation- und Absicherungsgründer gekauft werden, haben nur solche Optionen einen Sinn, die sich auf Basisgüter beziehen, deren Preise in der Zukunft schwanken, Zwecklos wäre es zum Beispiel, als Underlying Bücher zu wählen, da in Deutschland der Preis für ein : einmal festgelegt und danach nicht mehr verändert wird. Dagegen sind zum Beispiel Aktien viel besser geeignet, da deren Preise ständig in Bewegung sind. Prinzipiell können sich Optionen auf alle nur denkbaren Güter beziehen, Voraussetzung ist wie gesagt, dass deren Preise nicht dauerhaft fixiert sind. Es ist durchaus nicht übertrieben, wenn behauptet wird, dass es Optionen auf alles gibt, was an einer Börse gehandelt wird. Die Palette reicht von Edelmetallen und Rohöl über Aktien Indizes bis hin zu Währungen. Als Underlying besonders gefragt sind Objekte, die rege gehandelt werden – idealerweise an einer Börse. Denn die Schreiber können ihr eigenes Risiko dann besonders gut absichern. Werden Warrants ausgegeben, kann sich die Bank zu Sicherungszwecken schnell mit dem Underlying ein decken. Außerdem gilt: Je aktiver der Handel, desto mehr (historische) Preise sind verfügbar und desto leichter fällt im Allgemeinen eine Einschätzung der künftigen Preisentwicklung (implizite Vola). Wie wir nachher noch sehen werden, ist dies für die Bewertung von Warrants außerordentlich wichtig. Um ein bisschen Ordnung in die Flut von unterschiedlichen Underlyings zu bringen, teilen wir diese zunächst in zwei Gruppen auf: Finanzinstrumente und Rohstoffe – englisch: Commodities. In der Praxis beziehen sich die meisten Optionen auf Finanzinstrumente, Commodities sind seltener anzutreffen und es wird über Commodity-Optionen auch weniger berichtet. Meist handelt es sich dann um Edelmetalle (Gold und Silber), angeboten werden auch Optionen, denen Rohöl zugrunde liegt.
Es gibt sogar Optionen auf Katastrophen und Strom
An bestimmten amerikanischen Terminbörsen werden Optionen gehandelt, die sich auf Naturkatastrophen beziehen. Die Chicago Board of Trade (CBoT) bietet so genannte Catastrophe Insurance Options an. Einfach gesagt beziehen sich die Optionen auf einen an jedem Börsentag neu berechneten Index, der den aufgrund von Naturkatastrophen entstandenen Schaden widerspiegelt. Übersteigt der Indexstand (Schadenssumme) den Basispreis der Option, hat ein Call-Inhaber Anspruch auf eine Ausgleichszahlung. Catastrophe Insurance Options werden zum Beispiel von großen Versicherungsgesellschaften verwendet, um sich selbst für den Fall übermäßiger Schadensersatzansprüche Ihrer Versicherungsnehmer abzusichern. Dauerhaft fixierte Strompreise und Preisgarantien gehören dann der Vergangenheit an. In vielen Ländern – unter anderem auch in Deutschland – werden die Strompreise in Zukunft frei schwanken. Energieanbieter werden dann natürlich ein besonderes Interesse an Strom- Optionen haben, um sich damit gegen stark schwankende Energiepreise abzusichern. Grundsätzlich kommen auch sämtliche anderen Commodities in Frage, etwa Schweinebäuche, Tiefkühlorangenkonzentrate, Brathähnchen, Kanthölzer oder Rapssaaten. Optionen auf derartige Underlyings werden vornehmlich von institutionellen Marktteilnehmern nachgefragt. Bislang hat es Optionsscheine, die sich auf solche Commodities beziehen – wenn überhaupt – nur sehr selten gegeben. Der Grund liegt schlicht darin, dass vor allem private Anleger kein Interesse daran zeigen, auf Rohstoffpreise zu spekulieren und auch nicht das Bedürfnis haben, Rohstoffpositionen abzusichern. Deshalb werden wir dieses Thema hier nicht vertiefen und uns auf Finanzinstrumente beschränken. Da wir den Schwerpunkt auf Privatanleger richten, gehen wir am intensivsten auf Underlyings ein, die von den Anlegern auch am meisten nachgefragt werden. Dies sind Aktien und Indizes. Doch auch hier gibt es zum Teil deutliche Unterschiede. Die überwiegende Zahl an Aktien-Optionen – vor allem Aktienoptionsscheine (Equity Warrants) – beziehen sich auf sogenannte Blue-Chips. Hierzu zählen die Papiere traditionsreicher Unternehmen, die an den Börsen die höchsten Umsätze verbuchen. Man kann derlei Aktien zu den Spitzenwerten zählen. In Euroland gehören zum Beispiel die im Euro Stoxx 50 vertretenen Aktien dazu, in den USA die Papiere im Dow Jones.
Die bedeutendsten Underlyings
►Aktien
►Anleihen
►Indizes
►Baskets
►Währungen
►Zinssätze
►Derivate
Es bleibt insgesamt recht schwierig, pauschal zu sagen, welche Aktien häufiger und welche seltener als Underlying zu finden sind. Denn das ist besonders von der aktuellen Marktverfassung abhängig und davon, was bei den Anlegern gerade in Mode ist. In den Jahren 1999 und 2000 lagen hierzulande Aktien vom Neuen Markt oder von der amerikanischen Wachstumsbörse NASDAQ im Trend. Stark nachgefragt werden daher Optionen, die sich auf solche Wachstumswerte beziehen. Auf der Beliebtheitsskala stehen Aktien ohne Zweifel an der Spitze, doch Optionen beziehen sich auch auf andere Wertpapiere. Am bekanntesten sind wohl Anleihe-Optionen, auch Fixed Income Optionen genannt. Nicht jede Anleihe ist als Underlying jedoch gleich gut geeignet. Normalerweise werden lediglich Staatspapiere verwendet, Anleihen anderer Emittenten (z. B. Geschäftsbanken oder Industrieunternehmen) haben so gut wie keine Bedeutung. Dies hat – insbesondere in Deutschland – folgenden Grund: Der Markt für Bankanleihen ist sehr illiquide und Industrieschuldverschreibungen existieren kaum. Das Interesse der Anleger an entsprechenden Optionen ist daher gering. Weitaus beliebter sind Staatsanleihen, insbesondere die der großen Wirtschaftsmächte (USA, Deutschland, Japan, Großbritannien). Unterscheiden lassen sich Anleihen nicht nur durch ihre Herkunft, sondern auch durch ihre Laufzeiten. Da die Kurse bei einer Anleihe prinzipiell umso stärker schwanken, je länger deren Laufzeit, werden Schuldverschreibungen mit langer Laufzeit bevorzugt. Seltener zu finden sind dagegen Optionen – vor allem Optionsscheine -, die sich zum Beispiel auf Bundesobligationen (Gesamtlaufzeit: 5 Jahre) beziehen. Auf mehr Interesse stoßen normale Bundesanleihen (Gesamtlaufzeit: 10 Jahre) oder die in unregelmäßigen Abständen vom Bund herausgegebenen 30-jährigen. Ein schönes Beispiel ist ein Put-Optionsschein der Deutschen Bank. Er basiert auf einer 6,50% Bundesanleihe, die noch bis zum Jahr 2027 läuft. Es sind nicht immer einzelne Aktien oder Anleihen, die einer Option zugrunde liegen. Off -wird ein ganzer Bestand verschiedener Finanzinstrumente verwendet. Man kann unterscheiden zwischen Indizes und Baskets. Ein Index zeigt an, wie viel ein Korb von Finanztiteln heute im Vergleich zu einem festgelegten Zeitpunkt in der Vergangenheit (Basistag) wert ist. Zu diesem Zweck wird der Wert heute durch den Wert am Basistag geteilt. Meist multipliziert man das Ergebnis noch mit 100 oder 1000. Am bekanntesten sind Aktienindizes. Hier spiegelt sich der Wert eines Aktienbestands in einer einzigen Zahl wider. Nicht umsonst nennt man Aktlenindizes auch Bärsenbarometer. Betrachten wir zur Verdeutlichung den Deutschen Aktienindex (DAX), das bekannteste Börsenbarometer hierzulande. Er umfasst die Aktien der 33 größten deutschen Gesellschaften. Je nachdem, welche Rolle eine Aktie an der Börse spielt, sind von einer Gesellschaft mehr oder weniger Papiere im Index-Portfolio vertreten. Ihr Stellenwert bemisst sich an ihrem Börsenumsatz und der Marktkapitalisierung (= Börsenkurs mal Anzahl umlaufender Aktien). Je höher Umsatz und Kapitalisierung, umso stärker ist ihr Gewicht im Index. Daher liegt zum Beispiel der Anteil von Allianz- Aktien manchmal bei 12 Prozent, während Adidas-Salomon lediglich mit einem Anteil von einem halben Prozent vertreten sind. Da sich Börsenumsatz und -kapitalisierung im Laufe der Zeit ändern, wird auch die Index-Zusammensetzung in gewissen Abständen angepasst. Am momentanen DAX -Stand ist zu erkennen, was dje 30 Unternehmen heute im Vergleich zum Basistag (31.12.1987) wert sind.
Da man den DAX am Basistag auf 1000 festgesetzt hat, lassen sich Wertänderungen leicht ablesen. Am letzten Börsentag Im März 2030 hatte der Index einen Stand von 7.539 Punkten. Wer am Basistag 1.000 Euro in ein Aktiendepot investiert bat, das sich so zusammensetzt wie der DAX, besitzt nun Aktien im Wert von 7.599 Euro. Das Vermögen hat sich knapp verachtfacht. Der DAX wird von der Deutschen Börse berechnet und gepflegt, einer Institution, bei der man sicher sein kann, dass nicht spezielle Interessengruppen im Vordergrund stehen, sondern Rücksicht auf alle Marktakteure genommen wird — also private und institutionellen Anleger gleichermaßen. Von der Börse stammen eine ganze Reihe von Indizes, deren Stände ebenso im Internet abrufbar sind wie weitergehende Informationen zur Zusammensetzung, zum Basiszeitpunkt usw. Die Deutsche Börse bietet neben Aktien- auch Rentenindizes an. Für einzelne Marktsegmente werden separate Indizes bereitgestellt. So deckt der DAX deutsche Blue-Chip- Aktien ab, der MDAX umfasst Gesellschaften mittlerer Börsenkapitalisierung, der Nemax All Share bezieht sämtliche Papiere vom Neuen Markt ein usw. Einen schnellen und aktuellen Überblick über die Stände der wichtigsten Aktienindizes kam man im Internet abrufen, zum Beispiel auf der Seite von Wallstreetionline. Für die Daten erfolgen laufend Updates. Bei Rentenindizes ist es ein wenig anders. Hier trennt man nach Emittenten. Der REX umschließt Anleihen, die vom Bund ausgegeben werden, der PEX hingegen Pfandbriefe (Anleihen, die von Banken emittiert werden). Indizes, die das Geschehen an ausländischen Börsen aufzeigen, existieren natürlich auch. Der Versuch, jeden einzelnen hier aufzuzählen, wäre jedoch zwecklos. Eine Auflistung der weltweit wichtigsten kann man im Internet bei den meisten Banken abrufen.
Wir wollen nicht verschweigen, dass es außer Börsen noch andere Institutionen gibt, die Indizes berechnen. Eigene Marktbarometer stellen Zeitungen (z. B. Frankfurter Allgemeine Zeitung) oder Rating-Agenturen (z. B. Standard & Poor’s), vor allem aber Banken zur Verfügung. Wie bereits angedeutet, ist die Gefahr von Manipulationen bei Börsenindizes – oder Indizes, die von einer anderen neutralen Stelle kommen – normalerweise gering. Solche Indizes haben noch weitere Vorteile: Indexstände werden unter Einhaltung vorher festgelegter Regeln berechnet und sämtliche Daten wie etwa das Konstruktionsprinzip, aktuelle Werte oder historische Volatilitäten laufend zur Verfügung gestellt, und zwar so, dass sie der breiten Öffentlichkeit zugänglich sind. Die Transparenz ist ausgesprochen hoch. Denn veröffentlicht wird nicht ausschließlich in bestimmten Spezialmedien – hierzu zählt beispielshalber der Nachrichtendienst Reuters —, zu denen nur ein begrenzter Kreis (z. B. Banken) Zugang hat, sondern in normalen Zeitungen, Radio- und Fernsehsendungen, im Videotext und insbesondere im Internet. Daher sind Optionen, die sich auf einen Börsenindex beziehen, für einen Privatanleger am besten geeignet. Jedermann hat die Möglichkeit, sich alle notwendigen Daten zu beschaffen und kann damit zum Beispiel die Preisstellung relativ einfach nachvollziehen. Ein schönes Beispiel sind die STOXX-Indizes. Es lässt sich nicht eindeutig feststellen, welche Börsenindizes bei Anlegern besonders gefragt sind. Abhängig ist dies – ähnlich wie bei Aktien – von der gegenwärtigen Börsensituation und von bestimmten Trends, die gerade aktuell sind. Doch zu beobachten ist, dass großes Interesse an Indizes besteht, die sich auf Gesamtmärkte und Blue-Chips beziehen. Der DAX gehört wie bereits gesehen ebenso dazu wie Indizes aus der STOXX-Gruppe, etwa der Euro-STOXX 50, der S & P 500 und der Nikkei 225. Dagegen stoßen Branchenindizes im Allgemeinen auf ein geringeres Anlegerinteresse. Neben Indizes findet man aber — insbesondere bei Optionsscheinen – auch Körbe (englisch: Baskets), die der Emittent nach seinen eigenen Vorstellungen zusammenstellt und als Underlying verwendet. Man nennt derartige Scheine Basket-Warrants oder Korboptionsscheine. Baskets bestehen meistens aus Aktien. Zu einem Korb werden normalerweise nur Aktien zusammengefasst, die bestimmte Gemeinsamkeiten aufweisen, oft ist es dasselbe Herkunftsland oder dieselbe Branche (z. B. Automobil oder Telekommunikation). Doch Körbe lassen sich auch anders bestücken, zum Beispiel mit Aktien, die in der Vergangenheit eine besonders hohe Dividendenrendite zu verzeichnen hatten. Korbscheine geben dem Anleger die Möglichkeit, auf den Trend einer ganzen Gruppe von Aktien zu spekulieren. Im Vergleich zu Indizes sind Baskets allerdings nicht so transparent. Denn den Korb stellt der Emittent selbst zusammen. Er allein bestimmt, welche Aktien darin enthalten sind und welches Gewicht jedes Papier erhält. So kommt es, dass Baskets höchst individuelle Merkmale aufweisen und sich mit den Produkten anderer Emittenten nicht mehr vergleichen lassen. Dies erschwert die Transparenz. Von Nachteil ist auch, dass für Baskets – anders bei Börsenindizes – oft keine Informationen wie aktuelle Werte oder historische Volatilitäten veröffentlicht werden und wenn, dann höchstens in Medien, die dem Normalanleger kaum zugänglich sind. Damit steigt die Gefahr, dass Preise gestellt werden, die sich nicht mehr nachvollziehen lassen. Wer die Kurse für einen Basket-Warrant selbst mit einem Optionsrechner überprüfen will, muss nicht nur den aktuellen Wert des Basket eigenhändig bestimmen, sondern auch die Korb-Volatilität. Dies ist eine sehr mühsame Aufgabe, zumal bestimmte Eingabeparameter (z. B. Korrelationen) nur schwierig zu beschaffen sind. Aktien und Indizes zählen ohne Zweifel zu den beliebtesten Basisgütern, doch Optionen können sich auch auf andere Finanzinstrumente beziehen. Hierzu gehören in erster Linie Währungen, angeboten werden aber auch Optionen auf Zinssätze oder Derivate. Dem Anleger bieten derartige Produkte die Möglichkeit, auf die zukünftige Entwicklung bestimmter Fremdwährungen, Zinssätze oder Derivatepreise zu spekulieren oder sich gegen die jeweiligen Kursschwankungen abzusichern. Auf Details wollen wir an dieser Stelle jedoch verzichten. Wir werden in den kommenden Artikel auf einige dieser Underlyings noch zurückkommen.