Riskante Sicherheitslücken bei den Banken und Sparkassen

Die Geldwirtschaft hat größtes Interesse daran, ihre Kunden – jedenfalls die Normalverdiener – so wenig wie möglich persönlich zu bedienen. Die üblichen Bankgeschäfte wie Lastschriften, Überweisungen und Bargeldauszahlung sollen die Kontoinhaber am besten selbst erledigen. Am eigenen Computer via Internet und per EC-Karte am Geldautomaten.

Doch so mancher Kartenbenutzer stellte im Nachhinein fest, dass sich auch andere von seinem Konto bedient hatten. Nicht die Geldinstitute hatten in großem Stil die Konten abgeräumt, sondern Betrüger, die die Sicherheitslücken im Banknetzwerk ausnutzen.

An den Automaten spähen kriminelle Banden mit speziellen Masken und Kartenlesegeräten die Kontodaten und PIN-Nummern der Kunden aus, um mit Hilfe der erbeuteten Zugangscodes oft erst Wochen später Geld abzuheben.
Im Juli 2006 ermittelte zum Beispiel die Berliner Landeskriminalamt in einer großen Betrugsserie. Bei rund 250 Nutzern von Geldautomaten hatten Betrüger 200000 Euro erbeutet. Rund 170 Fälle gab es in Berbn-Lichtenfelde bei einer Postbankfiliale und weitere 80 bei einer Bank in der Berliner City. Die Zugangsdaten erhielten die Täter durch Manipulation der Automaten. Sie installierten ein zweites Lesegerät auf dem Tastenfeld, um an die Geheimnummern der Kunden zu kommen, und ein Kartenlesegerät, um Kontodaten zu speichern.
Die Berliner Delikte sind keine Einzelfälle, bundesweit wurden in den vergangenen Jahren Millionensummen von Kundenkonten geklaut.
Die Frage bleibt, warum Banken keine umfangreicheren Sicherheitsbestimmungen installieren, um diese Raubzüge zu verhindern.

Fragwürdige Anlagenberatung für die Senioren in den Banken und Sparkassen

Während Senioren offensichtlich größte Schwierigkeiten haben, Geld von ihrer Bank zu bekommen, sind sie als Anleger natürlich hochwillkommen. Und diese Beratung geht nicht immer zu ihren Gunsten aus. Natürlich weiß jeder, dass Banken gerne Sicherheiten haben, je länger sie über Kundengeld verfugen können, umso besser – vor allem in Zeiten niedriger Zinsen, wenn die Wende nach oben sozusagen vor der Tür steht. Sparpläne mit Laufzeiten von fünf und mehr Jahren werden dann auch gerne Rentnern im fortgeschrittenen Lebensalter angeboten.

So hat eine Bankmitarbeiterin in Gersthofen allen Ernstes einer deutlich über 80-jährigen, wenn auch sehr rüstigen verwitweten Frau ohne Kinder einen Sparplan mit einer Laufzeit von fünf Jahren verkauft – natürlich in Zeiten niedriger Zinsen. Einer über 65-Jährigen wurden gar Sparverträge mit 15 Jahren Laufzeit präsentiert. Zweifellos sind beide Frauen keineswegs kränklich oder hinfällig. Aber sie gehören auch nicht zu den Kunden, die fünf oder zehn Jahre darauf warten mögen, bis sie wieder über ihr Geld verfügen können, oder sich mit Magerrenditen zufriedengeben.
Vielleicht ist es nicht einmal böse Absicht, sondern nur schlampige Vorbereitung oder Gedankenlosigkeit der Kundenberater, Anlagen anzubieten, die weder zu dem Kunden noch zu seiner Lebenssituation passen. Vertrauenswürdig und kompetent ist dieses Verhalten jedenfalls nicht.

Freiberufler und Selbständige sind unerwünscht für die Banken

Doch auch ganz normale Kunden haben bei ihren weniger feinen und elitären Banken mit zum Teil unverständlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Besonders betroffen sind Selbständige und Freiberufler.

Am 1 .Januar 2003 trat das Zweite Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt in Kraft. Danach sollten Arbeitslose ihre alltagspraktischen Fähigkeiten und Fertigkeiten als Selbständige anbieten können und damit in der Lage sein, für sich selber zu sorgen. So hatte es sich die Hartz-Kommission zumindest vorgestellt: Einerseits würde die Arbeitslosigkeit reduziert und andererseits die Schwarzarbeit bekämpft werden. Um den Neuunternehmern in eigener Sache den Umstieg von der Stütze auf ein selbständig erwirtschaftetes Einkommen zu erleichtern, wurde die Bundesagentur für Arbeit verpflichtet, die neuen Kleinunternehmer drei Jahre lang zu fordern.

Die damalige rot-grüne Bundesregierung nahm den Vorschlag in die Agenda 2010 auf und verabschiedete nach zähem Ringen ein Gesetz. In der Öffentlichkeit und den Medien ist dieser Teil des Hartz-Programms besser bekannt als Ich-AG.
Von Anfang an war das Programm ein rechter Flop: Bis Ende 2005 wurden gerade einmal 278000 dieser Ein-Mann-Existenzgründungen gezählt – bei rund vier Millionen Arbeitslosen. Doch schon diese Menge brachte die Bundesagentur an den Rand einer Liquiditätskrise. Die staatlichen Zuschüsse reichten nicht aus. Und das, obwohl schon fast 50000 Ich-AGler vor Ablauf der Förderung wieder ausgestiegen waren. Vielen blieb nur die Schwarzarbeit, nachdem sie sich mit Behörden, Finanzämtern und vor allem Banken verausgabt und für wenig mehr als ein Almosen geschuftet hatten.

Im Juni 2006 wurde die Ich-AG-Idee von der nunmehr schwarz-roten Bundesregierung beerdigt. Damit wurde nur offiziell umgesetzt, was schon lange zuvor ganz im Stillen stattgefunden hatte. Das deutsche Bankgewerbe hatte nämlich längst die Rolle des Totengräbers für das ambitionierte Arbeitsbeschaffungsprogramm übernommen. Denn dem deutschen Kreditgewerbe waren die spät berufenen Unternehmer von Anfang an suspekt. Und wenn Banken eine bestimmte Kundengruppe nicht mögen, machen sie gerne kurzen Prozess. Kredite oder finanzielles Entgegenkommen sind vor allem vom privaten Geldgewerbe nicht zu erwarten.

Im Gegenteil. Freiberufler können sich mittlerweile glücklich schätzen, wenn sie überhaupt ein Konto eröffnen können. Diese Erfahrung machte beispielsweise ein selbständig arbeitender Journalist mit der Citibank. Der Fall wurde in einem Artikel der Welt geschildert. Seit 1988 hatte er bei der Bank, die damals noch Kundenkreditbank hieß, ein Konto unterhalten. Das galt jedenfalls so lange, wie der Journalist festangestellter Redakteur gewesen war. Doch kaum hatte er sich als Freischaffender selbständig gemacht, war es mit der Ruhe vorbei. Plötzlich mochten ihn die Banker nicht mehr. Die Citibank sei eine reine Privatkundenbank, erklärte eine Mitarbeiterin am Telefon und empfahl ihm dringend, sich doch ein anderes Geldinstitut zu suchen.

Das erwies sich als gar nicht so einfach. Denn viele Banken lassen Freiberufler und Selbständige nur zu gern im Regen stehen. Selbst Sparkassen bieten diesen Berufsgruppen bisweilen nur Konten auf Guthabenbasis an. Sie dürfen dann das Konto nicht überziehen. Was eine erhebliche Einschränkung darstellt, weil sich zum Beispiel bei Journalisten gezeigt hat, dass die pünktliche Honorarüberweisung mittlerweile eher die Ausnahme denn die Regel ist.

Doch der Boykott der Banken trifft nicht nur Medienleute, sondern das ganze Spektrum der Freiberufler, Selbständigen oder Chefs der Ich-AGs. Auch Physiotherapeuten, die sich mit eigener Praxis niederlassen wollen, haben Mühe, eine Bank zu finden, die ihren Start fordert und ihnen nicht noch Knüppel in den Weg wirft. Arno Metzler, Geschäftsführer beim Bundesverband Freie Berufe in Berlin, kennt die Sorgen seiner Mitglieder nur zu gut: Vielen Banken fehle der Mut, mit Selbständigen Geschäfte zu machen.

In manchen Geldhäusern, wie zum Beispiel bei den Sparda- Banken, ist es den Mitarbeitern per Satzung verboten, Konten für Selbständige und Freiberufler zu führen. Sie wollen nur Rentner, Angestellte und Auszubildende bedienen. Auch die Citibank, die CC-Bank und die Wüstenrot-Bank weigern sich, ihre Dienste Selbständigen anzubieten. Bei der ING-Diba und den PSD-Banken können nur Privatkonten von Freiberuflern und Selbständigen geführt werden, nicht aber das Geschäftskonto.

Die Commerzbank und ihre Onlinetochter Comdirect hingegen geben sich aufgeschlossener: Sie halten Freiberufler für eine interessante Zielgruppe.
Auch die Deutsche Kreditbank (DKB) und die Hamburger Netbank, die ihren Service nur per Internet anbieten, machen keinen Unterschied zwischen Angestellten und freischaffenden Kunden. Selbst die Sparkassen bieten den freiberuflich Arbeitenden in der Regel die Kontoführung an.

Oft allerdings müssen sich die Kunden rigiden Konditionen unterwerfen. Während Angestellte nur regelmäßige Geldeingänge auf dem Konto von einigen hundert bis 3000 Euro nachweisen müssen, um von den üblichen Kontoführungsgebühren freigestellt zu werden, müssen Freiberufler und Selbständige ein Depot von 10000 Euro als Sicherheit hinterlegen oder wenigstens wie bei der HypoVereinsbank ein Guthaben von 10000 Euro auf ihrem Konto haben. Dass sie dennoch als unsichere Kantonisten betrachtet werden und in der Holzklasse sitzen, merken Freiberufler und Selbständige spätestens dann, wenn sie einen Kredit haben möchten, und sei es nur ein Überziehungskredit. Da werden Formulare verlangt, als wollten sie sich um den Posten des Sicherheitschefs von Fort Knox bewerben: Sie müssen nachweisen, dass sie ihre Tätigkeit seit mindestens drei Jahren ausüben und dass sie ein Einkommen erzielt haben: Bankbelege reichen da nicht aus. Es müssen schon die letzten beiden vorhandenen Einkommensteuerbescheide sein.

Darüber hinaus wird oft eine vom Steuerberater testierte, mindestens aber vom Kunden Unterzeichnete, aktuelle betriebswirtschaftliche Auswertung des Geschäftsgangs verlangt. Eine Einnahmen-Überschuss-Rechnung ist auch erforderlich sowie eine vom Kunden oder gar vom Steuerberater unterschriebene Gewinn- und-Verlust-Rechnung (GuV). Dazu eine glaubhafte Versicherung über die privaten Vermögensverhältnisse.

Das kostet nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Schon ein Testat vom Steuerberater schlägt – je nach Geschäftsumfang – mit 1000 bis 2000 Euro zu Buche.
Trotzdem muss der freischaffende Künstler oder Unternehmer, wie in einem Fall eines Psychotherapeuten, mit eher schlechten Konditionen rechnen. So wurde einem langjährigen Kunden der Haspa, der sich als Psychoanalytiker niedergelassen hatte, ein Kredit angeboten, dessen Zinssatz rund 50 Prozent über dem marktüblichen lag. Nur durch den Nachweis einer abgezahlten und schuldenfreien Eigentumswohnung ließ sich der Zinsaufschlag umgehen. Der Kunde war zutiefst frustriert, doch ein Wechsel der Bank schien nicht ratsam, denn er musste schnell begreifen, dass er als Freiberufler trotz seiner gutgehenden Praxis keine Chancen hat, andernorts besser behandelt zu werden.

Für Jungunternehmer im gewerblichen Bereich ist es derzeit fast aussichtslos, ein günstiges Konto zu akzeptablen Bedingungen zu bekommen.
Und was die Ich-AGs angeht: Da hatten viele Gründer ihre Zukunft als Unternehmer schon hinter sich, bevor sie die erste Rechnung schreiben konnten.

Gefahren aus dem World Wide Web für Ihr Bankkonto

Noch größer als die Chance, bei der Benutzung eines Geldautomaten abgezockt zu werden, ist die Gefahr, kriminellen Interneträubern ins Netz zu gehen.

Fast jeder Internetnutzer kennt die E-Mails, die zum Beispiel mit dem Logo der Volksbanken und Raiffeisenkassen verschickt werden. Wer auf die Aufforderung zur technischen Überprüfung der Kundendaten reagiert und bereitwillig seine Kundendaten, die persönliche Identifikationsnummer (PIN) und die Transaktionsnummern (TAN) preisgibt, hat schon verloren. Die Betrüger haben sich an dem Konto bedient, bevor der Onlinebanking- Kunde seinen Computer ausgeschaltet hat. Phishing heißt diese Art des elektronischen Überfalls.
Verantwortungsbewusste Banken machen deshalb ihre Kunden darauf aufmerksam, nie, unter keinen Umständen, ihre PIN jemandem mittzuteilen – weder einem Bankangestellten noch der Polizei. Bisher wurden Pishing-Schäden den Kunden in der Regel von den Banken erstattet. Aus Kulanzgründen, heißt es in diesem Falle meistens. Dabei sollte der Kunde nicht vergessen, dass die Bank selbst großes Interesse daran hat, Bankgeschäfte übers Internet für Normalkunden zu propagieren. Medienberichte über Sicherheitslücken im Netz und ausgeraubte Kunden kommen da schlecht an.

Beim Pharming gehen Betrüger noch sehr viel raffinierter vor. Dabei wird ein spezielles Programm auf den Computer des Onlinekunden geschleust. Das manipuliert den Browser, also das Programm, mit dem das Internet benutzt wird. Wenn dann die Internetadresse fürs Onlinebanking aufgerufen wird, erscheint eine gefälschte Website, die der echten täuschend ähnlich sieht. Wenn der Onlinebanking-Kunde dann seine Kontodaten und die PIN eingibt, landen sie bei den Hackern. Die sind dann in der Lage, die Transaktion des Kunden zu vollenden — allerdings wird das Geld auf die Konten der Betrüger gelenkt.
Das Problem ist, dass die Manipulation oft selbst von Computerspezialisten nicht erkannt wird. Erst wenn der Schaden eingetreten ist und unerklärliche Geldabbuchungen registriert werden, wird klar, dass der Kunde Opfer von Pharmern geworden ist.

Aber auch Trojaner – das sind Programme, mit denen alle Daten im PC ausgespäht werden können – richten große Schäden an. Wenn es Internetkriminellen gelingt, ein solches Programm auf einen Rechner einzuschleusen, beispielsweise über Anhänge zu E-Mails, können sie auch PINs und TANs bei Eingabe ausspionieren. Einen Hinweis darauf, dass ein Trojaner den Computer infiziert hat, gibt zum Beispiel der Abbruch der Verbindung zum Onlinebanking nach Eingabe einer TAN durch eine Fehlermeldung.

Dabei gibt es durchaus einen gewissen Schutz vor dem Angriff durch Phisher, Pharmer und Trojaner. Das zurzeit noch sicherste Verfahren ist das Home Banking Computer Interface (HBCI), für das eine Diskette, eine Chipkarte und ein separates Lesegerät für die Verschlüsselung des Datenverkehrs erforderlich sind.
Für den Onlinekunden bedeutet das, dass er nur von dem PC, an dem das Gerät installiert ist, seine Bankgeschäfte ausführen kann. Außerdem müssen die Kunden meist die Kosten für das Lesegerät von 80 und 120 Euro übernehmen.
Nur zehn von zwanzig Banken bieten jetzt diesen Service an, das haben die Mitarbeiter der Zeitschrift Finanziert zu Beginn des Jahres 2007 ermittelt.
Andere Banken versuchen mit Variationen der Kombination PIN und TAN die Kunden in Sicherheit zu wiegen, beispielsweise durch das I-TAN-Verfahren. Dabei gibt die Bank die TAN bei jeder Überweisung vor.

Beim eTAN-Verfahren erhält der Onlinekunde eine PIN und ein kleines Gerät, mit dem er für jeden Vorgang eine eigene TAN- Nummer generieren kann. Der Betrüger muss mehrere TANs oder gar den Generator erbeuten, um die richtige Nummer zu erwischen.

Schlechte Noten von den Experten
Die kriminelle Kreativität beunruhigt längst die Experten für Datensicherheit. Eine Untersuchung des Fraunhofer Instituts im Auftrag des Magazins Capital, die bereits in den Jahren 2005 und 2006 durchgeführt worden war, hatte ebenfalls die Schwachstellen des Onlinebanking aufgedeckt. Keines der 20 untersuchten Geldinstitute hatte die maximale Punktzahl von 31 und damit die Note sehr gut erreicht. Am besten schnitten die Deutsche Bank AG, die Postbank AG, die Commerzbank AG und die Berliner Volksbank ab – mit 25,24, 23 und 22 Punkten.
Bei 16 von 20 Banken stellte das Fraunhofer Institut für Sichere Informationstechnologie erhebliche Schwachstellen bei Technik und Informationsqualität fest. 40 Prozent der getesteten Banken erreichten nicht einmal die Hälfte der zu vergebenden Punktzahl. Die Onlineangebote von Corta Consors, SEB und die Volkswagen Bank schafften gerade einmal ein Drittel der möglichen Punkte und erhielten die Note mangelhaft.

Viele Institute lassen ihre Kunden mit den Gefahren allein, erkannte der Leiter des Tests, SvenTürpe. Die Kostenersparnis, die Geldhäuser dank des Onlinebanking erzielen, werde nicht vorrangig in neueste Technik investiert. Besonders kritisch sieht Türpe das klassische PIN/TAN-Verfahren, bei dem sich der Kunde mit einer Identifikationsnummer (PIN) und einer variablen Transaktionsnummer (TAN) auf der Internetseite der Bank identifiziert. Diese Methode bewertete er als leicht angreifbar durch Phishing oder Trojaner.

Bei 20 Millionen Onlinebanking-Kunden ist es für die Banken offenbar immer noch günstiger, die durch unzureichende Sicherheitsvorkehrungen ausgeraubten Kontoinhaber zu entschädigen, als für alle Schutzmaßnahmen zu treffen, die den immer intelligenteren Angriffen von Hackern und Internetdieben standhalten können.

In den Fängen der Kredithaie der Banken und Sparkassen

Umworben werden die Kunden mit allen Mitteln – mit verführerischen Worten: Erfüllen Sie sich Ihre Träume jetzt – mit einem persönlichen Kredit bei uns – Lebe jetzt, zahle später. Oder auch mit der Binsenweisheit: Geld gibt es bei allen Banken und Sparkassen.

Wer die Angebote der Geldwirtschaft allzu wörtlich nimmt, findet sich nicht selten in einem Alptraum wieder. Da wird mit günstigen Zinsen gelockt, mit Verfügbarkeit für alle geworben und schnell ein Kreditvertrag aus der Schublade gezogen, der den ahnungslosen Kunden auf Jahre knebelt. Die Kundenberatung der Kreditabteilungen lässt sehr zu wünschen übrig, zu diesem Ergebnis kam die Stiftung Warentest bei der Überprüfung von 13 Banken. Nach 91 Testgesprächen schnitt mehr als die Hälfte der Banken gerade mal ausreichend ab, manche sogar noch schlechter.
Die Tricks der Banken beginnen meist schon bei der ersten Beratung, wenn sich der Kunde nach den Konditionen eines Ratenkredits erkundigt. Gerne wird mit der Auskunft auch eine Anfrage an die Schufa herausgegeben.

Die Schutzgemeinschaft für Allgemeine Kreditsicherung gibt Auskunft über die Bonität der Deutschen. Alle Zahlungsverzögerungen, Mahnverfahren und Pfändungen der Bürger werden dort in einem Register erfasst. Banken nutzen das privatwirtschaftlich organisierte Institut, um Daten über die Kreditwürdigkeit ihrer Kunden zu erhalten. Oft werden aber bereits bloße Anfragen eines Kunden nach den Kreditkonditionen zur Prüfung der Kreditwürdigkeit an die Schufa weitergereicht und dort gespeichert. Das schadet dem Kunden. Kommt der Vertrag nämlich nicht zustande – aus welchen Gründen auch immer -, bleibt die Anfrage in den Schufa-Akten und mahnt bei der nächsten Anfrage zur Vorsicht.

Offiziell müssen zwar Bankmitarbeiter vor einer Schufa- Auskunft das Einverständnis des Betroffenen einholen. Doch viele halten sich nicht daran, obwohl dies einen Verstoß gegen das Bundesdatenschutzgesetz darstellt. In der Regel kommen sie damit ungeschoren davon, denn die Kunden wissen ja nichts von dieser Anfrage. Die Redakteure der Zeitschrift Finanztest stellten fest, dass sich die Mitarbeiter von sieben der untersuchten dreizehn Institute nicht um die Datenschutzbestimmungen scherten.

Dabei ginge es auch anders: Statt der Prüfung auf Kreditwürdigkeit kann seit 2006 nur eine Anfrage nach den Kreditkonditionen gestellt werden, die nicht eingetragen wird. Diese Möglichkeit wurde jedoch bei den Testgesprächen nicht genutzt.
Doch das ist noch lange nicht alles. Nur zu gerne werden den Kreditnehmern teure Versicherungen verkauft. Restschuldversicherung heißt dieses Folterinstrument, dass die Banken selbst bei niedrigen Krediten in Höhe von 5000 oder 10000 Euro Kunden mit mittleren und kleineren Einkommen aufdrängen. Dann muss der Kreditnehmer nicht nur die Raten für den Kredit bezahlen, sondern auch die Prämien für eine teure Versicherung. Er wird allerdings oft über die wahren Kosten seiner Verpflichtung beim Vertragsabschluss im Unklaren gelassen, stellte sich bei den Beratungsgesprächen heraus, die die Tester von Finanztest führten. Mancher Antragsteller erhielt nicht einmal ein schriftliches Angebot oder Auskunft über den Effektivzins.

Wie solche Verträge aussehen und wie sie sich auswirken, demonstrierten die Verbraucherzentralen auf einer Pressekonferenz am 29. Januar 2007. Dabei legten sie eine Dokumentation vor, in der 200 Bankkunden eidesstattlich versicherten, dass und wie sie abgezockt worden waren.

Mehr als die Hälfte aller Fälle betraf Kreditverträge, die nur zustande gekommen waren, nachdem der Kreditnehmer ausdrücklich dem Abschluss einer Restschuldversicherung zugestimmt hatte. Mit anderen Worten: Ohne diese Absicherung für die Bank hätte es keinen Kredit gegeben.
Zwei Drittel dieser Knebelungsverträge waren von Mitarbeitern der Citibank abgeschlossen worden. Aber auch bei der HypoVereinsbank, der früheren Norisbank und der Santander Consumer Bank schien diese Praxis Usus zu sein, wie die Verbraucherschützer festgestellt hatten.

Tricks und Fallstricke bei der Baufinanzierung

Die Hauptkriterien, die die Höhe des monatlichen Schuldendiensts bestimmen, sind zunächst einmal: Höhe des Darlehens, Eigenkapitalanteil, Laufzeit, Zinssatz, Sicherheiten. Und bei jedem Punkt gibt es Fallstricke, in denen sich kein Bauherr verfangen sollte.

Die Höhe eines Immobilienkredits muss sich am Haushaltseinkommen orientieren, so dass die Raten – Zinsen und Tilgung – ohne allzu große Einschränkung bezahlt werden können. In Zeiten niedriger Zinsen empfehlen sich eher längere Laufzeiten für das Darlehen, um die günstigen Konditionen möglichst lange
nutzen zu können. In Hochzinszeiten vor einer Zinswende können unter Umständen variable Zinsen in Erwägung gezogen werden. Der Zinssatz wird dann immer in gewissen Zeitabständen den jeweiligen Marktsätzen angepasst. Doch Vorsicht: Die Banken lassen sich mit der Anpassung zu ihren Ungunsten gerne etwas Zeit, oft warten sie sogar darauf, dass sich der Darlehensnehmer meldet und die allfällige Korrektur einfordert.

Schleppende Zinsanpassung
Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat einige der Fälle notiert, in denen die Geldinstitute nur mit Mühe dazu zu bewegen waren, die Zinsen nach unten zu korrigieren.

So konnte ein Kunde aus Saarbrücken seine Bank erst durch Nachrechnen und mit Hilfe der Verbraucherzentrale zu einer Zinsanpassung bewegen. Seine Erlebnisse schilderte er in einem Schreiben an die Verbraucherzentrale:
(…) Sie hatten mir drei Berechnungen von meinem variablen Zinssatz übersandt. Bei der monatlichen Anpassung kamen Sie zu einer Kostendifferenz in Höhe von € 23700,34. In einer zweiten Berechnung hatten Sie lediglich alle drei Monate den Vergleichszins angepasst, in diesem Fall kamen Sie zu einer Differenz von 23516,95 €. In einer weiteren Berechnung wurde die Entwicklung der Spareinlagenzinsen für die Refinanzierung berücksichtigt. Auch in diesem Fall kamen Sie zu einer Kostendifferenz von 20568,23 €.

Diese Unterlagen hatte ich meiner Bank zugeschickt mit der Bitte, eine korrekte Neuberechnung vorzunehmen. Des Weiteren hatte ich dieser mitgeteilt, dass ich als Anpassung mit einer Pauschalsumme von 10000 Euro einverstanden wäre. Sollte ich innerhalb der nächsten sechs Wochen keinen Bescheid erhalten, würde ich meine berechtigten Ansprüche auf dem Rechtsweg einklagen. Sieben Wochen später hatte mir meine Bank die 10000 Euro überwiesen.

Warum sich der Kunde mit einer Erstattung von weniger als der Hälfte der errechneten Summe zufriedengibt, lässt sich nur vermuten. Vielleicht scheute er den langen Kampf um sein Recht, falls er seine Ansprüche in voller Höhe geltend gemacht hätte.

Bei einem Ehepaar, das Kunde bei der Dresdner Bank AG war, wurde von den Verbraucherberatern eine Zinsdifferenz von 9168 bzw. 29393 Euro errechnet. Die unterschiedlichen Summen ergaben sich nach dem jeweiligen Referenzzins, der der Berechnung zugrunde gelegt wird. Im niedrigeren Fall wurde ein variabler Hypothekenzins angenommen und im zweiten Fall der EURIBOR-Satz für Dreimonatsgeld. In jedem Fall war eine Zinsanpassung im Jahr 2005 unumgänglich, denn seit der letzten Korrektur im Jahr 2001 waren zwar die Marktzinsen kräftig gesunken, die Dresdner Bank hatte aber von dieser für ihren Kunden freundlichen Entwicklung nichts mitbekommen. Wieder halfen die Verbraucherschützer der Bank auf die Sprünge. Die Eheleute konfrontierten die Bank mit dem Ergebnis der Berechnungen. Und siehe da: Im Jahr 2006 erreichten die Darlehensnehmer eine Zinsneuberechnung bei der Dresdner Bank. Ein Betrag in Höhe von 14 673,62 Euro wurde erstattet.

Ziemlich dreist versuchten die Vereinigten Sparkassen in Weil- heim den Rückerstattungsanspruch einer Kundin abzuwimmeln. Nach Berechnungen der Verbraucherschützer stand der Frau eine Zinsdifferenz von 7421 Euro auf der Basis des variablen Hypothekenzinses bzw. 3311 Euro (EURIBOR-Dreimonatsgeld) zu. Als die Kundin die Sparkasse jedoch auf die versäumte Anpassung ansprach, behaupteten die Mitarbeiter, der Anspruch sei verjährt. Erst nach Einschaltung der Verbraucherzentrale bot die Sparkasse eine Ausgleichszahlung von 2049 Euro an, die die Kundin akzeptierte.

Die Hamburger Verbraucherzentrale kam zu dem Schluss, dass Kreditnehmer, die den Vertrag in Hochzinsphasen abgeschlossen hatten, im Falle einer Zinswende in der Regel erhebliche Rückerstattungen fordern könnten: Wer seine Immobilie mit einem Kredit zu einem variablen Zinssatz finanziert hat, kann im Durchschnitt rund 3600 Euro Rückerstattung pro 50 000 Euro Finanzierungsbetrag von seinem Geldinstitut zurückfordern. Denn immer noch passen Geldinstitute den anfänglich vereinbarten Vertragszins nicht zeitnah und vollständig an die Marktentwicklung nach unten an. Das hat eine Analyse von 52 von der Verbraucherzentrale Hamburg e.V. überprüften und nachberechneten Vario-Zins- Krediten mit einem Volumen von rund 4,1 Millionen Euro ergeben. Das Ergebnis wurde durch eine zweite Analyse von 74 Fällen im Oktober 2003 bestätigt.

Die Spanne der Differenzen reichte von rund 25 Euro (für einen 10000-Euro-Kredit) bis zu rund 27 600 Euro (für einen 120000-Euro-Kredit). Geht man davon aus, dass eine Differenz von unter 500 Euro nicht beanstandet wird, so wären von den 52 geprüften Krediten neun in Ordnung. Etwa 83 Prozent der Variokredite werden also zu Lasten der Kunden nicht korrekt angepasst!

Noch immer schlummern nach unseren Schätzungen viele Millionen Rückforderungsbeträge in den Schubladen der Immobilienbesitzer. Legt man bei einem angenommenen Vario – Kreditvolumen von rund 23 Milliarden Euro unser Zwischenergebnis von 7,2 Prozent (3600 Euro pro 50000 Euro) der Kreditsumme zugrunde, die von Banken und Sparkassen zu viel einbehalten werden, so bereichern sich die Kreditinstitute an ihren Kunden zurzeit um 1,66 Milliarden Euro (7,2 Prozent von 23 Milliarden). Dabei muss, wer energisch protestiert, nicht einmal vor Gericht ziehen, um die zu viel gezahlten Zinsen erstattet zu erhalten! Denn in den meisten Fällen zahlen die Kreditinstitute den von uns errechnet Betrag oder wenigstens einen erheblichen Teil davon freiwillig an die Kunden zurück.
Die Verbraucherschützer rechnen die Zinsdifferenz zwischen dem konkreten Kredit und einem Kredit mit angemessener Anpassung aus. Als Vergleichsmaßstab nutzen sie die von der Bundesbank monatlich ermittelten durchschnittlichen variablen Hypothekenzinsen. Gegen eine geringe Gebühr werden die Kreditverträge überprüft.

Welche Direktbank ist die richtige für Sie – Angebote

Wer die Wahl hat, hat bekanntlich die Qual. Neben dem Marktführer ING-DiBa gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von Direktbanken. Teilweise handelt es sich dabei um ehemalige Direktbkroker, wie etwa Comdirect oder die DAB Bank, die ihr Produktportfolio ausgeweitet haben und nun das gesamte Dienstleistungsspektrum einer Hausbank abdecken – einschließlich Girokonten. Auch manche Autobank, früher eher auf die Finanzierung des fahrbaren Untersatzes spezialisiert, bietet heute den kompletten Service einer Hausbank (zum Beispiel die Volkswagen Bank direct). Hinzu kommen die Direktbanken aus dem Sparkassen-Sektor (1822 direkt und die DKB – Deutsche Kreditbank) sowie aus dem genossenschaftlichen Verbund (zum Beispiel die Hannoversche Volksbank Direkt oder die Volksbank Eisenberg Direkt).

Andere filiallose Geldinstitute bieten nur ausgesuchte Bankprodukte und eignen sich daher nicht als Ersatz für die Hausbank. Hierzu zählen etwa die Mercedes-Benz Bank oder die auf einfache Sparprodukte fokussierten Direktbanken mit türkischen Wurzeln (Demir Halk Bank oder Deniz Bank). Diese Institute bieten sich eventuell an, falls Sie lediglich an einer Zweitbankverbindung oder an einem bestimmten attraktiven Produkt interessiert sind (zum Beispiel Festgeldkonten).
Ein weiteres wichtiges Kriterium bei der Auswahl der wirklich passenden Direktbank sind die angebotenen Kommunikationskanäle. Natürlich wäre es einem filiallosen Geldinstitut am liebsten, ihre Kunden würden ausschließlich im Online-Verfahren ihre Geldgeschäfte abwickeln. In diesem Fall übernimmt der Bankkunde selbst viele Aufgaben der früheren Bankmitarbeiter. Gleichzeitig sparen die klassischen Internetbanken erhebliche Mittel, da sie keine Callcenter betreiben müssen. Keine Frage, die reine Internetbank arbeitet am günstigsten. Aber auch am kundenfreund- lichsten? Das ist die entscheidende Frage. Sie kennen das Problem: Trotz immer handlicherer Notebooks und mobiler Internetdienste ist man eben nicht immer und überall online. Ein Handy ist da allemal praktischer, um sich eben mal schnell mit dem Callcenter der betreffenden Bank in Verbindung zu setzen. Vielleicht haben Sie auch konkrete Fragen zu einem bestimmten Produkt oder Sie möchten sich beschweren. All dies können Sie natürlich per E-Mail an Ihre Direktbank übermitteln, aber die Erfahrung zeigt, dass sich manche Dinge mit einem Telefonat schneller klären lassen als im E-Mail-Verkehr. Das funktioniert indessen nur, wenn der telefonische Kontakt überhaupt möglich ist. Manche Internetanbieter geben erst gar keine Telefonnummer an, unter der sich die Kunden melden könnten. Andere verstecken sie so geschickt, dass es schon detektivischen Spürsinns bedarf, um sie ausfindig zu machen. Ganz nebenbei: Haben Sie schon einmal versucht, die Telefonnummer des Internet-Auktionshauses ebay zu ermitteln? Auch reine Internetbanken erwähnen ihre Telefonnummer irgendwo schwer auffindbar. Das kann nicht überraschen, denn ein großes Aufkommen an eingehenden Telefonaten könnten sie ohne Callcenter gar nicht bewältigen.
Es mag im Handy- und Internetzeitalter vermutlich fast schon anachronistisch klingen, aber es gibt eine kleine Gruppe von Direktbanken-Nutzern, die es vorzieht, nur schriftlich per Post mit ihrer Bank zu kommunizieren. Eine kundenorientierte Bank überlässt dem Kunden die Wahl des von ihm präferierten Kommunikationskanals. Das heißt, sie schafft die technischen Möglichkeiten für multimedialen Service und verzichtet darauf, bestimmte Formen des Dialogs mit den Kunden zu diskriminieren. Manche Banken versuchen mitunter, ihre Kunden förmlich zu Internetnutzern zu erziehen, indem sie zum Beispiel ein im Onlineverfahren geführtes Konto höher verzinsen. Das mag aus Sicht der Bank verständlich sein und sich schlüssig begründen lassen: Wer sein Konto online führt, verursacht weniger Kosten, die in Form von günstigeren Konditionen an den Kunden teilweise zurückgegeben werden. Kunden, die von diesen Spielregeln abweichen und zum Beispiel eine Überweisung in Papierform bei ihrer Bank abgeben, statt die Transaktion per Mausklick zu erledigen, müssen mit happigen Zusatzgebühren rechnen, die man getrost als „Strafkonditionen“ bezeichnen darf.
Womit wir bereits beim Thema Fairness wären. Ganz gleich, ob Filial- oder Direktbanken, viele Institute locken Neukunden mit sehr günstigen, in aller Regel quersubventionierten Produkten. Doch bereits wenige Wochen später folgt eine böse Überraschung: Die Bank senkt den versprochenen Zinssatz deutlich. Bei Tagesgeldkonten können die Konditionen im Extremfall von einem auf den anderen Tag erhöht oder reduziert werden. Allerdings haben Sie als Kunde das Recht, ein solches Konto sofort zu kündigen und das darauf eingezahlte Geld unverzüglich zurückzufordern. Im Festgeldbereich wird die Verzinsung zwar für einen bestimmten Zeitraum fixiert (zum Beispiel für drei, sechs oder zwölf Monate), sodass Sie sich als Kunde auf die versprochenen Konditionen verlassen können. Doch wählen die Banken für ihre marketinggetriebenen Festgeldaktionen meist nur einen relativ kurzen Anlagezeitraum. Danach verschlechtern sich die Renditen oft erheblich. Und was auf den ersten Blick verführerisch attraktiv erschien, erweist sich bei näherem Hinsehen als ärgerliche Mogelpackung.

Praxisbeispiel:
Eine Direktbank – nennen wir sie „Supermoney-Direct“ – lockt Neukunden mit Festgeldkonditionen von 5,0 Prozent. Sparer Cleverle ist beeindruckt, zahlt ihm seine bisherige Bank doch nur magere 4,4 Prozent. Er legt 10.000 Euro an und erhält nach Ablauf der dreimonatigen Zinsbindungsperiode 125 Euro Zinsen. Er prolongiert sein Festgeld erneut um drei Monate und begnügt sich mit 4,5 Prozent („Immer noch etwas besser als bei meiner alten Bank“, tröstet er sich). Dieses Mal erhält er nur noch knapp 114 Euro, und zwar einschließlich des kleinen Zinseszinseffektes, da er ja die in der ersten Anlageperiode erzielten Zinsen ebenfalls wieder anlegte. Den mittlerweile aufgelaufenen Gesamtbetrag von 10.239 Euro legt Sparer Cleverle nun sechs Monate fest – und wird mit 3,8 Prozent Zinsen abgespeist. Nur Neukunden dürfen sich noch über 4,5 Prozent freuen. Am Ende der> Laufzeit verfügt Cleverle über ein Guthaben von 10.433,50 Euro. Wäre er die gesamte Zeit über bei seiner bisherigen Bank geblieben, die konstant 4,4 Prozent Zinsen gewährte, hätte der Sparer nun 10.440 Euro auf dem Konto – und ihm wäre der Umstand des Bankwechsels erspart geblieben.
Daher unser Rat: Achten Sie bei der Wahl einer fairen Direktbank auch darauf, wie lange und für welche Kunden die scheinbar so attraktiven Konditionen gelten. Fragen Sie ganz einfach mal nach, wie oft in den vergangenen zwölf Monaten zum Beispiel die Tagesgeldkonditionen verändert wurden. Kommt es zu ständigen Zinsanpassungen, ohne dass es dafür nachvollziehbare Gründe gibt (wie etwa Leitzinsänderungen durch die Europäische Notenbank), sollte Sie das skeptisch stimmen. Das Gleiche gilt, wenn die Zinsofferten mit etlichen Sternchen und Fußnoten daherkommen. Dann nämlich sind die auf den ersten Blick so günstigen Konditionen an eine Reihe von Voraussetzungen gekoppelt. Dazu gehören unter anderem die folgenden „Klassiker“:
Die attraktiven Konditionen werden nur gewährt, wenn sich der Kunde für ein zweites Produkt entscheidet (zum Beispiel Tagesgeldkonto bei gleichzeitiger Eröffnung eines Wertpapierdepots).

Mindestguthaben auf dem Girokonto als Voraussetzung für eine Verzinsung Mindest- beziehungsweise Höchsteinlagen bei Sparprodukten Top-Konditionen nur für Neukunden Kombiprodukte (ein Teil des angelegtes Geldes fließt auf ein Sparkonto, der andere in Investmentfonds). Darüber hinaus sollten Sie nach der Einlagensicherung Fragen (mit diesem Thema werden wir uns im nächsten Kapitel noch eingehender auseinandersetzen). Denken Sie ferner daran, dass es selbst bei einer ausreichend hohen Absicherung viel Zeit und Nerven kosten kann, wenn Sie im Fall eines Bankencrashs Ihre Forderungen in Ländern außerhalb der Europäischen Union durchsetzen müssen. Grundsätzlich umfasst die Einlagensicherung überdies nur das seinerzeit eingezahlte Kapital, nicht aber die aufgelaufenen Zinsen. Wer großen Wert auf Sicherheit legt, sollte sich zudem darüber informieren, welche Muttergesellschaft hinter der Direktbank steht, wie lange sie bereits am Markt ist und wie das Institut in unabhängigen Tests (zum Beispiel in Untersuchungen der Stiftung Warentest) abschneidet. Die folgende Tabelle gibt Ihnen einen ersten Überblick. Bevor Sie sich mit den einzelnen Instituten näher beschäftigen, klären Sie Ihre eigenen Prioritäten: Suchen Sie eine Hausbank oder eine Zweitbankverbindung? Suchen Sie nur ein bestimmtes Produkt (zum Beispiel Tagesgeldkonto, Wertpapierdepots oder Kreditkarte) oder erwarten Sie, dass die Direktbank die komplette Produktpalette eines Geldinstituts anbietet? Reicht Ihnen die Online-Kommunikation mit Ihrer Direktbank aus oder ziehen Sie den telefonischen und/oder schriftlichen Kontakt vor?

Die Non-and-near-Banks in Deutschland und ihre Angebote

Die Autoversicherung von Tchibo, den Ratenkredit von C&A, das Festgeldkonto von der Volkswagen-Bank und das Tagesgeldkonto von Lidl: Wer einfache Finanzdienstleistungen sucht, wird auch in fremden Branchen fündig und stößt mitunter auf recht günstige Offerten. Das zeigt ganz praktisch, dass Banken keineswegs unverzichtbar sind – zumindest wenn es sich um einfache Produkte handelt. Für die Kaffeeröster, Textilhäuser und Automobilhersteller bieten Finanzdienstleistungen einerseits die Chance auf ein Zusatzgeschäft, andererseits trägt es sicher zur Verkaufsförderung bei, wenn etwa die Bank eines Fahrzeugherstellers gleich die passende Finanzierung oder den Leasingvertrag vermittelt. Diese sogenannten „Non-and-near-Banks“ jagten den etablierten Kreditinstituten in den vergangenen Jahren deutliche Marktanteile ab, wobei allerdings anzumerken ist, dass so richtig erfolgreich eben nur einige Autobanken waren. Alle anderen Anbieter tun sich bisher schwer, neben Kaffee, Oberhemden und anderen Produkten auch noch Finanz- oder Versicherungsprodukte an den Mann oder die Frau zu bringen.

Konzentrieren wir uns daher nachfolgend auf die Autobanken: Die wenigsten in Deutschland zugelassenen Neuwagen werden allein aus Ersparnissen finanziert. In 80 Prozent der Fälle schließen die Käufer Kredit- oder Leasingverträge ab. Ein lohnendes Geschäft für die Banken und Sparkassen. Das dachten sich auch die führenden Automobilhersteller und gründeten ihre eigenen Kreditinstitute. Dafür gab es in der Tat gute Gründe: Während die Margen im Kerngeschäft – also dem Verkauf von Fahrzeugen – rückläufig sind, verdient der Automobilkonzern an der Finanzierung. Vor allem Leasingverträge erweisen sich dabei als besonders lukrativ. Die Autobanken haben gegenüber den konventionellen Instituten einen entscheidenden Vorteil: Sie sind direkt am „Point of Sale“ präsent, also beim Händler. Entscheidet sich der Kunde, ein Fahrzeug der betreffenden Marke anzuschaffen, kann er beim Verkäufer gleich einen Kredit- oder Leasingantrag stellen. Das ist bequem, schnell und unproblematisch. Dennoch sollte sich der Kunde zunächst auch Finanzierungsangebote anderer, händlerunabhängiger Direktbanken einholen, denn die bieten mitunter noch etwas günstigere Konditionen.
Während sich die meisten Autobanken auf das Kredit- und Leasinggeschäft konzentrieren und allenfalls noch Automobilversicherungs-Policen vertreiben, entwickelten sich andere in den vergangenen Jahren in Richtung Universalbank. Das heißt, sie bieten traditionelle Finanzdienstleistungen wie Girokonten und Anlageprodukte an. Und damit sorgen sie unter den Filialbanken offenkundig zunehmend für Unruhe. Derzeit sind unter anderem die Volkswagen- Bank, die Mercedes-Benz-Bank (früher DaimlerChrysler-Bank), die Audi-Bank und die BMW Bank als Anbieter zusätzlicher Finanzdienstleistungen neben Krediten und Fahrzeugleasing am Markt. Zum Standardrepertoire dieser Institute gehören einfache Sparformen, wie zum Beispiel Tagesgeld oder Festgeld, ferner Kreditkarten und Fonds. Manche gehen noch weiter: Ihr Produkt- und Dienstleistungsportfolio umfasst zudem das Wertpapiergeschäft (Direkt-Brokerage), Konsumentenkredite und sogar Hypothekendarlehen zur Baufinanzierung. Damit kommen diese Institute dem an anderer Stelle definierten Direktbanken-Ansatz am nächsten.
Den Autobanken geht es allerdings nicht nur darum, mit ihren Finanzdienstleistungen die häufig nur noch schwachen Margen ihrer Mutterkonzerne aufzubessern. Sie wollen zudem Kunden für ihr Kerngeschäft gewinnen. Wer zum Beispiel mit den Leistungen seiner Autobank zufrieden ist, wird sich vielleicht beim nächsten Autokauf für ein Fahrzeug desselben Konzerns entscheiden.

Obwohl die Autobanken mit ihrem breiteren Produktportfolio in den vergangenen Jahren die Kundenzahlen deutlich erhöhen konnten, bleiben ihre Marktanteile bislang noch vergleichsweise überschaubar. Auch konnten sie bislang noch keine starke Marke ausprägen. Die Mehrzahl der Deutschen sieht in diesen Instituten offenbar nach wie vor in erster Linie Finanzierungspartner beim Kauf eines neuen Fahrzeugs.
Die Entwicklung der Direktbanken auf einen Blick
1965: Die Bank für Spareinlagen und Vermögensbildung wird gegründet (heute: ING-DiBa).
1966: Gründung der Absatz-Kreditbank (heute Augsburger Aktienbank)
Ende der 1980er Jahre: Die KKB-Bank (heute Citibank) führt Telefonbanking ein.
1990: Gründung der Quelle-Bank (später Entrium Direct Bankers, inzwischen fusioniert mit der ING-DiBa) VW gründet mit der Volkswagen-Bank die erste Direktbank eines deutschen Automobilkonzerns.
1994: Gründung der Direkt Anlage Bank (heute DAB Bank) – erster deutscher Direktbroker
Gründung Consors Discount Broker (heute CortalConsors)
Gründung der BMW Bank Gründung Santander Direkt Bank
Die Commerzbank gründet mit comdirect die erste direkte Vollbank.
1995: Die Deutsche Bank hebt die Bank24 aus der Taufe (einschließlich der Direktbroker-Einheit brokerage 24, die sich ab 2001 maxblue nannte). Gründung der Bank GiroTel als Tochter der Bankgesellschaft Berlin (1999 von der heutigen ING-DiBa übernommen)
1996: Die Bayerische Vereinsbank startet mit der Advance Bank (Direktbank „mit Beratung“).
Gründung von 1822direkt durch die Frankfurter Sparkasse 1997: Gründung von Fimatex (Broker der Société Générale) 1998: Die Dresdner Bank übernimmt die glücklos agierende Advance Bank. Consors, Entrium und DAB Bank gehen an die Börse.

1999: Die Bank 24 übernimmt Deutsche Bank-Filialen und wird „Deutsche Bank 24″.
Mit der Netbank (Tochter von Sparda-Banken) entsteht die erste reine Internetbank.
Die Postbank gründet den Direktbroker Easytrade.
2000: comdirect geht an die Börse.
Entrium wird an die italienische Bank Bipop-Carire verkauft.
2001: Insolvenz des Direktbrokers Systracom
Santander kommt mit dem Direktbroker Patagon an den Markt.
Der Direktbroker pulsiv*com (bis dahin HSBCT rinkhaus & Burkhardt) wird von den Sparkassen übernommen und heißt hinfort SBroker.
Die Deutsche Bank reintegriert Deutsche Bank 24.
SEB reintegriert SEB direct.
2002: Übernahme von Consors durch die französische Bank BNP Paribas (seither heißt sie CortalConsors)
Patagon wird eingestellt.
DaimlerChrysler gründet eigene Direktbank (seit 2008 Mercedes-Benz- Bank).
2003: Allianz und Dresdner Bank reintegrieren Advance Bank.
Die Postbank reintegriert Easytrade.
ING übernimmt Entrium und fusioniert die Bank mit der ING-DiBa.
Fusion von Santander Direkt Bank mit der CC-Bank
2006: Gründung Direktbroker flatex
2007:Tchibo, C&A sowie andere Handelskonzerne verkaufen Bank- und Versicherungsprodukte.
Die Fakten auf einen Blick
Das Direktbanking-Geschäft boomt seit Jahren in Deutschland. Auch viele Filialbanken gründen mittlerweile eigene Direktbanken.
Vor allem die im Privatkundengeschäft traditionell starken Sparkassen sowie die Volks- und Raiffeisenbanken spüren den Druck der filiallosen Konkurrenten.

Einige Direktbanken starteten als Nischenanbieter, offerieren heute aber die komplette Service- und Produktpalette einer Hausbank.
Unabhängige Marktforscher sagen dem Direktbanking noch signifikante Zuwächse voraus.
Onlinebanking ist lediglich ein Vertriebsweg von Filialbanken, Direktbanking hingegen ein alternatives Geschäftsmodell. Im dreibeinigen deutschen Bankensystem gehören die meisten Direktbanken zum privaten Sektor, doch wurden in den vergangenen Jahren auch im genossenschaftlichen sowie im öffentlich- rechtlichen Sektor filiallose Geldinstitute aus der Taufe gehoben. Die ersten Direktbanken gab es schon lange vor der kommerziellen Nutzung des Internet. Auch die Geldinstitute branchenfremder Unternehmen (zum Beispiel Autobanken) setzen auf Direktbanking.

Typologie für die unterschiedlichen Bankkunden

Wie gesagt, der eine wünscht mehr Komfort und zahlt hierfür einen höheren Preis, der andere mag’s günstig und verzichtet dafür bewusst auf individuelle Sonderleistungen seitens der Bank. Doch zwischen diesen beiden „Archetypen“ ist das Gros der Bankkunden angesiedelt, das seine differenzierten Wünsche bei unterschiedlichen Finanzdienstleistern befriedigt. So lassen sich die deutschen Bankkunden hinsichtlich ihrer Direktbanken-Affinität sechs Gruppen zuordnen. Entscheiden Sie selbst, wo Sie aktuell stehen.

Die Verweigerer
Diese Verbraucher gehören zu den treuesten Kunden der Filialbanken. Sie wünschen den persönlichen Kontakt mit ihrem Bankberater bzw. ihrer Bankberaterin und misstrauen der modernen Technik, weshalb sie selten oder gar nicht im Internet surfen. Sie sind verunsichert angesichts der in den Medien in regelmäßigen Abständen immer mal wieder thematisierten angeblichen Sicherheitslücken und lassen sich auch von dem Argument nicht überzeugen, dass sogar im herkömmlichen Bankgeschäft Risiken nie ausgeschlossen werden können (zum Beispiel gefälschte Überweisungsträger). Die Gruppe der Verweigerer rekrutiert sich in erster Linie aus älteren Bankkunden, die mit den neuen Kommunikationsmedien nicht zurechtkommen. Zwar bieten manche Banken Internetkurse für Senioren an, doch generell ist diese Kundengruppe bei den Filialbanken gut aufgehoben.

Die Skeptiker
Sie vertrauen zwar ebenfalls in erster Linie auf ihre Bank vor Ort, verfolgen aber durchaus die Aktivitäten der Direktbanken. Manche von ihnen unterhalten bei einem der filiallosen Institute sogar schon ein einfaches Produkt (zum Beispiel ein Tages- oder Festgeldkonto). Ihre Hausbank bleibt aber das lokal ansässige Kreditinstitut. Dort haben sie ihr Girokonto und ihr Depot, in dem meist Produkte der betreffenden Bank oder der jeweiligen Finanzgruppe zu finden sind. Wenn es um eine Baufinanzierung geht, vertrauen sich die Skeptiker zunächst ihrer Hausbank an. Sie können sich nicht so recht vorstellen, alle Bankgeschäfte auf Distanz abzuwickeln und vor Ort keinen persönlichen Ansprechpartner zu haben. Doch die Erfahrung zeigt: Mittel- bis längerfristig mutieren viele Skeptiker zu Direktbanken-Kunden. Vor allem dann, wenn sie – wie erwähnt – bereits einfache Dienstleistungen dieser Institute in Anspruch nehmen und sich ein persönliches Bild von deren Funktionsweise machen können. Immer wieder zeigt sich nämlich, dass die wirkungsvollste Werbung für Direktbanking der persönliche Umgang damit ist.

Die Schnäppchenjäger
Sie suchen die jeweils günstigsten Angebote, und zwar sowohl bei Filial- als auch bei Direktbanken. Die Loyalität zu ihren Hausbanken hält sich in engen Grenzen. Sobald sie sich einen Konditionenvorteil versprechen, wechseln die Schnäppchenjäger ihr Geldinstitut oder aber sie versuchen, bei ihrer Hausbank ein noch besseres Angebot zu erreichen. Ein typisches Beispiel: Ein angehender Häuslebauer holt sich bei einer Direktbank ein Angebot für die Finanzierung seiner eigenen vier Wände ein und präsentiert es seinem Bankberater vor Ort. Bietet die Filialbank ähnlich günstige Konditionen, dürfte der Schnäppchenjäger dort abschließen, ansonsten nimmt er eben die Offerte der Direktbank an. Solche Bankkunden reagieren meist schnell auf Zinsvorteile. Verspricht ein Institut höhere Tagesgeldzinsen, wechselt der Schnäppchenjäger kurzfristig die Bank, um sich immer die jeweils besten Konditionen zu sichern. Doch Vorsicht: Eine solche Strategie bringt nicht immer Renditevorteile, sie kann unter Umständen sogar Gefahren bergen.

Die Pragmatiker
Diese Kunden unterhalten meist zwei oder mehrere Bankverbindungen. Sie nehmen bereits viele Leistungen von Direktbanken in Anspruch (Wertpapierdepot, Sparkonten, Konsumentenkredit usw.), haben aber bei ihrer ortsansässigen Bank zumindest noch ihr Girokonto. Sie möchten auf der einen Seite von den günstigen Konditionen der Direktbanken profitieren, auf der anderen Seite aus Gründen der Bequemlichkeit das Girokonto aber bei ihrer ehemaligen Hausbank behalten. So scheuen sie zum Beispiel den Aufwand einer Kontoumstellung. Je mehr Einzugsermächtigungen erteilt wurden, desto ausgeprägter ist meist die Bereitschaft, diese Drehscheibe für die täglichen Bankgeschäfte bei der Hausbank zu belassen. Diese pragmatisch handelnden Kunden erfreuen sich bei den Filialbanken nicht der größten Sympathien, da sie die lukrativeren Geschäfte mit Direktbanken abwickeln und nur das kostenträchtige Girokonto bei ihrer Hausbank unterhalten.

Die Direktbanking-Fans
Diese Kunden haben sich bereits komplett von ihrer Filialbank verabschiedet und wickeln alle Bankgeschäfte über ein filialloses Geldinstitut ab. Das heißt, sie unterhalten auch ihre Girokonten bei einer Direktbank. Meist haben solche Kunden schon recht lange Erfahrungen im Umgang mit Direktbanking gesammelt und verabschiedeten sich peu ä peu von ihrem bisherigen Geldinstitut. Diese Kundengruppe wird in den kommenden Jahren wachsen, da der Umgang mit modernen Kommunikationstechnologien immer mehr zur Selbstverständlichkeit wird und Befürchtungen, die heute noch manchen davon abhalten, komplett zu einer Direktbank zu wechseln, dann der Vergangenheit angehören dürften.

Praxistipp:
Sie kennen das: Ob in der Fernsehwerbung, in der Tagespresse oder in Anlegermagazinen – die neuesten Zinsschnäppchen springen Ihnen Tag fürTag geradezu ins Gesicht. Immer noch ein paar Zehntelprozentpunkte mehr auf das Tagesgeldkonto, hier und da noch ein kleines Extra für ein neues Festgeldkonto. Da der Mensch ein „homo oeconomicus“ ist und nach dem bestmöglichen Ertrag für sein Sparguthaben sucht, erweist er sich als empfänglich für solche frohen Botschaften. Manche wechseln mehrfach pro Jahr die Bank, um jeweils von den Zinsen der aktuell besten Anbieter zu profitieren. Doch dieses Kalkül geht nicht immer auf: Zum einen handelt es sich in vielen Fällen um kurzfristige Lockvogelangebote zur Neukundengewinnung. War die Aktion erfolgreich, sinken die Zinsen oft deutlich. Bei Tagesgeldkonten sind solche Anpassungen jederzeit möglich.
Unabhängige Untersuchungen zeigten darüber hinaus, dass sich „Bank- Flopping“ in den wenigsten Fällen wirklich rechnet. Grund: Bei mehreren Überweisungsvorgängen pro Jahr ist das Geld mehrere Tage unterwegs – es wird mithin nicht verzinst. Hinzu kommt der Zeitaufwand für die Eröffnung neuer und die Kündigung alter Konten sowie die dann notwendige Einrichtung bzw. Löschung der steuerlichen Freistellungsaufträge. Eine realistische Kalkulation zeigt, dass eine überdurchschnittlich gute und dauerhafte Verzinsung ohne Unterbrechung durch Überweisungsvorgänge unter dem Strich nicht weniger Ertrag einbringt als der ständige Wechsel zum jeweils besten Anbieter.
Auch vor einer anderen vermeintlich cleveren Strategie sei gewarnt. Dass Bauherren und Immobilienkäufer bei der für viele größten Investition ihres Lebens mehrere Angebote einholen, macht ohne Frage Sinn. Denn Zinsvorteile von wenigen Zehntelprozentpunkten addieren sich über die lange Laufzeit eines Hypothekendarlehens schnell auf mehrere tausend Euro. Selbstverständlich können Sie bei beliebig vielen Banken, Sparkassen und Direktbanken Angebote unverbindlich abrufen. Doch Vorsicht: Wenn Sie bereits einem Institut zugesagt haben und Ihnen ein unterschriftsreifer Darlehensvertrag vorliegt, sollten Sie nicht allzu oft einen Rückzieher machen. Rechtlich können Sie natürlich auch in diesem Stadium noch absagen und bei einem günstigeren Institut abschließen. Aber Sie laufen dabei Gefahr, Ihr Bonitätsrating bei der Schufa zu verschlechtern. Denn ein nicht angenommener Darlehensvertrag gilt als abgelehnter Vertrag. Und das wirkt nicht eben imagefördernd.

Telefonbanking ersetzt das Briefbanking

Das Briefbanking der ersten Stunde wies einen entscheidenden Nachteil auf: Es war umständlich und recht langsam. Bedingt durch die mitunter langen Postversandzeiten konnte es schon mal zwei bis drei Tage dauern, bis ein Auftrag ausgeführt wurde. Solange der Kunde – wie etwa bei einfachen Spareinlagen – pro Jahr nur wenige Verfügungen traf, war dieser Nachteil akzeptabel, zumal die Gegenleistung der Briefbank in vergleichsweise günstigen Konditionen bestand, mit denen die der Filialbanken nicht konkurrieren konnten. Dennoch, die Briefbanken konnten (und wollten) die „klassische“ Hausbank nicht ersetzen. Ob beruflich oder privat – in den 1970er- und 1980er-Jahren änderte sich das Kommunikationsverhalten der Bundesbürger grundlegend. Hatte das eigene Telefon zehn Jahre zuvor noch als Luxus gegolten, so verfügte nun fast jeder Haushalt über einen eigenen Anschluss. Immer stärker nutzten die Verbraucher diesen schnellen Weg, um Waren zu bestellen oder Dienstleistungen anzufordern. Briefe wurden nur noch geschrieben, wenn größere Geschäfte abgewickelt werden sollten.
Ende der 1980er-Jahre entdeckte auch die Finanzdienstleistungsbranche das Telefon zunehmend als direkten Draht zu ihren Kunden. Die US-amerikanische Citibank, die zuvor die damalige Düsseldorfer Teilzahlungsbank KKB übernommen hatte, führte 1989 als erstes Institut in großem Umfang und mit enormem Marketingaufwand das Telefonbanking ein. Fortan konnten die Kunden von jedem Telefonapparat aus und auch außerhalb der Schalteröffnungszeiten ihre Geldgeschäfte tätigen. Um aber einen reibungslosen Telefonservice bieten zu können, mussten die Banken in technisch aufwendige Callcenter investieren. Schließlich verlangt der Kunde bei Bankgeschäften ein anderes Serviceniveau als bei der telefonischen Fahrplanauskunft der Bahn.
Trotz mancher Anlaufschwierigkeiten, zum Beispiel bisweilen eingeschränkte Erreichbarkeit, stieg das Interesse der Bankkunden am Telefonbanking ständig. Bereits acht Jahre nach Einführung dieses Angebots nutzten nach Angaben der Citibank rund 90 Prozent ihrer Girokonteninhaber den telefonischen Zugang zu ihrem Geldinstitut. Andere Direktbanken, aber auch Filialbanken und Sparkassen, zogen rasch nach und führten ebenfalls den bequemen Telefonkontakt zu den Kunden ein. Fast zeitgleich wurden weitere Formen der Kommunikation für viele Verbraucher nutzbar. Faxgeräte etwa, die angesichts der anfangs sehr hohen Anschaffungskosten zunächst überwiegend in Betrieben zu finden waren, kamen immer günstiger in den Handel und eroberten dadurch zunehmend die privaten Haushalte. Somit war es möglich, schriftliche Aufträge in Sekundenschnelle zu übermitteln. Allerdings: Immer dann, wenn es einer Originalunterschrift bedarf, reicht bis heute eine Übermittlung per Telefax nicht aus. In diesen Fällen muss der Kunde nach wie vor die Unterlagen per Post senden.

Ab dem Jahr 1992 begann schließlich der Siegeszug der Mobiltelefone. Viele von Ihnen werden sich noch an die reichlich unhandlichen Geräte der ersten Stunde erinnern. „Knochen“ wurden sie liebevoll genannt, und wer sich ein solches Gerät zulegen wollte, musste damals umgerechnet über 500 Euro zahlen. Auch Flatrates waren noch nicht bekannt. Das mobile Telefonieren erschien zunächst als Luxus, den sich nur Besserverdiener leisten konnten. Dank des stark zunehmenden Wettbewerbs setzte aber schon wenige Jahre später ein drastischer Preisverfall ein, sodass bald sogar Schüler wie selbstverständlich mit dem Handy telefonieren und elektronische Kurzmitteilungen (SMS) verschicken konnten.
Als direkte Folge des Handybooms wurde das Telefonbanking „mobil“. Seither kann der Bankkunde auch unterwegs seine Bankgeschäfte erledigen. Ob im Zug oder im Flughafen, im Restaurant oder im Hotel – der schnelle Zugang zum Bankkonto ist immer gewährleistet. Dennoch blieb dem „Handybanking“ der große Durchbruch versagt.
Das Telefon öffnet dem Kunden darüber hinaus einen zweiten Zugangsweg zu seinem Konto. Wer Standardaufträge wie etwa Überweisungen erteilen möchte und nicht unbedingt Wert auf den direkten Kontakt mit einem Callcenter-Mitarbeiter legt, kann bei vielen Direktbanken den Telefoncomputer benutzen (Telebanking). Da bei wird der Kunde von einer virtuellen Stimme durch das Menü geführt und kann seine Aufträge entweder mithilfe seiner Telefontastatur oder über die Spracherkennung auch mündlich eingeben. Dieses Verfahren ist für den Kunden besonders schnell und preiswert. Wartezeiten, die beim Anruf im Callcenter in Spitzenzeiten nicht auszuschließen sind, entstehen beim Kontakt mit dem Sprach Computer nicht. Das Telebanking-System ist allerdings nur für einfache Bankgeschäfte geeignet. Außerdem erscheint vor allem älteren Kunden der „Dialog“ mit dem Telefoncomputer doch etwas zu unpersönlich. Generell aber wird dieser Kommunikationskanal immer stärker genutzt.