Geld aus eigener Kraft nehmen – Innenfinanzierung

Unter „Innenfinanzierung“ ist die Finanzierung aus Umsatzerlösen und anderen Kapitalfreisetzungen, zum Beispiel aus dem Verkauf von Investitionsgütern, zu verstehen. Dabei kommt es nicht darauf an, welchen Gewinn Ihre Bilanz oder Steuererklärung ausweist, sondern darauf, wie viel Geld tatsächlich auf Ihrem Bankkonto und in der Kasse verfügbar ist. Die Liquidität beziehungsweise der Liquiditätszufluss eines Unternehmens, auch Cashflow genannt, entscheidet also darüber, ob Investitionen aus eigener Kraft getätigt werden können. Aus diesem Grund wird die Innenfinanzierung manchmal auch als Cashflow-Finanzierung bezeichnet. Diese Art der Finanzierung ist die kostengünstigste – kommt aber bei einer Existenzgründung meist nur begrenzt infrage. Unabhängig davon, welche Finanzierung zu Anfang geplant ist, in Ihrer mittel- bis langfristigen Planung darf die Innenfinanzierung nicht fehlen.

In vielen Unternehmen sind Investitionsgüter vorhanden, die für die Innenfinanzierung genutzt werden können. Der Verkauf eines Wirtschaftsgutes ist theoretisch machbar – in der Realität jedoch häufig unmöglich, da dieser Gegenstand im Unternehmen gebraucht wird. Eine Lösung bietet das „sale and lease back“: Wirtschaftsgüter mit hohem Wert können Sie an einen Leasinggeber verkaufen und dasselbe Wirtschaftsgut dann leasen.

Tipp – Fangen Sie Klein an
Viele Gründer und auch Unternehmer, die ein neues Geschäftsfeld aufbauen wollen, neigen dazu, gleich zu Beginn den sprichwörtlichen Porsche anzuschaffen – obwohl der Golf in vielen Fällen reichen würde. Wenn irgend möglich, bevorzugen Sie zunächst ruhig eine kleinere Lösung und warten Sie ab, ob sich Ihr Vorhaben überhaupt trägt. Wenn es dann gut läuft, können Sie mit den erwirtschafteten Gewinnen den Porsche finanzieren. Das spart Finanzierungskosten, macht flexibel und mindert Ihr Risiko im Fall des Scheiterns.

Factoring – Problemlösungen für die Innenfinanzierung
Innenfinanzierung mit dem Geld, mit dem die Kunden ihre Rechnungen zahlen, klingt in der Theorie gut. In der Realität wirft das jedoch Probleme auf, die viele Unternehmen kennen.

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Forderungen – also Beträge aus gestellten Rechnungen, die noch nicht auf dem Konto gutgeschrieben sind – können im Rahmen des Factorings verkauft werden. Das Factoring-Institut sichert den offenen Betrag ab, leistet Vorauszahlungen auf den offenen Betrag (meist etwa 80 Prozent) und übernimmt administrative Aufgaben wie die Abrechnung oder das Inkasso. Wenn Sie diese Lösung in Anspruch nehmen wollen, ist eine Bonitätsprüfung Ihrer Kunden erforderlich, bevor das Factoring-Institut tätig wird. Meist wird zwar ein Rahmenvertrag mit einem Factoring-Institut vereinbart, dennoch ist es nicht verpflichtet, alle Ihre Forderungen anzukaufen. Ist der Kunde zweifelhaft, kann es einen Auftrag ablehnen.

             Checkliste
Welche Faktoren sind für Sie wichtig?

Echtes Factoring: Das Factoring-Institut bietet auch die Absicherung Ihrer Forderungen an. Dies ist bei fast allen Anbietern der Fall.

Ist wichtig

Stilles Factoring: Der Kunde bekommt nicht mit, dass die Forderung an ein Factoring-Institut verkauft wurde; er bekommt eine ganz normale Rechnung – meist mit einer Kontonummer, die ein Unterkonto zum bisherigen Geschäftskonto darstellt.
Offenes Factoring: Der Kunde erhält von Ihnen eine Rechnung, auf der offengelegt wird, dass die Forderung verkauft wurde und dass der Rechnungsbetrag an das Factoring-Institut zu überweisen ist.
Full-Service-Factoring: Das Factoring-Institut bietet zusätzliche Dienstleistungen wie die Abrechnung oder das Inkasso.
Bulk-Factoring: Das Factoring-Institut bietet keine zusätzlichen Dienstleistungen an.
Standard-Factoring: Dem Factoring-Institut werden alle Forderungen eines Unternehmens zum Kauf angeboten.
Selektives Factoring: Dem Factoring-Institut werden nur ausgewählte Forderungen zum Kauf angeboten.

Der Verkauf von Forderungen gegenüber Privatkunden ist meist nur bei Anwälten, Ärzten oder Steuerberatern möglich. Insofern kommt das Factoring eigentlich nur dann infrage, wenn Ihre Kunden andere Unternehmen sind. Für Existenzgründer ist das Factoring nur begrenzt einsetzbar – die meisten Factoring-Institute verlangen eine Firmenhistorie von mindestens einem Jahr. Außerdem müssen potenzielle Auftraggeber einen Jahresumsatz von mindestens 50.000 Euro nachweisen.

Als Anbieter von Factoring finden sich fast alle Banken sowie zahlreiche Spezialisten, die sehr unterschiedliche Konditionen bieten. Auch für „unsichere“ Branchen wie die Baubranche gibt es sie. Bei der Auswahl kann ein Berater oder ein Makler helfen. Bevor Sie sich auf die Suche nach Lösungen machen, erarbeiten Sie mithilfe der folgenden Checkliste zunächst einmal, was Sie von einem Factoring-Institut erwarten. Im Rahmen des Standard-Factorings können verschiedene Kosten entstehen, zum Beispiel Factoring-Gebühren, jährliche Kosten für die Bonitätsprüfung, Kosten für die einzelnen Bonitätsprüfungen und/oder Pauschalen für ein eventuelles Inkasso oder ein gerichtliches Mahnverfahren. Es lohnt sich, genau hinzuschauen und zu vergleichen – Sie sollten jede Bedingung aus einem Factoring-Vertrag durchlesen und die entstehenden Kosten detailliert berechnen.

Der Weg, der zwischen der Entscheidung für ein Darlehen und dem Tag, an dem endlich das Geld auf dem Konto ist, liegt, wird von den meisten Gründern und Unternehmern als unangenehm und ärgerlich wahrgenommen. Schon vorweg muss man sich auf zahlreiche Termine und Prüfungen einstellen. Banken werden vom Gesetzgeber zu eingehenden Prüfungen gezwungen, und das aus gutem Grund: Die Finanzkrise im Jahr 2008 hat gezeigt, was passieren kann, wenn solche Prüfungen ausbleiben. Das europäische Bankensystem hat in Sachen Darlehen und Kredite für kleine Unternehmen und Gründer aber schon im Jahr 2007 vorgesorgt und die gründlichen Checks zur Verpflichtung gemacht. Ein Darlehen, das nur aufgrund einer betriebswirtschaftlichen Auswertung des letzten Jahres bewilligt wird, ist Geschichte. Heute gelten andere Regeln, an denen Gründer wie Unternehmer nicht vorbeikommen.

Ein Bankgespräch muss gut vorbereitet werden. Wer bei einer Bank eine Absage kassiert hat, kann nicht damit rechnen, hier noch eine zweite Chance zu bekommen. Durch schlecht geführte Bankgespräche, unausgereifte Businesspläne und anderes verderben sich viele Gründer und Unternehmer alle Aussichten auf Erfolg. So scheitern sie schon an der ersten Hürde, die sie beim anstehenden Hindernislauf zu überwinden haben.

Baugeld auf Vorrat, das Forward-Darlehen und Angebote

In Zeiten niedriger Zinsen sollten Sie wesentlich früher an Ihre Anschlussfinanzierung denken. Denn mit einem sogenannten Forward-Darlehen können Sie sich günstiges Baugeld für eine später fällige Finanzierung sichern. Konkret funktioniert das folgendermaßen: Der Kunde nimmt in einer Phase niedriger Zinsen ein Darlehen „auf Vorrat“ auf, für das ihm die Bank üblicherweise keine Bereitstellungszinsen berechnet. Die Höhe des Darlehens entspricht der Restschuld am Ende der noch laufenden Zinsbindungsperiode. Zum Zeitpunkt der fälligen Anschlussfinanzierung überweist die Bank, die ihrem Kunden das Forward-Darlehen eingeräumt hat, den Restbetrag an das bisher finanzierende Institut. Fortan zahlt der Darlehensnehmer Zins und Tilgung an die neue Bank.

Der entscheidende Vorteil eines Forward-Darlehens: Der Kunde sichert sich ein niedriges Zinsniveau, selbst wenn die Anschlussfinanzierung erst in zwei oder drei Jahren fällig wird. Allerdings geht die Rechnung nur dann auf, wenn in der Zwischenzeit die Zinsen wieder steigen. Sinken sie hingegen, macht der Kunde ein schlechtes Geschäft, denn der vereinbarte Zinssatz gilt auch in diesem Fall. Die Banken berechnen für die Zeit bis zur Inanspruchnahme des Forward-Darlehens monatliche Aufschläge auf den vereinbarten Zinssatz. Diese liegen zwischen 0,01 und 0,03 Prozentpunkten pro Monat (Konditionen vergleichen!). Das bedeutet: Je länger es dauert, bis der Kunde das Forward-Darlehen abruft, desto höher steigt der später zu zahlende Zinssatz.

Generell machen Forward-Darlehen Sinn, wenn
•sich die aktuellen Zinsen im Vergleich mit der Entwicklung der zurückliegenden fünf bis zehn Jahre auf einem sehr geringen Niveau, möglichst nahe am Tiefstpunkt der Vergangenheit, befinden,
•aufgrund der konjunkturellen Rahmendaten von tendenziell steigenden Zinsen auszugehen ist,
•bis zur Abnahme des Forward-Darlehens maximal 24 Monate vergehen.

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Die Fakten auf einen Blick
•Die klassischen Immobilienfinanzierer sind Banken/Sparkassen, Bausparkassen und Versicherungen. Der Anteil der Direktbanken am Baufinanzierungsgeschäft ist in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen.
•Die Finanzierung eines Hauses oder einer Eigentumswohnung muss nicht durch die Bank vor Ort erfolgen. Auch Direktbanken bieten (telefonische) Beratung.
•Das Annuitätendarlehen ist die empfehlenswerteste Form der privaten Baufinanzierung.
•Beim Vergleich der Konditionen nicht nur auf den Zinssatz, sondern auf eventuelle Nebenkosten achten.
•Wer sich rechtzeitig um seine Anschlussfinanzierung am Ende der ersten Zinsbindungsperiode kümmert, kann bares Geld sparen.
•In Zeiten sehr niedriger Zinsen kann es Sinn machen, ein Forward-Darlehen abzuschließen.

Sparen und Anlegen bei Direktbanken und gute Angebote

Sparen und Anlegen funktioniert bei Direktbanken im Prinzip wie bei anderen Geldinstituten auch. Sie haben eben nur keinen Berater, der Ihnen gegenübersitzt und mehr oder weniger von den Interessen seines Arbeitgebers gelenkte Vorschläge macht. Wer bei einer Direktbank in die Geldanlage einsteigt, sollte sich folglich zunächst dieselben Fragen stellen, die auch ein Filialbanken-Kunde beantworten müsste:

Was ist für mich bei der Geldanlage wichtig – möglichst viel Rendite oder größtmögliche Sicherheit?
Habe ich einen kurzfristigen oder eher einen langfristigen Anlagehorizont, das heißt, will ich mir nächstes Jahr ein neues Auto kaufen, in fünf Jahren eine Eigentumswohnung zulegen oder möchte ich für die Rente Vorsorgen? Bin ich über die Vor- und Nachteile bzw. die Risiken der verschiedenen Anlageformen ausreichend informiert, um sie wirklich beurteilen zu können?
Möchte ich einmalig einen großen Geldbetrag anlegen oder kann ich nur monatlich kleinere Beträge investieren, zum Beispiel in Form eines Sparplans?

Praxistipp:
Wenn Sie Informationen über die verschiedenen Anlageformen benötigen und Ihnen die Angaben auf den Websites der Direktbanken nicht ausreichen, können Sie sich zusätzlich in einschlägigen Zeitschriften und auf den Homepages verschiedenster Finanzinformationsdienste wie zum Beispiel Onvista, wallstreet-online o.ä. kundig machen. Natürlich können Sie auch ganz nonchalant zu einer Filialbank gehen und sich dort ausführlich informieren lassen. Es gibt aufgrund einer Beratung keinen Zwang, dort anzulegen. Die meisten Direktbanken bieten auf ihren Internetseiten die Möglichkeit, Musterdepots einzurichten, also gewissermaßen risikolos zu spielen. Dazu müssen Sie allerdings Kunde sein. Wenn Sie zum Beispiel bereits ein Girokonto bei einer Direktbank haben, können Sie – bevor Sie in die Geldanlage einsteigen – erst einmal ein solches Musterdepot anlegen und sehen, wie weit Sie mit Ihren Ideen kommen würden. Das kann man übrigens auch bei viele Finanzinformationsdiensten machen. Interessant ist es auch, sogenannte Watchlists zu führen. Darin können Sie zum Beispiel Aktien oder Fonds eintragen, die Sie beobachten möchten.

Beratung und MiFID
Über Ihre Geldanlage würden Sie normalerweise mit Ihrem Bankberater sprechen. Er ist nach neuen gesetzlichen Bestimmungen wie der MiFID verpflichtet, das ausführlich zu tun. Diese Regelung gilt generell auch für Direktbanken, allerdings mit Einschränkungen. MiFID ist das Kürzel für eine EU-Richtlinie: Markets in Financial Instruments Directive (Kurzform Finanzmarktrichtlinie). Sie trat EU-weit am 1. November 2007 in Kraft. In Deutschland wurde sie mit dem Finanzmarktrichtlinie-Umsetzungsgesetz (Frug) in nationales Recht übertragen. MiFID soll für mehr Transparenz bei der Anlageberatung sorgen. Sie verpflichtet die Bank dazu, „ehrlich, redlich und professionell im besten Interesse des Kunden zu handeln“. Das heißt zum Beispiel, dass die Banken erstmals die Kosten für Finanzdienstleistungen offenlegen müssen. Sogar die Provisionen müssen ausgewiesen werden. Doch auch vom Kunden wird mehr erwartet. Er muss Angaben über seinen Beruf, Informationsstand und seine Vermögensverhältnisse machen. Banken, Anlageberater und Vermögensverwalter sollen damit in die Lage versetzt werden, festzustellen, was der Kunde über Geldanlage weiß bzw. wissen kann und was sie ihm empfehlen können oder dürfen. Sie müssen sichergehen, dass der Kunde das Risiko bestimmter Anlageformen tatsächlich versteht und finanziell tragen kann. Das Beratungsgespräch muss dokumentiert werden.

Experten halten MiFID allerdings zumindest teilweise für einen zahnlosen Tiger. So ist etwa ein Wechsel der Einstufung, welche die Bank aufgrund der Kundenangaben vornimmt, auf ausdrücklichen Wunsch des Anlegers möglich. Auch die Vorgabe, dass Kundenaufträge „bestmöglich“ ausgeführt werden müssen, ist eine weiche Sache. Die Bank muss lediglich für jede Kategorie von Finanzinstrumenten Ausführungsgrundsätze formulieren, die im Durchschnitt der Orders ein bestmögliches Ergebnis sicherstellen. Dem Kunden muss zudem erläutert werden, nach welchen Kriterien die Handelsplätze ausgewählt werden. Diesen Ausführungsgrundsätzen muss der Kunde zustimmen oder andere Weisungen erteilen.

Direktbanken und MiFID
Auch Direktbanken beraten ihre Kunden, allerdings nicht von Angesicht zu Angesicht, sondern eher von Telefonhörer zu Telefonhörer oder schriftlich auf der Internetseite. Manche Direktbanken, zum Beispiel CortalConsors, verfügen über Beratungsstellen oder Berater, die auf Wunsch direkt mit dem Kunden kommunizieren.

Auf der Flomepage der ING-DiBa findet sich ein Dokument mit dem Titel „Anlegerschutz bei der ING-DiBa nach MiFID“. Fazit der Ausführungen: Die Direktbank betreibt bereits aktiven Anlegerschutz, indem sie den Anleger auf ihren Internetseiten umfassend informiert, ihm Vergleiche der verschiedenen Fiandelsplätze ermöglicht und größtmögliche Transparenz schafft.
Die Direktbanken haben sich für das „Weisungsprinzip“ entschieden. Das bedeutet, der Kunde füllt bei einer Order den WpHG-Bogen aus (Fragebogen gemäß dem Wertpapierhandelsgesetz), die Bank spricht möglicherweise eine Warnung aus. Der Kunde kann sich explizit darüber hinwegsetzen und seine Order trotzdem platzieren. Das gilt für die Art der Anlageform und für die Ausführung. Eigentlich bleibt alles beim Alten. Dazu die ING- DiBa: „Der Anleger bleibt trotz der MiFID-Regelungen souverän und trifft selbstständig seine Anlageentscheidungen. Gleichzeitig erhält er von der ING-DiBa die bestmöglichen Entscheidungshilfen für seine Wertpapiergeschäfte.“

In Immobilien Geld anlegen und investieren

Ein Eigenheim und die Kapitalanlage in Immobilien sind ein bewährter Weg zum Wohlstand. Wenn Sie jedoch nicht vorsichtig sind, dann können Sie in eine von vielen Fallen tappen. In diesem Teil entdecken Sie die richtigen und die falschen Wege Immobilien zu erwerben, und wie man ein Immobilien-Imperium errichten kann. Aber auch, wenn Sie nicht Vorhaben ein Immobilien- Tycoon zu werden, wie leicht Sie mit einem Eigenheim Vermögen aufbauen und Ihre finanziellen Ziele erreichen können.

Ich zögere ein wenig, wenn ich das Haus, in dem Sie wohnen, eine Kapitalanlage nenne. Häuser benötigen so viel Geld, wie die meisten Politiker. Und die meisten Menschen betrachten ihre Häuser nicht als Eintrittskarte zu wichtigen finanziellen Zielen, wie beispielsweise der finanziellen Vorsorge für den Ruhestand.

Ein Haus als Kapitalanlage zu betrachten, könnte auch aus einem anderen Grund problematisch sein. Vielleicht besaßen Sie ein Haus oder sehen, dass andere Häuser besitzen, die an Wert verloren haben. Alle Kapitalanlagen machen Hochs und Tiefs durch. Doch langfristig gesehen, sollten Sie mehr Hochs als Tiefs bei Immobilien sehen, so dass diejenigen, die Immobilien besitzen, davon profitieren. Über Jahrzehnte hinweg kann man die Rendite von Kapitalanlagen in Immobilien mit denen des Aktienmarkts vergleichen. Für die meisten Menschen ist das Haus in dem sie leben, ihr erstes, bestes und einziges Investment in Immobilien. Häuser erfordern ziemlich viel Geld, doch im Laufe eines Lebens kann der Besitz eines Eigenheims (anstatt zur Miete zu wohnen) auch Geld sparen. Zwar scheinen die Hypothekenschulden in den Jahren nach dem Kauf unüberwindbar zu sein, doch irgendwann wird das Haus zu Ihren größten Vermögenswerten zählen.

Auch wenn Ihr Haus ziemlich viel Geld verschlingt, während Sie es besitzen, kann es Ihnen helfen, wichtige finanzielle Ziele zu erreichen:
✓ Der Ruhestand. Wenn Sie 50 oder 60 Jahre alt werden, dann sollten Ihre Hypotheken schon oder schon fast zurückbezahlt sein. Relativ niedrige laufende Kosten können dazu beitragen, dass Sie in den Ruhestand gehen können oder einen Teilzeitjob annehmen können. Zunehmend verkaufen Eigenheimbesitzer ihre Häuser, kaufen sich billigere Häuser oder mieten eine Wohnung und benutzen den Erlös aus dem Verkauf, damit sie im Ruhestand den gewohnten Lebensstandard aufrechterhalten können.
✓ Ihr Traum vom eigenen Unternehmen. Ein eigenes Unternehmen zu haben, kann sehr befriedigend sein. Finanzielle Hürden verhindern jedoch, dass viele Leute aus ihrem Angestelltendasein ausscheiden und die Herausforderung als Unternehmer annehmen. Sie könnten Ihr Haus belasten, um zu dem Geld zu kommen, das Sie benötigen, um ein eigenes Unternehmen zu gründen. Je nachdem, welches Geschäft Sie betreiben wollen, könnten Sie Ihr Unternehmen auch von zu Hause aus führen.
✓ Ausbildung für Ihre Kinder. Wenn Ihre Kinder alt genug sind, um wählen zu dürfen und zur Bundeswehr eingezogen werden können, dann sind sie auch bereit für ein relativ teures Unterfangen: das Studium. Damit Sie Ihren Kindern finanziell behilflich sein können, könnten Sie Ihr Haus belasten und so an Bargeld kommen.

Vielleicht haben Sie nicht vor, den Wert Ihres Hauses für Ihren Ruhestand zu nutzen, ein Kleinunternehmen zu gründen, Ihre Kinder studieren zu lassen oder andere wichtige finanzielle Ziele zu erreichen. Doch selbst wenn Sie sich entscheiden, Ihr Haus an die Kinder zu vererben, an eine wohltätige Einrichtung oder an einen entfernten Verwandten, ist es immer noch von hohem Wert.

Die Kaufentscheidung
Die meisten Leute zögern, wenn sie sich Immobilien kaufen wollen – und das aus gutem Grund. Der Kauf eines Hauses ist wahrscheinlich die größte finanzielle Transaktion in Ihrem Leben und deshalb ist das mit sehr viel Stress verbunden. Wer möchte schon Stress haben? Weshalb sollte man nicht mieten und glücklich sein? In der Tat gibt es einige Menschen, die genau das tun sollten. Mehr als nur einige Paare landeten vor dem Scheidungsrichter, weil es Streit um ein Eigenheim gab. Ständige Debatten und Streitgespräche um Renovierungen können Ihre Ersparnisse aufzehren und Ihre Psyche ruinieren.

Ich habe nicht die Absicht, Sie davon abzuhalten, ein Haus zu kaufen – im Gegenteil, ich bin der Meinung, die meisten Leute sollten ein Eigenheim besitzen. Doch der Besitz eines Eigenheimes muss nicht für jeden gut sein und ganz bestimmt nicht zu jeder Zeit in seinem Leben. Die Entscheidung darüber, ob und wann man ein Haus kaufen soll, kann sehr komplex sein. Das Geld spielt eine Rolle, aber auch persönliche und emotionale Gründe. Der Kauf eines Hauses ist eine große Sache – Sie lassen sich nieder. Können Sie sich wirklich vorstellen, Tag für Tag in dieses Haus nach Hause zu kommen? Natürlich können Sie immer noch umziehen, aber dann haben Sie es mit finanziellen Verpflichtungen zu tun.

Finanziell gesehen, möchte ich Ihnen raten, mit dem Kauf eines Hauses so lange zu warten, bis Sie wissen, dass Sie mindestens drei Jahre lang in diesem Haus bleiben können. Besser wäre es natürlich, wenn Sie erst in mindestens fünf Jahren umziehen müssten. Weshalb? Ein Haus zu kaufen und wieder zu verkaufen, ist nicht gerade billig:

✓Kosten für Gutachten. Sie sollten nie ein Objekt kaufen, ohne dass es jemand gründlich begutachtet hat. Und deshalb müssen Sie den Gutachter bezahlen. Gute Sachverständige können Probleme bei der Wasser- und Sanitärinstallation, bei der Heizung und bei den elektrischen Leitungen erkennen, aber auch Probleme mit dem Fundament, dem Dach oder wenn Schädlinge im Haus sind.
✓Kreditkosten. Die Kosten für Kredite können etwa ein bis zwei Prozent des gesamten Kreditbetrages ausmachen.
✓Auflassungsvormerkung. Wenn Sie ein Haus kaufen, dann müssen Sie und Ihr Kreditgeber sich gegen die Möglichkeit schützen – auch wenn sie noch so klein ist – dass der Verkäufer tatsächlich Eigentümer des Hauses ist, das Sie kaufen. Und hier kommt in die Auflassungsvormerkung im Grundbuch ins Spiel – sie schützt Sie vor skrupellosen Verkäufern.
✓Umzugskosten. Natürlich können Sie selbst Ihre Möbel, Ihre Kleider und andere persönliche Habschaften transportieren. Doch ist Ihre Zeit wertvoll und Ihre Fertigkeiten als Möbelpacker sind wahrscheinlich begrenzt. Außerdem wollen Sie sicher nicht in die Notaufnahme im Krankenhaus kommen, weil Sie von einem Sofa, das Ihnen entglitten ist, gegen die Treppen gedrückt wurden.
✓Honorar für den Makler. Makler kassieren in der Regel drei Prozent des Kaufpreises und zusätzlich Umsatzsteuer, wenn sie für Sie tätig werden.

Damit die Kosten für Sie als Hausbesitzer, beispielsweise die Unterhaltung des Hauses, der Ersatz brüchiger Regenrinnen oder ein Anstrich gedeckt werden können, muss der Wert Ihres Hauses in den Jahren, in denen es in Ihrem Eigentum ist, um etwa 15 Prozent steigen, damit Sie finanziell ebenso gut gestellt sind, als ob Sie diese Zeit gemietet hätten. 15 Prozent! Wenn Sie in einigen Jahren umziehen müssen oder wollen, ist es sehr riskant darauf zu bauen, dass der Wert des Objekts in diesen wenigen Jahren so hoch ansteigt. Wenn Sie zufällig gekauft haben, kurz bevor die Preise für Immobilien anstiegen, könnten Sie diese Wertsteigerung kurzzeitig erzielen. Aber auf diesen Aufschwung können Sie nicht setzen – wahrscheinlich verlieren Sie bei einem so kurzfristigen Geschäft Geld.

Einige investieren in Immobilien, auch wenn sie nicht annehmen, dass sie lange darin wohnen werden und tragen sich mit dem Gedanken, das Haus zu vermieten, sollten sie innerhalb weniger Jahre umziehen. Langfristig kann das gut gehen. Unterschätzen Sie jedoch nicht die Verantwortung, die mit Mietobjekten auf Sie zukommt, und darüber spreche ich im nächsten Finanzportal.

Wägen Sie die Vorteile und die Machteile gegeneinander ab
Wenn man einige Leute hört – insbesondere begeisterte Verkäufer im Immobiliengeschäft -, dann sollte jeder ein Eigenheim besitzen. Sie könnten beispielsweise hören:

Wenn Sie mieten, dann ist es so, als ob Sie Ihr Geld wegwerfen. Kaufen Sie Immobilien, dann profitieren Sie bei der Steuer. Später in diesem Finanzportal will ich Ihnen sagen, dass ein großer Teil der Kosten – insbesondere Hypothekenzinsen und andere Kosten – steuerlich berücksichtigt werden können. Allerdings sind diese steuerlichen Vorteile schon in den höheren Kosten des Eigenheims berücksichtigt. Kaufen Sie nie ein Haus, wenn Sie nur steuerliche Gründe dafür haben.

Wenn Sie mieten, dann werfen Sie keineswegs Geld aus dem Fenster und es ist auch kein Fehler, wenn Sie mieten. Als Mieter haben Sie emotionale und psychologische Vorteile. Erstens ist es eine Tatsache, dass Sie wesentlich flexibler sind, Sie können Ihre sieben Sachen zusammenpacken und umziehen. Möglicherweise müssen Sie einen Mietvertrag erfüllen, aber darüber kann man verhandeln. Als Eigentümer eines Hauses oder einer Eigentumswohnung müssen Sie sich um hohe monatliche Zahlungen kümmern – für manche Menschen ist diese Verantwortung wie ein Klotz am Bein. Als Hausbesitzer haben Sie keine Garantie dafür, dass Sie Ihr Haus zur richtigen Zeit und zum richtigen Preis verkaufen können, wenn Sie umziehen wollen.

In manchen Gegenden können Sie für Ihr Geld mehr bekommen, wenn Sie mieten und somit werden die Wohnungskosten niedriger sein, als ob Sie kaufen würden. Glückliche und erfolgreiche Mieter, die ich kennen gelernt habe, zahlen niedrige Mieten – vielleicht müssen Sie einige Zugeständnisse an den Komfort gemacht haben. Wenn Sie in einem Mietobjekt wohnen, dann erhalten Sie für Ihr Geld wahrscheinlich mehr, als ob Sie allein in einem kleinen Eigenheim wohnten, das Sie gekauft haben. Wenn Sie in der Lage sind, 10 Prozent oder mehr von Ihren Einnahmen auf die hohe Kante zu legen während Sie mieten, dann sind Sie wahrscheinlich auf einem guten Weg, Ihre künftigen finanziellen Ziele zu erreichen.

Ein weiterer Vorteil des Mietens ist, dass Sie das Geld, das Sie als Mieter sparen, hoffentlich in andere Investments stecken, beispielsweise in Aktien, Anleihen und Investmentfonds, die Sie sehr schnell zu Barem machen können. Das ist allerdings ein zweischneidiges Schwert, da Sie als Mieter mit viel Barem leicht dazu verführt werden könnten, das Geld schnell auszugeben.
Auch wenn es seine Vorteile hat, zur Miete zu wohnen, gibt es mindestens einen großen Nachteil: Sie sind der Inflation ausgeliefert! Wenn die Lebenshaltungskosten steigen, kann Ihr Vermieter ständig die Miete erhöhen. Für Sie als Eigenheimbesitzer erhöhen sich die monatlichen Hypothekenzahlungen nicht, vorausgesetzt, Sie haben einen Festzins vereinbart. Allerdings sind die Steuern, die Versicherungen und die Unterhaltungskosten durchaus der Inflation ausgesetzt. Doch sind diese Kosten in der Regel wesentlich geringer als die monatliche Hypothekenzahlung oder die Miete.
Hier ein kleines Beispiel dafür, was die Inflation Ihnen als langfristigem Mieter antun kann. Nehmen wir an, wir vergleichen die Kosten für ein Haus, das 320.000 € kostet, mit der Miete eines ähnlichen Objekts, für das Sie 1.600 € im Monat bezahlen. Der Kauf für 320.000 € scheint ein wenig teurer zu sein als die Miete, nicht wahr? Aber dies ist kein fairer Vergleich. Sie müssen die monatlichen Kosten des Hausbesitzers gegen die monatlichen Kosten des Mieters aufrechnen. Außerdem müssen Sie die steuerlichen Vorteile des Hausbesitzters (die Abschreibung) in den Vergleich einbeziehen, so dass Sie die realen Kosten miteinander vergleichen. In der Abbildung sehen Sie ein Beispiel, das sich über einen Zeitraum von 30 Jahren erstreckt.
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Wie Sie in der Abbildung sehen können, ist das Eigentum langfristig nicht so teuer wie die Miete, obwohl in den Anfangsjahren das Eigentum ein wenig teurer ist. Die Miete wird langfristig teurer, weil alle Mietausgaben mit der Inflation steigen. (Ich habe die möglichen Wertveränderungen des Eigenheims über diesen Zeitraum hinweg nicht berücksichtigt. Langfristig gesehen gibt es bei Häusern eine Wertsteigerung, und das macht das Eigentum noch attraktiver.)

In dem Beispiel zur Abbildung gehe ich davon aus, dass Sie eine Eigenleistung von 20 Prozent erbringen und mit einer festverzinslichen Hypothek zu sieben Prozent das Objekt erwerben. Ich gehe auch davon aus, dass die Inflationsrate der Hausversicherung, der Grundsteuer, der Unterhaltung des Hauses und der Miete bei vier Prozent im Jahr liegt. Wenn die Inflation niedriger ist, dann wird die Miete nicht notwendigerweise billiger. Ohne Inflation wird die Miete nicht so sehr ansteigen, doch die Kosten für das Eigentum, die der Inflation unterliegen (Grundsteuern, Unterhaltung und Versicherungen), sollten ebenfalls langsamer steigen. Bei geringer Inflation können Sie den Kreditvertrag möglicherweise zu geringerem Zinssatz verlängern, was Ihre monatlichen Zahlungen verringert. Bei geringer Inflation oder ohne Inflation kann der Besitz immer noch billiger sein, doch die Ersparnisse gegenüber der Miete sind nicht so dramatisch wie bei höherer Inflation.

Entscheiden Sie, wie viel Sie ausgeben wollen für Immobilien
Wenn Sie ein Haus kaufen, dann stellt dies für Sie eine langfristige finanzielle Bindung dar. Sie werden wahrscheinlich 15 bis 30 Jahre lang Hypothekenzinsen bezahlen müssen, um das Objekt zu bezahlen und das Haus, das Sie kaufen, verschlingt zur Instandhaltung viel Geld. Bevor Sie also eine Kaufentscheidung treffen, sollten Sie Ihre finanzielle Situation betrachten. Sind Sie kreditwürdig und verfügen über ein sicheres Einkommen, dann werden Kreditgeber gern bereit sein, Ihnen Geld zu leihen. Sie werden Ihnen sagen, wie viel Geld Sie borgen können – den Höchstbetrag, den Sie sich leisten können. Das bedeutet aber nicht, dass Sie unbedingt das Maximum als Kredit aufnehmen sollten. Wie steht es um Ihre anderen finanziellen Möglichkeiten und Ziele? Der häufigste Fehler, den ich beobachte, wenn Leute ein Haus kaufen, ist der, dass sie ihre finanzielle Gesamtsituation nicht in Betracht ziehen.

Wenn Sie ein Haus kaufen ohne Ihre anderen monatlichen Ausgaben und langfristigen Ziele in Betracht zu ziehen, dann werden Sie letztendlich ein Haus haben, das einen sehr großen Teil Ihrer künftigen Ausgaben verschlingt. Haben Sie beispielsweise daran gedacht, wie viel Sie im Monat sparen müssen, um Ihre Reserve für den Ruhestand aufzufüllen? Und wie steht es um Ihren Urlaub und um Ihre Freizeit?

Wenn Sie Ihren augenblicklichen Lebensstandard fortführen möchten, dann müssen Sie sich selbst gegenüber ehrlich sein und überlegen, wie viel Sie sich wirklich leisten können. Diejenigen, die zum ersten Mal ein Haus kaufen, geraten besonders leicht in finanzielle Schwierigkeiten, wenn sie ihre augenblicklichen Ausgaben nicht genau kennen. Der Kauf eines Hauses kann eine kluge Entscheidung sein, es kann aber auch zu einer großen Last werden. Und außerdem muss man für ein Haus noch viele kleine zusätzliche Sachen kaufen. Es gibt Menschen, die höhere Ausgaben über Kreditkarten finanzieren – das ist sehr gefährlich. Lassen Sie es nicht zu, dass ein Haus Ihre finanzielle Zukunft bestimmt. Betrachten Sie Ihre finanzielle Gesamtsituation, insbesondere, wenn Sie Pläne für den Ruhestand haben, bevor Sie ein Objekt kaufen oder einen Hypothekenvertrag unterschreiben.

Lohnt sich die vorzeitige Ausübung in unserer Geldanlegen24 Webseite

Eines ruft bei vielen Anlegern immer wieder Erstaunen hervor: Obwohl amerikanische Warrants jederzeit ausgeübt werden können, ist es im Allgemeinen nicht ratsam, vor Erreichen des Verfalltermins davon Gebrauch zu machen. Zwar kann der Inhaber durch Optionsausübung eine Aktie eventuell günstiger kaufen oder verkaufen als an der Börse, doch er verliert dadurch auf jeden Fall die Zeitprämie, die im Warrantpreis enthalten ist. Betrachten wir ein Fallbeispiel . Da der Optionsschein amerikanisch ausgestattet ist, und die Aktie deutlich oberhalb des Strike notiert, liegt der Gedanke der Ausübung des Warrants nahe. Dadurch würden wir 10 Euro weniger zahlen als an der Börse. Noch vorteilhafter wäre es jedoch, den Schein für 13 Euro zu veräußern und die Aktie direkt zu kaufen. Was wir dadurch einsparen, macht ein Vergleich deutlich: Üben wir den Schein aus, kostet die Aktie 40 Euro, der Warrant geht hingegen unter. Kaufen wir sie direkt, zahlen wir zwar 50 Euro, können den Schein aber für 13 Euro Weiterverkäufen, sodass wir insgesamt lediglich 37 Euro (50 minus 13) ausgeben müssen. Eine Ausübung lohnt sich nicht, weil wir in diesem Fall nur den Inneren Wert (10 Euro) realisieren können. Die Zeitprämie geht jedoch verloren. Das ist auch verständlich, denn mit der Ausübung erlischt das Recht. Um den vollen Warrant-Wert zu erhalten, muss die Option also bestehen bleiben. Deshalb ist ein Weiterverkauf des Optionsscheins in den meisten Fällen besser als die Ausübung. Wenn eine vorzeitige Ausübung derart unattraktiv ist, fragt man sich natürlich, warum Warrants überhaupt amerikanisch ausgestattet werden. Die Möglichkeit der vorzeitigen Ausübung gibt dem Anleger die Sicherheit, dass er bei einem Weiterverkauf auf jeden Fall den Inneren Wert realisiert. Dazu ein Fallbeispiel. Betrachten wir den T-Online-Schein weiter oben und zusätzlich einen zweiten Warrant, der identisch ausgestattet ist, allerdings nicht amerikanisch, sondern europäisch ausgeübt werden kann.

Call-Option
Underlying T-Online
Strike 40 Euro
Bezugsverhältnis 1/1
Laufzeit 12 Monate
Andienung effektiv
Ausübung amerikanisch
Optionspreis 13 Euro
Aktueller Aktienkurs : 50 Euro

Nehmen wir nun an, der Kurs der T-Online-Aktie ist außerordentlich stark gestiegen und liegt bei 140 Euro. Die Optionsscheine sind also sehr tief im Geld. Beide haben einen Inneren Wert von 100 Euro (140 minus 40). Möchte sich ein Anleger jetzt von seinen Scheinen trennen, wird er für den amerikanischen mit Sicherheit wenigstens 100 Euro erhalten. Ein geringerer Preis – sagen wir 90 Euro – eröffnet die Möglichkeit der sicheren Gewinne. Dafür müsste der Schein gekauft, unverzüglich ausgeübt und die über den Warrant bezogene T-Online-Aktie sofort wieder zum aktuellen Kurs verkauft werden.

Kauf des Warrants                                                             -90 Euro
Ausübung der Option und Bezug einer Aktie               -40 Euro
Verkauf der T-Online-Aktie zum aktuellen Kurs       +140 Euro
Gewinn                                                                                +10   Euro

Ein Optionspreis von 90 Euro erhöht die Nachfrage nach der amerikanischen Option und damit deren Kurs. Gleichzeitig wird der Kurs für die T-Online-Aktie sinken, da das Wertpapier ja verstärkt angeboten wird. Aufgrund dieser Marktreaktionen bilden sich Kurse, die keine Gewinne mehr ermöglichen, zum Beispiel 95 Euro für den Warrant und 135 Euro für die Aktie. Fassen wir zusammen: Der Besitzer des amerikanischen Scheins hat die Gewissheit, dass er den angesammelten Inneren Wert jederzeit realisieren kann – entweder durch Weiterverkauf oder (sofern kein Käufer zu finden ist) durch Ausübung. Für den Inhaber des europäischen Warrants ist die Lage anders. Er hat vor Erreichen des Verfalltermins gar kein Recht, den Inneren Wert durch Ausübung zu erzielen. Er kann seinen Schein höchstens Weiterverkäufen. Da der Kurs der Aktie jedoch verhältnismäßig hoch ist, könnte es sein, dass die Marktteilnehmer einen Weiteren Anstieg für unwahrscheinlich halten. Vermutlich wird der Kurs in Zukunft sogar wieder sinken. Kein Anleger wäre unter diesen Umständen bereit, den vollen Inneren Wert zu bezahlen. Rechnen die Marktakteure tatsächlich mit einem Aktienkursrückgang von beispielsweise 20 Euro in den kommenden Monaten, wird auch der Innere Wert um diesen Betrag sinken. Der Schein ist am Verfalltag dann lediglich noch 80 Euro wert. Für europäische Scheine ist deswegen nicht der aktuelle, sondern der erwartete Innere Wert maßgebend. Aus diesem Grund kommt es vor, dass europäische Warrants mit einem Abgeld (Disagio) notieren. B könnte beispielshalber einen Kurs von 90 Euro haben (= 10% Disagio) und damit um 10 Euro unter seinem Inneren Wert liegen. Dieser Betrag stellt sozusagen eine negative Zeitprämie dar. Gelegentlich weisen auch amerikanische Deep-in-the-money- Optionen ein Disagio auf. Das Abgeld ist allerdings geringer als die mit einer Ausübung verbundenen Kosten.

Wann amerikanische Optionen noch sinnvoll sind
Amerikanisch ausgestattete Optionen sind auch sinnvoll, wenn die Märkte auf denen sie gehandelt werden, illiquide sind und ein zwischenzeitlicher Weiterverkauf schwierig ist. Sollte die Option einen (hohen) Inneren Wert angesammelt haben und es findet sich kein Abnehmer, kann der Inhaber seine Option ausüben und den Inneren Wert auf diese Weise realisieren. Nun ist klar, warum Scheine amerikanisch ausgestattet werden, obwohl man von einer Ausübung vor Fälligkeit eigentlich keinen Gebrauch machen sollte. Der Grund liegt darin, dass Optionsinhaber an einer günstigen Entwicklung des Underlyings in vollem Maße teilhaben und den im Zeitablauf angesammelten Inneren Wert beim Weiterverkauf auch realisieren. Eine amerikanische Option ist deshalb auch teurer als ein vergleichbares europäisches Gegenstück.

Zeitwert versus Dividende
Steht eine Dividendenzahlung bevor, sollte geprüft werden, ob deren Höhe (inklusive der Körperschaftsteuer) kleiner ist als der Zeitwert des Calls. Trifft dies zu, kann man den Schein weiter halten. Übertrifft die Dividende jedoch den Zeitwert, ist eine Veräußerung (bzw. Ausübung) vor Ausschüttung der Dividende ratsam. Bei Ausübung geht zwar der Zeitwert verloren, dafür vermeidet man den Wertverlust wegen des Dividendenabschlags. Die vorzeitige Ausübung amerikanischer Optionen ist prinzipiell nicht ratsam. Doch Ausnahmen bestätigen die Regel: Angenommen, wir besitzen einen amerikanischen Put, der auf der ABC-Aktie basiert (Strike: 50 Euro). Was passiert, wenn die Aktie plötzlich zum Börsenkurs von null notiert – etwa aufgrund eines Konkurses – oder, was wohl häufiger anzutreffen ist, zu einem so niedrigen Kurs, dass kaum jemand einen weiteren Preisverfall für möglich hält. In dieser Situation ist eine Ausübung dringend zu empfehlen. Da der Put bis zum Verfalltag keinen größeren Inneren Wert aufbauen kann – das Underlying notiert ja schon zum denkbar niedrigsten Kurs -, stellt eine sofortige Ausübung sicher, dass der höchste nur vorstellbare Innere Wert definitiv realisiert wird. Selbst wenn sicher ist, dass der Put den Inneren Wert auch am Verfalltermin noch besitzt, sollte man jetzt sofort ausüben. Denn wir können den Mittelzufluss zinsbringend anlegen. Auf diese Erträge würden wir jedoch verzichten, wenn wir die Ausübung in die Zukunft verschieben. Eine Zeitprämie können wir nicht mehr verlieren, da der Warrant diesen Preisbestandteil nicht mehr aufweist. Wer würde schon eine Zeitprämie (Chancenprämie) zahlen, wo die ABC-Aktie doch so niedrig notiert, dass gar keine Chance mehr auf einen Zuwachs an Innerem Wert vorhanden ist.

Optionsscheine meistens amerikanisch
Die meisten Optionsscheine – insbesondere Aktien-Warrants – sind amerikanisch. Doch es gibt Ausnahmen. Daher gilt: genau in die Emissionsbedingungen schauen.

Abwicklung am Ende der Laufzeit
Ob ein Schein am Ende wertlos verfällt, hängt vom Kurs des Underlyings am Verfalltermin ab. In den Optionsbedingungen (Emissionsbedingungen) ist exakt festgehalten, welcher Underlyingpreis herangezogen wird, um den endgültigen Wert der Option zu bestimmen. Diesen Prozess bezeichnet man auch als Kursfixing – kurz Fixing. Eine genaue Festlegung der Fixingmodalitäten ist speziell für den Anleger von großer Bedeutung, damit der Emittent nachher nicht den für sich günstigsten Kurs aussuchen kann. Sehr häufig wird der Schlusskurs am Tag der Fälligkeit zugrunde gelegt. Es kommt jedoch auch vor, dass der Emittent eine andere Vorgehensweise wählt. Der Kurs könnte zum Beispiel gefixt werden, indem der Durchschnitt aus den letzten zehn Preisen verwendet wird, die am Fälligkeitstag zustande gekommen sind. Einige Emittenten verlangen bestimmte Mindestausübungsmengen, damit eine Inanspruchnahme der Warrants überhaupt möglich wird. So findet man beispielsweise in den Optionsbedingungen eines ConSors- Calls der WestLB den Hinweis: Optionsrechte können jeweils nur für mindestens 100 Optionsscheine oder ein ganzzahliges Mehrfaches von 100 ausgeübt werden. Auch wenn diese Bedingung erfüllt wird, bekommt der Anleger am Verfalltermin nicht zwangsläufig einen eventuell vorhandenen Inneren Wert gutgeschrieben oder Aktien in sein Depot gebucht. Einige Banken fordern, dass der Anleger rechtzeitig eine schriftliche Ausübungserklärung einreicht. Geschieht dies nicht, können die Ansprüche gegenüber dem Institut nicht geltend gemacht werden und der Schein verfällt wertlos, trotz eines positiven Inneren Werts.

Dies kann nur verhindert werden, wenn der Anleger früh genug eine entsprechende Mitteilung einreicht oder die Option vorher verkauft. Dabei sollte man jedoch beachten, dass ein Handel an der Börse – je nach Emittent – in der Regel zwei bis fünf Tage vor dem eigentlichen Verfalltermin eingestellt wird. Dann bleibt nur noch die Rückgabe direkt an das Emissionshaus. Auch hier kann allerdings nicht bis zur allerletzten Minute gehandelt werden. Viele Institute nehmen Scheine lediglich bis zu einer festgesetzten Uhrzeit an (zum Beispiel 10 Uhr vormittags). Bei vielen Scheinen – insbesondere bei Produkten mit Cash Settlement – ist eine sogenannte automatische Ausübung vorgesehen. In diesen Fällen kann auf eine ausdrückliche Anweisung verzichtet werden. Die Bank übt den Warrant – vorausgesetzt, er notiert im Geld – automatisch aus. Trotzdem sollte der Anleger genau in die Optionsbedingungen schauen, denn einige Häuser üben nur dann automatisch aus, wenn der Schein am Ende einen bestimmten Mindestwert besitzt (zum Beispiel 5 Cents). Sollte der Schein einen positiven Inneren Wert aufweisen, erfolgt eine Gutschrift aus verwaltungs- und abwicklungstechnischen Gründen meist erst einige Tage (in der Regel ca. 5 Tage) nach Ausübung auf dem Konto des Anlegers.