Aktienarten – die Small Caps

Small Caps sind die kleineren Aktiengesellschaften. Sie werden im SDAX zusammengefasst. Neben den SDAX-Werten gibt es auch Small Caps, die nicht die Zulassungsbedingungen für den SDAX erfüllen, und deshalb keinem Index zugeordnet sind.

Anders als die meisten mittelgroßen Aktiengesellschaften muss man bei Small Caps stärker differenzieren: Neben lukrativen Aktien gibt es auch Nischen- und Regionalwerte, die eine schwächere Marktposition haben. Solche Nischenwerte sind oft Familienunternehmen mit geringen Börsenumsätzen und nur lokaler Bedeutung. Bevor Sie eine solche Aktie kaufen, sollten Sie sich überlegen, ob das nicht ein zu großes Risiko bedeutet. Wenn Sie sich an einem solchen Unternehmen beteiligen, laufen Sie Gefahr, dass Sie die Aktie in einer Krisensituation nicht schnell genug veräußern können. Die Börsenumsätze sind bisweilen so niedrig, dass es im Zweifelsfall etliche Tage dauern kann, bis Sie Ihre Aktie verkauft haben. Fast alle Investmentfonds meiden Small Caps, da die niedrige Marktkapitalisierung und die geringen Börsenumsätze verhindern, dass ein Fondsmanager größere Summen investieren kann.

Natürlich gibt es auch unter den Small Caps Unternehmen, die erst am Anfang stehen und sich dank eines hervorragenden Produkts oder einer exzellenten Dienstleistung zum Shooting Star entwickeln und dem Anleger beträchtliche Gewinne bescheren. Dennoch ist es nicht einfach, solche potenziellen Highflyer ausfindig zu machen. Einige Small Caps sind Unternehmen, die regional verwurzelt sind und ein Geschäftsmodell haben, das nur bescheidene Perspektiven eröffnet.
Sie sollten sich vor einem Kauf besonders die Bilanzkennzahlen und die Börsenumsätze ansehen. In kaum einem Börsensegment sind die Unterschiede so groß wie bei den Small Caps.

Fusionen, Unternehmensübernahmen und Ihre Wirkung beim Aktienkauf

Bei einer Fusion verschmelzen zwei Unternehmen miteinander. Die Aktionäre erhalten dann in einem bestimmten Tauschverhältnis, das von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer ermittelt wird, die Aktien des neuen Unternehmens. Ob eine Fusion für die Aktionäre von Vorteil oder eher von Nachteil ist, lässt sich nicht generell beantworten. Die Unternehmensleitung weist häufig auf die Freisetzung von Synergien hin, wenn zwei Unternehmen sich ergänzen oder einen größeren Markt gemeinsam erschließen können. Trotz der möglicherweise größeren Marktmacht haben Fusionen nämlich auch deutliche Nachteile: Bei einem Zusammenschluss sind viele Abteilungen doppelt vorhanden, so dass zuerst einmal Personal abgebaut werden muss. Auch die Umstrukturierung der Unternehmensorganisation, die Neugliederung der Führungsebenen, die Vereinheitlichung von Ablaufprozessen und die Übernahme einer neuen Unternehmenskultur fordert in der Praxis ihren Tribut, so dass es zumindest in der Anfangsphase zu enormen Reibungsverlusten kommt. Konflikte sind bei der Zusammenlegung von Abteilungen und beim Vorgesetztenwechsel oft vorprogrammiert. Außerdem führen neue Mentalitäten, Arbeitsabläufe, andere Standards, verschiedene Softwaresysteme und andere Besonderheiten dazu, dass die Leistungsfähigkeit insgesamt ins Stocken gerät. Als Aktionär sollten Sie daher nach einer Fusion eingehend überprüfen, ob es nicht ratsam ist, angesichts ungewisser Zukunftsperspektiven nach dem Unternehmenszusammenschluss die Aktien zu veräußern.

Wesentlich dramatischer als eine Fusion verläuft eine Unternehmensübernahme vor allem dann, wenn es sich um eine feindliche, eine „unfriendly take-over“, handelt. In den 1980er Jahren waren solche Vorgänge an der Tagesordnung, und man nannte die Wallstreet-Tycoons, die den Angriff starteten, „Raider“. Auch heute noch nehmen freundliche oder feindliche Unternehmensübernahmen zu, da angesichts der Globalisierung und der Integration der Märkte die Unternehmen gezwungen sind, stetig zu wachsen. Der Sinn einer feindlichen Übernahme besteht manchmal darin, das Unternehmen zu zerschlagen und dann in Einzelteilen zu veräußern. Wenn eine Aktiengesellschaft beispielsweise unter ihrem Buchwert notiert, lockt dies häufig Raider an. Wenn man nämlich eine Aktienmehrheit erwirbt, kann man Einfluss auf die Unternehmensleitung nehmen und beschließen, das Unternehmen zu liquidieren. Was auf den ersten Blick unsinnig erscheint, erweist sich als profitabel. Wenn die Aktiengesellschaft unter ihrem Buchwert notiert, bedeutet dies, dass die Gesamtheit der vorhandenen Vermögenswerte (beispielsweise Maschinen, Immobilien, Patente, Vorräte) mehr wert ist als der Gesamtwert aller Aktien. Für einen Raider ist ein solches Unternehmen gleichsam ein „Schnäppchen“. Sobald er die Aktienmehrheit besitzt, wird er das Unternehmen zerschlagen und die Einzelteile verkaufen. Dadurch macht er Gewinn.

Da an der Börse bisweilen nicht genügend Aktien angeboten werden, um sich eine Aktienmehrheit zu sichern, versucht der Raider, bei den Großaktionären, beispielsweise bei Banken, Versicherungen oder Industrieunternehmen, Aktienpakete zu erwerben. Solange das betroffene Unternehmen nichts davon bemerkt, kann es keine Gegenmaßnahmen einleiten. In Deutschland aber ist es vorgeschrieben, dass der Besitz von mehr als fünf Prozent an einer Aktiengesellschaft veröffentlicht werden muss. Damit der Raider sein Opfer in einem Überraschungsangriff attackieren kann, müsste er diesen Aktienerwerb durch Strohmänner verschleiern, was hierzulande jedoch gesetzlich verboten ist.
Deshalb besteht der gängige Weg darin, den Aktionären ein Übernahmeangebot vorzulegen. In Deutschland ist es so geregelt, dass ein Aktionär, der bereits mehr als 30 Prozent der Anteile besitzt und die Übernahme anstrebt, allen anderen Aktionären ein Übernahmeangebot unterbreiten muss. Mit dieser Regelung möchte man verhindern, dass Kleinaktionäre einfach übergangen werden. Weiterhin gilt die Vorschrift, dass das Übernahmeangebot mindestens den Durchschnitt der Börsenkurse der letzten Monate erreichen muss. In der Praxis übersteigt die Offerte immer den aktuellen Kurs, denn sonst wären die Anteilseigner nicht bereit, sich von ihren Aktien zu trennen. Für Sie als Aktionär ist das von großem Vorteil; denn das Unternehmen, das die Übernahme einleiten will, muss Sie mit einem höheren Preis zum Verkauf bewegen. Der Raider hat dabei im Prinzip drei Möglichkeiten: Er kann Ihnen Bargeld anbieten, wenn Sie ihm die Aktien überlassen. Er kann Ihnen eigene Aktien zum Tausch anbieten oder Bargeld und Aktien miteinander kombinieren. Die Erfahrung lehrt jedoch, dass die meisten Aktionäre Geld bevorzugen, da man nicht abschätzen kann, wie sich das Unternehmen, das den Angriff gestartet hat, nach der Übernahme entwickelt. Generell gibt es hier komplizierte Einschränkungen. Beispielsweise darf der Raider nur dann seine eigenen Aktien zum Tausch anbieten, wenn diese an einer Börse notiert sind und ausreichende Handelsumsätze vorweisen. Wenn der Raider bereits drei Monate zuvor mehr als fünf Prozent des zu übernehmenden Unternehmens in bar erworben hat, muss er zwingend ein Barangebot vorlegen.

Es gibt außerdem eine so genannte Nachbesserungspflicht; stellen Sie sich eine solche Übernahme wie ein Pokerspiel vor. Wenn der Raider zwar einige Aktionäre dazu bewegen konnte, ihm Aktien gegen ein entsprechendes Angebot zu überlassen, kann es sein, dass er noch immer nicht die Aktienmehrheit besitzt. Er wird deshalb die hartnäckigen Aktionäre, die noch nicht auf seine Offerte eingegangen sind, mit noch höheren Preisen dazu verleiten, ihm ihre Anteile zu überlassen. In Deutschland gilt in diesem Fall die Nachbesserungspflicht: Das bedeutet, der Raider muss auch allen früheren Aktionären, die auf das schlechtere Angebot bereits eingegangen sind, die Differenz zu dem höheren Angebot zahlen, damit sie nicht schlechter gestellt sind, ln der Praxis werden dann solche höheren Angebote geheim gehalten, damit der Raider nicht noch Nachzahlungen leisten muss.

Das betroffene Unternehmen kann sich nur dadurch zur Wehr setzen, dass es den Aktienkurs in die Höhe treibt, denn dann wird die Übernahme zu kostspielig. Eine solche Erhöhung des Kurses ist beispielsweise möglich, indem man die eigenen Aktien zurückkauft. Für viele angegriffene Unternehmen ist dies keine wirkliche Lösung, da ihnen die finanziellen Mittel fehlen, um ein groß aufgelegtes Aktienrückkaufprogramm zu starten. Außerdem muss ein solches Aktienrückkaufprogramm, das in Deutschland ohnehin auf zehn Prozent der umlaufenden Aktien begrenzt ist, von den Aktionären in der Hauptversammlung genehmigt werden. Erschwerend kommt hinzu, dass ein solches Rückkaufprogramm nicht durch Kredite finanziert werden darf.

Ein anderer Rettungsversuch besteht darin, befreundete Unternehmen zu bitten, Aktien zu erwerben und das Übernahmeangebot des „Raubritters“ zu überbieten; es handelt sich dann um eine freundliche Übernahme (friendly take-over). Solche Retter in der Not bezeichnet man metaphorisch als „weiße Ritter“. In solch einem Fall kommt es dann zu einem Scharmützel zwischen dem bösen, schwarzen Ritter, dem Raider, und dem weißen Ritter, der mit dem Unternehmen befreundet ist. Es entbrennt eine regelrechte Bieterschlacht, von der die Aktionäre besonders profitieren, da sich der Aktienkurs im Eifer des Gefechts immer mehr hochschaukelt und Spitzenwerte erreicht.

Die verzweifelten Versuche des Topmanagements, sich gegen den Raider zur Wehr zu setzen, sind häufig besonders dadurch motiviert, dass der Vorstand bei einem gelungenen Take-over seinen Arbeitsplatz verliert. Daher wird der Vorstand unverzüglich eine Hauptversammlung einberufen und den Aktionären erklären, wie er das Unternehmen noch profitabler ausrichten kann. Hat das Management aber in der Vergangenheit nur ein mageres Umsatz- und Gewinn Wachstum erzielt, wird es schwierig sein, die Aktionäre bei Laune zu halten.
Ein anderer Trick besteht darin, Vermögenswerte, die für den Raubritter (Raider) besonders interessant sind, vorzeitig zu verscherbeln. In der Panik wird daher der Vorstand einige „Filetstücke“ des Unternehmens wie teuere Immobilien oder wertvolle Beteiligungen veräußern. Für einen Raider ist dann vielleicht das Unternehmen nicht mehr verlockend. Eine andere Taktik ist die der so genannten „goldenen Fallschirme“, bei denen der Vorstand für die Führungskräfte in aller Eile teure Abfindungsvereinbarungen beschließt, so dass der Raider nach der Übernahme beim Ausscheiden der Topmanager ungewöhnlich hohe Abfindungen zahlen muss.

Eine andere Abwehrmaßnahme besteht in einer Kapitalerhöhung; die Folge davon ist, dass der Angreifer mehr Kapital zur Verfügung haben muss, um die Aktiengesellschaft zu kaufen.

In diesem Übernahmespektakel gibt es noch eine besonders kühne Variante: Das angegriffene Unternehmen mutiert selbst zum Angreifer und attackiert nun seinerseits den Raider nach dem altbewährten Motto: Angriff ist die beste Verteidigung. Ein solches Vorhaben ist nur möglich, wenn der Raider selbst ein börsennotiertes Unternehmen mit genügend Streubesitz ist. Der Streubesitz oder Free Float bezeichnet die Aktien, die nicht in den Händen von Großaktionären sind. Nur ein Unternehmen, das hohen Streubesitz vorweist, lässt sich leichter übernehmen, da Kleinaktionäre eher für Übernahmeangebote empfänglich sind. Mit dem Gegenangriff muss sich das attackierte Unternehmen beeilen, denn wenn der Raider bereits ein Viertel der Anteile am zu übernehmenden Unternehmen besitzt, ist ein Gegenangriff nicht mehr möglich.

Als Aktionär können Sie von solchen Übernahmeschlachten und „Ritterscharmützeln“ nur profitieren, da der Aktienkurs des zu übernehmenden Unternehmens im Verlauf der Auseinandersetzungen deutlich steigen wird. Das ist vor allem dann der Fall, wenn der Vorstand auf den Hauptversammlungen nicht vorsorglich Maßnahmen eingeleitet hat, die vor einer Übernahme schützen oder sie zumindest erschweren.
Als Aktionär werden Sie von Ihrer Depotbank unterrichtet, wenn ein Übernahmeangebot vorliegt. Sie haben dann eine gewisse Zeit sich zu entscheiden, ob Sie das Angebot annehmen oder ablehnen möchten. In der Regel ist das Angebot für Sie lukrativ, wenn es in Bar beglichen wird und wenn es mehr als 30 oder gar 40 Prozent über dem aktuellen Börsenkurs liegt. Falls der Bieter Ihnen eigene Aktien offeriert, sollten Sie überlegen, ob die Aktiengesellschaft des Raiders wirklich interessant ist und ob das Umtauschverhältnis für Sie einen Bonus von 30 oder 40 Prozent auf Ihre alten Aktien ergibt. Prüfen Sie in einem solchen Fall genau die bisherige Gewinn- und Umsatzentwicklung, und schauen Sie sich ein paar aussagekräftige Bilanzkennzahlen an. Die Erfahrung zeigt, dass der Raider sich meist „übernimmt“ und zu viel bietet. Der Aktienkurs sinkt danach häufig, weil es Probleme bei der Integration des neuen Unternehmens gibt. Wenn Sie den Eindruck haben, dass die Aktien des Raiders nicht interessant sind, ist es möglicherweise sinnvoller, das Angebot auszuschlagen.

Ein solcher Schritt ist immer sorgfältig abzuwägen; denn wenn die Frist für das Angebot abgelaufen ist, wird es für Sie als Aktionär unwägbarer. Wenn Sie Glück haben, steigen die Aktien aufgrund von Spekulationen noch weiter; im günstigsten Fall erhöht der Raider vielleicht sogar noch das Angebot für die verbliebenen Aktionäre, weil er noch keine Aktienmehrheit erreicht hat. Jedoch kann es bisweilen mehrere Jahre dauern, bis sich der Raider entschließt, die restlichen Aktien aufzukaufen. Diese Zeit kann mit unangenehmen Begleiterscheinungen verbunden sein, denn der Aufkäufer könnte beispielsweise die Aktiengesellschaft in eine andere Rechtsform wie eine Personengesellschaft umwandeln.

Sie sollten beachten, dass das Übernahmeangebot unverbindlich ist, d.h. auch wenn Sie gegenüber Ihrer Depotbank bereits eine Zusage erteilt haben, Ihre Anteile zu den jeweiligen Konditionen zu verkaufen, kann der Bieter einen Rückzieher machen, beispielsweise wenn ein befreundetes Unternehmen (ein „weißer Ritter“) der Aktiengesellschaft zu Hilfe eilt und eine freundliche Übernahme anstrebt.
Der günstigste Zeitpunkt für Sie, Ihre Aktien zu verkaufen, ist oft, sobald erste Spekulationen wegen einer Übernahme aufkeimen und an der Börse erste Gerüchte die Runde machen. Schon zu diesem Zeitpunkt setzen solche Aktien zum Höhenflug an. Auch das Übernahmeangebot kann sich noch als lukrativ erweisen. Nach dem Ende der Frist wird es für Sie als Aktionär schon viel schwieriger; denn im besten Fall kommt es zu weiteren Spekulationen, die den Kurs in die Höhe treiben oder zu einer Nachbesserung führen; im schlimmsten Fall werden Sie jahrelang hingehalten und vom Raider schikaniert.

Tatsächlich kann die Suche nach Übernahmekandidaten eine erfolgreiche Anlagestrategie sein, die zu einer Überrendite führt. Übernahmekandidaten erkennen Sie daran, dass sie an der Börse unterbewertet sind. Wenn der Buchwert eines Unternehmens den Börsenwert übersteigt, ist dies für jeden „Raubritter“ ein Schnäppchen, denn er bezahlt über die Börse für das Unternehmen weniger, als es wert ist. Die Branche sollte aus einigen großen Unternehmen bestehen, die nicht mehr als ein Drittel der Branche ausmachen dürfen, und vielen kleineren Firmen. Nur in einer solchen Konstellation ist es für die Branchenführer noch interessant, kleinere Konkurrenten zu übernehmen. In einer Branche wie der Automobilindustrie dominieren die fünf größten Vertreter mehr als die Hälfte des Marktes; unter solchen Umständen ist die Notwendigkeit, weiter zu wachsen, nicht unbedingt erforderlich. In der Branche sollte darüber hinaus ein deutlicher Wettbewerbsdruck bestehen, der die Notwendigkeit zur weiteren Expansion unumgänglich macht. Ein typisches Beispiel dafür ist die Telekommunikations- und die Logistikbranche. Für die Übernahme muss das Unternehmen über freie finanzielle Mittel verfügen. In den 1980er Jahren, der Hochzeit der Übernahmeschlachten, wurden viele der Transaktionen durch Anleihen finanziert; da diese Unternehmen mangels Finanzkraft nur über eine geringe Bonität verfügten, nannte man die Anleihen, die zur Finanzierung der Übernahme eigens aufgelegt wurden, „Ramschanleihen“ oder Junk Bonds. Einige Raider stiegen zur Zeit dieses Wallstreet-Fiebers zu legendären Multimilliardären auf.

Am Ende bleiben aber auch bei einer guten Übernahmeofferte noch immer Aktionäre übrig, die sich weigern, das Angebot anzunehmen und auf eine Nachbesserung hoffen, ln der Praxis erreicht der Bieter bei seinem ersten Angebot nur eine Zustimmung von 70 bis 80 Prozent. Die verbleibenden Aktionäre warten auf eine nächste Bieterrunde. Selbst nach einem gelungenen Take-over ist es für den neuen Eigentümer ärgerlich, wenn er das Unternehmen nicht vollständig übernehmen kann, weil ihm eine kleine Clique von Altaktionären Ärger bereitet. Der neue Eigentümer muss nämlich dann weiterhin regelmäßig Hauptversammlungen abhalten, Gebühren für die Börsennotierung entrichten, Geschäfts- und Quartalsberichte erstellen und all seinen sonstigen Pflichten nach- kommen. Aus diesem Grunde gibt es eine Regelung, dass der Großaktionär, wenn er 95 Prozent aller Anteile sein Eigen nennt, die verbleibenden Aktionäre zwangsweise abfinden kann. Man nennt einen solchen Vorgang „Squeeze-out“. Problematisch dabei ist natürlich die Höhe der Abfindung, die sich am aktuellen Börsenkurs orientieren muss. Das Unternehmen ist verpflichtet, einen Wirtschaftsprüfer zu Rate ziehen, der ein Gutachten erstellt. Viele Aktionärsvereinigungen bemängeln aber, dass solche Abfindungen häufig nicht den Vorstellungen der Altaktionäre gerecht werden. ln solch einem Fall kann der betroffene Aktionär juristische Maßnahmen ergreifen und die Offerte anfechten. Der Aufkauf der restlichen Aktien wird dadurch jedoch nicht verzögert. In dem anhängigen Verfahren wird dann nur noch über die Höhe der Abfindung entschieden, was sehr lange dauern kann. Sie sollten sich daher als Aktionär bei einer Übernahme immer überlegen, ob Sie bis zum Squeeze-out pokern möchten. Denn nicht selten liegt das Abfindungsangebot unter dem früheren Übernahmeangebot.

Wenn Sie Glück haben, können Sie allerdings auch ein weit besseres Ergebnis erzielen. Allgemeine Regeln lassen sich hier nicht aufstellen, da die Rahmenbedingungen von Fall zu Fall unterschiedlich sind.

Nach dem Squeeze-out befindet sich das Unternehmen zu hundert Prozent in der Hand des Aufkäufers. Damit wird die Börsennotierung eingestellt, da das aufgekaufte Unternehmen Eigentum eines anderen Unternehmens ist und zu diesem gehört. Die Einstellung der Börsennotierung nennt man Delisting. Ein solches Delisting ist auch möglich, wenn die Abfindung der restlichen Aktionäre noch nicht stattgefunden hat. Aufgrund der Mehrheitsverhältnisse kann der neue Großaktionär in der Hauptversammlung durchsetzen, dass ein Delisting noch vor dem Squeeze-out durchgeführt wird. Wenn die Hauptversammlung mehrheitlich zustimmt, was angesichts der Dominanz des Großaktionärs höchstwahrscheinlich ist, wird das Delisting eingeleitet. Die Frist dafür beträgt sechs Monate. Als Aktionär sollten Sie dann möglichst schnell Ihre Aktien verkaufen, da nach dem Ablauf des halben Jahres die Börsennotierung endgültig eingestellt wird. Dann können Sie Ihre Aktien nur noch privat verkaufen – es gibt keine offiziellen Börsenkurse mehr, was ein enormes Risiko darstellt und immer zu beträchtlichen Verlusten führt.

Optionsscheine – nur was für Zocker

Optionsscheine oder Warrants finden vor allem bei jüngeren Leuten wachsendes Interesse. Der Reiz liegt darin, dass man mit relativ geringem Einsatz sehr hohe Gewinne erzielen kann und die Verluste trotzdem auf den Wert dieses Scheines begrenzt sind. Optionsscheine sind rechtlich Wertpapiere, die an den Wertpapierbörsen gehandelt werden, und dürfen nicht verwechselt werden mit Optionen (Trade-Options), die Finanzierungsinstrumente sind und deren Handel an den Terminbörsen stattfindet. Ein Optionsschein ist ein Wertpapier, das Ihnen das Recht einräumt, eine bestimmte Zahl von Aktien oder anderen Wertpapieren zu einem festen Preis innerhalb einer bestimmten Frist (amerikanische Version) oder zu einem bestimmten Zeitpunkt (europäische Version) zu kaufen. Sie haben das Recht, aber nicht die Pflicht, von Ihrem Recht Gebrauch zu machen. Wird das Recht bis zur Fälligkeit nicht ausgeübt, erlischt es. Der Optionsschein ist dann wertlos und der Einsatz futsch.

Optionsscheine sind entweder Bestandteil einer Optionsanleihe, dann heißen sie Issue linked Warrants, oder sie werden als eigenständige Emission platziert, als so genannte nackte Optionsscheine. Bei Covered Warrants oder gedeckten Optionsscheinen stammen die zugrunde liegenden Aktien nicht aus einer Kapitalerhöhung, sondern aus eigenen oder fremden Kundenbeständen von Banken und Wertpapierhandelshäusern. Die Laufzeiten der gedeckten Optionsscheine sind relativ kurz und liegen meist zwischen zwölf und achtzehn Monaten. Issued linked Warrants stehen immer im Zusammenhang mit einer Kapitalerhöhung einer Aktiengesellschaft.

Optionsscheine sind etwas für spekulative Anleger, die auf Kursveränderungen setzen. Das Interessante daran ist die so genannte Hebelwirkung. Damit bezeichnet man die im Verhältnis zum Kaufpreis des Optionsscheins außerordentlich hohe Rendite, die dann möglich wird, wenn sich der Kurs stark in die mit dem Optionsschein vorgegebene Richtung entwickelt. Der Wert des Optionsscheins verändert sich nämlich nicht parallel zum Wert der Aktie, auf den er sich bezieht, sondern seine Wertsteigerung nimmt im Verhältnis zu seinem Preis einen progressiven Verlauf, wenn die Wahrscheinlichkeit steigt, dass das Optionsrecht tatsächlich ausgeübt wird. Das ist dann der Fall, wenn die Differenz zwischen dem im Schein vereinbarten Preis und dem Aktienkurs zunimmt. Die Einflussfaktoren und Mechanismen, die auf den Wert von Optionsscheinen einwirken, bis sie eingelöst werden dürfen, sind meist noch komplexer als bei der Aktie selbst und in der Regel nicht vorherzusagen.

Fonds: die Renner
Immer mehr Deutsche kaufen Fondsanteile. Privatanleger zahlten im Jahr 2000 58,2 Milliarden Euro in die Kassen der deutschen Fondsgesellschaften ein. Ein Jahr zuvor waren es nur 45,6 Milliarden Euro gewesen. Insgesamt verwaltete die deutsche Investmentbranche nach Angaben des BVI – Bundesverband Deutscher Investment-Gesellschaften – Ende 2000 immerhin 423,6 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Damit hat sich das Fondsvermögen aller Publikumsfonds innerhalb von fünf Jahren mehr als verdoppelt. Kein Wunder, dass in dieser Branche die Champagnerkorken knallten. Immerhin war das Jahr 2000 trotz der heftigen Börsenturbulenzen für die deutschen Fondsgesellschaften ein Rekordjahr.

Das beste Neugeschäft mit den Privatanlegern machte die Deka Investment Management GmbH, ein Unternehmen des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands und der Landesbanken. Sie nahm 18,9 Milliarden Euro ein. Das überrascht nicht, wenn man bedenkt, wer sich alles um den Vertrieb bemüht. An zweiter Stelle stand die Union Investment, die Investmentgesellschaft der Genossenschaftsbanken, mit 15,1 Milliarden Euro Neugeschäft. Die Deutsche-Bank-Tochter DWS Investment GmbH kam mit 10,3 Milliarden Euro auf Platz drei. Das deutsche Geschäft mit Publikumsfonds liegt fest in den Händen von vier großen Instituten. Die DWS verwaltet ein Vermögen von 90,2 Milliarden Euro und hat einen Marktanteil von 22 Prozent. Dicht folgt ihr die Deka, die ein Vermögen von 75,7 Milliarden Euro verwaltet und damit einen Marktanteil von 20,2 Prozent auf sich vereinigt. Auf Platz drei steht die Union Investment. Sie hat 59,5 Milliarden Euro unter Verwaltung und einen Marktanteil von 15,8 Prozent. Die zur Dresdner Bank gehörende DIT (Dresdner Investment Trust) waltet über ein Vermögen von 50,9 Milliarden Euro, das entspricht einem Marktanteil von 12 Prozent.

In Deutschland boomte aber auch der Börsenhandel von Fonds. Während im April 2000 noch ein Umsatz von 82,6 Millionen Euro gemacht wurde, lag er im Januar 2001 schon bei 2,622 Milliarden Euro. Der beliebteste Titel war der DAX Ex, der den DAX abbildet, mit einem Umsatz von allein 1,268 Milliarden Euro. Der Dow Jones Euro Stoxx 50 Ex brachte es immerhin auf 470,8 Millionen Euro, gefolgt vom LDRS Dow Jones Euro Stoxx 50 mit 264,9 Milliarden Euro. Die im BVI zusammengeschlossenen Fondsgesellschaften verwalteten Ende 2000 1873 Publikumfonds. 357 wurden davon im Jahr 2000 neu aufgelegt, so viele wie nie zuvor. Unter all diesen Fonds sind die Aktienfonds die absoluten Renner.

Während noch vor fünf Jahren 56 Prozent des Fondsvermögens aller Publikumsfonds auf Rentenfonds entfielen und nur 13 Prozent auf Aktienfonds, machen jene nunmehr 50,2 Prozent des gesamten Fondsvermögens von 423,6 Milliarden Euro aus. Im Mittelpunkt des Interesses der Privatanleger standen international anlegende Fonds und bestimmte Branchenfonds, wie zum Beispiel Biotechnologie, Technologie und Internetwerte. Aber Achtung, nicht alle Branchen haben sich gleich gut entwickelt und daran wird sich wohl auch in Zukunft nichts ändern.

Die Fondsmanager – Vollstrecker des Shareholder-Value

Die Fondsmanager sind Volkswirte, Betriebswirte, Mediziner, Mathematiker oder Physiker; sie bewegen täglich mehrere Millionen, arbeiten als Fondsmanager weitgehend frei von interner Einflussnahme; sie sind manchmal Einzelkämpfer und fast immer die unumschränkten Herrscher über die von ihnen zu verwaltenden Branchen- oder Länderfonds; sie sind zum Erfolg (Performance) verdammt und im Schnitt 35 Jahre alt – so jedenfalls bei der Nummer drei (nach DWS und Deka) der deutschen Investmentfondsgesellschaften, der zum Genossenschaffsverbund gehörenden Union Investment.

Einmal am Tag trifft sich dort der Fonds-Stab der rund 20 Experten zum Strategiegespräch. Wer am Vortag wichtige Besuche absolvierte (Hauptversammlungen oder Interview mit dem Finanzvorstand einer Aktiengesellschaft), muss Bericht erstatten: Honigsaugen aus allem für alle. Nach rund einer Stunde geht’s ans Tagesgeschäft – Managen der Fonds von Chemie, Konsum, Pharma, Osteuropa, Japan, Bau/Transport/Verkehr bis Technologie, Telekommunikation oder Software/Internet.

Wie viel am Tag an der Börse bewegt wird, hängt von der Marktsituation, den Zu- und Abflüssen von Anlegergeldern (Netto-Zufluss pro Tag von 2 Millionen Euro bis über 20 Millionen als Spitzenwert) und auch davon ab, ob ein Einzelwert in einem Fonds die Marke von 10 Prozent am Gesamtvolumen überschritten hat. Ein Unternehmen darf pro Fonds maximal 10 Prozent einnehmen, das ist die vorgeschriebene Regel, um die Risiken breit zu streuen.

Das Einstiegsgehalt für die Garde der Fondsmanager liegt bei rund 50 000 Euro im Jahr und geht bis 100 000 Euro. Was der in einschlägigen Medien als Börsengum für den Neuen Markt gefeierte, 1970 in Griechenland geborene Wassili Papas als Manager der Dynamic-Fondsflotte (inklusive Neuer Markt) im Jahr mitnimmt, ist Union-Geheimnis.

Immerhin bewegt der in den USA in Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre und auch Philosophie Ausgebildete (mit MBA-Zusatz) pro Tag bis zu 20 Millionen Euro an Anlegergeldern. Und das ohne einen Stab an Mitarbeitern, ganz solo und nur der Zielerreichung verpflichtet, die einmal im Jahr mit der Führung der Union definiert wird. Wer sie schafft, kriegt außer Schulterklopfen noch die Prämie, die aus dem Topf aller Fondsmanager gespeist wird. Jeder muss dafür aus seinem Monatsentgelt einen Teil abzweigen.

In anderen Fondsgesellschaften ist es ähnlich. Fondsmanager sind die Vollstrecker des Shareholder-Value. Deshalb treten sie auf den Hauptversammlungen auch so massiv auf. Schließlich müssen sie sich für die Interessen ihrer Fonds-Anteilseigner stark machen und damit auch für die der anderen Anleger. Shareholder-Value, mehr Wert für den einzelnen Anteilseigner, ist das Zauberwort, obgleich Fondsmanager ja eigentlich Stackholder sind, also die Vertreter der großen Unternehmensanteile.

Das führte so weit, dass eine große Bank einen ihrer führenden Fondsmanager klammheimlich aus dem Verkehr gezogen hat, indem man ihm eine andere Position anbot. Der war nämlich auch gegenüber Unternehmen, an denen die Bank beteiligt war und im Aufsichtsrat saß, massiv aufgetreten. Das war denen dann doch ein bisschen zu viel an Interessenkollision.

Aber es zeigt, dass die Fondsmanager auch in einem brutalen Wettbewerb untereinander stehen und deswegen gnadenlos ihre Interessen vertreten müssen. Ihre Kunden können ja aufgrund von Performance-Listen, die überall verfügbar sind, jederzeit bequem ablesen, wer vorn liegt. Also müssen die Fondsmanager logischerweise massiv die Interessen der Anleger vertreten, um denen ihre Fondsanteile zu verkaufen.

Dazu passt die Aussage eines Fondsmanagers: Ich verlasse mich doch bei einem Unternehmen nicht nur auf das Urteil von fremden Analysten. Wir gehen da selbst hin. Und dann fordern wir den Finanzvorstand auf, uns das Gleiche, was er einem Analysten vielleicht gesagt hat, noch mal genau zu erklären. Schließlich sind wir Großinvestoren. Wir vertreten bei manchen Unternehmen Beteiligungen in einer Größenordnung, die uns schon sehr selbstbewusst macht, und dann erscheinen wir da auch mit drei Mann. Wenn man uns nicht empfängt, ist das Unternehmen fast weg vom Fenster!

Also kann sich kein börsennotiertes Unternehmen heute leisten, sich mit einem großen Investmentfonds wie auch immer anzulegen. Harte Fragen sind mit harten Fakten zu beantworten, und das in äußerst knapper Zeit.

Das ist neu für viele Unternehmen und ihren Finanzvorstand. Mancher muss von seinem Zehn- oder Zwölfstundentag fast acht Stunden für Investor Relations aufbringen. Neben Fondsmanagern ruft Analyst X von der Bank Y an, alles im Sinne von: Ich will’s aber jetzt von Ihnen genau wissen. Die Anleger haben ein Recht darauf.

Das neue Selbstverständnis der Fondsmanager: Sie sind nicht nur Verwalter, sondern Kämpfer für den Anleger. Das hat es früher in dieser Form nicht gegeben. Da wurden die Millionen verwaltet und irgendwo angelegt. Jetzt dagegen sind sie knallhart gefordert. Ein Fondsmanager, der pro Jahr 300 Unternehmensgspräche führt, ist keine Ausnahme. Das schafft kein Einzelkämpfer mehr. Also wird ein eingespieltes Team immer wichtiger.

Und worum geht’s bei den Unternehmensgesprächen? Man möchte nicht nur schicke Charts präsentiert bekommen. Der Markt ist wichtig, in dem sich das Unternehmen bewegt. Wie steht es in diesem Umfeld? Klare Aussagen dazu. Und: Die Erfahrung des Managements zählt, die persönliche Chemie untereinander. Wenn der Vorstandsvorsitzende und sein Finanzvorstand nicht miteinander können, lassen viele Fondsmanager gleich die Finger von den Aktien. Es werden also Eindrücke und Fakten gesammelt, die dem privaten Anleger nicht zugänglich sind. Erst dann wird entschieden, ob man die Aktien ins Portfolio nimmt.

Weltweit kontrollieren die Aktien-, Renten- und Geldmarkt-Fondsmanager 12 Billionen Euro. Bei den hohen Anlagesummen können sie durch massive Verkäufe oder Käufe bestimmter Aktien die Börsenkurse in die eine oder andere Richtung in Bewegung setzen. Und dies vor allem bei Aktien von kleineren Unternehmen. So konnte man 2000 am Neuen Markt deutliche Kurssenkungen erkennen, als sich die größeren Fonds von dort zurückgezogen haben.

Früh raus, rechtzeitig rein, so ist die alte Regel. Das ist die Formel, nach der die erfolgreichen Fonds im Jahr 2000 handelten. Die Formel billig einkaufen, teuer verkaufen ist eine Binsenweisheit, aber die haben viele mit Stock Picking befolgt. Das Hauptinteresse der Fondsmanager besteht eben darin, die Wertentwicklung ihres Portfolios voranzutreiben.

Und weil die Kleinanleger, die ja bevorzugt Fondsanteile kaufen, den anonymen Gesellschaften misstrauen, mussten die verantwortlichen Fondsmanager immer selbst in die Öffentlichkeit gehen. Menschen statt Institutionen. Der Erfolg war, dass sie plötzlich zu Gurus wurden, obgleich sie das gar nicht sein wollten.

Börse für Anfänger – Vom Sparer zum Anleger

Auch wenn es den Reichen und Superreichen besonders gut geht: Wer sich zur Mittelschicht zählt, kann auch nicht klagen. Wie das Prognos-Institut ermittelte, verfügt derjenige, der im Zentrum des statistischen Spektrums steht, immerhin über ein Immobilienvermögen im Werte von 32 000 Euro und über ein Geldvermögen in Höhe von 25 500 Euro. Damit lässt sich doch schon etwas anfangen. Für die Dresdner Bank steht außer Frage, dass das Einkommen aus Geldvermögen in seiner Bedeutung immer mehr gewonnen hat. In den neunziger Jahren machte das Einkommen aus Arbeit um 21 Prozent aus, das Einkommen aus Vermögen jedoch um 34,5 Prozent. Also, Leute, ihr müsst euer Geld nur richtig anlegen! Auch da rechnet die Dresdner Bank ihren Kunden vor, dass man in 25 Jahren Millionär werden kann, wenn man monatlich zwischen 200 und 250 Euro anlegt – es kommt eben nur drauf an, wie.

Das Wichtigste ist, dass man den Schritt von der Darlehenswirtschaft zur Investitionswirtschaft wagt. Was bedeutet das? In der Darlehenswirtschaft verleiht man sein Geld an andere, damit die damit ihr Unternehmen aufbauen können und Profite machen. Dafür zahlen sie Zinsen, die natürlich geringer sind als die Gewinne, denn sonst würde sich für sie die ganze Veranstaltung ja nicht lohnen. Nichts anderes macht man ja mit seinem normalen Sparbuch, bloß dass man der Bank oder der Sparkasse auch noch ein ordentliches Häppchen abgibt. In der Investitionswirtschaft schlägt man sich gleich auf die Seite der Unternehmer und beteiligt sich am Unternehmen direkt – und damit auch an den zu erwartenden Gewinnen. Diesen Überlegungen sind bis zum Jahr 2000 immerhin über 11 Millionen Deutsche gefolgt, die Aktien oder Anteile von Aktienfonds gekauft haben. Seit 1992 ist die Zahl der direkten Aktienbesitzer von 3,98 Millionen um 56,4 Prozent gestiegen. Ich kann nur sagen: weiter so!

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die Aktienbestände

der privaten Haushalte zwischen 1950 und 1999 außerordentlich stark gestiegen sind, nämlich von 3,4 Milliarden auf 87,5 Milliarden Euro, dass prozentual jedoch ihr Anteil am Aktienbesitz von 46,8 Prozent im Jahre 1950 auf 17,8 Prozent im Jahre 1990 zurückgegangen ist. Bis zum Jahr 1996 sackte er sogar auf 16,8 Prozent. Welchen Grund hat diese merkwürdige Entwicklung? Ganz einfach: Unternehmen, Banken und Versicherungen haben sich ebenfalls Aktien zugelegt. 1950 besaßen Unternehmen nur Aktien im Wert von 1,3 Milliarden Euro, das machte gerade mal 18 Prozent des Aktienbestands aus. 1990 hatten sich die prozentualen Verhältnisse des Aktienbesitzes dann fast umgekehrt. Da besaßen die Unternehmen nämlich 43,4 Prozent. Das Deutsche Aktieninstitut ist mit dieser Entwicklung nicht besonders glücklich. Besser wäre es, wenn mehr Privatleute über Aktien verfügten und so die geballte Macht von Unternehmen, Banken und Versicherungen etwas eindämmen könnten. In den USA und in Großbritannien besitzt schon jeder zweite Haushalt Aktien.

Warum kauft also nicht jeder Bundesbürger Aktien? Auf diese Frage hat das Deutsche Aktieninstitut Antworten gesammelt, die man mögen kann oder auch nicht. Es hat ermittelt, dass der durchschnittliche Geldanleger 30 bis 40 Jahre alt ist und männlich. Er befindet sich in leitender Angestelltenfunktion, ist selbstständig oder Beamter, und er hat ein Nettoeinkommen zwischen 3 000 und 4 000 Euro im Monat. Das ist natürlich viel Geld, aber vielleicht sollten sich die Leute, die netto etwas weniger in der Lohntüte haben, auch mal überlegen, was sie mit ihrem Geld Sinnvolles anstellen könnten. Immerhin sagen mehr als 50 Prozent in der für Anleger typischen Altersklasse, dass sie zurzeit kein oder zu wenig Geld zum Anlegen hätten. Dass sie sich mit Aktien zu wenig auskennen würden, ist das Argument von weniger als einem Drittel der Befragten. Man könnte also sagen, das Know-how ist da, aber die Kohle fehlt. Das Aktienrisiko spielt nicht einmal für ein Viertel von ihnen eine Rolle, und dass Aktien nur was für reiche Leute seien, glauben lediglich 12 Prozent. Also, was denn nun? Informationen haben sie, welche Aktien gerade attraktiv sind, nur 14,4 Prozent glauben nicht zu wissen, was gerade läuft, für 90 Prozent ist auch das Geschehen an der Börse transparent, und die Gebühren und Spesen sind nur für rund 7 Prozent zu hoch.

Im Grunde genommen behaupten alle, sie wüssten Bescheid, und die Konditionen wären auch nicht schlecht – und kneifen trotzdem. Das kann doch wohl nicht sein! Eigentlich sollte man den 11 Millionen, die den anderen jetzt schon vormachen, wie es geht, ein Denkmal setzen. Dafür gäbe es übrigens auch noch andere Gründe. Denn der deutsche Kleinanleger hat im vergangenen Jahr so extreme Situationen und Härtetests durchstehen müssen wie seit 1994 nicht mehr. Viel Geld und viele Hoffnungen sind im Börsenjahr 2000 im Neuen Markt verbrannt worden. Was hatte man dem Kleinanleger nicht alles für Versprechungen gemacht! Aber er hat nicht groß gejammert oder die Analysten beschimpft, die hoch bezahlten und raren jungen Damen und Herren, die früh das Börsengras wachsen zu hören glaubten und voll auf die Nase fielen. Nicht einmal Ron Sommer wurde in die Wüste gejagt, obwohl dessen zwei Börsennummern, T-Aktie und T-Online, extrem schlecht liefen und die Leitfiguren aus der Werbung, Manfred Krug und Robert T-Online, nach den Börsengängen sang- und klanglos verschwanden. Erst die Leute heiß machen, besonders bei der dritten Tranche der T- Aktie, und dabei geschickt die drohende Zuteilung an die Wand malen (Motto des Kleinanlegers: Hoffentlich kriegen wir welche, Liebling …), dann den Markt entscheiden lassen. Und der ist nun einmal gnadenlos. Von wegen Shareholder-Value.

Aber gut, 2000 ist vorbei. Und wie immer kamen die Bedenkenträger, die alles haben kommen sehen, zu spät.

Die Macht der Gefühle an der Börse

Es war André Kostolany, der seinen Lesern und Zuhörern immer wieder aufs Eindringlichste nahe legte, dass die Psychologie mindestens 90 Prozent des Börsengeschehens bestimmt. Nicht die tatsächlichen Ereignisse oder die Fakten entscheiden über die Entwicklung der Kurse, sondern die Art und Weise, in der sie von der Mehrzahl der Aktionäre wahrgenommen, interpretiert und in Entscheidungen umgesetzt werden. Dieselbe Preis- Gewinn-Relation bei ein und demselben Unternehmen kann zum einen Zeitpunkt als zu niedrig beurteilt werden und zu einem anderen als zu hoch.

Man braucht wahrscheinlich wirklich die in Jahrzehnten gereifte Lebensweisheit Kostolanys und die Vielfalt der durchlebten Situationen, um diese Subjektivität der Massen in ihrer ganzen Bedeutung zu verstehen. Die Börsenkurse folgen keiner Logik, auch wenn es uns die Analysten und Chartfanatiker immer wieder glauben machen wollen. Wer mit Statistiken umgehen kann, wird fast jeden Zusammenhang, ob zwischen der Börse und den Sternen oder zwischen der Börse und der Damenmode, beweisen können. Doch diese Erklärungen beweisen nur, dass es keine Zusammenhänge geben kann. Wären sie vorhanden, so hätte man sie längst gefunden, und es gäbe keine Börse mehr, sondern nur noch Fixpreise.

Was die Wissenschaftler entdeckt haben, ist der Zusammenhang mit der Massenpsychologie. 60 Prozent der mittelfristigen Kursschwankungen sollen sich eindeutig darauf zurückführen lassen. Zwar sind massenpsychologische Phänomene so schwer zu erklären und noch schwerer vorherzusagen, dass es dafür bis heute keine Formeln gibt, aber man hat nicht aufgegeben, sie zu suchen.

Was jedoch vorhergesagt werden kann, ist in einem bestimmten Rahmen das Verhalten des einzelnen Kapitalanlegers. Damit hat man immerhin einen Ansatz und jeder kann sein eigenes Verhalten optimieren, wenn er in der Lage ist, sich zu ändern. Aber auch das fällt den meisten Menschen schwer. Erst recht, wenn es um ihr Verhältnis zum Geld geht.

Typologie der Kleinanleger
Nicht jeder, der Geld zur Verfügung hat, geht auch in gleicher Weise damit um, wenn es darum geht, Aktien zu kaufen. Fünf verschiedene

Anlegertypen soll es geben:

  1. Der Stille Teilhaber. Er möchte auch am verlockenden Börsengeschäft teilnehmen, allerdings nur aus sicherer Distanz. Dieser Anlegertyp besitzt in der Regel nur Fonds und ist zu einer kleinen Risikostreuung bereit.
  2. Der Klein-Absahner kommt etwas stärker aus der Deckung heraus. Er will nicht nur eine Beratung, sondern teilweise selbst seine Entscheidung treffen und nicht alles seinem Berater überlassen. Er schwankt ständig zwischen seiner Gewinngier und seinem Sicherheitsdenken und handelt entsprechend. Klein-Absahner investieren vor allem in Standardaktien mit eingebauter Sicherheitsdividende.
  3. Der Quartalsspekulant. Er weiß um das Risiko, dass er dem Börsenlaster und seiner Eigendynamik schnell verfallen könnte. So handelt er nur sporadisch, als wenn er eine Spielbank besuchte. Der Quartalsspekulant investiert meist kurzfristig, kauft und verkauft ebenso schnell. Seine Entscheidungen trifft er mehr aus dem Bauch heraus.
  4. Der Systemzocker. Er geht bewusst hohes Risiko ein und engagiert sich in Hot Stocks, Nebenwerten, Außenseitern, in Derivaten und Optionsscheinen. Standardaktien langweilen ihn. Er kennt sich gut aus, hat einige Krisen an den Börsen überwunden und kennt Überlebensstrategien wie Limits für den Ein- und Ausstieg.
  5. Der Schicksalshasardeur. Er ist berauscht vom gesamten Geschehen, taucht in die Börse ein wie in eine Droge, setzt alles aufs Spiel, versetzt sogar Haus, Hof, Katze und Hund. Wie ein Kasinobesucher, der sich kein Limit setzt. Auch ihn haben Anfangserfolge zum Weitermachen animiert. Ein Crash an der Börse wird bei ihm zum existenziellen Absturz.

Die Zahl der Schicksalshasardeure ist kräftig gestiegen: Man hängt seinen Menschenverstand an den Kleiderhaken, wenn man sieht, dass ein Freund schnell reich geworden ist. Da will man nicht zurückstehen und es ihm gleichtun. Schnell gehen alle Regeln über Bord, die man als relativ risikobewusster Mensch einmal hatte.

In der bekannten Zeitung mit vier Buchstaben rühmte sich ein Lehrer: Ich habe innerhalb von zwei Tagen ein Lehrer-Jahresgehalt gewonnen. Warum arbeite ich eigentlich noch? Muss ich das? Müssen überhaupt andere arbeiten? Ich kann doch viel schneller an der Börse Kohle machen. Gottlob ist diese Mentalität (Börse statt Arbeit!) weg und raus. Auch eine heilsame Lehre aus dem Schock am Neuen Markt.

Börse für Anfänger – guter Rat der Börsengurus

Gurus haben unter echten Börsenfachleuten längst keine so große Konjunktur wie in der breiten Masse der Kleinanleger. Irgendwann hat jeder Guru mal Recht, heißt es unter den Profis, nur weiß man leider vorher nicht, wann. Hinterher ist natürlich jeder schlauer. Erstaunlich ist auch, dass bei vielen Gurus das Erfolgserlebnis schon ziemlich lange zurückliegt. Besonders die Vorhersage des Crashs vom Oktober 1987 hat viele berühmt gemacht. Andererseits hatten manche von den Jung-Gurus damals noch nicht mal das Abitur in der Tasche und finden heute manchmal mehr Beachtung als Leute mit 30 Jahren Erfahrung. Man muss also auch etwas dafür tun, damit der Ruhm nicht verblasst, wie einige Beispiele zeigen.

Unter den von anderen so bezeichneten und verherrlichten Börsengurus sind erstaunlich viele, die überhaupt keinen Wert auf diese Bezeichnung legen und sogar strikt davon abraten, dem Rat von Gurus zu folgen. Das sind natürlich hauptsächlich jene, die davon leben, ihre Erkenntnisse selbst zu nutzen und in harte Währung umzuwandeln, bevor sie anderen davon erzählen. Aber auch die Zahl deren, die sich lieber auf den Ratgeberseiten der Zeitschriften, im Buchhandel oder in Seminarsälen tummeln, wächst. Die Gurus sind eben ein buntes Völkchen.

Das Gespür der Frauen für Geld
Man sagt immer, Frauen würden sich im Gegensatz zu den Männern mehr auf ihr Gefühl verlassen und auch bei Aktiengeschäften eher aus dem

Bauch heraus entscheiden. Auf die beiden wichtigsten amerikanischen weiblichen Gurus und auch auf unsere deutsche Spitzenfrau trifft das keineswegs zu. Es fällt auf, dass diese drei Frauen im Gegenteil wesentlich mehr Wert auf Zahlen legen als die männlichen Gurus.

Die kleine, stille, stets unauffällig und konservativ gekleidete Abby Joseph Cohen (Jahrgang 1953) ist Chefanalystin bei Goldman Sachs und einer der meistrespektierten Gurus der Wall Street, ln der Rangliste des US-Wirtschaftsmagazins Fortune hat sie es auf einen der ersten zehn Plätze der einflussreichsten Frauen der US-Unternehmenswelt geschafft. Ihr Berufsleben startete sie in der Abteilung Forschung und Statistik der US- Zentralbank Fed, kam dann zur Fondsgesellschaft T. Rowe Price und dem Investmenthaus Drexel Burnham Lambert. Seit 1990 bei Goldman Sachs, wurde sie im Crash-Herbst 1998 dort Partner und gehört damit zum innersten Führungskreis.

Seit fast zehn Jahren sagt Abby Cohen steigende Aktienkurse voraus, und ihr Daueroptimismus gibt ihr meist Recht. Kein Wunder, dass sie in den USA zur Kultfigur geworden. Sie hat nicht nur den Riecher für das, was sich an der Börse tun wird, sondern auch die Gabe, Zusammenhänge einfach und verständlich zu erklären.

Den Crash im Herbst 1998 begründete sie damit, dass die Anleger immer mehr auf Kredit investiert hatten. Wegen der damit verbundenen wachsenden Forderungen der Geldgeber mussten viele Anleger wertvolle Positionen verkaufen, was dann zu den kräftigen Kursrückgängen führte. Den Grund dafür, dass die Kursschwankungen an der Wall Street heute stärker sind als früher, sieht Cohen darin, dass die US-Werte vor ein paar Jahren unterbewertet waren und deshalb auch gern länger gehalten wurden. Heute sind sie mit einem fairen Preis bewertet und werden häufiger verkauft, was also zu stärkeren Kursschwankungen führt.

Abby Cohen rechnet für ihre langfristigen Analysen mit bis zu zwölf verschiedenen mathematischen Modellen und konzentriert sich mehr auf den S&P-500-Index als auf den Dow Jones, weil dieser aus ihrer Sicht das beste Börsenbarometer für den US-Aktienmarkt ist. Sie bevorzugt Branchen, die von der jeweiligen Konjunkturlage profitieren.

Elaine Garzarelli (Jahrgang 1947) analysiert seit mehr als 20 Jahren die Börse. Die diplomierte Volkswirtin hatte einige Semester mit Alan Green- span studiert. Wie er hat sie eine Leidenschaft für Zahlen. Sie promovierte in Statistik. Zum Guru wurde sie ganz plötzlich, als sie den Börsencrash 1987 voraussagte. Danach lag sie auch mit der Prophezeiung der Baisse von 1990 sowie der Hausse von 1995 richtig. Seitdem hieß sie nur die Kassandra der Wall Street. Ein Jahr später lag sie dann mit ihrer Prognose voll daneben. Sie blies zum Ausstieg, aber die Börse erlebte ihre längste Boomphase.

Zehn Jahre war Elaine Garzarelli Marktstrategin beim Investmenthaus Lehman Brothers. Als ihr Investmentfonds von 1989 bis 1994 nur 38 Prozent zulegte, während der Dow Jones in dieser Zeit um 74 Prozent stieg, endete die Zusammenarbeit ziemlich abrupt und Elaine Garzarelli geriet vorübergehend in Vergessenheit. Kurz darauf machte sie sich mit ihrer Vermögensverwaltungsfirma Garzarelli Capital Inc. selbstständig.

Mittlerweile betreut sie Kundengelder von über einer Milliarde Dollar. Sie ist regelmäßig in Fernsehmagazinen präsent, in Sendungen wie ABC Good Morning America, CNBC The Nightly Business Report, CNN Moneyline und Fox Business News. Jeweils zwei Wochen eines Monats recherchiert Garzarelli für ihre Monatsreports, die sie dann anschließend ihren institutionellen Klienten präsentiert.

Sie benutzt ihre Garzareil¡-Indikatoren, um das zeitliche Verhalten der Börse vorherzusagen und lukrative Branchen zu identifizieren. Dieses System hat sie in über zehn Jahren entwickelt. Es basiert auf 14 Indikatoren aus der Gewinnerwartung, der Geldpolitik, der fundamentalen Aktienbewertung sowie der Stimmung am Markt.

Elaine Garzarelli wurde als eine der erfolgreichsten Marktstrateginnen der USA vom Fortune Magazine als Business Wömen of the Year ausgezeichnet. Ans Aufhören denkt Garzarelli, die in New York und Florida wohnt, selbst nach 20 Jahren Wall Street noch nicht. Aussteigen will sie erst mit 80, da bisher jeder Versuch, sich ein ruhiges Leben zu machen, gescheitert ist.

Das sind Elaine Garzarellis Erfolgstipps: Bevorzugen Sie Staatsanleihen mit zweijähriger Laufzeit, kurzfristig rückzahlbare Geldmarktpapiere, die Branchen Banken, Pharma, Halbleiterindustrie und Lebensmittel, da deren Produkte immer, auch in einer Rezession gebraucht werden. Von Auto- und Textilwerten die Finger weg. Elisabeth Weisenhorn (Jahrgang 1957) studierte in München Volkswirtschaft und lernte bei Kostolany die Geheimnisse des Börsengeschäfts. Nach Stationen bei der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank und an der Wall Street ging sie zur Deutsche Bank Fondgesellschaft DWS, wo sie seit 1991 das Fondsmanagement für europäische Aktien leitete. Mit ihrem Fonds erreichte sie eine traumhafte Wertsteigerung von 125 Prozent pro Jahr.

Im März 2000 hat sie sich selbstständig gemacht, gemeinsam mit fünf Partnern gründete sie die Weisenhorn & Partner Financial Services, darunter ihr Bruder Johann Weisenhorn, Exvorstand bei Merrill Lynch in Wien. Er ist für amerikanische Fonds verantwortlich, sie für europäische. Dabei betreut sie weiterhin den Neuer-Markt-Fonds der DWS. Gemeinsam verwalten die Geschwister Aktiendepots vermögender Privatkunden, und zwar für den stolzen Satz von 10 Prozent Gewinnbeteiligung.

Elisabeth Weisenhorn gilt als Topfrau der deutschen Fondsszene, will sich aber nicht als Guru verstanden sehen. Guru sei jemand, dem man blind vertraut. Genau das aber sollen ihre Anleger nicht tun. Als ihr Erfolgsrezept nennt sie, dass sie sich streng und ausschließlich an die nackten Zahlen hält. Die Fakten zählen, nicht der persönliche Eindruck. Die Anleger sollten analytisch und langfristig handeln, vor allem sei es wichtig zu diversifizieren.

Börse für Anfänger – Welt Indizes

Um Sie nicht zu langweilen, will ich Ihnen aus der Vielzahl der vorhandenen Indizes nur die wichtigsten europäischen und amerikanischen kurz vorstellen.

Europa ist im Kommen
Im EuroStoxx 50 sind die Aktien der 50 größten europäischen Unternehmen zusammengefasst. Es handelt sich vor allem um traditionsreiche Unternehmen, aber auch um einige Hightechwerte. Der EuroStoxx 50 misst die Entwicklung der Börsen im ganzen Euroland und nimmt deshalb mit Hinblick auf die Europäische Währungsunion an Bedeutung zu. Vielleicht wird er auch einmal die vielen nationalen Indizes ablösen.

Der CAC 40 umfasst die 40 umsatzstärksten Aktien an der Pariser Börse, gemessen an ihrer Börsenkapitalisierung, und der FTSE 100 die 100 nach der Börsenkapitalisierung größten Unternehmen, die an der Londoner Börse gelistet sind.

Amerikas Orientierungssysteme für die Welt
Der bekannteste amerikanische Index ist der Dow Jones Industrial Average, ein reiner Kursindex, der stets gemeint ist, wenn man verkürzt vom Dow Jones spricht. Er wurde bereits 1886 durch Charles H. Dow eingeführt. Damals enthielt er zwölf Aktien von großen Industrieunternehmen. Seit 1928 umfasst er 30 Aktien. Der Dow ist wohl der wichtigste Index der Welt, weil New York nach wie vor die Weltleitbörse ist. Fällt der Dow Jones stark, gehen meist weltweit die Aktienkurse zurück, und sie steigen umgekehrt, wenn der Index steigt. Seinen bisherigen Höchststand erreichte der Dow Jones Ende August 2000.

Der Standard & Poor’s 500 ist für die USA ein sehr wichtiger Index, denn er enthält die Aktien der 500 größten US-Unternehmen – das sind 400 Industrieaktien, 40 Versorgungsaktien, 40 Finanzaktien und 20 Transportaktien -, und zeigt so im Prinzip die Entwicklung des gesamten US- Marktes an. Weil der Standard & Poor’s breiter angelegt ist und auch modernere Technologiewerte mit einbezieht, halten ihn einige Investoren für noch wichtiger als den Dow Jones.

Nasdaq ist die Abkürzung für National Association of Securities Dealers Automated Quotation Systems. Dabei handelt es sich um die größte elektronische Börse der Welt. Sie nahm im Februar 1971 ihren Betrieb auf. Ursprünglich war sie wie bei uns der Neue Markt als Börse für kleinere Unternehmen gedacht, die zwar gute Ideen, aber nicht genügend Geld hatten. Davon sind allerdings heute viele sehr groß geworden, wie Dell, Microsoft oder Yahoo!. Die Nasdaq wird auch Technologiebörse genannt, da sie von Hightech- und Internetaktien beherrscht wird.

Als Index gibt es den Nasdaq All Composite Index, der alle rund 5000 Aktien umfasst, und einen Nasdaq-100-Index, der die 100 größten Unternehmen an der Börse einbezieht. Der Nasdaq-Index ist in der Vergangenheit deutlich stärker gestiegen als der Dow Jones, und es gibt auch erheblich stärkere Kursausschläge als bei den Standardwerten.

Machen wir zum Schluss noch einen Abstecher nach Tokio. An der Tokioter Börse gibt es zwei Nikkei-Indizes, einen mit 225 und einen mit 300 Werten. Der 1949 eingeführte Nikkei 225 ist ein Kursindex, zur Kursfeststellung wird einfach das arithmetische Mittel der im Index enthaltenen Kurse gebildet. Der 1993 eingeführte Nikkei 300 berücksichtigt, ähnlich wie der DAX, neben der Kursentwicklung auch die Börsenkapitalisierung der in ihm vertretenen Aktien.